Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Sechszigste (Siebende) umbsonst/ er ist ihm Sprungs entritten/ bald darauff bekommt er Zeitung/Marsilius sey eben in der Stunde zu Florentz gestorben/ da er diese Post vermercket. Gott sey Lob/ daß wir solcher Post-Botten nicht bedürffen/ wir haben Mosen und Propheten/ ja den grossen Propheten selbst! Nun/ meine Liebsten/ es redet der Herr Christus uns noch heut Sehet
Die Sechszigſte (Siebende) umbſonſt/ er iſt ihm Sprungs entritten/ bald darauff bekommt er Zeitung/Marſilius ſey eben in der Stunde zu Florentz geſtorben/ da er dieſe Poſt vermercket. Gott ſey Lob/ daß wir ſolcher Poſt-Botten nicht beduͤrffen/ wir haben Moſen und Propheten/ ja den groſſen Propheten ſelbſt! Nun/ meine Liebſten/ es redet der Herr Chriſtus uns noch heut Sehet
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Die Sechszigſte (Siebende)
umbſonſt/ er iſt ihm Sprungs entritten/ bald darauff bekommt er Zeitung/
Marſilius ſey eben in der Stunde zu Florentz geſtorben/ da er dieſe Poſt
vermercket. Gott ſey Lob/ daß wir ſolcher Poſt-Botten nicht beduͤrffen/
wir haben Moſen und Propheten/ ja den groſſen Propheten ſelbſt!
Nun/ meine Liebſten/ es redet der Herr Chriſtus uns noch heut
zu Tage alle an/ aus dem Evangeliſten Marco c. 13. Sihe/ ich habe es
euch alles zuvor geſagt; Sehet ihr zu! Jch bin der Richter und Pei-
niger. Jch hab es zuvor geſagt aus hertzlicher Treu/ daß ich nicht will/ daß
iemand verlohren werde; Jch hab euch zuvor geſagt den Ort der Qual/ die
verdamten Hoͤllenkinder/ welche es nemlich ſeyn werdẽ; den unwiderbring-
lichen Schaden und unerſchaͤtzlichen Verluſt/ endlich auch die unſaͤgliche
und unertraͤgliche Marter und Pein/ welche die Verdamten nicht von dem
gnaͤdigen Gott als unſchuldige Maͤrtyrer/ ſondern von dem zornigen/ un-
verſoͤhnlichen Gott als Vbelthaͤter leiden und tragen muͤſſen in Ewigkeit;
Euch ſterblichen Menſchen allen habe ichs zuvor geſagt; niemand kan ſich
entbrechen mit der Vnwiſſenheit; derowegen βλέ_ετε! Sehet euch fuͤr!
Sehet mich an als einen gerechten Richter! Daher kom̃et alles Elend/ daß
ihr mich euch faͤlſchlich einbildet/ nur ſtets als einen barmhertzigen HErrn/
niemahls als einen ſtrengen Richter; Sehet mich nicht nur an in der
Wiegen/ am Creutz oder anderswo auff Erden/ ſondern ſehet mich an in
der Hoͤhe/ auff meinem Majeſtaͤtiſchen Throne. Sehet mich an als einen
Schatzmeiſter/ der den Zorn zubereitet und wie einen Schatz zuſammen
ſamlet/ nach dem Evangelio Pauli Rom. 2. Verachteſtu den Reich-
thumb ſeiner Guͤte/ Gedult und Langmuth/ weiſſeſtu nicht/
daß Gottes Guͤte dich zur Buſſe leitet? du aber nach deinem
unbußfertigen verſtockten Hertzen haͤuffeſt dir ſelbſt den Zorn
auff den Tag des Zorns/ in dem du die Suͤnde wie einen Schatz
haͤuffeſt/ haͤuffeſt du auch den Zorn/ der ſchlaͤget endlich aus in Truͤbſal/
Angſt und andere Noth. Es iſt dreyerley Schatz/ der Gnaden-
Schatz/ der Sůnden-Schatz/ der Zorn-Schatz; Gleich wie ein
Koͤnig/ der ſeinen Vnterthanen viel ſonderbare Wolthaten erzeiget/ durch
ebenmaͤſſige Wolthaten ſie gleichſam per accidens anreitzet/ daß ſie die
Suͤnden haͤuffen; Heimlich ruͤſtet er ſein Zeug-Hauß aus/ und kriegt ei-
nen Schatz vongroben und kleinen Stuͤcken zuſammen: Alſo machets
auch Gott/ unterdeſſen alldieweil ihm der Menſch einen Suͤnden-
Schatz haͤuffet/ ſo haͤuffet der Richter im Himmel ſeinen Zorn-Straff- und
Rach-Schatz/ den geuſſet Er gantz aus uͤber die hoͤlliſche Sodoma.
Marc. 13,
23.
Rom. 2, 4.
Sehet
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