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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung.
scher Öle thun, denn sie verursachen rapide und starke Einbiegung.
Alkohol ist kein Reizmittel. Die Dämpfe von Campher, Alkohol
Chloroform, Schwefel- und Salpeter-Äther sind in mäszig groszen
Dosen giftig, dienen aber in kleinen Dosen als Narcotica oder Anaesthe-
tica, welche die folgende Einwirkung von Fleisch bedeutend aufhalten.
Einige dieser Dämpfe wirken aber auch als Reizmittel, rapide, bei-
nahe krampfhafte Bewegungen in den Tentakeln erregend. Kohlen-
säure ist gleichfalls ein Narcoticum und verzögert die Zusammen-
ballung des Protoplasma, wenn später kohlensaures Ammoniak ge-
geben wird. Der erste Zutritt von Luft zu Pflanzen, welche in dieses
Gas eingetaucht gehalten worden sind, wirkt zuweilen als Reizmittel
und führt Bewegung herbei. Es würde aber, wie früher schon be-
merkt, eine specielle Pharmocopöe nothwendig sein, die verschieden-
artigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf die Blätter der Dro-
sera
zu beschreiben.

Im zehnten Capitel wurde gezeigt, dasz die Empfindlichkeit der
Blätter gänzlich auf die Drüsen und auf die unmittelbar darunter-
liegenden Zellen beschränkt zu sein scheint. Es wurde ferner gezeigt,
dasz der motorische Impuls und andere von den Drüsen, wenn sie
gereizt werden, ausgehende Kräfte oder Einflüsse durch das Zell-
gewebe und nicht den fibrovasalen Bündeln entlang gehn. Eine Drüse
sendet ihren motorischen Impuls mit groszer Rapidität den Stiel des
nämlichen Tentakels nach dem basalen Theil hinab, welcher allein
sich biegt. Der dann weiter gehende Impuls breitet sich nach allen
Seiten auf die umgebenden Tentakeln aus, zuerst diejenigen afficirend,
welche am nächsten und dann die, welche weiter wegstehn. Aber
dadurch, dasz er auf diese Weise verbreitet wird, und weil die Zellen
der Scheibe nicht so verlängert sind wie die der Tentakeln, verliert
er an Kraft und schreitet hier viel langsamer fort, als die Tentakel-
stiele hinab. In Folge der Richtung und der Form der Zellen läuft
er auch mit gröszerer Leichtigkeit und Geschwindigkeit in einer
longitudinalen Richtung über die Scheibe als in einer queren. Der
von den Drüsen der äuszersten randständigen Tentakeln ausgehende
Impuls scheint nicht Kraft genug zu haben, die nächststehenden Ten-
takeln zu afficiren; und dies dürfte zum Theil Folge ihrer Länge
sein. Der Impuls von den Drüsen der nächsten wenigen inneren
Reihen breitet sich hauptsächlich nach den Tentakeln auf jeder Seite
und nach der Mitte des Blattes hin aus; aber der von den Drüsen

Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung.
scher Öle thun, denn sie verursachen rapide und starke Einbiegung.
Alkohol ist kein Reizmittel. Die Dämpfe von Campher, Alkohol
Chloroform, Schwefel- und Salpeter-Äther sind in mäszig groszen
Dosen giftig, dienen aber in kleinen Dosen als Narcotica oder Anaesthe-
tica, welche die folgende Einwirkung von Fleisch bedeutend aufhalten.
Einige dieser Dämpfe wirken aber auch als Reizmittel, rapide, bei-
nahe krampfhafte Bewegungen in den Tentakeln erregend. Kohlen-
säure ist gleichfalls ein Narcoticum und verzögert die Zusammen-
ballung des Protoplasma, wenn später kohlensaures Ammoniak ge-
geben wird. Der erste Zutritt von Luft zu Pflanzen, welche in dieses
Gas eingetaucht gehalten worden sind, wirkt zuweilen als Reizmittel
und führt Bewegung herbei. Es würde aber, wie früher schon be-
merkt, eine specielle Pharmocopöe nothwendig sein, die verschieden-
artigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf die Blätter der Dro-
sera
zu beschreiben.

Im zehnten Capitel wurde gezeigt, dasz die Empfindlichkeit der
Blätter gänzlich auf die Drüsen und auf die unmittelbar darunter-
liegenden Zellen beschränkt zu sein scheint. Es wurde ferner gezeigt,
dasz der motorische Impuls und andere von den Drüsen, wenn sie
gereizt werden, ausgehende Kräfte oder Einflüsse durch das Zell-
gewebe und nicht den fibrovasalen Bündeln entlang gehn. Eine Drüse
sendet ihren motorischen Impuls mit groszer Rapidität den Stiel des
nämlichen Tentakels nach dem basalen Theil hinab, welcher allein
sich biegt. Der dann weiter gehende Impuls breitet sich nach allen
Seiten auf die umgebenden Tentakeln aus, zuerst diejenigen afficirend,
welche am nächsten und dann die, welche weiter wegstehn. Aber
dadurch, dasz er auf diese Weise verbreitet wird, und weil die Zellen
der Scheibe nicht so verlängert sind wie die der Tentakeln, verliert
er an Kraft und schreitet hier viel langsamer fort, als die Tentakel-
stiele hinab. In Folge der Richtung und der Form der Zellen läuft
er auch mit gröszerer Leichtigkeit und Geschwindigkeit in einer
longitudinalen Richtung über die Scheibe als in einer queren. Der
von den Drüsen der äuszersten randständigen Tentakeln ausgehende
Impuls scheint nicht Kraft genug zu haben, die nächststehenden Ten-
takeln zu afficiren; und dies dürfte zum Theil Folge ihrer Länge
sein. Der Impuls von den Drüsen der nächsten wenigen inneren
Reihen breitet sich hauptsächlich nach den Tentakeln auf jeder Seite
und nach der Mitte des Blattes hin aus; aber der von den Drüsen

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[249/0263] Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung. scher Öle thun, denn sie verursachen rapide und starke Einbiegung. Alkohol ist kein Reizmittel. Die Dämpfe von Campher, Alkohol Chloroform, Schwefel- und Salpeter-Äther sind in mäszig groszen Dosen giftig, dienen aber in kleinen Dosen als Narcotica oder Anaesthe- tica, welche die folgende Einwirkung von Fleisch bedeutend aufhalten. Einige dieser Dämpfe wirken aber auch als Reizmittel, rapide, bei- nahe krampfhafte Bewegungen in den Tentakeln erregend. Kohlen- säure ist gleichfalls ein Narcoticum und verzögert die Zusammen- ballung des Protoplasma, wenn später kohlensaures Ammoniak ge- geben wird. Der erste Zutritt von Luft zu Pflanzen, welche in dieses Gas eingetaucht gehalten worden sind, wirkt zuweilen als Reizmittel und führt Bewegung herbei. Es würde aber, wie früher schon be- merkt, eine specielle Pharmocopöe nothwendig sein, die verschieden- artigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf die Blätter der Dro- sera zu beschreiben. Im zehnten Capitel wurde gezeigt, dasz die Empfindlichkeit der Blätter gänzlich auf die Drüsen und auf die unmittelbar darunter- liegenden Zellen beschränkt zu sein scheint. Es wurde ferner gezeigt, dasz der motorische Impuls und andere von den Drüsen, wenn sie gereizt werden, ausgehende Kräfte oder Einflüsse durch das Zell- gewebe und nicht den fibrovasalen Bündeln entlang gehn. Eine Drüse sendet ihren motorischen Impuls mit groszer Rapidität den Stiel des nämlichen Tentakels nach dem basalen Theil hinab, welcher allein sich biegt. Der dann weiter gehende Impuls breitet sich nach allen Seiten auf die umgebenden Tentakeln aus, zuerst diejenigen afficirend, welche am nächsten und dann die, welche weiter wegstehn. Aber dadurch, dasz er auf diese Weise verbreitet wird, und weil die Zellen der Scheibe nicht so verlängert sind wie die der Tentakeln, verliert er an Kraft und schreitet hier viel langsamer fort, als die Tentakel- stiele hinab. In Folge der Richtung und der Form der Zellen läuft er auch mit gröszerer Leichtigkeit und Geschwindigkeit in einer longitudinalen Richtung über die Scheibe als in einer queren. Der von den Drüsen der äuszersten randständigen Tentakeln ausgehende Impuls scheint nicht Kraft genug zu haben, die nächststehenden Ten- takeln zu afficiren; und dies dürfte zum Theil Folge ihrer Länge sein. Der Impuls von den Drüsen der nächsten wenigen inneren Reihen breitet sich hauptsächlich nach den Tentakeln auf jeder Seite und nach der Mitte des Blattes hin aus; aber der von den Drüsen

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/263>, abgerufen am 27.11.2024.