Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
ten Falle auf Mittel denken, durch den Zusatz eines
Oels, oder überhaupt eines Fettes, diesem Fehler ab-
zuhelfen. Der Glanz ist eine Würkung von dem,
daß die Fläche des Körpers dichte, und sinnlich voll-
kommen eben. Diese Ebene kann nach der Beschaf-
fenheit der Sache, durch das Reiben, Abstoßen der
unebenen Theile, Drükken und so ferner, erhalten wer-
den. Die Mittel zur Dichtigkeit sind zuvor angege-
ben worden. Folglich wird es nicht schwer fallen,
Mittel wider diesen Fehler zu ersinnen.

Anmerk. Der Tischler macht die Flächen eben
durchs Abstossen der unebenen Theile. Der Zim-
mermann durchs Abhauen. Der Glaser durchs
Reiben. Der Papier-und Zeug-Macher durch
Pressen. Man überlege die Absicht, welche diese
Beschäftigung würken soll. Man schlüße aus die-
ser Absicht die Beschaffenheit der Mittel. Man
vergleiche diese Gedanken mit den gewöhnlichen Ar-
beiten, und man wird es bald merken, woher die
vielen Fehler entstehen, die wir in diesen Stükken
bey den Werken der Kunst häufig wahrnehmen.

§. 537.
Die andere
besondere
Folge.

Soll das Werk der Kunst eine Nachahmung eines
natürlichen Werkes seyn, so wird, wenn es schön
seyn soll, erfodert; einmahl, daß dessen Anblick den-
jenigen Gedanken erwekket, den der Anblick des na-
türlichen zu erwekken vermögend ist. Fürs andere,
daß es nur da angewendet wird, wo das Werk der Na-
tur die Absicht würken kann, die dieß Werk der Kunst
würken soll. Beydes folget unmittelbar aus dem §.
532. und aus dem Begrif der Schönheit §. 530.

Anmerk. Es ist wider die Schönheit, wenn
man eine Lerche mahlet, die mitten im Wasser lebt,
und eine Säule die keinen Grund hat, u. s. f.

§. 538.

Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
ten Falle auf Mittel denken, durch den Zuſatz eines
Oels, oder uͤberhaupt eines Fettes, dieſem Fehler ab-
zuhelfen. Der Glanz iſt eine Wuͤrkung von dem,
daß die Flaͤche des Koͤrpers dichte, und ſinnlich voll-
kommen eben. Dieſe Ebene kann nach der Beſchaf-
fenheit der Sache, durch das Reiben, Abſtoßen der
unebenen Theile, Druͤkken und ſo ferner, erhalten wer-
den. Die Mittel zur Dichtigkeit ſind zuvor angege-
ben worden. Folglich wird es nicht ſchwer fallen,
Mittel wider dieſen Fehler zu erſinnen.

Anmerk. Der Tiſchler macht die Flaͤchen eben
durchs Abſtoſſen der unebenen Theile. Der Zim-
mermann durchs Abhauen. Der Glaſer durchs
Reiben. Der Papier-und Zeug-Macher durch
Preſſen. Man uͤberlege die Abſicht, welche dieſe
Beſchaͤftigung wuͤrken ſoll. Man ſchluͤße aus die-
ſer Abſicht die Beſchaffenheit der Mittel. Man
vergleiche dieſe Gedanken mit den gewoͤhnlichen Ar-
beiten, und man wird es bald merken, woher die
vielen Fehler entſtehen, die wir in dieſen Stuͤkken
bey den Werken der Kunſt haͤufig wahrnehmen.

§. 537.
Die andere
beſondere
Folge.

Soll das Werk der Kunſt eine Nachahmung eines
natuͤrlichen Werkes ſeyn, ſo wird, wenn es ſchoͤn
ſeyn ſoll, erfodert; einmahl, daß deſſen Anblick den-
jenigen Gedanken erwekket, den der Anblick des na-
tuͤrlichen zu erwekken vermoͤgend iſt. Fuͤrs andere,
daß es nur da angewendet wird, wo das Werk der Na-
tur die Abſicht wuͤrken kann, die dieß Werk der Kunſt
wuͤrken ſoll. Beydes folget unmittelbar aus dem §.
532. und aus dem Begrif der Schoͤnheit §. 530.

Anmerk. Es iſt wider die Schoͤnheit, wenn
man eine Lerche mahlet, die mitten im Waſſer lebt,
und eine Saͤule die keinen Grund hat, u. ſ. f.

§. 538.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0360" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Stadt-Wirth&#x017F;chaft 3 Ab&#x017F;chnitt,</hi></fw><lb/>
ten Falle auf Mittel denken, durch den Zu&#x017F;atz eines<lb/>
Oels, oder u&#x0364;berhaupt eines Fettes, die&#x017F;em Fehler ab-<lb/>
zuhelfen. Der Glanz i&#x017F;t eine Wu&#x0364;rkung von dem,<lb/>
daß die Fla&#x0364;che des Ko&#x0364;rpers dichte, und &#x017F;innlich voll-<lb/>
kommen eben. Die&#x017F;e Ebene kann nach der Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit der Sache, durch das Reiben, Ab&#x017F;toßen der<lb/>
unebenen Theile, Dru&#x0364;kken und &#x017F;o ferner, erhalten wer-<lb/>
den. Die Mittel zur Dichtigkeit &#x017F;ind zuvor angege-<lb/>
ben worden. Folglich wird es nicht &#x017F;chwer fallen,<lb/>
Mittel wider die&#x017F;en Fehler zu er&#x017F;innen.</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Der Ti&#x017F;chler macht die Fla&#x0364;chen eben<lb/>
durchs Ab&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en der unebenen Theile. Der Zim-<lb/>
mermann durchs Abhauen. Der Gla&#x017F;er durchs<lb/>
Reiben. Der Papier-und Zeug-Macher durch<lb/>
Pre&#x017F;&#x017F;en. Man u&#x0364;berlege die Ab&#x017F;icht, welche die&#x017F;e<lb/>
Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung wu&#x0364;rken &#x017F;oll. Man &#x017F;chlu&#x0364;ße aus die-<lb/>
&#x017F;er Ab&#x017F;icht die Be&#x017F;chaffenheit der Mittel. Man<lb/>
vergleiche die&#x017F;e Gedanken mit den gewo&#x0364;hnlichen Ar-<lb/>
beiten, und man wird es bald merken, woher die<lb/>
vielen Fehler ent&#x017F;tehen, die wir in die&#x017F;en Stu&#x0364;kken<lb/>
bey den Werken der Kun&#x017F;t ha&#x0364;ufig wahrnehmen.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 537.</head><lb/>
              <note place="left">Die andere<lb/>
be&#x017F;ondere<lb/>
Folge.</note>
              <p>Soll das Werk der Kun&#x017F;t eine Nachahmung eines<lb/>
natu&#x0364;rlichen Werkes &#x017F;eyn, &#x017F;o wird, wenn es &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll, erfodert; <hi rendition="#fr">einmahl,</hi> daß de&#x017F;&#x017F;en Anblick den-<lb/>
jenigen Gedanken erwekket, den der Anblick des na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen zu erwekken vermo&#x0364;gend i&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere,</hi><lb/>
daß es nur da angewendet wird, wo das Werk der Na-<lb/>
tur die Ab&#x017F;icht wu&#x0364;rken kann, die dieß Werk der Kun&#x017F;t<lb/>
wu&#x0364;rken &#x017F;oll. Beydes folget unmittelbar aus dem §.<lb/>
532. und aus dem Begrif der Scho&#x0364;nheit §. 530.</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Es i&#x017F;t wider die Scho&#x0364;nheit, wenn<lb/>
man eine Lerche mahlet, die mitten im Wa&#x017F;&#x017F;er lebt,<lb/>
und eine Sa&#x0364;ule die keinen Grund hat, u. &#x017F;. f.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 538.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0360] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, ten Falle auf Mittel denken, durch den Zuſatz eines Oels, oder uͤberhaupt eines Fettes, dieſem Fehler ab- zuhelfen. Der Glanz iſt eine Wuͤrkung von dem, daß die Flaͤche des Koͤrpers dichte, und ſinnlich voll- kommen eben. Dieſe Ebene kann nach der Beſchaf- fenheit der Sache, durch das Reiben, Abſtoßen der unebenen Theile, Druͤkken und ſo ferner, erhalten wer- den. Die Mittel zur Dichtigkeit ſind zuvor angege- ben worden. Folglich wird es nicht ſchwer fallen, Mittel wider dieſen Fehler zu erſinnen. Anmerk. Der Tiſchler macht die Flaͤchen eben durchs Abſtoſſen der unebenen Theile. Der Zim- mermann durchs Abhauen. Der Glaſer durchs Reiben. Der Papier-und Zeug-Macher durch Preſſen. Man uͤberlege die Abſicht, welche dieſe Beſchaͤftigung wuͤrken ſoll. Man ſchluͤße aus die- ſer Abſicht die Beſchaffenheit der Mittel. Man vergleiche dieſe Gedanken mit den gewoͤhnlichen Ar- beiten, und man wird es bald merken, woher die vielen Fehler entſtehen, die wir in dieſen Stuͤkken bey den Werken der Kunſt haͤufig wahrnehmen. §. 537. Soll das Werk der Kunſt eine Nachahmung eines natuͤrlichen Werkes ſeyn, ſo wird, wenn es ſchoͤn ſeyn ſoll, erfodert; einmahl, daß deſſen Anblick den- jenigen Gedanken erwekket, den der Anblick des na- tuͤrlichen zu erwekken vermoͤgend iſt. Fuͤrs andere, daß es nur da angewendet wird, wo das Werk der Na- tur die Abſicht wuͤrken kann, die dieß Werk der Kunſt wuͤrken ſoll. Beydes folget unmittelbar aus dem §. 532. und aus dem Begrif der Schoͤnheit §. 530. Anmerk. Es iſt wider die Schoͤnheit, wenn man eine Lerche mahlet, die mitten im Waſſer lebt, und eine Saͤule die keinen Grund hat, u. ſ. f. §. 538.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/360
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/360>, abgerufen am 21.11.2024.