Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. ner die wesentliche Gegenwart und mündliche Communication undNiessung des Leibs Christi läugnen und verneinen: Corpus Christi non ex coena, sed ex crusta excludimus, wir schliessen den Leib Christi nicht von dem Abendmahl auß/ sondern allein vom Brod. Pareus in Iren. c. 28. art. 16. Ursach/ es wäre wider die Proportion, Statur, Grösse und Länge des Leibs Christi. Christus/ sprechen sie/ ist in rechter Manns Länge gewesen/ jetzt soll Er ein kleines/ enges und schmales Cörperlein haben/ nicht grösser als die Brod-Hostien/ nach dem/ wie wir pflegen zu singen: Sein Leib soll verborgen seyn im Brod so klein/ welches alles die Vernunfft nicht anders/ als für ein Mährlein hält/ und lachet drüber/ wie Sara hinter der Thür. Ob wir nun wol diese Instantz bloß verwerf- fen könten mit dem Wort Christi: Caro nihil prodest, das Fleisch ist kein nütz. Joh. 6. GOttes Weißheit und Allmacht die gantze Sach heimweisen/ und alle Curiosität rein abschneiden/ so geben wir doch zum Uberfluß Gegentheil zu bedencken/ obs Gott unmüglich sey realiter zu thun/ was die Natur intentionaliter? So nun ein sichtbarer Leib auff einmal von viel tausend Augen kan gesehen/ warum nicht der Leib Christi von vielen tausend Communicanten genossen werden? Sicut Divinitas (ait Nyssen. serm. Paschali apud Scult. Medull. p. 969.) replet mun- dum, & tamen una est; Ita innumerabilibus Iocis consecratur, & ta- men unum corpus est. Wie die Gottheit die gantze Welt er- füllet/ und ist doch nur eine Gottheit/ so wird das H. Abend- mahl in unzählig viel Orten gehalten/ und ist doch nur ein Leib Christi. Wir erinnern sie/ daß Christus einen geistlichen Leib habe. 1. Cor. 15. und in unglaublicher Kürtze bald zu Emaus/ bald zu Je- rusalem geweßt/ durch verschlossene Thüren (nicht der Stadt/ wie zwar Gegentheil excipirt/ als welches eine schändliche anisorisia, dann weil der guldene und edele Fried im Jüdischen Lande dazumal geblühet/ und al- lenthalben Sicherheit geweßt/ haben die Juden die Stadt-Thor Tag und Nacht offen stehen lassen/ und nicht zugeschlossen sondern des Hau- ses/ darein die Jünger Christi sich verschloffen und verkrochen/ und auß Forcht für den Juden alle Riegel fürgesperrt/ durchgedrungen; darum sprechen wir kurtz: Es werde der einige und zwar der gantze Leib Christi außgespendet und mitgetheilet. Sumit unus, sumunt mille &c. Lassen die Phantasien vom grossen und kleinen Leib fahren/ und sparen solches in die Universität droben im Himmel. Nicht weniger/ was III. die Qualität anlanget/ ists eine fürwitzige gehabt/ G g iij
Predigt. ner die weſentliche Gegenwart und muͤndliche Communication undNieſſung des Leibs Chriſti laͤugnen und verneinen: Corpus Chriſti non ex cœna, ſed ex cruſtâ excludimus, wir ſchlieſſen den Leib Chriſti nicht von dem Abendmahl auß/ ſondern allein vom Brod. Pareus in Iren. c. 28. art. 16. Urſach/ es waͤre wider die Proportion, Statur, Groͤſſe und Laͤnge des Leibs Chriſti. Chriſtus/ ſprechen ſie/ iſt in rechter Manns Laͤnge geweſen/ jetzt ſoll Er ein kleines/ enges und ſchmales Coͤrperlein haben/ nicht groͤſſer als die Brod-Hoſtien/ nach dem/ wie wir pflegen zu ſingen: Sein Leib ſoll verborgen ſeyn im Brod ſo klein/ welches alles die Vernunfft nicht anders/ als fuͤr ein Maͤhrlein haͤlt/ und lachet druͤber/ wie Sara hinter der Thuͤr. Ob wir nun wol dieſe Inſtantz bloß verwerf- fen koͤnten mit dem Wort Chriſti: Caro nihil prodeſt, das Fleiſch iſt kein nuͤtz. Joh. 6. GOttes Weißheit und Allmacht die gantze Sach heimweiſen/ und alle Curioſitaͤt rein abſchneiden/ ſo geben wir doch zum Uberfluß Gegentheil zu bedencken/ obs Gott unmuͤglich ſey realiter zu thun/ was die Natur intentionaliter? So nun ein ſichtbarer Leib auff einmal von viel tauſend Augen kan geſehen/ warum nicht der Leib Chriſti von vielen tauſend Communicanten genoſſen werden? Sicut Divinitas (ait Nyſſen. ſerm. Paſchali apud Scult. Medull. p. 969.) replet mun- dum, & tamen una eſt; Ita innumerabilibus Iocis conſecratur, & ta- men unum corpus eſt. Wie die Gottheit die gantze Welt er- fuͤllet/ und iſt doch nur eine Gottheit/ ſo wird das H. Abend- mahl in unzaͤhlig viel Orten gehalten/ und iſt doch nur ein Leib Chriſti. Wir erinnern ſie/ daß Chriſtus einen geiſtlichen Leib habe. 1. Cor. 15. und in unglaublicher Kuͤrtze bald zu Emaus/ bald zu Je- ruſalem geweßt/ durch verſchloſſene Thuͤren (nicht der Stadt/ wie zwar Gegentheil excipirt/ als welches eine ſchaͤndliche ἀνιςορισία, dann weil der guldene und edele Fried im Juͤdiſchen Lande dazumal gebluͤhet/ und al- lenthalben Sicherheit geweßt/ haben die Juden die Stadt-Thor Tag und Nacht offen ſtehen laſſen/ und nicht zugeſchloſſen ſondern des Hau- ſes/ darein die Juͤnger Chriſti ſich verſchloffen und verkrochen/ und auß Forcht fuͤr den Juden alle Riegel fuͤrgeſperꝛt/ durchgedrungen; darum ſprechen wir kurtz: Es werde der einige und zwar der gantze Leib Chriſti außgeſpendet und mitgetheilet. Sumit unus, ſumunt mille &c. Laſſen die Phantaſien vom groſſen und kleinen Leib fahren/ und ſparen ſolches in die Univerſitaͤt droben im Himmel. Nicht weniger/ was III. die Qualitaͤt anlanget/ iſts eine fuͤrwitzige gehabt/ G g iij
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Predigt.
ner die weſentliche Gegenwart und muͤndliche Communication und
Nieſſung des Leibs Chriſti laͤugnen und verneinen: Corpus Chriſti
non ex cœna, ſed ex cruſtâ excludimus, wir ſchlieſſen den Leib Chriſti
nicht von dem Abendmahl auß/ ſondern allein vom Brod. Pareus in
Iren. c. 28. art. 16. Urſach/ es waͤre wider die Proportion, Statur, Groͤſſe
und Laͤnge des Leibs Chriſti. Chriſtus/ ſprechen ſie/ iſt in rechter Manns
Laͤnge geweſen/ jetzt ſoll Er ein kleines/ enges und ſchmales Coͤrperlein
haben/ nicht groͤſſer als die Brod-Hoſtien/ nach dem/ wie wir pflegen zu
ſingen: Sein Leib ſoll verborgen ſeyn im Brod ſo klein/ welches alles
die Vernunfft nicht anders/ als fuͤr ein Maͤhrlein haͤlt/ und lachet druͤber/
wie Sara hinter der Thuͤr. Ob wir nun wol dieſe Inſtantz bloß verwerf-
fen koͤnten mit dem Wort Chriſti: Caro nihil prodeſt, das Fleiſch iſt
kein nuͤtz. Joh. 6. GOttes Weißheit und Allmacht die gantze Sach
heimweiſen/ und alle Curioſitaͤt rein abſchneiden/ ſo geben wir doch zum
Uberfluß Gegentheil zu bedencken/ obs Gott unmuͤglich ſey realiter zu
thun/ was die Natur intentionaliter? So nun ein ſichtbarer Leib auff
einmal von viel tauſend Augen kan geſehen/ warum nicht der Leib Chriſti
von vielen tauſend Communicanten genoſſen werden? Sicut Divinitas
(ait Nyſſen. ſerm. Paſchali apud Scult. Medull. p. 969.) replet mun-
dum, & tamen una eſt; Ita innumerabilibus Iocis conſecratur, & ta-
men unum corpus eſt. Wie die Gottheit die gantze Welt er-
fuͤllet/ und iſt doch nur eine Gottheit/ ſo wird das H. Abend-
mahl in unzaͤhlig viel Orten gehalten/ und iſt doch nur ein
Leib Chriſti. Wir erinnern ſie/ daß Chriſtus einen geiſtlichen Leib
habe. 1. Cor. 15. und in unglaublicher Kuͤrtze bald zu Emaus/ bald zu Je-
ruſalem geweßt/ durch verſchloſſene Thuͤren (nicht der Stadt/ wie zwar
Gegentheil excipirt/ als welches eine ſchaͤndliche ἀνιςορισία, dann weil der
guldene und edele Fried im Juͤdiſchen Lande dazumal gebluͤhet/ und al-
lenthalben Sicherheit geweßt/ haben die Juden die Stadt-Thor Tag
und Nacht offen ſtehen laſſen/ und nicht zugeſchloſſen ſondern des Hau-
ſes/ darein die Juͤnger Chriſti ſich verſchloffen und verkrochen/ und auß
Forcht fuͤr den Juden alle Riegel fuͤrgeſperꝛt/ durchgedrungen; darum
ſprechen wir kurtz: Es werde der einige und zwar der gantze Leib Chriſti
außgeſpendet und mitgetheilet. Sumit unus, ſumunt mille &c. Laſſen
die Phantaſien vom groſſen und kleinen Leib fahren/ und ſparen ſolches
in die Univerſitaͤt droben im Himmel.
Nicht weniger/ was III. die Qualitaͤt anlanget/ iſts eine fuͤrwitzige
Frage geweſen/ welche die Griechiſche Kirch/ ſo im̃erdar etwas beſonders
gehabt/
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