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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Dritte
höret/ ob ein Heiliger Geist sey; daß wir ihn nicht betrüben durch
ein ungeistlich Leben; Es ist ein alter Päpstischer Wahn/ als müsten al-
lein die Päbstische monopolae, die Pfaffen und Mönche geistlich seyn und
heissen: da wir doch alle den Heiligen Geist empfangen und geistlich seyn
sollen: anders als unsere sarkikoi und fleischlich-gesinnete Welt-Kinder/
die sich wenig umb diesen Geist bekümmern/ Fleisch her/ Töpffe Egypti/
die das irrdische dem geistlichen und himmlischen/ das sichtbare dem un-
sichtbaren entgegen setzen; Sack voll Geld/ Keller voll Wein/ Kasten voll
Frucht/ das sind herrliche und köstliche Gaben/ Summa:

Ambitiosus honos & opes & foeda voluptas:
Haec tria pro trino Numine mundus habet.

Ehr/ Reichthumb und weltliche Freud/
Das ist der Welt Dreyfaltigkeit.

Aber es wird der Reuer hernach kommen/ wann der Richter am Jüngsten
Tage wird sagen: Hi sunt Dii tui! Da hastu deine Götter/ O du gottlose
Welt/ die du geehret und geliebet über den rechten wahren Gott! die
Luc. 16, 24.werden vergehen im Feuer: Reu in der Ewigkeit! was gebe der Schlem-
mer umb ein Tröpfflein Trost-Wasser/ aber Durst und kein Löschen.

III. Mysterium admirandum, Wir müssen uns uber
diesem Wunder-Geheimnüß verwundern/
Gott will admi-
rant
en haben/ daß er ein sehnliches und flehenliches Verlangen nach sich
selbst anzünde/ verwundern/ sage ich/ aber nicht mit der Vernunfft grü-
belen. Die Verwunderung ist der Philosophi und Vernunfft Mutter/ aber
der Theologi und Göttlichen Geheimnüß-Lehr Tochter: da heisset es
o bathos! O unergründliche Tieffe!

IV. Mysterium adorandum & celebrandum; Wir
müssen dieses hohe Geheimnüß anbeten/ loben und preisen.

Das tägliche gesprochen das walt Gott! ist unser abgekürtztes Symbolum
und Glaubens-Bekäntnüß; Die Egyptier haben vorzeiten dem Nilo,
die Hessen dem Brunn/ die Peruaner dem Meer gleichsam als Göttern
geopffert; Aber hier ist das rechte Göttliche Meer/ dem wir unsere Hertzen
und uns gantz täglich opffern/ und dasselbe anbeten sollen.

V. Mysterium fide hauriendum, Wir müssen dieses
Glaubens Geheimnüß mit wahrem Glauben schöpffen/ fas-
sen und auffheben in unsern Hertzen;
Ach wie hat doch Gott

die Men-

Die Dritte
hoͤret/ ob ein Heiliger Geiſt ſey; daß wir ihn nicht betruͤben durch
ein ungeiſtlich Leben; Es iſt ein alter Paͤpſtiſcher Wahn/ als muͤſten al-
lein die Paͤbſtiſche monopolæ, die Pfaffen und Moͤnche geiſtlich ſeyn und
heiſſen: da wir doch alle den Heiligen Geiſt empfangen und geiſtlich ſeyn
ſollen: anders als unſere σαρκικοὶ und fleiſchlich-geſinnete Welt-Kinder/
die ſich wenig umb dieſen Geiſt bekuͤmmern/ Fleiſch her/ Toͤpffe Egypti/
die das irrdiſche dem geiſtlichen und himmliſchen/ das ſichtbare dem un-
ſichtbaren entgegen ſetzen; Sack voll Geld/ Keller voll Wein/ Kaſten voll
Frucht/ das ſind herrliche und koͤſtliche Gaben/ Summa:

Ambitioſus honos & opes & fœda voluptas:
Hæc tria pro trino Numine mundus habet.

Ehr/ Reichthumb und weltliche Freud/
Das iſt der Welt Dreyfaltigkeit.

Aber es wird der Reuer hernach kommen/ wann der Richter am Juͤngſten
Tage wird ſagen: Hi ſunt Dii tui! Da haſtu deine Goͤtter/ O du gottloſe
Welt/ die du geehret und geliebet uͤber den rechten wahren Gott! die
Luc. 16, 24.werden vergehen im Feuer: Reu in der Ewigkeit! was gebe der Schlem-
mer umb ein Troͤpfflein Troſt-Waſſer/ aber Durſt und kein Loͤſchen.

III. Myſterium admirandum, Wir müſſen uns ůber
dieſem Wunder-Geheimnuͤß verwundern/
Gott will admi-
rant
en haben/ daß er ein ſehnliches und flehenliches Verlangen nach ſich
ſelbſt anzuͤnde/ verwundern/ ſage ich/ aber nicht mit der Vernunfft gruͤ-
belen. Die Verwunderung iſt der Philoſophi und Vernunfft Mutter/ aber
der Theologi und Goͤttlichen Geheimnuͤß-Lehr Tochter: da heiſſet es
ὦ βάϑος! O unergruͤndliche Tieffe!

IV. Myſterium adorandum & celebrandum; Wir
muͤſſen dieſes hohe Geheimnuͤß anbeten/ loben und preiſen.

Das taͤgliche geſprochen das walt Gott! iſt unſer abgekuͤrtztes Symbolum
und Glaubens-Bekaͤntnuͤß; Die Egyptier haben vorzeiten dem Nilo,
die Heſſen dem Brunn/ die Peruaner dem Meer gleichſam als Goͤttern
geopffert; Aber hier iſt das rechte Goͤttliche Meer/ dem wir unſere Hertzen
und uns gantz taͤglich opffern/ und daſſelbe anbeten ſollen.

V. Myſterium fide hauriendum, Wir muͤſſen dieſes
Glaubens Geheimnuͤß mit wahrem Glauben ſchoͤpffen/ faſ-
ſen und auffheben in unſern Hertzen;
Ach wie hat doch Gott

die Men-
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[48/0080] Die Dritte hoͤret/ ob ein Heiliger Geiſt ſey; daß wir ihn nicht betruͤben durch ein ungeiſtlich Leben; Es iſt ein alter Paͤpſtiſcher Wahn/ als muͤſten al- lein die Paͤbſtiſche monopolæ, die Pfaffen und Moͤnche geiſtlich ſeyn und heiſſen: da wir doch alle den Heiligen Geiſt empfangen und geiſtlich ſeyn ſollen: anders als unſere σαρκικοὶ und fleiſchlich-geſinnete Welt-Kinder/ die ſich wenig umb dieſen Geiſt bekuͤmmern/ Fleiſch her/ Toͤpffe Egypti/ die das irrdiſche dem geiſtlichen und himmliſchen/ das ſichtbare dem un- ſichtbaren entgegen ſetzen; Sack voll Geld/ Keller voll Wein/ Kaſten voll Frucht/ das ſind herrliche und koͤſtliche Gaben/ Summa: Ambitioſus honos & opes & fœda voluptas: Hæc tria pro trino Numine mundus habet. Ehr/ Reichthumb und weltliche Freud/ Das iſt der Welt Dreyfaltigkeit. Aber es wird der Reuer hernach kommen/ wann der Richter am Juͤngſten Tage wird ſagen: Hi ſunt Dii tui! Da haſtu deine Goͤtter/ O du gottloſe Welt/ die du geehret und geliebet uͤber den rechten wahren Gott! die werden vergehen im Feuer: Reu in der Ewigkeit! was gebe der Schlem- mer umb ein Troͤpfflein Troſt-Waſſer/ aber Durſt und kein Loͤſchen. Luc. 16, 24. III. Myſterium admirandum, Wir müſſen uns ůber dieſem Wunder-Geheimnuͤß verwundern/ Gott will admi- ranten haben/ daß er ein ſehnliches und flehenliches Verlangen nach ſich ſelbſt anzuͤnde/ verwundern/ ſage ich/ aber nicht mit der Vernunfft gruͤ- belen. Die Verwunderung iſt der Philoſophi und Vernunfft Mutter/ aber der Theologi und Goͤttlichen Geheimnuͤß-Lehr Tochter: da heiſſet es ὦ βάϑος! O unergruͤndliche Tieffe! IV. Myſterium adorandum & celebrandum; Wir muͤſſen dieſes hohe Geheimnuͤß anbeten/ loben und preiſen. Das taͤgliche geſprochen das walt Gott! iſt unſer abgekuͤrtztes Symbolum und Glaubens-Bekaͤntnuͤß; Die Egyptier haben vorzeiten dem Nilo, die Heſſen dem Brunn/ die Peruaner dem Meer gleichſam als Goͤttern geopffert; Aber hier iſt das rechte Goͤttliche Meer/ dem wir unſere Hertzen und uns gantz taͤglich opffern/ und daſſelbe anbeten ſollen. V. Myſterium fide hauriendum, Wir muͤſſen dieſes Glaubens Geheimnuͤß mit wahrem Glauben ſchoͤpffen/ faſ- ſen und auffheben in unſern Hertzen; Ach wie hat doch Gott die Men-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/80>, abgerufen am 26.11.2024.