man bey der Einrichtung des Justitz-und Kirchen- Wesens mit auf diesen Endzweck siehet, insoferne ge- hören beyde mit zur Policey.
§. 2.
Wichtigkeit der Policey.
Die Armuth ist eine sehr wichtige Trieb-Feder zur Unordnung, und der Reichthum ohne Ordnung ist ei- ne Quelle unendlich vieler Laster. Daher folget, daß diejenigen nicht ohne Grund urtheilen, welche die Po- licey das Leben und die Seele eines Staats nennen. Hierzu kommt noch dieß: Eine regelmäßige Policey macht gute und folglich reiche Unterthanen. Gute und reiche Unterthanen würken reiche und mächtige Fürsten (§. 15. u. f. Vorb.). Man ziehe die Folge, sie wird unsern vorhergehenden Satz bestätigen.
§. 3.
Gründe von einer schlech- ten Policey. Der erste.
Wer seinen Vortheil in der Schwäche eines Für- sten sucht, der wird also Sorge anwenden, eine gute Policey in einem Staat zu verhindern (§. 2). An diesen Satz müssen diejenigen gedenken, die es unter- suchen wollen, in wie weit diesen oder jenen Rath- schlägen zu trauen sey.
§. 4.
Der andere Grund.
Warum wird die Policey-Wissenschaft so sparsam getrieben, da sie doch eine so wichtige Wissenschaft ist. Vielleicht irre ich nicht, wenn ich hievon den Grund in dem suche, weil sie eine Wissenschaft ist, de- ren Einrichtung von denjenigen merklich unterschie- den, die nach der angenommenen Meynung der Schulen Gelehrte bilden. Wir wollen zuerst die Haupt- Regeln dieser Wissenschaft aus einander legen, und alsdenn die besondern Stükke, die wir §. 36. des Vor- berichts aufgegeben haben, aus diesem erklären.
§. 5.
Der Policey-Wiſſenſchaft 1 Abſchnitt,
man bey der Einrichtung des Juſtitz-und Kirchen- Weſens mit auf dieſen Endzweck ſiehet, inſoferne ge- hoͤren beyde mit zur Policey.
§. 2.
Wichtigkeit der Policey.
Die Armuth iſt eine ſehr wichtige Trieb-Feder zur Unordnung, und der Reichthum ohne Ordnung iſt ei- ne Quelle unendlich vieler Laſter. Daher folget, daß diejenigen nicht ohne Grund urtheilen, welche die Po- licey das Leben und die Seele eines Staats nennen. Hierzu kommt noch dieß: Eine regelmaͤßige Policey macht gute und folglich reiche Unterthanen. Gute und reiche Unterthanen wuͤrken reiche und maͤchtige Fuͤrſten (§. 15. u. f. Vorb.). Man ziehe die Folge, ſie wird unſern vorhergehenden Satz beſtaͤtigen.
§. 3.
Gruͤnde von einer ſchlech- ten Policey. Der erſte.
Wer ſeinen Vortheil in der Schwaͤche eines Fuͤr- ſten ſucht, der wird alſo Sorge anwenden, eine gute Policey in einem Staat zu verhindern (§. 2). An dieſen Satz muͤſſen diejenigen gedenken, die es unter- ſuchen wollen, in wie weit dieſen oder jenen Rath- ſchlaͤgen zu trauen ſey.
§. 4.
Der andere Grund.
Warum wird die Policey-Wiſſenſchaft ſo ſparſam getrieben, da ſie doch eine ſo wichtige Wiſſenſchaft iſt. Vielleicht irre ich nicht, wenn ich hievon den Grund in dem ſuche, weil ſie eine Wiſſenſchaft iſt, de- ren Einrichtung von denjenigen merklich unterſchie- den, die nach der angenommenen Meynung der Schulen Gelehrte bilden. Wir wollen zuerſt die Haupt- Regeln dieſer Wiſſenſchaft aus einander legen, und alsdenn die beſondern Stuͤkke, die wir §. 36. des Vor- berichts aufgegeben haben, aus dieſem erklaͤren.
§. 5.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0414"n="394"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Policey-Wiſſenſchaft 1 Abſchnitt,</hi></fw><lb/>
man bey der Einrichtung des Juſtitz-und Kirchen-<lb/>
Weſens mit auf dieſen Endzweck ſiehet, inſoferne ge-<lb/>
hoͤren beyde mit zur Policey.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><lb/><noteplace="left">Wichtigkeit<lb/>
der Policey.</note><p>Die Armuth iſt eine ſehr wichtige Trieb-Feder zur<lb/>
Unordnung, und der Reichthum ohne Ordnung iſt ei-<lb/>
ne Quelle unendlich vieler Laſter. Daher folget, daß<lb/>
diejenigen nicht ohne Grund urtheilen, welche die Po-<lb/>
licey das Leben und die Seele eines Staats nennen.<lb/>
Hierzu kommt noch dieß: Eine regelmaͤßige Policey<lb/>
macht gute und folglich reiche Unterthanen. Gute<lb/>
und reiche Unterthanen wuͤrken reiche und maͤchtige<lb/>
Fuͤrſten (§. 15. u. f. Vorb.). Man ziehe die Folge,<lb/>ſie wird unſern vorhergehenden Satz beſtaͤtigen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><lb/><noteplace="left">Gruͤnde von<lb/>
einer ſchlech-<lb/>
ten Policey.<lb/>
Der erſte.</note><p>Wer ſeinen Vortheil in der Schwaͤche eines Fuͤr-<lb/>ſten ſucht, der wird alſo Sorge anwenden, eine gute<lb/>
Policey in einem Staat zu verhindern (§. 2). An<lb/>
dieſen Satz muͤſſen diejenigen gedenken, die es unter-<lb/>ſuchen wollen, in wie weit dieſen oder jenen Rath-<lb/>ſchlaͤgen zu trauen ſey.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><lb/><noteplace="left">Der andere<lb/>
Grund.</note><p>Warum wird die Policey-Wiſſenſchaft ſo ſparſam<lb/>
getrieben, da ſie doch eine ſo wichtige Wiſſenſchaft<lb/>
iſt. Vielleicht irre ich nicht, wenn ich hievon den<lb/>
Grund in dem ſuche, weil ſie eine Wiſſenſchaft iſt, de-<lb/>
ren Einrichtung von denjenigen merklich unterſchie-<lb/>
den, die nach der angenommenen Meynung der<lb/>
Schulen Gelehrte bilden. Wir wollen zuerſt die Haupt-<lb/>
Regeln dieſer Wiſſenſchaft aus einander legen, und<lb/>
alsdenn die beſondern Stuͤkke, die wir §. 36. des Vor-<lb/>
berichts aufgegeben haben, aus dieſem erklaͤren.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 5.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[394/0414]
Der Policey-Wiſſenſchaft 1 Abſchnitt,
man bey der Einrichtung des Juſtitz-und Kirchen-
Weſens mit auf dieſen Endzweck ſiehet, inſoferne ge-
hoͤren beyde mit zur Policey.
§. 2.
Die Armuth iſt eine ſehr wichtige Trieb-Feder zur
Unordnung, und der Reichthum ohne Ordnung iſt ei-
ne Quelle unendlich vieler Laſter. Daher folget, daß
diejenigen nicht ohne Grund urtheilen, welche die Po-
licey das Leben und die Seele eines Staats nennen.
Hierzu kommt noch dieß: Eine regelmaͤßige Policey
macht gute und folglich reiche Unterthanen. Gute
und reiche Unterthanen wuͤrken reiche und maͤchtige
Fuͤrſten (§. 15. u. f. Vorb.). Man ziehe die Folge,
ſie wird unſern vorhergehenden Satz beſtaͤtigen.
§. 3.
Wer ſeinen Vortheil in der Schwaͤche eines Fuͤr-
ſten ſucht, der wird alſo Sorge anwenden, eine gute
Policey in einem Staat zu verhindern (§. 2). An
dieſen Satz muͤſſen diejenigen gedenken, die es unter-
ſuchen wollen, in wie weit dieſen oder jenen Rath-
ſchlaͤgen zu trauen ſey.
§. 4.
Warum wird die Policey-Wiſſenſchaft ſo ſparſam
getrieben, da ſie doch eine ſo wichtige Wiſſenſchaft
iſt. Vielleicht irre ich nicht, wenn ich hievon den
Grund in dem ſuche, weil ſie eine Wiſſenſchaft iſt, de-
ren Einrichtung von denjenigen merklich unterſchie-
den, die nach der angenommenen Meynung der
Schulen Gelehrte bilden. Wir wollen zuerſt die Haupt-
Regeln dieſer Wiſſenſchaft aus einander legen, und
alsdenn die beſondern Stuͤkke, die wir §. 36. des Vor-
berichts aufgegeben haben, aus dieſem erklaͤren.
§. 5.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/414>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.