Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

die fünff und zwantzigste
ärgerlichen Wercken erhalten seyn/ aber sie haben diese neue Haut müssen wie-
der außziehen/ und in der alten Christlichen Haut selig werden/ gleichwie St.
Anthonio geschach/ da er lernen muste/ daß ein Schuster oder Gerber zu Alexan-
dria/ besser Christ wäre/ denn er mit seiner Müncherey/ wie er auch bekante/ Er
wäre nicht so weit kommen/ als derselbe Schuster. Also auch der grosse hei-
lige Johannes/ Primus Eremita, der auch ein Prophet war dem Kayser Theodo-
sto von St. Augustino hoch gerühmet/ da die Leute sich seiner Strenge verwun-
derten/ unter welchen St. Hieronymus einer war/ gab er diese Antwort/ was
suchet ihr sonderliches bey uns? Habt ihrs doch besser in euren Pfarren/ da man
der Apostel und Propheten Schrifft und Exempel euch predigt? Das heißt ja die
Kappen außgezogen und sich unter die H. Schrifft geworffen/ den gemeinen
Christenstand allein preisen. Jtem Paphnutius muste lernen/ er wäre einem
Fideler gleich/ der ein Mörder gewest war. Jtem zweyen Ehfrauen/ die bey
ihren Männern dieselbige Nacht gelegen waren/ und muste sagen: Ey man soll
keinen Stand verachten. Also ist St. Bernhardus/ Bonaventura/ und ohn
Zweiffel viel mehr frommer Menschen auch geschehen/ da sie zuletst gefühlet/ daß
ihre neue Heiligkeit und Müncherey/ den Stich nicht hat können halten/ wider
die Sünde und Tod/ sind sie zum Creutz gekrochen/ und an solche neue Heiligkeit/
im alten Christlichen Glauben selig worden/ wie das St. Bernhardus Wort an
viel Orten zeugen.



Die
Fünff und zwantzigste Predigt/
Von
Der Lehre der Psalmen und geistlichen
Liedern.

GEliebte in Christo. Dein Wille geschehe
auff Erden/ wie im Himmel!
Jst und soll seyn
unser tägliches Votum, und sehnlicher hertzlicher
Wunsch/ daß wir/ wie in andern Stücken/ also auch
im Lobe GOttes/ so da geschicht durch Stimmen und
Singen/ den Engeln im Himmel möchten nachsingen/
oder vielmehr nachlallen/ und ein holdseliges Echo und Widerschall auff
Erden erschallen lassen/ daß gleichwie der Papagey dem Menschen lernt
nachschwätzen/ wir auch den Engeln im Himmel nachsingen möchten. Jst

aber

die fuͤnff und zwantzigſte
aͤrgerlichen Wercken erhalten ſeyn/ aber ſie haben dieſe neue Haut muͤſſen wie-
der außziehen/ und in der alten Chriſtlichen Haut ſelig werden/ gleichwie St.
Anthonio geſchach/ da er lernen muſte/ daß ein Schuſter oder Gerber zu Alexan-
dria/ beſſer Chriſt waͤre/ denn er mit ſeiner Muͤncherey/ wie er auch bekante/ Er
waͤre nicht ſo weit kommen/ als derſelbe Schuſter. Alſo auch der groſſe hei-
lige Johannes/ Primus Eremita, der auch ein Prophet war dem Kayſer Theodo-
ſto von St. Auguſtino hoch geruͤhmet/ da die Leute ſich ſeiner Strenge verwun-
derten/ unter welchen St. Hieronymus einer war/ gab er dieſe Antwort/ was
ſuchet ihr ſonderliches bey uns? Habt ihrs doch beſſer in euren Pfarren/ da man
der Apoſtel und Propheten Schrifft und Exempel euch predigt? Das heißt ja die
Kappen außgezogen und ſich unter die H. Schrifft geworffen/ den gemeinen
Chriſtenſtand allein preiſen. Jtem Paphnutius muſte lernen/ er waͤre einem
Fideler gleich/ der ein Moͤrder geweſt war. Jtem zweyen Ehfrauen/ die bey
ihren Maͤnnern dieſelbige Nacht gelegen waren/ und muſte ſagen: Ey man ſoll
keinen Stand verachten. Alſo iſt St. Bernhardus/ Bonaventura/ und ohn
Zweiffel viel mehr frommer Menſchen auch geſchehen/ da ſie zuletſt gefuͤhlet/ daß
ihre neue Heiligkeit und Muͤncherey/ den Stich nicht hat koͤnnen halten/ wider
die Suͤnde und Tod/ ſind ſie zum Creutz gekrochen/ und an ſolche neue Heiligkeit/
im alten Chriſtlichen Glauben ſelig worden/ wie das St. Bernhardus Wort an
viel Orten zeugen.



Die
Fuͤnff und zwantzigſte Predigt/
Von
Der Lehre der Pſalmen und geiſtlichen
Liedern.

GEliebte in Chriſto. Dein Wille geſchehe
auff Erden/ wie im Himmel!
Jſt und ſoll ſeyn
unſer taͤgliches Votum, und ſehnlicher hertzlicher
Wunſch/ daß wir/ wie in andern Stuͤcken/ alſo auch
im Lobe GOttes/ ſo da geſchicht durch Stimmen und
Singen/ den Engeln im Him̃el moͤchten nachſingen/
oder vielmehr nachlallen/ und ein holdſeliges Echo und Widerſchall auff
Erden erſchallen laſſen/ daß gleichwie der Papagey dem Menſchen lernt
nachſchwaͤtzen/ wir auch den Engeln im Him̃el nachſingen moͤchten. Jſt

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0764" n="740"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die fu&#x0364;nff und zwantzig&#x017F;te</hi></fw><lb/>
a&#x0364;rgerlichen Wercken erhalten &#x017F;eyn/ aber &#x017F;ie haben die&#x017F;e neue Haut mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wie-<lb/>
der außziehen/ und in der alten Chri&#x017F;tlichen Haut &#x017F;elig werden/ gleichwie St.<lb/>
Anthonio ge&#x017F;chach/ da er lernen mu&#x017F;te/ daß ein Schu&#x017F;ter oder Gerber zu Alexan-<lb/>
dria/ be&#x017F;&#x017F;er Chri&#x017F;t wa&#x0364;re/ denn er mit &#x017F;einer Mu&#x0364;ncherey/ wie er auch bekante/ Er<lb/>
wa&#x0364;re nicht &#x017F;o weit kommen/ als der&#x017F;elbe Schu&#x017F;ter. Al&#x017F;o auch der gro&#x017F;&#x017F;e hei-<lb/>
lige Johannes/ <hi rendition="#aq">Primus Eremita,</hi> der auch ein Prophet war dem Kay&#x017F;er Theodo-<lb/>
&#x017F;to von St. Augu&#x017F;tino hoch geru&#x0364;hmet/ da die Leute &#x017F;ich &#x017F;einer Strenge verwun-<lb/>
derten/ unter welchen St. Hieronymus einer war/ gab er die&#x017F;e Antwort/ was<lb/>
&#x017F;uchet ihr &#x017F;onderliches bey uns? Habt ihrs doch be&#x017F;&#x017F;er in euren Pfarren/ da man<lb/>
der Apo&#x017F;tel und Propheten Schrifft und Exempel euch predigt? Das heißt ja die<lb/>
Kappen außgezogen und &#x017F;ich unter die H. Schrifft geworffen/ den gemeinen<lb/>
Chri&#x017F;ten&#x017F;tand allein prei&#x017F;en. Jtem Paphnutius mu&#x017F;te lernen/ er wa&#x0364;re einem<lb/>
Fideler gleich/ der ein Mo&#x0364;rder gewe&#x017F;t war. Jtem zweyen Ehfrauen/ die bey<lb/>
ihren Ma&#x0364;nnern die&#x017F;elbige Nacht gelegen waren/ und mu&#x017F;te &#x017F;agen: Ey man &#x017F;oll<lb/>
keinen Stand verachten. Al&#x017F;o i&#x017F;t St. Bernhardus/ Bonaventura/ und ohn<lb/>
Zweiffel viel mehr frommer Men&#x017F;chen auch ge&#x017F;chehen/ da &#x017F;ie zulet&#x017F;t gefu&#x0364;hlet/ daß<lb/>
ihre neue Heiligkeit und Mu&#x0364;ncherey/ den Stich nicht hat ko&#x0364;nnen halten/ wider<lb/>
die Su&#x0364;nde und Tod/ &#x017F;ind &#x017F;ie zum Creutz gekrochen/ und an &#x017F;olche neue Heiligkeit/<lb/>
im alten Chri&#x017F;tlichen Glauben &#x017F;elig worden/ wie das St. Bernhardus Wort an<lb/>
viel Orten zeugen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die<lb/>
Fu&#x0364;nff und zwantzig&#x017F;te Predigt/<lb/>
Von<lb/>
Der Lehre der P&#x017F;almen und gei&#x017F;tlichen<lb/>
Liedern.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to. Dein Wille ge&#x017F;chehe<lb/>
auff Erden/ wie im Himmel!</hi> J&#x017F;t und &#x017F;oll &#x017F;eyn<lb/>
un&#x017F;er ta&#x0364;gliches <hi rendition="#aq">Votum,</hi> und &#x017F;ehnlicher hertzlicher<lb/>
Wun&#x017F;ch/ daß wir/ wie in andern Stu&#x0364;cken/ al&#x017F;o auch<lb/>
im Lobe GOttes/ &#x017F;o da ge&#x017F;chicht durch Stimmen und<lb/>
Singen/ den Engeln im Him&#x0303;el mo&#x0364;chten nach&#x017F;ingen/<lb/>
oder vielmehr nachlallen/ und ein hold&#x017F;eliges Echo und Wider&#x017F;chall auff<lb/>
Erden er&#x017F;challen la&#x017F;&#x017F;en/ daß gleichwie der Papagey dem Men&#x017F;chen lernt<lb/>
nach&#x017F;chwa&#x0364;tzen/ wir auch den Engeln im Him&#x0303;el nach&#x017F;ingen mo&#x0364;chten. J&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[740/0764] die fuͤnff und zwantzigſte aͤrgerlichen Wercken erhalten ſeyn/ aber ſie haben dieſe neue Haut muͤſſen wie- der außziehen/ und in der alten Chriſtlichen Haut ſelig werden/ gleichwie St. Anthonio geſchach/ da er lernen muſte/ daß ein Schuſter oder Gerber zu Alexan- dria/ beſſer Chriſt waͤre/ denn er mit ſeiner Muͤncherey/ wie er auch bekante/ Er waͤre nicht ſo weit kommen/ als derſelbe Schuſter. Alſo auch der groſſe hei- lige Johannes/ Primus Eremita, der auch ein Prophet war dem Kayſer Theodo- ſto von St. Auguſtino hoch geruͤhmet/ da die Leute ſich ſeiner Strenge verwun- derten/ unter welchen St. Hieronymus einer war/ gab er dieſe Antwort/ was ſuchet ihr ſonderliches bey uns? Habt ihrs doch beſſer in euren Pfarren/ da man der Apoſtel und Propheten Schrifft und Exempel euch predigt? Das heißt ja die Kappen außgezogen und ſich unter die H. Schrifft geworffen/ den gemeinen Chriſtenſtand allein preiſen. Jtem Paphnutius muſte lernen/ er waͤre einem Fideler gleich/ der ein Moͤrder geweſt war. Jtem zweyen Ehfrauen/ die bey ihren Maͤnnern dieſelbige Nacht gelegen waren/ und muſte ſagen: Ey man ſoll keinen Stand verachten. Alſo iſt St. Bernhardus/ Bonaventura/ und ohn Zweiffel viel mehr frommer Menſchen auch geſchehen/ da ſie zuletſt gefuͤhlet/ daß ihre neue Heiligkeit und Muͤncherey/ den Stich nicht hat koͤnnen halten/ wider die Suͤnde und Tod/ ſind ſie zum Creutz gekrochen/ und an ſolche neue Heiligkeit/ im alten Chriſtlichen Glauben ſelig worden/ wie das St. Bernhardus Wort an viel Orten zeugen. Die Fuͤnff und zwantzigſte Predigt/ Von Der Lehre der Pſalmen und geiſtlichen Liedern. GEliebte in Chriſto. Dein Wille geſchehe auff Erden/ wie im Himmel! Jſt und ſoll ſeyn unſer taͤgliches Votum, und ſehnlicher hertzlicher Wunſch/ daß wir/ wie in andern Stuͤcken/ alſo auch im Lobe GOttes/ ſo da geſchicht durch Stimmen und Singen/ den Engeln im Him̃el moͤchten nachſingen/ oder vielmehr nachlallen/ und ein holdſeliges Echo und Widerſchall auff Erden erſchallen laſſen/ daß gleichwie der Papagey dem Menſchen lernt nachſchwaͤtzen/ wir auch den Engeln im Him̃el nachſingen moͤchten. Jſt aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/764
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/764>, abgerufen am 23.11.2024.