Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
von den Domainen.
die Cammer in dem ersten Falle den Anwachs
einbüßen, und in dem andern Falle in der Fol-
ge der Zeit einen Jnnwohner des Staats be-
kommen, der unvermögend ist, sich in demselben
zu ernähren. Auch dieß ist wider das Cam-
mer-Interesse.
Fürs dritte, ist es möglich, daß der Pachter die-
se Gefälle durch Preßung der Unterthanen er-
höhen könne, so wird diese Verpachtung sehr
leicht eine Gelegenheit, diejenigen im Staate
verdrüßlich zu machen, die bemühet sind, sich in
demselben reichlich zu ernähren. Sie wird
Fremden die Lust benehmen, mit den Jnnwoh-
nern des Staats zu handeln, und so ferner.
Wer dasjenige überleget, was wir §. 111 und
folgenden der Policey, wie auch §. 21 die-
ses letzten Theiles abgehandelt haben, der muß
uns diesen Schluß verwilligen, daß die Ver-
pachtung dieser Gefälle mehr gefährlich als nütz-
lich sey.
§. 37.

Jst die Rede von der unbestimmten Ausbeute derJn Ansehung
der unbe-
stimmten Ge-
fälle, ist die
Erb-Ver-
pachtung
nützlich.

Domainen, die dem Fleiße und der Geschicklichkeit
des Besitzers unterworfen sind, so verdienet die
Erb-Verpachtung einen besondern Vorzug. Jch
will es beweisen, daß die Cammer durch diesen Weg
die Domainen am höchsten nutzen könne. Der Be-
weiß ist dieser: Verpachtet die Cammer die Domai-
nen erblich, so weiß es der Pachter, daß alle Ver-
beßerungen ihm und seinen Erben zum Nutzen gerei-
chen (§. 32.). Dieß wird ihm, wenn er ein Wirth
ist, der Fähigkeit genug besitzet, die Wirthschaft mit
Verstand zu treiben, Bewegungs-Gründe geben, das
gepachtete Guth immer mehr und mehr zu verbessern.

Dieß
O o 4
von den Domainen.
die Cammer in dem erſten Falle den Anwachs
einbuͤßen, und in dem andern Falle in der Fol-
ge der Zeit einen Jnnwohner des Staats be-
kommen, der unvermoͤgend iſt, ſich in demſelben
zu ernaͤhren. Auch dieß iſt wider das Cam-
mer-Intereſſe.
Fuͤrs dritte, iſt es moͤglich, daß der Pachter die-
ſe Gefaͤlle durch Preßung der Unterthanen er-
hoͤhen koͤnne, ſo wird dieſe Verpachtung ſehr
leicht eine Gelegenheit, diejenigen im Staate
verdruͤßlich zu machen, die bemuͤhet ſind, ſich in
demſelben reichlich zu ernaͤhren. Sie wird
Fremden die Luſt benehmen, mit den Jnnwoh-
nern des Staats zu handeln, und ſo ferner.
Wer dasjenige uͤberleget, was wir §. 111 und
folgenden der Policey, wie auch §. 21 die-
ſes letzten Theiles abgehandelt haben, der muß
uns dieſen Schluß verwilligen, daß die Ver-
pachtung dieſer Gefaͤlle mehr gefaͤhrlich als nuͤtz-
lich ſey.
§. 37.

Jſt die Rede von der unbeſtimmten Ausbeute derJn Anſehung
der unbe-
ſtimmten Ge-
faͤlle, iſt die
Erb-Ver-
pachtung
nuͤtzlich.

Domainen, die dem Fleiße und der Geſchicklichkeit
des Beſitzers unterworfen ſind, ſo verdienet die
Erb-Verpachtung einen beſondern Vorzug. Jch
will es beweiſen, daß die Cammer durch dieſen Weg
die Domainen am hoͤchſten nutzen koͤnne. Der Be-
weiß iſt dieſer: Verpachtet die Cammer die Domai-
nen erblich, ſo weiß es der Pachter, daß alle Ver-
beßerungen ihm und ſeinen Erben zum Nutzen gerei-
chen (§. 32.). Dieß wird ihm, wenn er ein Wirth
iſt, der Faͤhigkeit genug beſitzet, die Wirthſchaft mit
Verſtand zu treiben, Bewegungs-Gruͤnde geben, das
gepachtete Guth immer mehr und mehr zu verbeſſern.

Dieß
O o 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0603" n="583"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Domainen.</hi></fw><lb/>
die Cammer in dem er&#x017F;ten Falle den Anwachs<lb/>
einbu&#x0364;ßen, und in dem andern Falle in der Fol-<lb/>
ge der Zeit einen Jnnwohner des Staats be-<lb/>
kommen, der unvermo&#x0364;gend i&#x017F;t, &#x017F;ich in dem&#x017F;elben<lb/>
zu erna&#x0364;hren. Auch dieß i&#x017F;t wider das Cam-<lb/>
mer-<hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e.</hi></item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs dritte,</hi> i&#x017F;t es mo&#x0364;glich, daß der Pachter die-<lb/>
&#x017F;e Gefa&#x0364;lle durch Preßung der Unterthanen er-<lb/>
ho&#x0364;hen ko&#x0364;nne, &#x017F;o wird die&#x017F;e Verpachtung &#x017F;ehr<lb/>
leicht eine Gelegenheit, diejenigen im Staate<lb/>
verdru&#x0364;ßlich zu machen, die bemu&#x0364;het &#x017F;ind, &#x017F;ich in<lb/>
dem&#x017F;elben reichlich zu erna&#x0364;hren. Sie wird<lb/>
Fremden die Lu&#x017F;t benehmen, mit den Jnnwoh-<lb/>
nern des Staats zu handeln, und &#x017F;o ferner.<lb/>
Wer dasjenige u&#x0364;berleget, was wir §. 111 und<lb/>
folgenden der Policey, wie auch §. 21 die-<lb/>
&#x017F;es letzten Theiles abgehandelt haben, der muß<lb/>
uns die&#x017F;en Schluß verwilligen, daß die Ver-<lb/>
pachtung die&#x017F;er Gefa&#x0364;lle mehr gefa&#x0364;hrlich als nu&#x0364;tz-<lb/>
lich &#x017F;ey.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 37.</head><lb/>
              <p>J&#x017F;t die Rede von der unbe&#x017F;timmten Ausbeute der<note place="right">Jn An&#x017F;ehung<lb/>
der unbe-<lb/>
&#x017F;timmten Ge-<lb/>
fa&#x0364;lle, i&#x017F;t die<lb/>
Erb-Ver-<lb/>
pachtung<lb/>
nu&#x0364;tzlich.</note><lb/>
Domainen, die dem Fleiße und der Ge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
des Be&#x017F;itzers unterworfen &#x017F;ind, &#x017F;o verdienet die<lb/>
Erb-Verpachtung einen be&#x017F;ondern Vorzug. Jch<lb/>
will es bewei&#x017F;en, daß die Cammer durch die&#x017F;en Weg<lb/>
die Domainen am ho&#x0364;ch&#x017F;ten nutzen ko&#x0364;nne. Der Be-<lb/>
weiß i&#x017F;t die&#x017F;er: Verpachtet die Cammer die Domai-<lb/>
nen erblich, &#x017F;o weiß es der Pachter, daß alle Ver-<lb/>
beßerungen ihm und &#x017F;einen Erben zum Nutzen gerei-<lb/>
chen (§. 32.). Dieß wird ihm, wenn er ein Wirth<lb/>
i&#x017F;t, der Fa&#x0364;higkeit genug be&#x017F;itzet, die Wirth&#x017F;chaft mit<lb/>
Ver&#x017F;tand zu treiben, Bewegungs-Gru&#x0364;nde geben, das<lb/>
gepachtete Guth immer mehr und mehr zu verbe&#x017F;&#x017F;ern.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Dieß</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[583/0603] von den Domainen. die Cammer in dem erſten Falle den Anwachs einbuͤßen, und in dem andern Falle in der Fol- ge der Zeit einen Jnnwohner des Staats be- kommen, der unvermoͤgend iſt, ſich in demſelben zu ernaͤhren. Auch dieß iſt wider das Cam- mer-Intereſſe. Fuͤrs dritte, iſt es moͤglich, daß der Pachter die- ſe Gefaͤlle durch Preßung der Unterthanen er- hoͤhen koͤnne, ſo wird dieſe Verpachtung ſehr leicht eine Gelegenheit, diejenigen im Staate verdruͤßlich zu machen, die bemuͤhet ſind, ſich in demſelben reichlich zu ernaͤhren. Sie wird Fremden die Luſt benehmen, mit den Jnnwoh- nern des Staats zu handeln, und ſo ferner. Wer dasjenige uͤberleget, was wir §. 111 und folgenden der Policey, wie auch §. 21 die- ſes letzten Theiles abgehandelt haben, der muß uns dieſen Schluß verwilligen, daß die Ver- pachtung dieſer Gefaͤlle mehr gefaͤhrlich als nuͤtz- lich ſey. §. 37. Jſt die Rede von der unbeſtimmten Ausbeute der Domainen, die dem Fleiße und der Geſchicklichkeit des Beſitzers unterworfen ſind, ſo verdienet die Erb-Verpachtung einen beſondern Vorzug. Jch will es beweiſen, daß die Cammer durch dieſen Weg die Domainen am hoͤchſten nutzen koͤnne. Der Be- weiß iſt dieſer: Verpachtet die Cammer die Domai- nen erblich, ſo weiß es der Pachter, daß alle Ver- beßerungen ihm und ſeinen Erben zum Nutzen gerei- chen (§. 32.). Dieß wird ihm, wenn er ein Wirth iſt, der Faͤhigkeit genug beſitzet, die Wirthſchaft mit Verſtand zu treiben, Bewegungs-Gruͤnde geben, das gepachtete Guth immer mehr und mehr zu verbeſſern. Dieß Jn Anſehung der unbe- ſtimmten Ge- faͤlle, iſt die Erb-Ver- pachtung nuͤtzlich. O o 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/603
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/603>, abgerufen am 21.11.2024.