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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
§. 614.
Die erste,

Der Haupt-Grund dieses Fehlers ist leicht zu
entdekken. Er liegt entweder in der Zubereitung der
Farbe oder in der Beschaffenheit der Materie, die ge-
färbet wird. Jn jenem, bey den einfachen Farben, wenn
diese nicht aus der, zu dieser Farbe gehörigen Mate-
rie sind genommen worden. Bey den Mittel-Far-
ben, wenn deren Erhöhung oder Vertiefung durch
Verletzung des Gewichts, des Grads im Sieden und
durch den Zusatz einer falschen Materie ist gewürket
worden. Bey den vermischten Farben, wenn ent-
weder nicht die rechten Materien sind vermischt wor-
den, oder wenn man in der Vermischung nicht die
gehörige Proportion beobachtet hat. Die besondere
Bestimmung dessen, was hier überhaupt ist gesaget
worden, kann aus der vorher angeführten arte tinc-
toria
genommen worden.

§. 615.
Die andere
Ursache die-
ses Fehlers.

Daß dieser Fehler auch in der Beschaffenheit der
Materie, welche ist gefärbet worden, könne gegründet
seyn, das läst sich aus dem, was folget begreifen
Das Haupt-Stück in einer Farbe ist die bestimmte
Dämpfung des Lichts, oder wie ander reden, die
Vermischung des Lichts mit dem Schatten. Warum
wird z. B. die Farbe grün, wenn man blau auf
einen gelben Grund bringet. Jst nun die Materie,
die wir färben wollen, nicht rein, sondern mit vielen
fremden Dingen vermischt, so kann die Farbe unmög-
lich natürlich bleiben.

§. 616.
Eine Haupt-
Regel, sol-
chen zu ver-
meiden.

Aus diesem folget eine Haupt-Regel zur Färbe-
Kunst: Je weißer und reiner die Materie, die
man färben will, desto natürlicher wird die

Farbe.
Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
§. 614.
Die erſte,

Der Haupt-Grund dieſes Fehlers iſt leicht zu
entdekken. Er liegt entweder in der Zubereitung der
Farbe oder in der Beſchaffenheit der Materie, die ge-
faͤrbet wird. Jn jenem, bey den einfachen Farben, wenn
dieſe nicht aus der, zu dieſer Farbe gehoͤrigen Mate-
rie ſind genommen worden. Bey den Mittel-Far-
ben, wenn deren Erhoͤhung oder Vertiefung durch
Verletzung des Gewichts, des Grads im Sieden und
durch den Zuſatz einer falſchen Materie iſt gewuͤrket
worden. Bey den vermiſchten Farben, wenn ent-
weder nicht die rechten Materien ſind vermiſcht wor-
den, oder wenn man in der Vermiſchung nicht die
gehoͤrige Proportion beobachtet hat. Die beſondere
Beſtimmung deſſen, was hier uͤberhaupt iſt geſaget
worden, kann aus der vorher angefuͤhrten arte tinc-
toria
genommen worden.

§. 615.
Die andere
Urſache die-
ſes Fehlers.

Daß dieſer Fehler auch in der Beſchaffenheit der
Materie, welche iſt gefaͤrbet worden, koͤnne gegruͤndet
ſeyn, das laͤſt ſich aus dem, was folget begreifen
Das Haupt-Stuͤck in einer Farbe iſt die beſtimmte
Daͤmpfung des Lichts, oder wie ander reden, die
Vermiſchung des Lichts mit dem Schatten. Warum
wird z. B. die Farbe gruͤn, wenn man blau auf
einen gelben Grund bringet. Jſt nun die Materie,
die wir faͤrben wollen, nicht rein, ſondern mit vielen
fremden Dingen vermiſcht, ſo kann die Farbe unmoͤg-
lich natuͤrlich bleiben.

§. 616.
Eine Haupt-
Regel, ſol-
chen zu ver-
meiden.

Aus dieſem folget eine Haupt-Regel zur Faͤrbe-
Kunſt: Je weißer und reiner die Materie, die
man faͤrben will, deſto natuͤrlicher wird die

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[384/0404] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, §. 614. Der Haupt-Grund dieſes Fehlers iſt leicht zu entdekken. Er liegt entweder in der Zubereitung der Farbe oder in der Beſchaffenheit der Materie, die ge- faͤrbet wird. Jn jenem, bey den einfachen Farben, wenn dieſe nicht aus der, zu dieſer Farbe gehoͤrigen Mate- rie ſind genommen worden. Bey den Mittel-Far- ben, wenn deren Erhoͤhung oder Vertiefung durch Verletzung des Gewichts, des Grads im Sieden und durch den Zuſatz einer falſchen Materie iſt gewuͤrket worden. Bey den vermiſchten Farben, wenn ent- weder nicht die rechten Materien ſind vermiſcht wor- den, oder wenn man in der Vermiſchung nicht die gehoͤrige Proportion beobachtet hat. Die beſondere Beſtimmung deſſen, was hier uͤberhaupt iſt geſaget worden, kann aus der vorher angefuͤhrten arte tinc- toria genommen worden. §. 615. Daß dieſer Fehler auch in der Beſchaffenheit der Materie, welche iſt gefaͤrbet worden, koͤnne gegruͤndet ſeyn, das laͤſt ſich aus dem, was folget begreifen Das Haupt-Stuͤck in einer Farbe iſt die beſtimmte Daͤmpfung des Lichts, oder wie ander reden, die Vermiſchung des Lichts mit dem Schatten. Warum wird z. B. die Farbe gruͤn, wenn man blau auf einen gelben Grund bringet. Jſt nun die Materie, die wir faͤrben wollen, nicht rein, ſondern mit vielen fremden Dingen vermiſcht, ſo kann die Farbe unmoͤg- lich natuͤrlich bleiben. §. 616. Aus dieſem folget eine Haupt-Regel zur Faͤrbe- Kunſt: Je weißer und reiner die Materie, die man faͤrben will, deſto natuͤrlicher wird die Farbe.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/404>, abgerufen am 23.11.2024.