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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
besten Theil erwehlen. Es heist zwar der Catechi[s]mus eine Kinder-Lehre/
tehet aber auch den alten Knaben von hundert Jahren wol an/ deren viel
ihnen die Ignorantz und Unwissenheit in die grauen Haare wachsen las-
sen/ gleich jenem Knaben/ der in die Schule geschickt worden/ und der
Schulmeister ihn heist nachsprechen Abc/ das wolt er nicht thun: War-
umb nicht? sagt der Schulmeister. Nolo dicere, ne cogar discere, ey wann
ich nachspreche/ so müßt ichs lernen und weiter fortfahren. Da solte das
Sprichwort gelten: Sapientem nutu & stultum fuste! Werden sie sich
nicht umbkehren wie die Kinder/ so werden sie das Himmelreich nicht er-
langen/ Luth. T. 7. Witt. p. 161. Geschichts nicht; so wird eine Brutalität
daraus/ und gantz wildes/ barbarisches/ bestialisches/ luderthummisch Le-
ben/ und was Lutherus zu seiner Zeit geklagt/ ist noch heutiges Tages zu
beklagen und zu beseufftzen. Diesen Catechismum (schreibt er in
seiner Vorrede über den kleinen Catechismum pag. 163.) oder Christli-
che Lehre/ in solche kleine/ schlechte/ einfältige Form zu stel-
len/ hat mich gezwungen und gedrungen die klägliche/ elen-
de Noth/ so ich neulich erfahren habe/ da ich auch ein
Visitator
war. Hilff lieber GOtt/ wie manchen Jammer habe ich ge-
sehen/ daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von
der Christlichen Lehre/ sonderlich auff den Dörffern/ und lei-
der viel Pfarrern fast ungeschickt/ und untüchtig sind zu leh-
ren/ und sollen doch alle Christen heissen/ getaufft seyn/ und
der H. Sacramenten geniessen/ können weder Vater un-
ser/ noch Glauben/ noch zehen Gebot/ leben dahin wie das
liebe Vieh/ und unvernünfftige Säue.
Endlich soll auch der
Catechismus-Schüler das Didactron und Lehrgeld nicht vergessen/ son-
dern nachkommen der Vermahnung St. Pauli/ Gal. 6/6. Der da un-Gal. 6.
terrichtet wird/ der theile mit allerley Guts/ dem der ihn un-
terrichtet.
Davon aber zu andern Zeiten Bericht geschehen. Gnugv. Part. 3.
Lact. Cat.
conc. 5.
p.
109.

für dißmal: Der allerhöchste GOTT gebe zu diesem seine Gnade
und Segen/ Amen!

Die
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Predigt.
beſten Theil erwehlen. Es heiſt zwar der Catechi[ſ]mus eine Kinder-Lehre/
tehet aber auch den alten Knaben von hundert Jahren wol an/ deren viel
ihnen die Ignorantz und Unwiſſenheit in die grauen Haare wachſen laſ-
ſen/ gleich jenem Knaben/ der in die Schule geſchickt worden/ und der
Schulmeiſter ihn heiſt nachſprechen Abc/ das wolt er nicht thun: War-
umb nicht? ſagt der Schulmeiſter. Nolo dicere, ne cogar diſcere, ey wañ
ich nachſpreche/ ſo muͤßt ichs lernen und weiter fortfahren. Da ſolte das
Sprichwort gelten: Sapientem nutu & ſtultum fuſte! Werden ſie ſich
nicht umbkehren wie die Kinder/ ſo werden ſie das Himmelreich nicht er-
langen/ Luth. T. 7. Witt. p. 161. Geſchichts nicht; ſo wird eine Brutalitaͤt
daraus/ und gantz wildes/ barbariſches/ beſtialiſches/ luderthummiſch Le-
ben/ und was Lutherus zu ſeiner Zeit geklagt/ iſt noch heutiges Tages zu
beklagen und zu beſeufftzen. Dieſen Catechiſmum (ſchreibt er in
ſeiner Vorrede uͤber den kleinen Catechiſmum pag. 163.) oder Chriſtli-
che Lehre/ in ſolche kleine/ ſchlechte/ einfaͤltige Form zu ſtel-
len/ hat mich gezwungen und gedrungen die klaͤgliche/ elen-
de Noth/ ſo ich neulich erfahren habe/ da ich auch ein
Viſitator
war. Hilff lieber GOtt/ wie manchen Jammer habe ich ge-
ſehen/ daß der gemeine Mann doch ſo gar nichts weiß von
der Chriſtlichen Lehre/ ſonderlich auff den Doͤrffern/ und lei-
der viel Pfarrern faſt ungeſchickt/ und untuͤchtig ſind zu leh-
ren/ und ſollen doch alle Chriſten heiſſen/ getaufft ſeyn/ und
der H. Sacramenten genieſſen/ koͤnnen weder Vater un-
ſer/ noch Glauben/ noch zehen Gebot/ leben dahin wie das
liebe Vieh/ und unvernuͤnfftige Saͤue.
Endlich ſoll auch der
Catechiſmus-Schuͤler das Didactron und Lehrgeld nicht vergeſſen/ ſon-
dern nachkommen der Vermahnung St. Pauli/ Gal. 6/6. Der da un-Gal. 6.
terrichtet wird/ der theile mit allerley Guts/ dem der ihn un-
terrichtet.
Davon aber zu andern Zeiten Bericht geſchehen. Gnugv. Part. 3.
Lact. Cat.
conc. 5.
p.
109.

fuͤr dißmal: Der allerhoͤchſte GOTT gebe zu dieſem ſeine Gnade
und Segen/ Amen!

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/667>, abgerufen am 22.11.2024.