Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.APPENDIX. ein Lycanthropus und Wolffs-Mensch wäre/ der seines gleichen Wölf-fe zur gemeinen Beute einladete/ oder dieselben außsendete in den Schaafstall zu würgen? Solte nicht ein fremder/ redlicher/ Bidermän- nischer Hirte dörffen warnen/ ob er gleich von besagtem Lycanthropo nicht wäre eingeladen worden; Solte einem wachsamen Hunde verbot- ten seyn/ alsdann zu bellen? Nicht wahr (2.) daß solcher Beruff noth- wendig von Römischen Praelaten/ oder dem Römischen Stuhl dependi- ren müsse: Dann da werden sich viel instantiae finden/ der jenigen Christ- lichen Kirchen/ die solche dependentz dem Römischen Stuhl nicht geste- hen/ die alte Griechische/ Russische/ Cosackische/ Polnische/ Livonische/ wie in vale Triumph. pag. 309. erwiesen. Nicht wahr (3.) daß wo kein ordentliche/ richtige/ unveränderte Succession von der Apostel Zei- ten nicht zu erweisen/ daß auch der Beruff daselbst ungültig: Sintemal nicht nur viel Christliche Kirchen grosse hiatus und Lucken bekennen müs- sen/ wann sie ihren Stammbaum von den Aposteln ziehen wollen. Uber Bonifacium, als den ersten Ertz-Bischoff zu Mayntz/ kan Serarius in Moguntiacis zu richtiger Ordnung nicht kommen/ es gibt viel Lucken/ Trithemius in vita Maximi bekennet und beklagt/ quod Ecclesia Mo-confer Se- rar. Lib. 2. Mogunt. c. 21. & sq. guntina non habeat suorum historias Pontificum, nec ordinem eo- rum recte noverit, nec numerum. Uber Amandum, den ersten Straßburgischen Bischoff/ der zur Zeit Königs Dagoberti gelebt/ kan Coccius nicht steigen/ In Gallia Christiana a Fratribus gentellis Samarthanis edita p. 106. S. Amandus primus fidei apud Argentinens. institu- tor & Episcopus an. 346. interfuit cum aliis Antistitibus synodo Agrippinensi: qui longe alius est a S. Amando Aquitano Episco- po Trajectensi, quem tribus ferme saeculis praecessit. Besoldus (a)(a) in mo- tiv. cap. 5. p. 105. schreibt auß Crantzio, Es habe der H. Pabst Gregorius Magnus, Augustinum in Britanien gesandt/ welcher die Angel-Sachsen daselbst bekehrt; Beyde Edualdi haben die Sachsen und Westphaler; Wilfri- dus die Holländer/ Seeländer/ Utrechter und Geldrer; S. Bonifacius die Teutschen und Frießländer; S. Chilianus die Francken; Amandus die Brabander und Flandrer; Adalbertus und Benedictus die Un- gern/ Böhmen und Polen; Anscharius die Gothen und Dennemär- cker/ zum Christlichen Glauben gebracht/ welche alle Religiosi oder Mön- che/ und von den Päbsten außgesand worden/ ita Besoldus. Wer hat aber zuvor/ von der Apostel Zeit an/ angezogenen Provincien das Evan- gelium geprediget? Da ist alles mauß stille. Würde also dem Römi- schen Stuhl selbst hieran viel abgehen/ und dasselbe gleich im ersten Stamm-
APPENDIX. ein Lycanthropus und Wolffs-Menſch waͤre/ der ſeines gleichen Woͤlf-fe zur gemeinen Beute einladete/ oder dieſelben außſendete in den Schaafſtall zu wuͤrgen? Solte nicht ein fremder/ redlicher/ Bidermaͤn- niſcher Hirte doͤrffen warnen/ ob er gleich von beſagtem Lycanthropo nicht waͤre eingeladen worden; Solte einem wachſamen Hunde verbot- ten ſeyn/ alsdann zu bellen? Nicht wahr (2.) daß ſolcher Beruff noth- wendig von Roͤmiſchen Prælaten/ oder dem Roͤmiſchen Stuhl dependi- ren muͤſſe: Dann da werden ſich viel inſtantiæ finden/ der jenigen Chriſt- lichen Kirchen/ die ſolche dependentz dem Roͤmiſchen Stuhl nicht geſte- hen/ die alte Griechiſche/ Ruſſiſche/ Coſackiſche/ Polniſche/ Livoniſche/ wie in vale Triumph. pag. 309. erwieſen. Nicht wahr (3.) daß wo kein ordentliche/ richtige/ unveraͤnderte Succeſſion von der Apoſtel Zei- ten nicht zu erweiſen/ daß auch der Beruff daſelbſt unguͤltig: Sintemal nicht nur viel Chriſtliche Kirchen groſſe hiatus und Lucken bekennen muͤſ- ſen/ wann ſie ihren Stammbaum von den Apoſteln ziehen wollen. Uber Bonifacium, als den erſten Ertz-Biſchoff zu Mayntz/ kan Serarius in Moguntiacis zu richtiger Ordnung nicht kommen/ es gibt viel Lucken/ Trithemius in vita Maximi bekennet und beklagt/ quod Eccleſia Mo-confer Se- rar. Lib. 2. Mogunt. c. 21. & ſq. guntina non habeat ſuorum hiſtorias Pontificum, nec ordinem eo- rum rectè noverit, nec numerum. Uber Amandum, den erſten Straßburgiſchen Biſchoff/ der zur Zeit Koͤnigs Dagoberti gelebt/ kan Coccius nicht ſteigen/ In Galliá Chriſtiana à Fratribus gentellis Samarthanis edita p. 106. S. Amandus primus fidei apud Argentinenſ. inſtitu- tor & Epiſcopus an. 346. interfuit cum aliis Antiſtitibus ſynodo Agrippinenſi: qui longè alius eſt à S. Amando Aquitano Epiſco- po Trajectenſi, quem tribus fermè ſæculis præceſſit. Beſoldus (α)(α) in mo- tiv. cap. 5. p. 105. ſchreibt auß Crantzio, Es habe der H. Pabſt Gregorius Magnus, Auguſtinum in Britanien geſandt/ welcher die Angel-Sachſen daſelbſt bekehrt; Beyde Edualdi haben die Sachſen und Weſtphaler; Wilfri- dus die Hollaͤnder/ Seelaͤnder/ Utrechter und Geldrer; S. Bonifacius die Teutſchen und Frießlaͤnder; S. Chilianus die Francken; Amandus die Brabander und Flandrer; Adalbertus und Benedictus die Un- gern/ Boͤhmen und Polen; Anſcharius die Gothen und Dennemaͤr- cker/ zum Chriſtlichen Glauben gebracht/ welche alle Religioſi oder Moͤn- che/ und von den Paͤbſten außgeſand worden/ ita Beſoldus. Wer hat aber zuvor/ von der Apoſtel Zeit an/ angezogenen Provincien das Evan- gelium geprediget? Da iſt alles mauß ſtille. Wuͤrde alſo dem Roͤmi- ſchen Stuhl ſelbſt hieran viel abgehen/ und daſſelbe gleich im erſten Stamm-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0423" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">APPENDIX.</hi></hi></hi></fw><lb/> ein <hi rendition="#aq">Lycanthropus</hi> und Wolffs-Menſch waͤre/ der ſeines gleichen Woͤlf-<lb/> fe zur gemeinen Beute einladete/ oder dieſelben außſendete in den<lb/> Schaafſtall zu wuͤrgen? Solte nicht ein fremder/ redlicher/ Bidermaͤn-<lb/> niſcher Hirte doͤrffen warnen/ ob er gleich von beſagtem <hi rendition="#aq">Lycanthropo</hi><lb/> nicht waͤre eingeladen worden; Solte einem wachſamen Hunde verbot-<lb/> ten ſeyn/ alsdann zu bellen? Nicht wahr (2.) daß ſolcher Beruff noth-<lb/> wendig von Roͤmiſchen Pr<hi rendition="#aq">æ</hi>laten/ oder dem Roͤmiſchen Stuhl <hi rendition="#aq">dependi-</hi><lb/> ren muͤſſe: Dann da werden ſich viel <hi rendition="#aq">inſtantiæ</hi> finden/ der jenigen Chriſt-<lb/> lichen Kirchen/ die ſolche <hi rendition="#aq">dependentz</hi> dem Roͤmiſchen Stuhl nicht geſte-<lb/> hen/ die alte Griechiſche/ Ruſſiſche/ Coſackiſche/ Polniſche/ Livoniſche/<lb/> wie <hi rendition="#aq">in vale Triumph. pag.</hi> 309. erwieſen. Nicht wahr (3.) daß wo<lb/> kein ordentliche/ richtige/ unveraͤnderte Succeſſion von der Apoſtel Zei-<lb/> ten nicht zu erweiſen/ daß auch der Beruff daſelbſt unguͤltig: Sintemal<lb/> nicht nur viel Chriſtliche Kirchen groſſe <hi rendition="#aq">hiatus</hi> und Lucken bekennen muͤſ-<lb/> ſen/ wann ſie ihren Stammbaum von den Apoſteln ziehen wollen. Uber<lb/><hi rendition="#aq">Bonifacium,</hi> als den erſten Ertz-Biſchoff zu Mayntz/ kan <hi rendition="#aq">Serarius in<lb/> Moguntiacis</hi> zu richtiger Ordnung nicht kommen/ es gibt viel Lucken/<lb/><hi rendition="#aq">Trithemius in vita Maximi</hi> bekennet und beklagt/ <hi rendition="#aq">quod Eccleſia Mo-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">confer Se-<lb/> rar. Lib. 2.<lb/> Mogunt.<lb/> c. 21. & ſq.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">guntina non habeat ſuorum hiſtorias Pontificum, nec ordinem eo-<lb/> rum rectè noverit, nec numerum.</hi> Uber <hi rendition="#aq">Amandum,</hi> den erſten<lb/> Straßburgiſchen Biſchoff/ der zur Zeit Koͤnigs <hi rendition="#aq">Dagoberti</hi> gelebt/ kan<lb/><hi rendition="#aq">Coccius</hi> nicht ſteigen/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">In Galliá Chriſtiana à Fratribus gentellis Samarthanis<lb/> edita p.</hi> 106. S. Amandus primus fidei apud Argentinenſ. inſtitu-<lb/> tor & Epiſcopus an. 346. interfuit cum aliis Antiſtitibus ſynodo<lb/> Agrippinenſi: qui longè alius eſt à S. Amando Aquitano Epiſco-<lb/> po Trajectenſi, quem tribus fermè ſæculis præceſſit. Beſoldus</hi> (α)<note place="right">(α) <hi rendition="#aq">in mo-<lb/> tiv. cap. 5.<lb/> p.</hi> 105.</note><lb/> ſchreibt auß <hi rendition="#aq">Crantzio,</hi> Es habe der H. Pabſt <hi rendition="#aq">Gregorius Magnus,<lb/> Auguſtinum</hi> in Britanien geſandt/ welcher die Angel-Sachſen daſelbſt<lb/> bekehrt; Beyde <hi rendition="#aq">Edualdi</hi> haben die Sachſen und Weſtphaler; <hi rendition="#aq">Wilfri-<lb/> dus</hi> die Hollaͤnder/ Seelaͤnder/ Utrechter und Geldrer; <hi rendition="#aq">S. Bonifacius</hi><lb/> die Teutſchen und Frießlaͤnder; <hi rendition="#aq">S. Chilianus</hi> die Francken; <hi rendition="#aq">Amandus</hi><lb/> die Brabander und Flandrer; <hi rendition="#aq">Adalbertus</hi> und <hi rendition="#aq">Benedictus</hi> die Un-<lb/> gern/ Boͤhmen und Polen; <hi rendition="#aq">Anſcharius</hi> die Gothen und Dennemaͤr-<lb/> cker/ zum Chriſtlichen Glauben gebracht/ welche alle <hi rendition="#aq">Religioſi</hi> oder Moͤn-<lb/> che/ und von den Paͤbſten außgeſand worden/ <hi rendition="#aq">ita Beſoldus.</hi> Wer hat<lb/> aber zuvor/ von der Apoſtel Zeit an/ angezogenen Provincien das Evan-<lb/> gelium geprediget? Da iſt alles mauß ſtille. Wuͤrde alſo dem Roͤmi-<lb/> ſchen Stuhl ſelbſt hieran viel abgehen/ und daſſelbe gleich im erſten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Stamm-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [399/0423]
APPENDIX.
ein Lycanthropus und Wolffs-Menſch waͤre/ der ſeines gleichen Woͤlf-
fe zur gemeinen Beute einladete/ oder dieſelben außſendete in den
Schaafſtall zu wuͤrgen? Solte nicht ein fremder/ redlicher/ Bidermaͤn-
niſcher Hirte doͤrffen warnen/ ob er gleich von beſagtem Lycanthropo
nicht waͤre eingeladen worden; Solte einem wachſamen Hunde verbot-
ten ſeyn/ alsdann zu bellen? Nicht wahr (2.) daß ſolcher Beruff noth-
wendig von Roͤmiſchen Prælaten/ oder dem Roͤmiſchen Stuhl dependi-
ren muͤſſe: Dann da werden ſich viel inſtantiæ finden/ der jenigen Chriſt-
lichen Kirchen/ die ſolche dependentz dem Roͤmiſchen Stuhl nicht geſte-
hen/ die alte Griechiſche/ Ruſſiſche/ Coſackiſche/ Polniſche/ Livoniſche/
wie in vale Triumph. pag. 309. erwieſen. Nicht wahr (3.) daß wo
kein ordentliche/ richtige/ unveraͤnderte Succeſſion von der Apoſtel Zei-
ten nicht zu erweiſen/ daß auch der Beruff daſelbſt unguͤltig: Sintemal
nicht nur viel Chriſtliche Kirchen groſſe hiatus und Lucken bekennen muͤſ-
ſen/ wann ſie ihren Stammbaum von den Apoſteln ziehen wollen. Uber
Bonifacium, als den erſten Ertz-Biſchoff zu Mayntz/ kan Serarius in
Moguntiacis zu richtiger Ordnung nicht kommen/ es gibt viel Lucken/
Trithemius in vita Maximi bekennet und beklagt/ quod Eccleſia Mo-
guntina non habeat ſuorum hiſtorias Pontificum, nec ordinem eo-
rum rectè noverit, nec numerum. Uber Amandum, den erſten
Straßburgiſchen Biſchoff/ der zur Zeit Koͤnigs Dagoberti gelebt/ kan
Coccius nicht ſteigen/ In Galliá Chriſtiana à Fratribus gentellis Samarthanis
edita p. 106. S. Amandus primus fidei apud Argentinenſ. inſtitu-
tor & Epiſcopus an. 346. interfuit cum aliis Antiſtitibus ſynodo
Agrippinenſi: qui longè alius eſt à S. Amando Aquitano Epiſco-
po Trajectenſi, quem tribus fermè ſæculis præceſſit. Beſoldus (α)
ſchreibt auß Crantzio, Es habe der H. Pabſt Gregorius Magnus,
Auguſtinum in Britanien geſandt/ welcher die Angel-Sachſen daſelbſt
bekehrt; Beyde Edualdi haben die Sachſen und Weſtphaler; Wilfri-
dus die Hollaͤnder/ Seelaͤnder/ Utrechter und Geldrer; S. Bonifacius
die Teutſchen und Frießlaͤnder; S. Chilianus die Francken; Amandus
die Brabander und Flandrer; Adalbertus und Benedictus die Un-
gern/ Boͤhmen und Polen; Anſcharius die Gothen und Dennemaͤr-
cker/ zum Chriſtlichen Glauben gebracht/ welche alle Religioſi oder Moͤn-
che/ und von den Paͤbſten außgeſand worden/ ita Beſoldus. Wer hat
aber zuvor/ von der Apoſtel Zeit an/ angezogenen Provincien das Evan-
gelium geprediget? Da iſt alles mauß ſtille. Wuͤrde alſo dem Roͤmi-
ſchen Stuhl ſelbſt hieran viel abgehen/ und daſſelbe gleich im erſten
Stamm-
confer Se-
rar. Lib. 2.
Mogunt.
c. 21. & ſq.
(α) in mo-
tiv. cap. 5.
p. 105.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |