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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Zehende
qui non expertus. Da kommt alsdann der treue Hirt/ zeucht die Seele
zum Wasser magnetico tractu und sagt Matth. 11. Kommt her zu mir alle/
die ihr mühselig und beladen seyd/ ich wil euch erquicken.

II. Lapidem devolvendo. Solte Jacob die Schaafe seiner lieb-
sten Rahel träncken und zur Träncke führen/ so mußte er zuvor den
Stein von der Tränck-Rinnen weg wältzen Gen. 29. dieser Stein ist die
securitas carnalis conscientiae cauteriatae, die fleischliche Sicherheit ei-
nes brandmaligen Gewissens/ conscientiae induratae, eines Stein- und
Felsen-harten Nabals-Hertzen/ dadurch der Hammer des Gesetzes nicht
kan penetriren/ es wird veracht/ man schlägt die Melancholi auß dem
Sinn/ läßt den Pfaffen donnern und strahlen/ es wird so böß nicht wer-
den/ wann er dreuet: Die solches thun/ werden das Reich Gottes nicht
erben/ sondern fahren abwerts der Höllen zu. So kommt die Paradiß-
Schlang und sagt: non morieris, du wirst mit nichten des Todes ster-
ben. Wird dieser Stein nicht weg geweltzt/ O weh/ O ewig weh. Das
thut nun Christus durch das bittere Creutz. Solte David mortificirt/
zahm und geschlacht werden/ so muß das blutige Raach-Schwerd und die
Pest dazu helffen. Solte Manasse erkennen/ daß der Herr Gott ist/
so muß der Kercker das beste thun/ er muß gekrümmet werden in eisern
Banden. Solte dem verlohrnen Sohn die securität benommen wer-
den/ so muste ihm der Hunger das halsstarrige Gemüth und Felsenharte
Hertze brechen.

III. Monstrando. Er zeigt den Schaafen das Wasser und
Tränck-Rinnen/ da lauffen sie selbst zu/ quasi magnetico tractu. Also
zeigte Er der Hagar den Brunn/ und öffnet ihr die Augen. So zeigt
auch der Hirt digito indice die Canäl und Wasser-Röhr/ die anthlia
und Schöpff-Zeug/ das sind nun logia Theoun, oracula Scripturae. Der
H. Geist ist ein unsichtbarer Geist/ Er erscheinet nicht immediate, wie Er
weyland extra ordinem erschienen/ in der Taubens-Gestalt/ Wind und
Feur/ also nun in den dreyen Zeugen auff Erden/ dahin weißt Christus/
scrutamini scripturas, forschet in der Schrifft. Sie haben Mosen und
die Propheten/ laß sie dieselbigen hören. Nicht allein aber die Röhren/
sondern auch die Wasser-Schöpffer/ das werthe Ministerium, das Ampt
des Geistes/ welches Er selbst eingesetzet/ die seind gleichsam die Schen-
cken/ die Träncker/ potizontes. 1. Cor. 3. die Wasser-Meister/ aquae ducto-
res,
die die Schrifft leiten/ dispensiren auch drüber kämpffen/ wie dort
die Knecht Jsaacs/ Gen. 26. Exod. 2. die Trost-Engel/ die Credentzer

seind

Die Zehende
qui non expertus. Da kom̃t alsdann der treue Hirt/ zeucht die Seele
zum Waſſer magnetico tractu und ſagt Matth. 11. Kom̃t her zu mir alle/
die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/ ich wil euch erquicken.

II. Lapidem devolvendo. Solte Jacob die Schaafe ſeiner lieb-
ſten Rahel traͤncken und zur Traͤncke fuͤhren/ ſo mußte er zuvor den
Stein von der Traͤnck-Rinnen weg waͤltzen Gen. 29. dieſer Stein iſt die
ſecuritas carnalis conſcientiæ cauteriatæ, die fleiſchliche Sicherheit ei-
nes brandmaligen Gewiſſens/ conſcientiæ induratæ, eines Stein- und
Felſen-harten Nabals-Hertzen/ dadurch der Hammer des Geſetzes nicht
kan penetriren/ es wird veracht/ man ſchlaͤgt die Melancholi auß dem
Sinn/ laͤßt den Pfaffen donnern und ſtrahlen/ es wird ſo boͤß nicht wer-
den/ wann er dreuet: Die ſolches thun/ werden das Reich Gottes nicht
erben/ ſondern fahren abwerts der Hoͤllen zu. So kom̃t die Paradiß-
Schlang und ſagt: non morieris, du wirſt mit nichten des Todes ſter-
ben. Wird dieſer Stein nicht weg geweltzt/ O weh/ O ewig weh. Das
thut nun Chriſtus durch das bittere Creutz. Solte David mortificirt/
zahm und geſchlacht werden/ ſo muß das blutige Raach-Schwerd und die
Peſt dazu helffen. Solte Manaſſe erkennen/ daß der Herr Gott iſt/
ſo muß der Kercker das beſte thun/ er muß gekruͤmmet werden in eiſern
Banden. Solte dem verlohrnen Sohn die ſecuritaͤt benommen wer-
den/ ſo muſte ihm der Hunger das halsſtarrige Gemuͤth und Felſenharte
Hertze brechen.

III. Monſtrando. Er zeigt den Schaafen das Waſſer und
Traͤnck-Rinnen/ da lauffen ſie ſelbſt zu/ quaſi magnetico tractu. Alſo
zeigte Er der Hagar den Brunn/ und oͤffnet ihr die Augen. So zeigt
auch der Hirt digito indice die Canaͤl und Waſſer-Roͤhr/ die anthlia
und Schoͤpff-Zeug/ das ſind nun λόγια Θεου̃, oracula Scripturæ. Der
H. Geiſt iſt ein unſichtbarer Geiſt/ Er erſcheinet nicht immediatè, wie Er
weyland extrà ordinem erſchienen/ in der Taubens-Geſtalt/ Wind und
Feur/ alſo nun in den dreyen Zeugen auff Erden/ dahin weißt Chriſtus/
ſcrutamini ſcripturas, forſchet in der Schrifft. Sie haben Moſen und
die Propheten/ laß ſie dieſelbigen hoͤren. Nicht allein aber die Roͤhren/
ſondern auch die Waſſer-Schoͤpffer/ das werthe Miniſterium, das Ampt
des Geiſtes/ welches Er ſelbſt eingeſetzet/ die ſeind gleichſam die Schen-
cken/ die Traͤncker/ ποτίζοντες. 1. Cor. 3. die Waſſer-Meiſter/ aquæ ducto-
res,
die die Schrifft leiten/ diſpenſiren auch druͤber kaͤmpffen/ wie dort
die Knecht Jſaacs/ Gen. 26. Exod. 2. die Troſt-Engel/ die Credentzer

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[130/0150] Die Zehende qui non expertus. Da kom̃t alsdann der treue Hirt/ zeucht die Seele zum Waſſer magnetico tractu und ſagt Matth. 11. Kom̃t her zu mir alle/ die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/ ich wil euch erquicken. II. Lapidem devolvendo. Solte Jacob die Schaafe ſeiner lieb- ſten Rahel traͤncken und zur Traͤncke fuͤhren/ ſo mußte er zuvor den Stein von der Traͤnck-Rinnen weg waͤltzen Gen. 29. dieſer Stein iſt die ſecuritas carnalis conſcientiæ cauteriatæ, die fleiſchliche Sicherheit ei- nes brandmaligen Gewiſſens/ conſcientiæ induratæ, eines Stein- und Felſen-harten Nabals-Hertzen/ dadurch der Hammer des Geſetzes nicht kan penetriren/ es wird veracht/ man ſchlaͤgt die Melancholi auß dem Sinn/ laͤßt den Pfaffen donnern und ſtrahlen/ es wird ſo boͤß nicht wer- den/ wann er dreuet: Die ſolches thun/ werden das Reich Gottes nicht erben/ ſondern fahren abwerts der Hoͤllen zu. So kom̃t die Paradiß- Schlang und ſagt: non morieris, du wirſt mit nichten des Todes ſter- ben. Wird dieſer Stein nicht weg geweltzt/ O weh/ O ewig weh. Das thut nun Chriſtus durch das bittere Creutz. Solte David mortificirt/ zahm und geſchlacht werden/ ſo muß das blutige Raach-Schwerd und die Peſt dazu helffen. Solte Manaſſe erkennen/ daß der Herr Gott iſt/ ſo muß der Kercker das beſte thun/ er muß gekruͤmmet werden in eiſern Banden. Solte dem verlohrnen Sohn die ſecuritaͤt benommen wer- den/ ſo muſte ihm der Hunger das halsſtarrige Gemuͤth und Felſenharte Hertze brechen. III. Monſtrando. Er zeigt den Schaafen das Waſſer und Traͤnck-Rinnen/ da lauffen ſie ſelbſt zu/ quaſi magnetico tractu. Alſo zeigte Er der Hagar den Brunn/ und oͤffnet ihr die Augen. So zeigt auch der Hirt digito indice die Canaͤl und Waſſer-Roͤhr/ die anthlia und Schoͤpff-Zeug/ das ſind nun λόγια Θεου̃, oracula Scripturæ. Der H. Geiſt iſt ein unſichtbarer Geiſt/ Er erſcheinet nicht immediatè, wie Er weyland extrà ordinem erſchienen/ in der Taubens-Geſtalt/ Wind und Feur/ alſo nun in den dreyen Zeugen auff Erden/ dahin weißt Chriſtus/ ſcrutamini ſcripturas, forſchet in der Schrifft. Sie haben Moſen und die Propheten/ laß ſie dieſelbigen hoͤren. Nicht allein aber die Roͤhren/ ſondern auch die Waſſer-Schoͤpffer/ das werthe Miniſterium, das Ampt des Geiſtes/ welches Er ſelbſt eingeſetzet/ die ſeind gleichſam die Schen- cken/ die Traͤncker/ ποτίζοντες. 1. Cor. 3. die Waſſer-Meiſter/ aquæ ducto- res, die die Schrifft leiten/ diſpenſiren auch druͤber kaͤmpffen/ wie dort die Knecht Jſaacs/ Gen. 26. Exod. 2. die Troſt-Engel/ die Credentzer ſeind

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/150>, abgerufen am 22.11.2024.