deutlich untersuchen, so werden wir es bald mer- ken, daß sich dieser Unterschied nicht in dem Lan- de, sondern in der Wartung und in der Fütterung gründet. Man gebe dem Viehe genugsames Fut- ter von der Art, welche die Natur der Milch er- fodert. Man füttere dieß Vieh in der Ordnung, und man warthe es also, wie es die Zeugung der Milch vorschreibet; man wird es bald merken, daß der angegebene Unterschied der Länder, wo nicht gänzlich verschwindet, doch in Ansehung des Ein- kommens nicht merklich bleibet.
§. 244.
Die Natur und die Zeugung der Milch, wollenVersuch, die Haupt-Thei- le der Milch zu bestim- men. wir aus den Versuchen folgern, die uns der Bör- hav und der Maquer beschrieben hat. Jch habe sie mehrentheils nachgemacht. Und es ist gewiß, daß sie in der Erfahrung gegründet sind. Die erste Ursach: Setzet frischgemolkene Kuh-Milch in einem gebrannten Asche an einem Ort, wo eine gemäßigte Wärme ist. Jn einer Zeit von zehn bis zwölf Stun- den entstehet auf der Oberfläche der Milch eine dicke Materie, von einer etwas gelblichten Weiße. Die- se nennen wir den Rahm oder die Sahne. Son- dert diesen Rahm von der Milch mit einem Löffel ab. Die abgerahmte Milch wird dünner, als sie zuvor war; ihre Weiße wird heller, und blaulicht Nach einer kurtzen Zeit sammlet sich in der Oberfläche neuer Rahm. Auch dieser wird abgenommen. Jst nun die Milch völlig abgerahmet, so wird sie nach zween oder dreyen Tagen in eine weiche Masse gerinnen. Diese nennet man geronnene Milch. Diese hat einen sauern Geschmack und Geruch. Diese geron- nene Milch schneidet in etliche Stükken. Und man wird finden, daß sich alsdenn viele Wäßrigkeit ab-
sondert.
von der Viehzucht.
deutlich unterſuchen, ſo werden wir es bald mer- ken, daß ſich dieſer Unterſchied nicht in dem Lan- de, ſondern in der Wartung und in der Fuͤtterung gruͤndet. Man gebe dem Viehe genugſames Fut- ter von der Art, welche die Natur der Milch er- fodert. Man fuͤttere dieß Vieh in der Ordnung, und man warthe es alſo, wie es die Zeugung der Milch vorſchreibet; man wird es bald merken, daß der angegebene Unterſchied der Laͤnder, wo nicht gaͤnzlich verſchwindet, doch in Anſehung des Ein- kommens nicht merklich bleibet.
§. 244.
Die Natur und die Zeugung der Milch, wollenVerſuch, die Haupt-Thei- le der Milch zu beſtim- men. wir aus den Verſuchen folgern, die uns der Boͤr- hav und der Maquer beſchrieben hat. Jch habe ſie mehrentheils nachgemacht. Und es iſt gewiß, daß ſie in der Erfahrung gegruͤndet ſind. Die erſte Urſach: Setzet friſchgemolkene Kuh-Milch in einem gebrannten Aſche an einem Ort, wo eine gemaͤßigte Waͤrme iſt. Jn einer Zeit von zehn bis zwoͤlf Stun- den entſtehet auf der Oberflaͤche der Milch eine dicke Materie, von einer etwas gelblichten Weiße. Die- ſe nennen wir den Rahm oder die Sahne. Son- dert dieſen Rahm von der Milch mit einem Loͤffel ab. Die abgerahmte Milch wird duͤnner, als ſie zuvor war; ihre Weiße wird heller, und blaulicht Nach einer kurtzen Zeit ſammlet ſich in der Oberflaͤche neuer Rahm. Auch dieſer wird abgenommen. Jſt nun die Milch voͤllig abgerahmet, ſo wird ſie nach zween oder dreyen Tagen in eine weiche Maſſe gerinnen. Dieſe nennet man geronnene Milch. Dieſe hat einen ſauern Geſchmack und Geruch. Dieſe geron- nene Milch ſchneidet in etliche Stuͤkken. Und man wird finden, daß ſich alsdenn viele Waͤßrigkeit ab-
ſondert.
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von der Viehzucht.
deutlich unterſuchen, ſo werden wir es bald mer-
ken, daß ſich dieſer Unterſchied nicht in dem Lan-
de, ſondern in der Wartung und in der Fuͤtterung
gruͤndet. Man gebe dem Viehe genugſames Fut-
ter von der Art, welche die Natur der Milch er-
fodert. Man fuͤttere dieß Vieh in der Ordnung,
und man warthe es alſo, wie es die Zeugung der
Milch vorſchreibet; man wird es bald merken, daß
der angegebene Unterſchied der Laͤnder, wo nicht
gaͤnzlich verſchwindet, doch in Anſehung des Ein-
kommens nicht merklich bleibet.
§. 244.
Die Natur und die Zeugung der Milch, wollen
wir aus den Verſuchen folgern, die uns der Boͤr-
hav und der Maquer beſchrieben hat. Jch habe
ſie mehrentheils nachgemacht. Und es iſt gewiß,
daß ſie in der Erfahrung gegruͤndet ſind. Die erſte
Urſach: Setzet friſchgemolkene Kuh-Milch in einem
gebrannten Aſche an einem Ort, wo eine gemaͤßigte
Waͤrme iſt. Jn einer Zeit von zehn bis zwoͤlf Stun-
den entſtehet auf der Oberflaͤche der Milch eine dicke
Materie, von einer etwas gelblichten Weiße. Die-
ſe nennen wir den Rahm oder die Sahne. Son-
dert dieſen Rahm von der Milch mit einem Loͤffel ab.
Die abgerahmte Milch wird duͤnner, als ſie zuvor
war; ihre Weiße wird heller, und blaulicht Nach
einer kurtzen Zeit ſammlet ſich in der Oberflaͤche neuer
Rahm. Auch dieſer wird abgenommen. Jſt nun
die Milch voͤllig abgerahmet, ſo wird ſie nach zween
oder dreyen Tagen in eine weiche Maſſe gerinnen.
Dieſe nennet man geronnene Milch. Dieſe hat
einen ſauern Geſchmack und Geruch. Dieſe geron-
nene Milch ſchneidet in etliche Stuͤkken. Und man
wird finden, daß ſich alsdenn viele Waͤßrigkeit ab-
ſondert.
Verſuch, die
Haupt-Thei-
le der Milch
zu beſtim-
men.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/195>, abgerufen am 21.11.2024.
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