Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
man aber den Lohn os eneka, zum letsten Ziel und Zweck hat/ daß macht
einen Miedling/ wie bißweilen leichtsinnige Pfarrenwerber und Curren-
ten thun/ die mit aller Macht wollen auffgestellt werden/ fragstu war-
um/ es bedarff da keiner Hertzens-Schau/ der Tag und der Mund re-
dets. S. Denarius, die güldene Ernd/ fette Martini/ Neu-Jahr etc.
da ist manchem wehe. Weit müssen diese lauffen/ die der accusation
eines Miedlings wollen entlauffen.

Alles ex motivo charitatis, auß Trieb der Liebe/ Lieben und Leiden sind
die zween Fußstapfen/ darein sie dem Ertz-Hirten müssen nachtretten/
Lieben/ das ist/ das Leben lassen/ das ist/ vitae commoda und Ergötzlich-
keit/ wie Moses/ otium und faule Menschen-Tag/ dann solches läßt recht-
schaffene Hirten-Treu und Wacht für den Schaffstall der Kirchen nicht
geschehen/ dabey dann Leiden nicht außbleibt/ je eiferiger/ je verhaßter/
je getreuer/ je unangenchmer. Treue Hirten kan der Satan nicht leiden/
die Welt siehet solche lieber unter als auff der Erden. Christus hat seine
Phariseer und Judam/ Johannes der Täuffer seinen Herodem/ Pau-
lus seine zween Schmid/ die ihm das Leben saur gnug gemacht/ und um
seinen guten Leumund gebracht/ Demetrium den Goldschmid. Act. 19.
und Alexandrum den Schmid/ der ihm viel Leids gethan/ 2. Tim. 4.
Lutherus das gantze Römische Reich/ den Teuffel mit seiner Mutter/
aber da wird nichts anders auß/ es muß gelitten seyn/ und sich dessen er-
wegen/ wann man sich an dem Teuffel versündiget/ so schencket ers kei-
nem/ darum man in Gegentheil das Leiden mit der Liebe Christi muß
überzuckern/ und mit Paulo sprechen 2. Cor. 12, 15. Jch wil fast gerne
darlegen/ und dargeleget werden für eure Seele/ wiewol ich
euch fast sehr liebe/ nnd doch wenig geliebet werde.
Selig aber
endlich/ die um sich sehen und für sich sehen/ nicht nur den Hirten/ son-
dern auch seine AEmulanten und Affen recht lernen erkennen und unter-
scheiden/ nach dem Wort Christi: Sehet euch für/ für den fal-
schen Propheten/ die in Schaffs-Kleidern zu euch kommen.

Matth. 7. Prosekhete, sehet für euch/ hütet euch/ haltet gute Wacht/
schauet den Wolff an/ mit eigenen/ puren/ ungefärbten/ uneingenom-
menen/ erleuchteten Augen/ so genau und scharff/ als genau und scharff
der Satan auff den frommen Job und seines gleichen schlechte und rech-
te Gottsförchtige Hertzen Achtung gibt. Job. 1, 8. (LXX. prosekhes te
dianoia sou.) eben mit so genauen und scharffen Augen gebt ihr auch
Achtung auff der Wölffe Gäng. Wir haben Ursach/ wann wir zuruck

sehen
Neunter Theil. F

Predigt.
man aber den Lohn ὡς ἓνεκα, zum letſten Ziel und Zweck hat/ daß macht
einen Miedling/ wie bißweilen leichtſinnige Pfarrenwerber und Curren-
ten thun/ die mit aller Macht wollen auffgeſtellt werden/ fragſtu war-
um/ es bedarff da keiner Hertzens-Schau/ der Tag und der Mund re-
dets. S. Denarius, die guͤldene Ernd/ fette Martini/ Neu-Jahr ꝛc.
da iſt manchem wehe. Weit muͤſſen dieſe lauffen/ die der accuſation
eines Miedlings wollen entlauffen.

Alles ex motivo charitatis, auß Trieb der Liebe/ Lieben und Leiden ſind
die zween Fußſtapfen/ darein ſie dem Ertz-Hirten muͤſſen nachtretten/
Lieben/ das iſt/ das Leben laſſen/ das iſt/ vitæ commoda und Ergoͤtzlich-
keit/ wie Moſes/ otium und faule Menſchen-Tag/ dann ſolches laͤßt recht-
ſchaffene Hirten-Treu und Wacht fuͤr den Schaffſtall der Kirchen nicht
geſchehen/ dabey dann Leiden nicht außbleibt/ je eiferiger/ je verhaßter/
je getreuer/ je unangenchmer. Treue Hirten kan der Satan nicht leiden/
die Welt ſiehet ſolche lieber unter als auff der Erden. Chriſtus hat ſeine
Phariſeer und Judam/ Johannes der Taͤuffer ſeinen Herodem/ Pau-
lus ſeine zween Schmid/ die ihm das Leben ſaur gnug gemacht/ und um
ſeinen guten Leumund gebracht/ Demetrium den Goldſchmid. Act. 19.
und Alexandrum den Schmid/ der ihm viel Leids gethan/ 2. Tim. 4.
Lutherus das gantze Roͤmiſche Reich/ den Teuffel mit ſeiner Mutter/
aber da wird nichts anders auß/ es muß gelitten ſeyn/ und ſich deſſen er-
wegen/ wann man ſich an dem Teuffel verſuͤndiget/ ſo ſchencket ers kei-
nem/ darum man in Gegentheil das Leiden mit der Liebe Chriſti muß
uͤberzuckern/ und mit Paulo ſprechen 2. Cor. 12, 15. Jch wil faſt gerne
darlegen/ und dargeleget werden fuͤr eure Seele/ wiewol ich
euch faſt ſehr liebe/ nnd doch wenig geliebet werde.
Selig aber
endlich/ die um ſich ſehen und fuͤr ſich ſehen/ nicht nur den Hirten/ ſon-
dern auch ſeine Æmulanten und Affen recht lernen erkennen und unter-
ſcheiden/ nach dem Wort Chriſti: Sehet euch fuͤr/ fuͤr den fal-
ſchen Propheten/ die in Schaffs-Kleidern zu euch kommen.

Matth. 7. Προσέχετε, ſehet fuͤr euch/ huͤtet euch/ haltet gute Wacht/
ſchauet den Wolff an/ mit eigenen/ puren/ ungefaͤrbten/ uneingenom-
menen/ erleuchteten Augen/ ſo genau und ſcharff/ als genau und ſcharff
der Satan auff den frommen Job und ſeines gleichen ſchlechte und rech-
te Gottsfoͤrchtige Hertzen Achtung gibt. Job. 1, 8. (LXX. προσέχες τῇ
διανοίᾳ σου.) eben mit ſo genauen und ſcharffen Augen gebt ihr auch
Achtung auff der Woͤlffe Gaͤng. Wir haben Urſach/ wann wir zuruck

ſehen
Neunter Theil. F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0061" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
man aber den Lohn &#x1F61;&#x03C2; &#x1F13;&#x03BD;&#x03B5;&#x03BA;&#x03B1;, zum let&#x017F;ten Ziel und Zweck hat/ daß macht<lb/>
einen Miedling/ wie bißweilen leicht&#x017F;innige Pfarrenwerber und <hi rendition="#aq">Curren-</hi><lb/>
ten thun/ die mit aller Macht wollen auffge&#x017F;tellt werden/ frag&#x017F;tu war-<lb/>
um/ es bedarff da keiner Hertzens-Schau/ der Tag und der Mund re-<lb/>
dets. <hi rendition="#aq">S. Denarius,</hi> die gu&#x0364;ldene Ernd/ fette Martini/ Neu-Jahr &#xA75B;c.<lb/>
da i&#x017F;t manchem wehe. Weit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e lauffen/ die der <hi rendition="#aq">accu&#x017F;ation</hi><lb/>
eines Miedlings wollen entlauffen.</p><lb/>
        <p>Alles <hi rendition="#aq">ex motivo charitatis,</hi> auß Trieb der Liebe/ Lieben und Leiden &#x017F;ind<lb/>
die zween Fuß&#x017F;tapfen/ darein &#x017F;ie dem Ertz-Hirten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nachtretten/<lb/>
Lieben/ das i&#x017F;t/ das Leben la&#x017F;&#x017F;en/ das i&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">vitæ commoda</hi> und Ergo&#x0364;tzlich-<lb/>
keit/ wie Mo&#x017F;es/ <hi rendition="#aq">otium</hi> und faule Men&#x017F;chen-Tag/ dann &#x017F;olches la&#x0364;ßt recht-<lb/>
&#x017F;chaffene Hirten-Treu und Wacht fu&#x0364;r den Schaff&#x017F;tall der Kirchen nicht<lb/>
ge&#x017F;chehen/ dabey dann Leiden nicht außbleibt/ je eiferiger/ je verhaßter/<lb/>
je getreuer/ je unangenchmer. Treue Hirten kan der Satan nicht leiden/<lb/>
die Welt &#x017F;iehet &#x017F;olche lieber unter als auff der Erden. Chri&#x017F;tus hat &#x017F;eine<lb/>
Phari&#x017F;eer und Judam/ Johannes der Ta&#x0364;uffer &#x017F;einen Herodem/ Pau-<lb/>
lus &#x017F;eine zween Schmid/ die ihm das Leben &#x017F;aur gnug gemacht/ und um<lb/>
&#x017F;einen guten Leumund gebracht/ <hi rendition="#aq">Demetrium</hi> den Gold&#x017F;chmid. <hi rendition="#aq">Act.</hi> 19.<lb/>
und <hi rendition="#aq">Alexandrum</hi> den Schmid/ der ihm viel Leids gethan/ 2. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 4.<lb/>
Lutherus das gantze Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich/ den Teuffel mit &#x017F;einer Mutter/<lb/>
aber da wird nichts anders auß/ es muß gelitten &#x017F;eyn/ und &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en er-<lb/>
wegen/ wann man &#x017F;ich an dem Teuffel ver&#x017F;u&#x0364;ndiget/ &#x017F;o &#x017F;chencket ers kei-<lb/>
nem/ darum man in Gegentheil das Leiden mit der Liebe Chri&#x017F;ti muß<lb/>
u&#x0364;berzuckern/ und mit Paulo &#x017F;prechen 2. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 12, 15. <hi rendition="#fr">Jch wil fa&#x017F;t gerne<lb/>
darlegen/ und dargeleget werden fu&#x0364;r eure Seele/ wiewol ich<lb/>
euch fa&#x017F;t &#x017F;ehr liebe/ nnd doch wenig geliebet werde.</hi> Selig aber<lb/>
endlich/ die um &#x017F;ich &#x017F;ehen und fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;ehen/ nicht nur den Hirten/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Æmulan</hi>ten und Affen recht lernen erkennen und unter-<lb/>
&#x017F;cheiden/ nach dem Wort Chri&#x017F;ti: <hi rendition="#fr">Sehet euch fu&#x0364;r/ fu&#x0364;r den fal-<lb/>
&#x017F;chen Propheten/ die in Schaffs-Kleidern zu euch kommen.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 7. &#x03A0;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C3;&#x03AD;&#x03C7;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B5;, &#x017F;ehet fu&#x0364;r euch/ hu&#x0364;tet euch/ haltet gute Wacht/<lb/>
&#x017F;chauet den Wolff an/ mit eigenen/ puren/ ungefa&#x0364;rbten/ uneingenom-<lb/>
menen/ erleuchteten Augen/ &#x017F;o genau und &#x017F;charff/ als genau und &#x017F;charff<lb/>
der Satan auff den frommen Job und &#x017F;eines gleichen &#x017F;chlechte und rech-<lb/>
te Gottsfo&#x0364;rchtige Hertzen Achtung gibt. <hi rendition="#aq">Job. 1, 8. (LXX.</hi> &#x03C0;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C3;&#x03AD;&#x03C7;&#x03B5;&#x03C2; &#x03C4;&#x1FC7;<lb/>
&#x03B4;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD;&#x03BF;&#x03AF;&#x1FB3; &#x03C3;&#x03BF;&#x03C5;.) eben mit &#x017F;o genauen und &#x017F;charffen Augen gebt ihr auch<lb/>
Achtung auff der Wo&#x0364;lffe Ga&#x0364;ng. Wir haben Ur&#x017F;ach/ wann wir zuruck<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Neunter Theil.</hi> F</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0061] Predigt. man aber den Lohn ὡς ἓνεκα, zum letſten Ziel und Zweck hat/ daß macht einen Miedling/ wie bißweilen leichtſinnige Pfarrenwerber und Curren- ten thun/ die mit aller Macht wollen auffgeſtellt werden/ fragſtu war- um/ es bedarff da keiner Hertzens-Schau/ der Tag und der Mund re- dets. S. Denarius, die guͤldene Ernd/ fette Martini/ Neu-Jahr ꝛc. da iſt manchem wehe. Weit muͤſſen dieſe lauffen/ die der accuſation eines Miedlings wollen entlauffen. Alles ex motivo charitatis, auß Trieb der Liebe/ Lieben und Leiden ſind die zween Fußſtapfen/ darein ſie dem Ertz-Hirten muͤſſen nachtretten/ Lieben/ das iſt/ das Leben laſſen/ das iſt/ vitæ commoda und Ergoͤtzlich- keit/ wie Moſes/ otium und faule Menſchen-Tag/ dann ſolches laͤßt recht- ſchaffene Hirten-Treu und Wacht fuͤr den Schaffſtall der Kirchen nicht geſchehen/ dabey dann Leiden nicht außbleibt/ je eiferiger/ je verhaßter/ je getreuer/ je unangenchmer. Treue Hirten kan der Satan nicht leiden/ die Welt ſiehet ſolche lieber unter als auff der Erden. Chriſtus hat ſeine Phariſeer und Judam/ Johannes der Taͤuffer ſeinen Herodem/ Pau- lus ſeine zween Schmid/ die ihm das Leben ſaur gnug gemacht/ und um ſeinen guten Leumund gebracht/ Demetrium den Goldſchmid. Act. 19. und Alexandrum den Schmid/ der ihm viel Leids gethan/ 2. Tim. 4. Lutherus das gantze Roͤmiſche Reich/ den Teuffel mit ſeiner Mutter/ aber da wird nichts anders auß/ es muß gelitten ſeyn/ und ſich deſſen er- wegen/ wann man ſich an dem Teuffel verſuͤndiget/ ſo ſchencket ers kei- nem/ darum man in Gegentheil das Leiden mit der Liebe Chriſti muß uͤberzuckern/ und mit Paulo ſprechen 2. Cor. 12, 15. Jch wil faſt gerne darlegen/ und dargeleget werden fuͤr eure Seele/ wiewol ich euch faſt ſehr liebe/ nnd doch wenig geliebet werde. Selig aber endlich/ die um ſich ſehen und fuͤr ſich ſehen/ nicht nur den Hirten/ ſon- dern auch ſeine Æmulanten und Affen recht lernen erkennen und unter- ſcheiden/ nach dem Wort Chriſti: Sehet euch fuͤr/ fuͤr den fal- ſchen Propheten/ die in Schaffs-Kleidern zu euch kommen. Matth. 7. Προσέχετε, ſehet fuͤr euch/ huͤtet euch/ haltet gute Wacht/ ſchauet den Wolff an/ mit eigenen/ puren/ ungefaͤrbten/ uneingenom- menen/ erleuchteten Augen/ ſo genau und ſcharff/ als genau und ſcharff der Satan auff den frommen Job und ſeines gleichen ſchlechte und rech- te Gottsfoͤrchtige Hertzen Achtung gibt. Job. 1, 8. (LXX. προσέχες τῇ διανοίᾳ σου.) eben mit ſo genauen und ſcharffen Augen gebt ihr auch Achtung auff der Woͤlffe Gaͤng. Wir haben Urſach/ wann wir zuruck ſehen Neunter Theil. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/61
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/61>, abgerufen am 17.05.2024.