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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von der Bereitung des Eßigs.
bereitet werden, und alsdenn heist er ein Bier-Es-
sig.
Dieß ist der schwächste, und wird mehrentheils
nur zur Bewahrung des eingelegten Fleisches ge-
braucht. Wird er aus dem ausgepreßten Safte von
den Baum-Früchten bereitet, so bekommt er seinen
Nahmen von den Früchten, als Apfel-Eßig, Birn-
Eßig. Uberhaupt nennt man diesen den Cidre-
Eßig.
Wird er aus dem ausgekelterten Weine be-
reitet, so nennet man ihn insbesondere den Wein-
Eßig.

§. 433.

Jch will hiebey noch einen Punkt untersuchen, derOb noch aus
dem Wein,
wenn der
Brandwein
abgesondert,
ein Eßig zu
machen?

eine besondere Aufmerksamkeit von einem Wirthe ver-
dienet. Es wird gefragt: ob aus den Flüßigkei-
ten des durch die geistige Gährung gebohrnen
Weins noch ein wahrer und guter Eßig könne
bereitet werden, wenn von diesem zuvor der
Brandwein ist destilliret worden.
Viele vernei-
nen es. Diese lehren, der geistige Theil des Weins,
den der Brandwein in sich fasset, sey ein wesentli-
ches Stück von dem wahren Eßig, wenn dieser stark
und gut seyn soll. Wenn die brennenden Geister
durch die Destillation von dem Weine wären geschie-
den worden, so entstünde nur ein verdorbnes unnü-
tzes Wesen, und kein Eßig. Wer dem Ansehen ei-
niger Männer folget, die in der Scheide-Kunst große
Erfahrungen haben, der wird sich leicht zu dieser
Meynung bekennen, wie ich es auch ehedessen gethan
habe. Allein die Erfahrung hat es widerleget. So
wohl der Nachgang von dem Brandweine, als auch
das dünne Bier geben noch den schönsten Eßig, wenn
beyde gehörig bereitet werden. Und ich zweifele, ob
man diesen von dem schönsten Wein-Eßig, den man
in der Wirthschaft braucht, wird unterscheiden
können. Dieses Gewerke kann so wohl bey der Bren-

nerey
T 2

von der Bereitung des Eßigs.
bereitet werden, und alsdenn heiſt er ein Bier-Eſ-
ſig.
Dieß iſt der ſchwaͤchſte, und wird mehrentheils
nur zur Bewahrung des eingelegten Fleiſches ge-
braucht. Wird er aus dem ausgepreßten Safte von
den Baum-Fruͤchten bereitet, ſo bekommt er ſeinen
Nahmen von den Fruͤchten, als Apfel-Eßig, Birn-
Eßig. Uberhaupt nennt man dieſen den Cidre-
Eßig.
Wird er aus dem ausgekelterten Weine be-
reitet, ſo nennet man ihn insbeſondere den Wein-
Eßig.

§. 433.

Jch will hiebey noch einen Punkt unterſuchen, derOb noch aus
dem Wein,
wenn der
Brandwein
abgeſondert,
ein Eßig zu
machen?

eine beſondere Aufmerkſamkeit von einem Wirthe ver-
dienet. Es wird gefragt: ob aus den Fluͤßigkei-
ten des durch die geiſtige Gaͤhrung gebohrnen
Weins noch ein wahrer und guter Eßig koͤnne
bereitet werden, wenn von dieſem zuvor der
Brandwein iſt deſtilliret worden.
Viele vernei-
nen es. Dieſe lehren, der geiſtige Theil des Weins,
den der Brandwein in ſich faſſet, ſey ein weſentli-
ches Stuͤck von dem wahren Eßig, wenn dieſer ſtark
und gut ſeyn ſoll. Wenn die brennenden Geiſter
durch die Deſtillation von dem Weine waͤren geſchie-
den worden, ſo entſtuͤnde nur ein verdorbnes unnuͤ-
tzes Weſen, und kein Eßig. Wer dem Anſehen ei-
niger Maͤnner folget, die in der Scheide-Kunſt große
Erfahrungen haben, der wird ſich leicht zu dieſer
Meynung bekennen, wie ich es auch ehedeſſen gethan
habe. Allein die Erfahrung hat es widerleget. So
wohl der Nachgang von dem Brandweine, als auch
das duͤnne Bier geben noch den ſchoͤnſten Eßig, wenn
beyde gehoͤrig bereitet werden. Und ich zweifele, ob
man dieſen von dem ſchoͤnſten Wein-Eßig, den man
in der Wirthſchaft braucht, wird unterſcheiden
koͤnnen. Dieſes Gewerke kann ſo wohl bey der Bren-

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[291/0311] von der Bereitung des Eßigs. bereitet werden, und alsdenn heiſt er ein Bier-Eſ- ſig. Dieß iſt der ſchwaͤchſte, und wird mehrentheils nur zur Bewahrung des eingelegten Fleiſches ge- braucht. Wird er aus dem ausgepreßten Safte von den Baum-Fruͤchten bereitet, ſo bekommt er ſeinen Nahmen von den Fruͤchten, als Apfel-Eßig, Birn- Eßig. Uberhaupt nennt man dieſen den Cidre- Eßig. Wird er aus dem ausgekelterten Weine be- reitet, ſo nennet man ihn insbeſondere den Wein- Eßig. §. 433. Jch will hiebey noch einen Punkt unterſuchen, der eine beſondere Aufmerkſamkeit von einem Wirthe ver- dienet. Es wird gefragt: ob aus den Fluͤßigkei- ten des durch die geiſtige Gaͤhrung gebohrnen Weins noch ein wahrer und guter Eßig koͤnne bereitet werden, wenn von dieſem zuvor der Brandwein iſt deſtilliret worden. Viele vernei- nen es. Dieſe lehren, der geiſtige Theil des Weins, den der Brandwein in ſich faſſet, ſey ein weſentli- ches Stuͤck von dem wahren Eßig, wenn dieſer ſtark und gut ſeyn ſoll. Wenn die brennenden Geiſter durch die Deſtillation von dem Weine waͤren geſchie- den worden, ſo entſtuͤnde nur ein verdorbnes unnuͤ- tzes Weſen, und kein Eßig. Wer dem Anſehen ei- niger Maͤnner folget, die in der Scheide-Kunſt große Erfahrungen haben, der wird ſich leicht zu dieſer Meynung bekennen, wie ich es auch ehedeſſen gethan habe. Allein die Erfahrung hat es widerleget. So wohl der Nachgang von dem Brandweine, als auch das duͤnne Bier geben noch den ſchoͤnſten Eßig, wenn beyde gehoͤrig bereitet werden. Und ich zweifele, ob man dieſen von dem ſchoͤnſten Wein-Eßig, den man in der Wirthſchaft braucht, wird unterſcheiden koͤnnen. Dieſes Gewerke kann ſo wohl bey der Bren- nerey Ob noch aus dem Wein, wenn der Brandwein abgeſondert, ein Eßig zu machen? T 2

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/311>, abgerufen am 23.11.2024.