Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Dritte Predigt wußt/ daß er Jhn würde verrathen? also noch heutigs Tags gibt Gottder Herr manchem Ehre/ Schönheit/ Reichthum/ etc. der es doch miß- braucht. Hieron. l. 3. contra Pelag. c. 2. gibt die Antwort: DEUS praesen- tia judicat, non futura, nec condemnat ex praescientia, quem noverit talem fore, qui sibi postea displiceat; sed tantae bonitatis est & ineffa- bilis clementiae, ut eligat eum, quem interim bonum cernit & scit ma- lum futurum, dans ei potestatem conversionis & poenitentiae, das ist: GOtt richtet gegenwärtige/ nicht zukünfftige Dinge/ er ver- dammet auch niemand nach seiner Allwissenheit/ ob er wol wußte/ daß der/ so ihm nachgehends mißfallen/ so werden wür- de; sondern er ist von so grosser und unaußsprechlicher Gütig- keit/ daß Er den erwehlet/ welchen Er zur Zeit fromm befindet/ weiß aber/ daß er Gottloß werden wird/ nur daß Er ihm Ge- legenheit gebe sich zu bekehren und Buße zu thun. Die beste Antwort stehet Rom. 11. O welch eine Tieffe des Reichthums bey- de der Weißheit und des Erkantnuß GOttes/ wie gar unbe- greifflich seind seine Gerichte/ und unerforschlich seine Wege! Jst eine von den Fragen/ die unter die anexikhniasa, oder unerforschliche Dinge gehört. Gnug ists/ zu wissen/ daß Gott manchmal auß heiligen Ursachen seinen Segen unter böse Buben außstreuet/ da gemeiniglich die ärgsten die besten Beuten davon tragen/ wie wir in der vierten Bitt un- sers Vater Unsers bekennen; aber denen/ die es Jhm herauß bochen/ be- komt es ex accidenti, wie dem Hund das Graß. Num. 11, 20. Nun es hat sich/ M. L. der verlohrne Sohn abermal praesentiret/ Obrig-
Die Dritte Predigt wußt/ daß er Jhn wuͤrde verrathen? alſo noch heutigs Tags gibt Gottder Herr manchem Ehre/ Schoͤnheit/ Reichthum/ ꝛc. der es doch miß- braucht. Hieron. l. 3. contra Pelag. c. 2. gibt die Antwort: DEUS præſen- tia judicat, non futura, nec condemnat ex præſcientia, quem noverit talem fore, qui ſibi poſtea diſpliceat; ſed tantæ bonitatis eſt & ineffa- bilis clementiæ, ut eligat eum, quem interim bonum cernit & ſcit ma- lum futurum, dans ei poteſtatem converſionis & pœnitentiæ, das iſt: GOtt richtet gegenwaͤrtige/ nicht zukuͤnfftige Dinge/ er ver- dammet auch niemand nach ſeiner Allwiſſenheit/ ob er wol wußte/ daß der/ ſo ihm nachgehends mißfallen/ ſo werden wuͤr- de; ſondern er iſt von ſo groſſer und unaußſprechlicher Guͤtig- keit/ daß Er den erwehlet/ welchen Er zur Zeit fromm befindet/ weiß aber/ daß er Gottloß werden wird/ nur daß Er ihm Ge- legenheit gebe ſich zu bekehren und Buße zu thun. Die beſte Antwort ſtehet Rom. 11. O welch eine Tieffe des Reichthums bey- de der Weißheit und des Erkantnuß GOttes/ wie gar unbe- greifflich ſeind ſeine Gerichte/ und unerforſchlich ſeine Wege! Jſt eine von den Fragen/ die unter die ἀνεξιχνίαςα, oder unerforſchliche Dinge gehoͤrt. Gnug iſts/ zu wiſſen/ daß Gott manchmal auß heiligen Urſachen ſeinen Segen unter boͤſe Buben außſtreuet/ da gemeiniglich die aͤrgſten die beſten Beuten davon tragen/ wie wir in der vierten Bitt un- ſers Vater Unſers bekennen; aber denen/ die es Jhm herauß bochen/ be- komt es ex accidenti, wie dem Hund das Graß. Num. 11, 20. Nun es hat ſich/ M. L. der verlohrne Sohn abermal præſentiret/ Obrig-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Dritte Predigt</hi></fw><lb/> wußt/ daß er Jhn wuͤrde verrathen? alſo noch heutigs Tags gibt <hi rendition="#k">Gott</hi><lb/> der <hi rendition="#k">Herr</hi> manchem Ehre/ Schoͤnheit/ Reichthum/ ꝛc. der es doch miß-<lb/> braucht. <hi rendition="#aq">Hieron. l. 3. contra Pelag. c.</hi> 2. gibt die Antwort: <hi rendition="#aq">DEUS præſen-<lb/> tia judicat, non futura, nec condemnat ex præſcientia, quem noverit<lb/> talem fore, qui ſibi poſtea diſpliceat; ſed tantæ bonitatis eſt & ineffa-<lb/> bilis clementiæ, ut eligat eum, quem interim bonum cernit & ſcit ma-<lb/> lum futurum, dans ei poteſtatem converſionis & pœnitentiæ,</hi> das iſt:<lb/> GOtt richtet gegenwaͤrtige/ nicht zukuͤnfftige Dinge/ er ver-<lb/> dammet auch niemand nach ſeiner Allwiſſenheit/ ob er wol<lb/> wußte/ daß der/ ſo ihm nachgehends mißfallen/ ſo werden wuͤr-<lb/> de; ſondern er iſt von ſo groſſer und unaußſprechlicher Guͤtig-<lb/> keit/ daß Er den erwehlet/ welchen Er zur Zeit fromm befindet/<lb/> weiß aber/ daß er Gottloß werden wird/ nur daß Er ihm Ge-<lb/> legenheit gebe ſich zu bekehren und Buße zu thun. Die beſte<lb/> Antwort ſtehet Rom. 11. O welch eine Tieffe des Reichthums bey-<lb/> de der Weißheit und des Erkantnuß GOttes/ wie gar unbe-<lb/> greifflich ſeind ſeine Gerichte/ und unerforſchlich ſeine Wege!<lb/> Jſt eine von den Fragen/ die unter die ἀνεξιχνίαςα, oder unerforſchliche<lb/> Dinge gehoͤrt. Gnug iſts/ zu wiſſen/ daß <hi rendition="#k">Gott</hi> manchmal auß heiligen<lb/> Urſachen ſeinen Segen unter boͤſe Buben außſtreuet/ da gemeiniglich die<lb/> aͤrgſten die beſten Beuten davon tragen/ wie wir in der vierten Bitt un-<lb/> ſers Vater Unſers bekennen; aber denen/ die es Jhm herauß bochen/ be-<lb/> komt es <hi rendition="#aq">ex accidenti,</hi> wie dem Hund das Graß. <hi rendition="#aq">Num.</hi> 11, 20.</p><lb/> <p>Nun es hat ſich/ M. L. der verlohrne Sohn abermal <hi rendition="#aq">præſenti</hi>ret/<lb/> 1. Uns alleſamt ſchamroth zu machen/ dann wir ja alle <hi rendition="#k">Gott</hi> dem<lb/> himmliſchen Vater den ſchuldigen Gehorſam nie geleiſtet/ ſondern clar<lb/> das Widerſpiel gethan/ die Goͤttliche Diſciplin veracht/ nach dem Wort/<lb/> das auß GOttes Munde gegangen/ uns nicht gehalten/ mit auffgehabe-<lb/> ner Hand manche ſchwere Suͤnde begangen/ uns trotziglich der fuͤrge-<lb/> ſchriebenen Ordnung GOttes/ die da heiffet/ <hi rendition="#aq">ora & labora,</hi> bete und<lb/> arbeite/ widerſetzet. Ja viel haben auch wol <hi rendition="#k">Gott</hi> ſeine Gaben herauß<lb/> getrotzet/ das ſind die/ ſo durch unordentliche Mittel entweder Geſundheit/<lb/> oder ſonſten ein Stuͤck Brod bekommen/ da es auch manchmal geheiſſen/<lb/> δός μοι, gib mirs; denenes oͤffters <hi rendition="#k">Gott</hi> gibt/ folget aber darum gar nicht/<lb/> daß/ wann einem ſein Bubenſtuͤck abgegangen/ es mit GOttes Willen<lb/> geſchehen. 2. Machet er <hi rendition="#aq">in ſpecie</hi> ſchamroth die Alten Erlebten/<lb/> die/ wann ſie hinder ſich gedencken an die Suͤnde ihrer Jugend/ wie<lb/> ſie manchmal mit ihren Eltern/ Vormuͤndern/ Lehrern/ Praͤceptoren/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Obrig-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0042]
Die Dritte Predigt
wußt/ daß er Jhn wuͤrde verrathen? alſo noch heutigs Tags gibt Gott
der Herr manchem Ehre/ Schoͤnheit/ Reichthum/ ꝛc. der es doch miß-
braucht. Hieron. l. 3. contra Pelag. c. 2. gibt die Antwort: DEUS præſen-
tia judicat, non futura, nec condemnat ex præſcientia, quem noverit
talem fore, qui ſibi poſtea diſpliceat; ſed tantæ bonitatis eſt & ineffa-
bilis clementiæ, ut eligat eum, quem interim bonum cernit & ſcit ma-
lum futurum, dans ei poteſtatem converſionis & pœnitentiæ, das iſt:
GOtt richtet gegenwaͤrtige/ nicht zukuͤnfftige Dinge/ er ver-
dammet auch niemand nach ſeiner Allwiſſenheit/ ob er wol
wußte/ daß der/ ſo ihm nachgehends mißfallen/ ſo werden wuͤr-
de; ſondern er iſt von ſo groſſer und unaußſprechlicher Guͤtig-
keit/ daß Er den erwehlet/ welchen Er zur Zeit fromm befindet/
weiß aber/ daß er Gottloß werden wird/ nur daß Er ihm Ge-
legenheit gebe ſich zu bekehren und Buße zu thun. Die beſte
Antwort ſtehet Rom. 11. O welch eine Tieffe des Reichthums bey-
de der Weißheit und des Erkantnuß GOttes/ wie gar unbe-
greifflich ſeind ſeine Gerichte/ und unerforſchlich ſeine Wege!
Jſt eine von den Fragen/ die unter die ἀνεξιχνίαςα, oder unerforſchliche
Dinge gehoͤrt. Gnug iſts/ zu wiſſen/ daß Gott manchmal auß heiligen
Urſachen ſeinen Segen unter boͤſe Buben außſtreuet/ da gemeiniglich die
aͤrgſten die beſten Beuten davon tragen/ wie wir in der vierten Bitt un-
ſers Vater Unſers bekennen; aber denen/ die es Jhm herauß bochen/ be-
komt es ex accidenti, wie dem Hund das Graß. Num. 11, 20.
Nun es hat ſich/ M. L. der verlohrne Sohn abermal præſentiret/
1. Uns alleſamt ſchamroth zu machen/ dann wir ja alle Gott dem
himmliſchen Vater den ſchuldigen Gehorſam nie geleiſtet/ ſondern clar
das Widerſpiel gethan/ die Goͤttliche Diſciplin veracht/ nach dem Wort/
das auß GOttes Munde gegangen/ uns nicht gehalten/ mit auffgehabe-
ner Hand manche ſchwere Suͤnde begangen/ uns trotziglich der fuͤrge-
ſchriebenen Ordnung GOttes/ die da heiffet/ ora & labora, bete und
arbeite/ widerſetzet. Ja viel haben auch wol Gott ſeine Gaben herauß
getrotzet/ das ſind die/ ſo durch unordentliche Mittel entweder Geſundheit/
oder ſonſten ein Stuͤck Brod bekommen/ da es auch manchmal geheiſſen/
δός μοι, gib mirs; denenes oͤffters Gott gibt/ folget aber darum gar nicht/
daß/ wann einem ſein Bubenſtuͤck abgegangen/ es mit GOttes Willen
geſchehen. 2. Machet er in ſpecie ſchamroth die Alten Erlebten/
die/ wann ſie hinder ſich gedencken an die Suͤnde ihrer Jugend/ wie
ſie manchmal mit ihren Eltern/ Vormuͤndern/ Lehrern/ Praͤceptoren/
Obrig-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/42 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/42>, abgerufen am 16.07.2024. |