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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
dancke Gott/ wo nicht/ so contentire dich mit dem Verlangen/ und mit
dem Kampff des Geistes und des Fleisches: Jch lieg im Streit und
wiederstreb! Dencke/ du seyest nicht allein/ David/ Job/ Paulus und
andere haben auch in diesem Schweiß-Bad geschwitzet/ derowegen wann
schon unterdessen dem Hertz spräch lauter nein/ so laß dir doch nicht
grauen; dann die consequentz ist nichts nutz: dieser Mensch fühlet kei-
nen Glauben/ E. so hat er keinen Glauben/ wie es gleicher Gestalt nicht
folgt: dieser Mensch siehet nicht/ er fühlet nichts/ er ligt im Schlaff und
Ohnmacht. E. hat er das Leben nicht.

Endlich aber auch so ist dieser Kelch ormeterion ad dignam praepa-
rationem.
Neuer Wein gehöret nicht in alte Schläuche/ Matth. 9, 17.
Man fasset nicht Most in alte Schläuch/ anders die Schläu-
che zerreissen/ und der Most wird verschüttet/ und die Schläu-
che kommen um/ sondern man fasset Most in neue Schläuche/
so werden sie beyde miteinander behalten.
Hie ist Most der Jung-
frauen zeuget/ Zach. 9/ 17. der kan die Sünden-Haut des alten Adams
nicht leiden. Ad laudem divinam, zum Lobe GOttes. Da die Apostel
truncken worden/ so fangen sie an die Magnalia DEI und grossen Thaten
Gottes zu verkündigen/ uns zur Nachfolge/ daß/ wann wir in des Seelen-
Bräutigams Wein-Keller truncken worden von geistlichen Freuden/ mit
David außruffen sollen. Ps. 116, 13. Jch wil den heilsamen Kelch
nemmen/ und des HErrn Namen predigen.
Ad patientiam,
zur Gedult: der HErr hat ein Becher in der Hand/ und mit star-
ckem Wein voll eingeschenck et/ und schencket auß demselben.

Ps. 75, 9. Darum wann der Reigen des Creutz-Kelchs auch an uns
kommt/ lasset uns hertzhafft Bescheid thun/ auch ad martyrium usque, solt
uns auch der rothe Safft über das Maul herab lauffen. Ad charitatis
philtrum,
zum Lieb-Tranck. Wie auß vielen Beerlein ein Tranck fleußt/
und sich ineinander menget/ also sollen wir alle/ so durch den Glauben
Christo eingeleibet seyn/ durch Brüderliche Liebe um Christus unsers
Heylands willen/ ein Leib und ein Tranck werden/ und solches nicht mit
lähren Worten/ sondern mit der That und Warheit/ ohne allen Trug/
treulich gegen einander beweisen.

Jst also E. L. im geistlichen Wein-Keller geweßt/ kan mit der Braut
sagen: Er hat mich geführt in seinen Wein-Keller; und hat darinnen
Lufft und Labsaal empfangen. Gott gebe/ daß wir von dem Gewächs
dieses Weinstocks allesamt trincken im Reich GOttes/ daß wir auch noch
eines andern Bechers in der Ewigkeit theilhafftig werden/ dahin der

Herr
Neunter Theil. K k

Predigt.
dancke Gott/ wo nicht/ ſo contentire dich mit dem Verlangen/ und mit
dem Kampff des Geiſtes und des Fleiſches: Jch lieg im Streit und
wiederſtreb! Dencke/ du ſeyeſt nicht allein/ David/ Job/ Paulus und
andere haben auch in dieſem Schweiß-Bad geſchwitzet/ derowegen wann
ſchon unterdeſſen dem Hertz ſpraͤch lauter nein/ ſo laß dir doch nicht
grauen; dann die conſequentz iſt nichts nutz: dieſer Menſch fuͤhlet kei-
nen Glauben/ E. ſo hat er keinen Glauben/ wie es gleicher Geſtalt nicht
folgt: dieſer Menſch ſiehet nicht/ er fuͤhlet nichts/ er ligt im Schlaff und
Ohnmacht. E. hat er das Leben nicht.

Endlich aber auch ſo iſt dieſer Kelch ὀρμητήριον ad dignam præpa-
rationem.
Neuer Wein gehoͤret nicht in alte Schlaͤuche/ Matth. 9, 17.
Man faſſet nicht Moſt in alte Schlaͤuch/ anders die Schlaͤu-
che zerreiſſen/ und der Moſt wird verſchuͤttet/ und die Schlaͤu-
che kommen um/ ſondern man faſſet Moſt in neue Schlaͤuche/
ſo werden ſie beyde miteinander behalten.
Hie iſt Moſt der Jung-
frauen zeuget/ Zach. 9/ 17. der kan die Suͤnden-Haut des alten Adams
nicht leiden. Ad laudem divinam, zum Lobe GOttes. Da die Apoſtel
truncken worden/ ſo fangen ſie an die Magnalia DEI und groſſen Thaten
Gottes zu verkuͤndigen/ uns zur Nachfolge/ daß/ wann wir in des Seelen-
Braͤutigams Wein-Keller truncken worden von geiſtlichen Freuden/ mit
David außruffen ſollen. Pſ. 116, 13. Jch wil den heilſamen Kelch
nemmen/ und des HErꝛn Namen predigen.
Ad patientiam,
zur Gedult: der HErꝛ hat ein Becher in der Hand/ und mit ſtar-
ckem Wein voll eingeſchenck et/ und ſchencket auß demſelben.

Pſ. 75, 9. Darum wann der Reigen des Creutz-Kelchs auch an uns
kom̃t/ laſſet uns hertzhafft Beſcheid thun/ auch ad martyrium uſque, ſolt
uns auch der rothe Safft uͤber das Maul herab lauffen. Ad charitatis
philtrum,
zum Lieb-Tranck. Wie auß vielen Beerlein ein Tranck fleußt/
und ſich ineinander menget/ alſo ſollen wir alle/ ſo durch den Glauben
Chriſto eingeleibet ſeyn/ durch Bruͤderliche Liebe um Chriſtus unſers
Heylands willen/ ein Leib und ein Tranck werden/ und ſolches nicht mit
laͤhren Worten/ ſondern mit der That und Warheit/ ohne allen Trug/
treulich gegen einander beweiſen.

Jſt alſo E. L. im geiſtlichen Wein-Keller geweßt/ kan mit der Braut
ſagen: Er hat mich gefuͤhrt in ſeinen Wein-Keller; und hat darinnen
Lufft und Labſaal empfangen. Gott gebe/ daß wir von dem Gewaͤchs
dieſes Weinſtocks alleſamt trincken im Reich GOttes/ daß wir auch noch
eines andern Bechers in der Ewigkeit theilhafftig werden/ dahin der

Herr
Neunter Theil. K k
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[257/0277] Predigt. dancke Gott/ wo nicht/ ſo contentire dich mit dem Verlangen/ und mit dem Kampff des Geiſtes und des Fleiſches: Jch lieg im Streit und wiederſtreb! Dencke/ du ſeyeſt nicht allein/ David/ Job/ Paulus und andere haben auch in dieſem Schweiß-Bad geſchwitzet/ derowegen wann ſchon unterdeſſen dem Hertz ſpraͤch lauter nein/ ſo laß dir doch nicht grauen; dann die conſequentz iſt nichts nutz: dieſer Menſch fuͤhlet kei- nen Glauben/ E. ſo hat er keinen Glauben/ wie es gleicher Geſtalt nicht folgt: dieſer Menſch ſiehet nicht/ er fuͤhlet nichts/ er ligt im Schlaff und Ohnmacht. E. hat er das Leben nicht. Endlich aber auch ſo iſt dieſer Kelch ὀρμητήριον ad dignam præpa- rationem. Neuer Wein gehoͤret nicht in alte Schlaͤuche/ Matth. 9, 17. Man faſſet nicht Moſt in alte Schlaͤuch/ anders die Schlaͤu- che zerreiſſen/ und der Moſt wird verſchuͤttet/ und die Schlaͤu- che kommen um/ ſondern man faſſet Moſt in neue Schlaͤuche/ ſo werden ſie beyde miteinander behalten. Hie iſt Moſt der Jung- frauen zeuget/ Zach. 9/ 17. der kan die Suͤnden-Haut des alten Adams nicht leiden. Ad laudem divinam, zum Lobe GOttes. Da die Apoſtel truncken worden/ ſo fangen ſie an die Magnalia DEI und groſſen Thaten Gottes zu verkuͤndigen/ uns zur Nachfolge/ daß/ wann wir in des Seelen- Braͤutigams Wein-Keller truncken worden von geiſtlichen Freuden/ mit David außruffen ſollen. Pſ. 116, 13. Jch wil den heilſamen Kelch nemmen/ und des HErꝛn Namen predigen. Ad patientiam, zur Gedult: der HErꝛ hat ein Becher in der Hand/ und mit ſtar- ckem Wein voll eingeſchenck et/ und ſchencket auß demſelben. Pſ. 75, 9. Darum wann der Reigen des Creutz-Kelchs auch an uns kom̃t/ laſſet uns hertzhafft Beſcheid thun/ auch ad martyrium uſque, ſolt uns auch der rothe Safft uͤber das Maul herab lauffen. Ad charitatis philtrum, zum Lieb-Tranck. Wie auß vielen Beerlein ein Tranck fleußt/ und ſich ineinander menget/ alſo ſollen wir alle/ ſo durch den Glauben Chriſto eingeleibet ſeyn/ durch Bruͤderliche Liebe um Chriſtus unſers Heylands willen/ ein Leib und ein Tranck werden/ und ſolches nicht mit laͤhren Worten/ ſondern mit der That und Warheit/ ohne allen Trug/ treulich gegen einander beweiſen. Jſt alſo E. L. im geiſtlichen Wein-Keller geweßt/ kan mit der Braut ſagen: Er hat mich gefuͤhrt in ſeinen Wein-Keller; und hat darinnen Lufft und Labſaal empfangen. Gott gebe/ daß wir von dem Gewaͤchs dieſes Weinſtocks alleſamt trincken im Reich GOttes/ daß wir auch noch eines andern Bechers in der Ewigkeit theilhafftig werden/ dahin der Herr Neunter Theil. K k

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/277>, abgerufen am 24.11.2024.