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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
gesetzt hat zu Bischöffen/ zu weiden die Gemeine GOttes/
welche Er durch sein eigen Blut erworben hat/
gesetzt/ daß die
12. sampt den 70. Jüngern ausgehen die Schafställ zu occupiren/ und
die Schaf/ die nicht sind auß diesem Stall/ samlen sollen. Geschach
dazumal immediate, in dem der H. Geist durch mancherley Erscheinun-
gen/ polutropos kai polumeros Hebr. l, 1. geredt zu den Vätern/ zu letzt
aber durch den Sohn/ der hats beschlossen/ und haben wir keine unmit-
telbare vocation zu hoffen. Hat derowegen närrisch gehandelt jener
abergläubische Käyser Zeno, dann als der Bischöffliche Stuhl zu Con-Niceph.
l.
16. 18.

stantinopel/ Anno 488. entlediget und vacierend worden/ so legt er mit
eigener Hand auff den hohen Altar daselbst ein weisses/ reines/ unbe-
schriebenes Papier/ sampt einer demüthigen Supplication an die hohe
Göttliche Majestät/ dieselbe wolle durch einen Engel auff dieses Papier
schreiben lassen/ wen er in seinem Göttlichen Rath zu einem Successore und
Bischoff erkosen/ und erwehlt/ versigelt das Papier/ und läst dasselbe ver-
wahren/ ein 40. Tägig fasten ausruffen/ die Gewährung seiner Bitt
desto schleuniger zu gewinnen. Was geschicht/ ein arger Schalck/ ehr-
geltziger und verschlagener Pfaff/ Namens Flavita, nimmt eine grosse
Summam Gelds auff/ bey den Wechslern/ besticht darmit heimlich des
Käysers geheimsten Eunuchum und Kämmerer/ und schreibt auffs
Papier den Namen Flavita, und versiegelt dasselbe wieder förmlich und
künstlich/ über 40. Tag macht sich der Käyser mit sonderbarer Andacht
an das Papier/ findet darauff geschrieben den Namen Flavita, läßt ihn
suchen und herfür holen/ setzt ihn mit grossen Solennitäten auff den Bi-
schöfflichen Stuhl/ als einen Theesdoton und von Gott unmittelbar erkor-
nen Mann: Aber der Pracht währete nicht lang/ Gottes Rath folgete
bald darauff/ er stirbet im vierten Monat eines erschröcklichen und jähen
Tods/ der betrug wird wunderbarlich offenbar/ der Käyser wurde
schamroth/ mußte bekennen und sagen/ diese Wahl seye geschehen nicht
per Christum. sondern per Chrysum, nicht durch Gott/ sondern Gold.

Sondern es geschicht solcher Kirchensatz und soll geschehen per cla-
vem
sumphonias, Matth. XVIII, 19. 20. Wo zween unter euch eins
werden auff Erden/ warum es ist/ daß sie bitten wollen/ das
soll ihnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel/ dann
wo zween ader drey versamlet seind in meinem Namen/ da bin
ich mitten unter ihnen.
Er sagt bedencklich wo zween oder drey ver-

samlet
Neundter Theil. O

Predigt.
geſetzt hat zu Biſchoͤffen/ zu weiden die Gemeine GOttes/
welche Er durch ſein eigen Blut erworben hat/
geſetzt/ daß die
12. ſampt den 70. Juͤngern ausgehen die Schafſtaͤll zu occupiren/ und
die Schaf/ die nicht ſind auß dieſem Stall/ ſamlen ſollen. Geſchach
dazumal immediatè, in dem der H. Geiſt durch mancherley Erſcheinun-
gen/ πολυτρόπως καὶ πολυμερῶς Hebr. l, 1. geredt zu den Vaͤtern/ zu letzt
aber durch den Sohn/ der hats beſchloſſen/ und haben wir keine unmit-
telbare vocation zu hoffen. Hat derowegen naͤrriſch gehandelt jener
aberglaͤubiſche Kaͤyſer Zeno, dann als der Biſchoͤffliche Stuhl zu Con-Niceph.
l.
16. 18.

ſtantinopel/ Anno 488. entlediget und vacierend worden/ ſo legt er mit
eigener Hand auff den hohen Altar daſelbſt ein weiſſes/ reines/ unbe-
ſchriebenes Papier/ ſampt einer demuͤthigen Supplication an die hohe
Goͤttliche Majeſtaͤt/ dieſelbe wolle durch einen Engel auff dieſes Papier
ſchreiben laſſen/ wen er in ſeinem Goͤttlichen Rath zu einem Succeſſore und
Biſchoff erkoſen/ und erwehlt/ verſigelt das Papier/ und laͤſt daſſelbe ver-
wahren/ ein 40. Taͤgig faſten ausruffen/ die Gewaͤhrung ſeiner Bitt
deſto ſchleuniger zu gewinnen. Was geſchicht/ ein arger Schalck/ ehr-
geltziger und verſchlagener Pfaff/ Namens Flavita, nimmt eine groſſe
Summam Gelds auff/ bey den Wechslern/ beſticht darmit heimlich des
Kaͤyſers geheimſten Eunuchum und Kaͤmmerer/ und ſchreibt auffs
Papier den Namen Flavita, und verſiegelt daſſelbe wieder foͤrmlich und
kuͤnſtlich/ uͤber 40. Tag macht ſich der Kaͤyſer mit ſonderbarer Andacht
an das Papier/ findet darauff geſchrieben den Namen Flavita, laͤßt ihn
ſuchen und herfuͤr holen/ ſetzt ihn mit groſſen Solennitaͤten auff den Bi-
ſchoͤfflichen Stuhl/ als einen Θεέσδοτον und von Gott unmittelbar erkor-
nen Mann: Aber der Pracht waͤhrete nicht lang/ Gottes Rath folgete
bald darauff/ er ſtirbet im vierten Monat eines erſchroͤcklichen und jaͤhen
Tods/ der betrug wird wunderbarlich offenbar/ der Kaͤyſer wurde
ſchamroth/ mußte bekennen und ſagen/ dieſe Wahl ſeye geſchehen nicht
per Chriſtum. ſondern per Chryſum, nicht durch Gott/ ſondern Gold.

Sondern es geſchicht ſolcher Kirchenſatz und ſoll geſchehen per cla-
vem
συμφωνίας, Matth. XVIII, 19. 20. Wo zween unter euch eins
werden auff Erden/ warum es iſt/ daß ſie bitten wollen/ das
ſoll ihnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel/ dann
wo zween ader drey verſamlet ſeind in meinem Namen/ da bin
ich mitten unter ihnen.
Er ſagt bedencklich wo zween oder drey ver-

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Neundter Theil. O
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[105/0125] Predigt. geſetzt hat zu Biſchoͤffen/ zu weiden die Gemeine GOttes/ welche Er durch ſein eigen Blut erworben hat/ geſetzt/ daß die 12. ſampt den 70. Juͤngern ausgehen die Schafſtaͤll zu occupiren/ und die Schaf/ die nicht ſind auß dieſem Stall/ ſamlen ſollen. Geſchach dazumal immediatè, in dem der H. Geiſt durch mancherley Erſcheinun- gen/ πολυτρόπως καὶ πολυμερῶς Hebr. l, 1. geredt zu den Vaͤtern/ zu letzt aber durch den Sohn/ der hats beſchloſſen/ und haben wir keine unmit- telbare vocation zu hoffen. Hat derowegen naͤrriſch gehandelt jener aberglaͤubiſche Kaͤyſer Zeno, dann als der Biſchoͤffliche Stuhl zu Con- ſtantinopel/ Anno 488. entlediget und vacierend worden/ ſo legt er mit eigener Hand auff den hohen Altar daſelbſt ein weiſſes/ reines/ unbe- ſchriebenes Papier/ ſampt einer demuͤthigen Supplication an die hohe Goͤttliche Majeſtaͤt/ dieſelbe wolle durch einen Engel auff dieſes Papier ſchreiben laſſen/ wen er in ſeinem Goͤttlichen Rath zu einem Succeſſore und Biſchoff erkoſen/ und erwehlt/ verſigelt das Papier/ und laͤſt daſſelbe ver- wahren/ ein 40. Taͤgig faſten ausruffen/ die Gewaͤhrung ſeiner Bitt deſto ſchleuniger zu gewinnen. Was geſchicht/ ein arger Schalck/ ehr- geltziger und verſchlagener Pfaff/ Namens Flavita, nimmt eine groſſe Summam Gelds auff/ bey den Wechslern/ beſticht darmit heimlich des Kaͤyſers geheimſten Eunuchum und Kaͤmmerer/ und ſchreibt auffs Papier den Namen Flavita, und verſiegelt daſſelbe wieder foͤrmlich und kuͤnſtlich/ uͤber 40. Tag macht ſich der Kaͤyſer mit ſonderbarer Andacht an das Papier/ findet darauff geſchrieben den Namen Flavita, laͤßt ihn ſuchen und herfuͤr holen/ ſetzt ihn mit groſſen Solennitaͤten auff den Bi- ſchoͤfflichen Stuhl/ als einen Θεέσδοτον und von Gott unmittelbar erkor- nen Mann: Aber der Pracht waͤhrete nicht lang/ Gottes Rath folgete bald darauff/ er ſtirbet im vierten Monat eines erſchroͤcklichen und jaͤhen Tods/ der betrug wird wunderbarlich offenbar/ der Kaͤyſer wurde ſchamroth/ mußte bekennen und ſagen/ dieſe Wahl ſeye geſchehen nicht per Chriſtum. ſondern per Chryſum, nicht durch Gott/ ſondern Gold. Niceph. l. 16. 18. Sondern es geſchicht ſolcher Kirchenſatz und ſoll geſchehen per cla- vem συμφωνίας, Matth. XVIII, 19. 20. Wo zween unter euch eins werden auff Erden/ warum es iſt/ daß ſie bitten wollen/ das ſoll ihnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel/ dann wo zween ader drey verſamlet ſeind in meinem Namen/ da bin ich mitten unter ihnen. Er ſagt bedencklich wo zween oder drey ver- ſamlet Neundter Theil. O

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/125>, abgerufen am 24.11.2024.