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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
ein offenes Grab? Demselben gleicht abermal ein natürlich Adams-Kind/
Rom. 3/ 13. Was ist einem Menschen mehr zu wider/ als ein öffentlicher
Tyrann/ Rebell/ furios und wuntender Bluthund/ der einem König nach
Scepter und Cron trachtet? Was furchtsamer/ als ein heimlicher nächt-
licher Hauß-Dieb/ der bereit dem Hauß-Vater nach der Gurgel zu greif-
fen? Nicht besser ist abermal der natürliche Mensch/ der alte Adam/ dessenRom. 7.
Gen. 6. &
8.

Lüsten streiten wider die Seel/ alles Tichten und Trachten ist nur böß/ ein
jeder trägt seinen Seelen-Mörder im Busen/ der heißt palaios anthropos,
der alte Mensch/ der bey uns eingenistet/ wie die alte Schlang im Para-
diß/ mit dero Unflat der erste Mensch angehaucht worden/ der deß alten
Adams Natur und Teuffels-Bild an sich hat und trägt/ der gleich einem
alten Mann pertinax, zäh und unbeweglich in seinem Sinn/ wie ein al-
ter Wolff/ der die Haar nicht ändert/ bleibt bey der protera anasrophe, läßt
ihm seine alte Weiß nicht nehmen noch außreden/ die böse Art ist durch Ge-
wonheit bey ihm eingewurtzelt und verjährt/ ein alter Fuchs/ tückisch und
listig/ Art läßt von Art nicht; Ein alter Fechter kan dem jungen Hachen
bald ein Bein unterschlagen/ wie dort jener Dioxippus dem jungen Ma-
cedonischen Soldaten Chorago mit seinem knöpffigen höltzernen Streit-
Kolben gelauset. Ein supplantator ein Untertretter Jerem. 17. trotzig
und tückisch/ wer kans ergründen? Wann offt der neue Mensch am
frömmsten seyn wil/ so versieht ers. Ein alter Erb- und Ertz-Feind/
antitheos, antikhrisos, antipsukhos, ein Wider-Gott/ Wider-Christ/ der
durch Liste in Jrrthum/ (mit seinem falschen Wahn/ irrenden Sinn/
ungegründeten Verstand) sich verderbt/ die apate der Selbst-Betrug/
der in ihm wohnet/ verderbt sich selbst/ bringt ihn um Leib und Seel/ ist sein
eigner Würg-Engel. Und das ist Universale & hereditarium ma-
lum,
Art lässt von Art nicht/ auch in den Kindern steckt schon das Gifft:
Wer solte gemeynt haben/ daß Absalon delicium patris, das schöne hold-
selige Knäblein/ in seinem Hertzen solche radices deß Hoffarts/ Rebellion/
Bruder-Mords/ Blutschande solte verborgen haben? Ein kleines jun-
ges Wölfflein ist gar lieblich/ und läßt mit sich spielen/ wenn es aber auff-
wächst/ so wird ein wildes Thier darauß. Augustinus schreibt/ er hab ge-
sehen zween Zwilling an einer Mutter Brüste liegen/ deren der eine auß
Eifer und Neid über den andern erblasset. Summa/ Durch Adams
Fall ist gantz verderbt/ Menschlich Natur und Wesen/ etc. Wer kan nun
den gerechten GOtt verdencken/ wann er solche gifftige Schlangen-Art
und Ottergezücht/ solche unartige widerspenstige Rebellen von seinem
Himmelreich als Banditen außschleußt/ ihnen alle Heils-Pforten versper-

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Predigt.
ein offenes Grab? Demſelben gleicht abermal ein natuͤrlich Adams-Kind/
Rom. 3/ 13. Was iſt einem Menſchen mehr zu wider/ als ein oͤffentlicher
Tyrann/ Rebell/ furios und wũtender Bluthund/ der einem Koͤnig nach
Scepter und Cron trachtet? Was furchtſamer/ als ein heimlicher naͤcht-
licher Hauß-Dieb/ der bereit dem Hauß-Vater nach der Gurgel zu greif-
fen? Nicht beſſer iſt abermal der natuͤrliche Menſch/ der alte Adam/ deſſenRom. 7.
Gen. 6. &
8.

Luͤſten ſtreiten wider die Seel/ alles Tichten und Trachten iſt nur boͤß/ ein
jeder traͤgt ſeinen Seelen-Moͤrder im Buſen/ der heißt παλαιὸς ἀνθρωϖος,
der alte Menſch/ der bey uns eingeniſtet/ wie die alte Schlang im Para-
diß/ mit dero Unflat der erſte Menſch angehaucht worden/ der deß alten
Adams Natur und Teuffels-Bild an ſich hat und traͤgt/ der gleich einem
alten Mann pertinax, zaͤh und unbeweglich in ſeinem Sinn/ wie ein al-
ter Wolff/ der die Haar nicht aͤndert/ bleibt bey der προτέρᾳ ἀναςροφῇ, laͤßt
ihm ſeine alte Weiß nicht nehmen noch außreden/ die boͤſe Art iſt durch Ge-
wonheit bey ihm eingewurtzelt und verjaͤhrt/ ein alter Fuchs/ tuͤckiſch und
liſtig/ Art laͤßt von Art nicht; Ein alter Fechter kan dem jungen Hachen
bald ein Bein unterſchlagen/ wie dort jener Dioxippus dem jungen Ma-
cedoniſchen Soldaten Chorago mit ſeinem knoͤpffigen hoͤltzernen Streit-
Kolben gelauſet. Ein ſupplantator ein Untertretter Jerem. 17. trotzig
und tuͤckiſch/ wer kans ergruͤnden? Wann offt der neue Menſch am
froͤmmſten ſeyn wil/ ſo verſieht ers. Ein alter Erb- und Ertz-Feind/
ἀντίθεος, ἀντίχριςος, ἀντίψυχος, ein Wider-Gott/ Wider-Chriſt/ der
durch Liſte in Jrꝛthum/ (mit ſeinem falſchen Wahn/ irrenden Sinn/
ungegruͤndeten Verſtand) ſich verderbt/ die ἀϖάτη der Selbſt-Betrug/
der in ihm wohnet/ verderbt ſich ſelbſt/ bringt ihn um Leib und Seel/ iſt ſein
eigner Wuͤrg-Engel. Und das iſt Univerſale & hereditarium ma-
lum,
Art laͤſſt von Art nicht/ auch in den Kindern ſteckt ſchon das Gifft:
Wer ſolte gemeynt haben/ daß Abſalon delicium patris, das ſchoͤne hold-
ſelige Knaͤblein/ in ſeinem Hertzen ſolche radices deß Hoffarts/ Rebellion/
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ges Woͤlfflein iſt gar lieblich/ und laͤßt mit ſich ſpielen/ wenn es aber auff-
waͤchſt/ ſo wird ein wildes Thier darauß. Auguſtinus ſchreibt/ er hab ge-
ſehen zween Zwilling an einer Mutter Bruͤſte liegen/ deren der eine auß
Eifer und Neid uͤber den andern erblaſſet. Summa/ Durch Adams
Fall iſt gantz verderbt/ Menſchlich Natur und Weſen/ ꝛc. Wer kan nun
den gerechten GOtt verdencken/ wann er ſolche gifftige Schlangen-Art
und Ottergezuͤcht/ ſolche unartige widerſpenſtige Rebellen von ſeinem
Himmelreich als Banditen außſchleußt/ ihnen alle Heils-Pforten verſper-

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[893/0917] Predigt. ein offenes Grab? Demſelben gleicht abermal ein natuͤrlich Adams-Kind/ Rom. 3/ 13. Was iſt einem Menſchen mehr zu wider/ als ein oͤffentlicher Tyrann/ Rebell/ furios und wũtender Bluthund/ der einem Koͤnig nach Scepter und Cron trachtet? Was furchtſamer/ als ein heimlicher naͤcht- licher Hauß-Dieb/ der bereit dem Hauß-Vater nach der Gurgel zu greif- fen? Nicht beſſer iſt abermal der natuͤrliche Menſch/ der alte Adam/ deſſen Luͤſten ſtreiten wider die Seel/ alles Tichten und Trachten iſt nur boͤß/ ein jeder traͤgt ſeinen Seelen-Moͤrder im Buſen/ der heißt παλαιὸς ἀνθρωϖος, der alte Menſch/ der bey uns eingeniſtet/ wie die alte Schlang im Para- diß/ mit dero Unflat der erſte Menſch angehaucht worden/ der deß alten Adams Natur und Teuffels-Bild an ſich hat und traͤgt/ der gleich einem alten Mann pertinax, zaͤh und unbeweglich in ſeinem Sinn/ wie ein al- ter Wolff/ der die Haar nicht aͤndert/ bleibt bey der προτέρᾳ ἀναςροφῇ, laͤßt ihm ſeine alte Weiß nicht nehmen noch außreden/ die boͤſe Art iſt durch Ge- wonheit bey ihm eingewurtzelt und verjaͤhrt/ ein alter Fuchs/ tuͤckiſch und liſtig/ Art laͤßt von Art nicht; Ein alter Fechter kan dem jungen Hachen bald ein Bein unterſchlagen/ wie dort jener Dioxippus dem jungen Ma- cedoniſchen Soldaten Chorago mit ſeinem knoͤpffigen hoͤltzernen Streit- Kolben gelauſet. Ein ſupplantator ein Untertretter Jerem. 17. trotzig und tuͤckiſch/ wer kans ergruͤnden? Wann offt der neue Menſch am froͤmmſten ſeyn wil/ ſo verſieht ers. Ein alter Erb- und Ertz-Feind/ ἀντίθεος, ἀντίχριςος, ἀντίψυχος, ein Wider-Gott/ Wider-Chriſt/ der durch Liſte in Jrꝛthum/ (mit ſeinem falſchen Wahn/ irrenden Sinn/ ungegruͤndeten Verſtand) ſich verderbt/ die ἀϖάτη der Selbſt-Betrug/ der in ihm wohnet/ verderbt ſich ſelbſt/ bringt ihn um Leib und Seel/ iſt ſein eigner Wuͤrg-Engel. Und das iſt Univerſale & hereditarium ma- lum, Art laͤſſt von Art nicht/ auch in den Kindern ſteckt ſchon das Gifft: Wer ſolte gemeynt haben/ daß Abſalon delicium patris, das ſchoͤne hold- ſelige Knaͤblein/ in ſeinem Hertzen ſolche radices deß Hoffarts/ Rebellion/ Bruder-Mords/ Blutſchande ſolte verborgen haben? Ein kleines jun- ges Woͤlfflein iſt gar lieblich/ und laͤßt mit ſich ſpielen/ wenn es aber auff- waͤchſt/ ſo wird ein wildes Thier darauß. Auguſtinus ſchreibt/ er hab ge- ſehen zween Zwilling an einer Mutter Bruͤſte liegen/ deren der eine auß Eifer und Neid uͤber den andern erblaſſet. Summa/ Durch Adams Fall iſt gantz verderbt/ Menſchlich Natur und Weſen/ ꝛc. Wer kan nun den gerechten GOtt verdencken/ wann er ſolche gifftige Schlangen-Art und Ottergezuͤcht/ ſolche unartige widerſpenſtige Rebellen von ſeinem Himmelreich als Banditen außſchleußt/ ihnen alle Heils-Pforten verſper- ret Rom. 7. Gen. 6. & 8. U u u u u 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/917>, abgerufen am 23.11.2024.