Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Vierzehntes Capitel. Aldrovanda vesiculosa. Fängt Krustenthiere. -- Structur der Blätter im Vergleich mit denen der Dionaea. Diese Pflanze kann eine kleine, im Wasser wachsende Dionaea 1 Seit seiner ersten Publication hat Stein gefunden, dasz die Reizbarkeit der Blätter von De Sassus beobachtet worden ist, was im "Bullet. Soc. de Bot. de France", 1861, mitgetheilt wird. Delpino gibt in einem, 1871 publicirten Auf- satz an (Nuovo Giornale Bot. Ital. Vol. III, p. 74), dasz "una quantita di chioc- cioline e di altri animalcoli acquatici" gefangen und von den Blättern erstickt werden. Chioccioline sind Süszwasser-Schalthiere. Es wäre interessant, zu wissen, ob ihre Schalen überhaupt von der Säure des verdauenden Secrets angegriffen wurden. 2 Ich bin diesem ausgezeichneten Naturforscher zu Dank verpflichtet, dasz
er mir seine Abhandlung über Aldrovanda noch vor ihrer Veröffentlichung in den "Beiträgen zur Biologie der Pflanzen" 5. Heft, 1875, p. 71 geschickt hat. Vierzehntes Capitel. Aldrovanda vesiculosa. Fängt Krustenthiere. — Structur der Blätter im Vergleich mit denen der Dionaea. Diese Pflanze kann eine kleine, im Wasser wachsende Dionaea 1 Seit seiner ersten Publication hat Stein gefunden, dasz die Reizbarkeit der Blätter von De Sassus beobachtet worden ist, was im „Bullet. Soc. de Bot. de France‟, 1861, mitgetheilt wird. Delpino gibt in einem, 1871 publicirten Auf- satz an (Nuovo Giornale Bot. Ital. Vol. III, p. 74), dasz „una quantità di chioc- cioline e di altri animalcoli acquatici‟ gefangen und von den Blättern erstickt werden. Chioccioline sind Süszwasser-Schalthiere. Es wäre interessant, zu wissen, ob ihre Schalen überhaupt von der Säure des verdauenden Secrets angegriffen wurden. 2 Ich bin diesem ausgezeichneten Naturforscher zu Dank verpflichtet, dasz
er mir seine Abhandlung über Aldrovanda noch vor ihrer Veröffentlichung in den „Beiträgen zur Biologie der Pflanzen‟ 5. Heft, 1875, p. 71 geschickt hat. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0304" n="[290]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vierzehntes Capitel.<lb/><hi rendition="#g">Aldrovanda vesiculosa.</hi></hi> </head><lb/> <argument> <p>Fängt Krustenthiere. — Structur der Blätter im Vergleich mit denen der <hi rendition="#i">Dionaea.</hi><lb/> — Aufsaugung der Drüsen, der viertheiligen Fortsätze und der Spitzen an<lb/> den nach innen gefalteten Rändern. — <hi rendition="#i">Aldrovanda vesiculosa</hi>, var. <hi rendition="#i">australis</hi><lb/> — Fängt sich Beute. — Aufsaugung thierischer Substanz. — <hi rendition="#i">Aldrovanda<lb/> vesiculosa,</hi> var. <hi rendition="#i">verticillata.</hi> — Schluszbemerkungen.</p> </argument><lb/> <p>Diese Pflanze kann eine kleine, im Wasser wachsende <hi rendition="#i">Dionaea</hi><lb/> genannt werden. <hi rendition="#k">Stein</hi> entdeckte 1873, dasz die zweilappigen Blätter,<lb/> welche in Europa gewöhnlich geschlossen gefunden werden, sich unter<lb/> einer genügend hohen Temperatur öffnen und wenn sie berührt wer-<lb/> den, plötzlich schlieszen<note place="foot" n="1"> Seit seiner ersten Publication hat <hi rendition="#g">Stein</hi> gefunden, dasz die Reizbarkeit<lb/> der Blätter von <hi rendition="#g">De Sassus</hi> beobachtet worden ist, was im „Bullet. Soc. de Bot.<lb/> de France‟, 1861, mitgetheilt wird. <hi rendition="#g">Delpino</hi> gibt in einem, 1871 publicirten Auf-<lb/> satz an (Nuovo Giornale Bot. Ital. Vol. III, p. 74), dasz „una quantità di chioc-<lb/> cioline e di altri animalcoli acquatici‟ gefangen und von den Blättern erstickt<lb/> werden. <hi rendition="#i">Chioccioline</hi> sind Süszwasser-Schalthiere. Es wäre interessant, zu wissen,<lb/> ob ihre Schalen überhaupt von der Säure des verdauenden Secrets angegriffen<lb/> wurden.</note>. Sie breiten sich in von 24 bis 36 Stunden<lb/> wieder aus; aber, wie es scheint, nur wenn unorganische Gegenstände<lb/> eingeschlossen wurden. Die Blätter enthalten zuweilen Luftblasen<lb/> und wurden früher für Blasen gehalten; daher der specifische Name<lb/><hi rendition="#i">„vesiculosa‟.</hi> <hi rendition="#k">Stein</hi> beobachtete, dasz Wasser-Insecten manchmal ge-<lb/> fangen wurden, und Prof. <hi rendition="#k">Cohn</hi> hat wiederholt in den Blättern natür-<lb/> lich wachsender Pflanzen viele Arten von Krustenthieren und Larven<lb/> gefunden<note place="foot" n="2">Ich bin diesem ausgezeichneten Naturforscher zu Dank verpflichtet, dasz<lb/> er mir seine Abhandlung über <hi rendition="#i">Aldrovanda</hi> noch vor ihrer Veröffentlichung in<lb/> den „Beiträgen zur Biologie der Pflanzen‟ 5. Heft, 1875, p. 71 geschickt hat.</note>. Pflanzen, die in filtrirtem Wasser gehalten worden waren,<lb/> wurden von ihm in ein Gefäsz, welches zahlreiche Krustenthiere der<lb/> Gattung <hi rendition="#i">Cypris</hi> enthielt, gethan, und am nächsten Morgen wurden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[290]/0304]
Vierzehntes Capitel.
Aldrovanda vesiculosa.
Fängt Krustenthiere. — Structur der Blätter im Vergleich mit denen der Dionaea.
— Aufsaugung der Drüsen, der viertheiligen Fortsätze und der Spitzen an
den nach innen gefalteten Rändern. — Aldrovanda vesiculosa, var. australis
— Fängt sich Beute. — Aufsaugung thierischer Substanz. — Aldrovanda
vesiculosa, var. verticillata. — Schluszbemerkungen.
Diese Pflanze kann eine kleine, im Wasser wachsende Dionaea
genannt werden. Stein entdeckte 1873, dasz die zweilappigen Blätter,
welche in Europa gewöhnlich geschlossen gefunden werden, sich unter
einer genügend hohen Temperatur öffnen und wenn sie berührt wer-
den, plötzlich schlieszen 1. Sie breiten sich in von 24 bis 36 Stunden
wieder aus; aber, wie es scheint, nur wenn unorganische Gegenstände
eingeschlossen wurden. Die Blätter enthalten zuweilen Luftblasen
und wurden früher für Blasen gehalten; daher der specifische Name
„vesiculosa‟. Stein beobachtete, dasz Wasser-Insecten manchmal ge-
fangen wurden, und Prof. Cohn hat wiederholt in den Blättern natür-
lich wachsender Pflanzen viele Arten von Krustenthieren und Larven
gefunden 2. Pflanzen, die in filtrirtem Wasser gehalten worden waren,
wurden von ihm in ein Gefäsz, welches zahlreiche Krustenthiere der
Gattung Cypris enthielt, gethan, und am nächsten Morgen wurden
1 Seit seiner ersten Publication hat Stein gefunden, dasz die Reizbarkeit
der Blätter von De Sassus beobachtet worden ist, was im „Bullet. Soc. de Bot.
de France‟, 1861, mitgetheilt wird. Delpino gibt in einem, 1871 publicirten Auf-
satz an (Nuovo Giornale Bot. Ital. Vol. III, p. 74), dasz „una quantità di chioc-
cioline e di altri animalcoli acquatici‟ gefangen und von den Blättern erstickt
werden. Chioccioline sind Süszwasser-Schalthiere. Es wäre interessant, zu wissen,
ob ihre Schalen überhaupt von der Säure des verdauenden Secrets angegriffen
wurden.
2 Ich bin diesem ausgezeichneten Naturforscher zu Dank verpflichtet, dasz
er mir seine Abhandlung über Aldrovanda noch vor ihrer Veröffentlichung in
den „Beiträgen zur Biologie der Pflanzen‟ 5. Heft, 1875, p. 71 geschickt hat.
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