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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Neunzehende Predigt
terscheiden/ dann wann schon offt zwey ein Ding thun/ ist es darum
nicht gleich einerley. Judas und die arme Sünderin küsseten Christum
aber ein jedes mit einem andern/ jener mit verrätherischem/ diese mit buß-
fertigem Hertzen. Salomo und Herodes baueten dem Herrn einen
Tempel; Moses und David liessen die Kinder Jsrael zählen; Salomo
und Hiskias zeigeten ihre Schätze; aber je einer mit hochmühtigem/ der
andere aber mit demühtigem Hertzen/ Gott zu Ehren. Da sihet nun
Gott/ was menschliche Augen nicht sehen: derowegen Er sich nicht be-
triegen lässet.

Christliche Hertzen sprechen mit Paulo/ 1. Cor. 4. Jch bin mir
nichts bewußt/ aber darum bin ich nicht gerechtfertiget. O wie
gut ist es/ wann einer seine Gaben nicht weiß/ wie Moses/ der als eine irrdi-
sche Sonne vom Berg herab gieng/ aber er wußte nicht/ daß die Haut
seines Angesichts gläntzete/ Exod. 34. Laßt uns nachfolgen dem Exem-
pel Christi/ der sich unter Engel und Menschen gedemühtiget/ und seiner
Vermahnung gehorchet/ Matth. 6. Wann du betten wilt/ so gehe
in dein Kämmerlein/ und schleuß die Thür zu/ und bette zu dei-
nem Vater im verborgenen/ und dein Vater/ der in das verbor-
gene sihet/ wird dirs vergelten offentlich.

Man muß aber auch für den Menschen betten/ nach der Regul Au-
gustini tract. 8. in Ep. Johan. Si times spectatores, non habebis imitato-
res, debes videri, sed non facere, ut videaris, opus sit publicum, intentio
secreta.
Das ist: Wann du dich scheuest sehen zu lassen/ so kan
dirs niemand nachthun/ du solt gesehen werden/ aber dich nicht
selbs gern sehen lassen/ verrichte dein Werck offentlich/ aber
dein Zweck und Absehen halte heimlich. Gedencke lieber Mensch/
daß es nichts mit dir seye/ daß du nur eine Hand voll Erd/ ein Sack voll
Unraht und elende Mißgeburt/ ja ein zerbrechliches Gefäß seyest/ daß du
nur über alles/ was du bist und hast/ ein Schaffner seyest/ der die Allmosen-
Güter außtheilen soll. Das grösseste Werck das wir thun können/ ist das
geringste davon/ das wir thun sollen. Nun Christus wolle die Wellen
unserer Hertzen stillen/ und die geschwulstige Wassersucht des geistlichen
Hochmuhts in uns heylen/ daß wir sagen; Nicht uns HErr/ nicht
uns/ sondern deinem Nahmen sey die Ehre; und mit den 24. Elte-
sten Apoc. 4. die Cronen für den Stuhl werffen/ und sprechen: HErr
du bist würdig zu nehmen Ehre/ Preiß und Krafft/ dann du
hast alle Dinge geschaffen/ und durch deinen Willen haben sie
das Wesen/ und seind geschaffen. Darum

Allein

Die Neunzehende Predigt
terſcheiden/ dann wann ſchon offt zwey ein Ding thun/ iſt es darum
nicht gleich einerley. Judas und die arme Suͤnderin kuͤſſeten Chriſtum
aber ein jedes mit einem andern/ jener mit verraͤtheriſchem/ dieſe mit buß-
fertigem Hertzen. Salomo und Herodes baueten dem Herrn einen
Tempel; Moſes und David lieſſen die Kinder Jſrael zaͤhlen; Salomo
und Hiskias zeigeten ihre Schaͤtze; aber je einer mit hochmuͤhtigem/ der
andere aber mit demuͤhtigem Hertzen/ Gott zu Ehren. Da ſihet nun
Gott/ was menſchliche Augen nicht ſehen: derowegen Er ſich nicht be-
triegen laͤſſet.

Chriſtliche Hertzen ſprechen mit Paulo/ 1. Cor. 4. Jch bin mir
nichts bewußt/ aber darum bin ich nicht gerechtfertiget. O wie
gut iſt es/ wann einer ſeine Gaben nicht weiß/ wie Moſes/ der als eine irꝛdi-
ſche Sonne vom Berg herab gieng/ aber er wußte nicht/ daß die Haut
ſeines Angeſichts glaͤntzete/ Exod. 34. Laßt uns nachfolgen dem Exem-
pel Chriſti/ der ſich unter Engel und Menſchen gedemuͤhtiget/ und ſeiner
Vermahnung gehorchet/ Matth. 6. Wann du betten wilt/ ſo gehe
in dein Kaͤmmerlein/ und ſchleuß die Thuͤr zu/ und bette zu dei-
nem Vater im verborgenen/ und dein Vater/ der in das verbor-
gene ſihet/ wird dirs vergelten offentlich.

Man muß aber auch fuͤr den Menſchen betten/ nach der Regul Au-
guſtini tract. 8. in Ep. Johan. Si times ſpectatores, non habebis imitato-
res, debes videri, ſed non facere, ut videaris, opus ſit publicum, intentio
ſecreta.
Das iſt: Wann du dich ſcheueſt ſehen zu laſſen/ ſo kan
dirs niemand nachthun/ du ſolt geſehen werden/ aber dich nicht
ſelbs gern ſehen laſſen/ verrichte dein Werck offentlich/ aber
dein Zweck und Abſehen halte heimlich. Gedencke lieber Menſch/
daß es nichts mit dir ſeye/ daß du nur eine Hand voll Erd/ ein Sack voll
Unraht und elende Mißgeburt/ ja ein zerbrechliches Gefaͤß ſeyeſt/ daß du
nur uͤber alles/ was du biſt und haſt/ ein Schaffner ſeyeſt/ der die Allmoſen-
Guͤter außtheilen ſoll. Das groͤſſeſte Werck das wir thun koͤnnen/ iſt das
geringſte davon/ das wir thun ſollen. Nun Chriſtus wolle die Wellen
unſerer Hertzen ſtillen/ und die geſchwulſtige Waſſerſucht des geiſtlichen
Hochmuhts in uns heylen/ daß wir ſagen; Nicht uns HErꝛ/ nicht
uns/ ſondern deinem Nahmen ſey die Ehre; und mit den 24. Elte-
ſten Apoc. 4. die Cronen fuͤr den Stuhl werffen/ und ſprechen: HErꝛ
du biſt wuͤrdig zu nehmen Ehre/ Preiß und Krafft/ dann du
haſt alle Dinge geſchaffen/ und durch deinen Willen haben ſie
das Weſen/ und ſeind geſchaffen. Darum

Allein
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[170/0188] Die Neunzehende Predigt terſcheiden/ dann wann ſchon offt zwey ein Ding thun/ iſt es darum nicht gleich einerley. Judas und die arme Suͤnderin kuͤſſeten Chriſtum aber ein jedes mit einem andern/ jener mit verraͤtheriſchem/ dieſe mit buß- fertigem Hertzen. Salomo und Herodes baueten dem Herrn einen Tempel; Moſes und David lieſſen die Kinder Jſrael zaͤhlen; Salomo und Hiskias zeigeten ihre Schaͤtze; aber je einer mit hochmuͤhtigem/ der andere aber mit demuͤhtigem Hertzen/ Gott zu Ehren. Da ſihet nun Gott/ was menſchliche Augen nicht ſehen: derowegen Er ſich nicht be- triegen laͤſſet. Chriſtliche Hertzen ſprechen mit Paulo/ 1. Cor. 4. Jch bin mir nichts bewußt/ aber darum bin ich nicht gerechtfertiget. O wie gut iſt es/ wann einer ſeine Gaben nicht weiß/ wie Moſes/ der als eine irꝛdi- ſche Sonne vom Berg herab gieng/ aber er wußte nicht/ daß die Haut ſeines Angeſichts glaͤntzete/ Exod. 34. Laßt uns nachfolgen dem Exem- pel Chriſti/ der ſich unter Engel und Menſchen gedemuͤhtiget/ und ſeiner Vermahnung gehorchet/ Matth. 6. Wann du betten wilt/ ſo gehe in dein Kaͤmmerlein/ und ſchleuß die Thuͤr zu/ und bette zu dei- nem Vater im verborgenen/ und dein Vater/ der in das verbor- gene ſihet/ wird dirs vergelten offentlich. Man muß aber auch fuͤr den Menſchen betten/ nach der Regul Au- guſtini tract. 8. in Ep. Johan. Si times ſpectatores, non habebis imitato- res, debes videri, ſed non facere, ut videaris, opus ſit publicum, intentio ſecreta. Das iſt: Wann du dich ſcheueſt ſehen zu laſſen/ ſo kan dirs niemand nachthun/ du ſolt geſehen werden/ aber dich nicht ſelbs gern ſehen laſſen/ verrichte dein Werck offentlich/ aber dein Zweck und Abſehen halte heimlich. Gedencke lieber Menſch/ daß es nichts mit dir ſeye/ daß du nur eine Hand voll Erd/ ein Sack voll Unraht und elende Mißgeburt/ ja ein zerbrechliches Gefaͤß ſeyeſt/ daß du nur uͤber alles/ was du biſt und haſt/ ein Schaffner ſeyeſt/ der die Allmoſen- Guͤter außtheilen ſoll. Das groͤſſeſte Werck das wir thun koͤnnen/ iſt das geringſte davon/ das wir thun ſollen. Nun Chriſtus wolle die Wellen unſerer Hertzen ſtillen/ und die geſchwulſtige Waſſerſucht des geiſtlichen Hochmuhts in uns heylen/ daß wir ſagen; Nicht uns HErꝛ/ nicht uns/ ſondern deinem Nahmen ſey die Ehre; und mit den 24. Elte- ſten Apoc. 4. die Cronen fuͤr den Stuhl werffen/ und ſprechen: HErꝛ du biſt wuͤrdig zu nehmen Ehre/ Preiß und Krafft/ dann du haſt alle Dinge geſchaffen/ und durch deinen Willen haben ſie das Weſen/ und ſeind geſchaffen. Darum Allein

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/188>, abgerufen am 26.11.2024.