Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Vier und Viertzigste (Dritte)
Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er sich ermüdet und außgearbeitet/ so
leget er sich schlaffen/ wird in die Erde verscharret/ aber am Jüngsten Tage
wird er verwandelt/ und Christo seinem Herren als ein holdseeliger
Sommer-Vogel im verklärten Leibe entgegen gezuckt werden. Basilius
in Betrachtung der sechs Tagwerck verstarret über diesem Wunderwerck
der Natur; Was saget ihr darzu/ schreibet er: die ihr St. Paulo nicht
Glauben zustellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ so dermahl
eins aufferstehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in
der Lufft ihre Gestalt ändern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani-
schen gehörnichten Seiden-Wurm/ derselbige wird zu erst verwandelt in
eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/
sondern es wachsen an ihm auch weiche und breite Flügelein herfür/ daß
er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der-
selben Werck/ in dem ihr die Seiden spinnet/ welche die Seiden-Krämer
euch zuführen weiche Kleider zu machen/ so sollet ihr eingedenck seyn dessel-
ben Thierleins/ wie es in so mancherley Art und Gestalt verwandelt werde/
und dannenhero herrliche und kräfftige Betrachtung der Aufferstehung
schöpffen.

So weit sind wir nun auch kommen in unserm mysterio, nem-
lich nach dem wir vernommen/ daß eine Aufferstehung der Toden
warhafftig und was dieselbige sey/ auff den
statum und Zu-
stand des aufferste henden Fleisches/
von welchem unser Sym-
bolum
sagt: Jch wart auff eine Aufferstehung; Wie? Auff die
blosse Aufferstehung des Fleisches?
Dabey ist schlechter Trost; son-
dern auff die immutation, Veränderung und Verklärung
des Leibes.
Gott der Herr gebe verklärete Hertzen/ Sinne und
Reden zur Verklärung seines grossen Namens/ Amen.

ES möchte anfangs iemand sagen: Wie werden die
Toden aufferstehen? und mit welcherley Leib wer-
den sie kommen?
sind Frags-Wort St. Pauli und Rätzel-
1. Cor. 15, 35.Wort/ 1. Cor. 15. die damahl irgend zu Corintho erschollen/ oder doch in
Gedancken beygewohnet: Wort/ die noch heutigs Tages fürkommen
nöchten: Wort/ die die fürwitzige Vernunfft dem Geheimnüß entgegen
gesetzet/ und demnach den Namen einer Närrin verdient/ Paulus sagt:
Du Narr! Was darffestu das fragen und dem Gehiimnüß wider-
sprechen? Wort/ die St. Paulus sobriis discipulis, seinen nüchtern

Schülern

Die Vier und Viertzigſte (Dritte)
Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er ſich ermuͤdet und außgearbeitet/ ſo
leget er ſich ſchlaffen/ wird in die Erde verſcharret/ aber am Juͤngſten Tage
wird er verwandelt/ und Chriſto ſeinem Herren als ein holdſeeliger
Sommer-Vogel im verklaͤrten Leibe entgegen gezuckt werden. Baſilius
in Betrachtung der ſechs Tagwerck verſtarret uͤber dieſem Wunderwerck
der Natur; Was ſaget ihr darzu/ ſchreibet er: die ihr St. Paulo nicht
Glauben zuſtellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ ſo dermahl
eins aufferſtehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in
der Lufft ihre Geſtalt aͤndern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani-
ſchen gehoͤrnichten Seiden-Wurm/ derſelbige wird zu erſt verwandelt in
eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/
ſondern es wachſen an ihm auch weiche und breite Fluͤgelein herfuͤr/ daß
er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der-
ſelben Werck/ in dem ihr die Seiden ſpinnet/ welche die Seiden-Kraͤmer
euch zufuͤhren weiche Kleider zu machen/ ſo ſollet ihr eingedenck ſeyn deſſel-
ben Thierleins/ wie es in ſo mancherley Art und Geſtalt verwandelt werde/
und dannenhero herrliche und kraͤfftige Betrachtung der Aufferſtehung
ſchoͤpffen.

So weit ſind wir nun auch kommen in unſerm myſterio, nem-
lich nach dem wir vernommen/ daß eine Aufferſtehung der Toden
warhafftig und was dieſelbige ſey/ auff den
ſtatum und Zu-
ſtand des aufferſte henden Fleiſches/
von welchem unſer Sym-
bolum
ſagt: Jch wart auff eine Aufferſtehung; Wie? Auff die
bloſſe Aufferſtehung des Fleiſches?
Dabey iſt ſchlechter Troſt; ſon-
dern auff die immutation, Veraͤnderung und Verklaͤrung
des Leibes.
Gott der Herr gebe verklaͤrete Hertzen/ Sinne und
Reden zur Verklaͤrung ſeines groſſen Namens/ Amen.

ES moͤchte anfangs iemand ſagen: Wie werden die
Toden aufferſtehen? und mit welcherley Leib wer-
den ſie kommen?
ſind Frags-Wort St. Pauli und Raͤtzel-
1. Cor. 15, 35.Wort/ 1. Cor. 15. die damahl irgend zu Corintho erſchollen/ oder doch in
Gedancken beygewohnet: Wort/ die noch heutigs Tages fuͤrkommen
noͤchten: Wort/ die die fuͤrwitzige Vernunfft dem Geheimnuͤß entgegen
geſetzet/ und demnach den Namen einer Naͤrrin verdient/ Paulus ſagt:
Du Narr! Was darffeſtu das fragen und dem Gehiimnuͤß wider-
ſprechen? Wort/ die St. Paulus ſobriis diſcipulis, ſeinen nuͤchtern

Schuͤlern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0574" n="542"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Vier und Viertzig&#x017F;te (Dritte)</hi></fw><lb/>
Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er &#x017F;ich ermu&#x0364;det und außgearbeitet/ &#x017F;o<lb/>
leget er &#x017F;ich &#x017F;chlaffen/ wird in die Erde ver&#x017F;charret/ aber am Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tage<lb/>
wird er verwandelt/ und Chri&#x017F;to &#x017F;einem <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren</hi></hi> als ein hold&#x017F;eeliger<lb/>
Sommer-Vogel im verkla&#x0364;rten Leibe entgegen gezuckt werden. <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;ilius</hi><lb/>
in Betrachtung der &#x017F;echs Tagwerck ver&#x017F;tarret u&#x0364;ber die&#x017F;em Wunderwerck<lb/>
der Natur; Was &#x017F;aget ihr darzu/ &#x017F;chreibet er: die ihr St. Paulo nicht<lb/>
Glauben zu&#x017F;tellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ &#x017F;o dermahl<lb/>
eins auffer&#x017F;tehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in<lb/>
der Lufft ihre Ge&#x017F;talt a&#x0364;ndern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani-<lb/>
&#x017F;chen geho&#x0364;rnichten Seiden-Wurm/ der&#x017F;elbige wird zu er&#x017F;t verwandelt in<lb/>
eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/<lb/>
&#x017F;ondern es wach&#x017F;en an ihm auch weiche und breite Flu&#x0364;gelein herfu&#x0364;r/ daß<lb/>
er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der-<lb/>
&#x017F;elben Werck/ in dem ihr die Seiden &#x017F;pinnet/ welche die Seiden-Kra&#x0364;mer<lb/>
euch zufu&#x0364;hren weiche Kleider zu machen/ &#x017F;o &#x017F;ollet ihr eingedenck &#x017F;eyn de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben Thierleins/ wie es in &#x017F;o mancherley Art und Ge&#x017F;talt verwandelt werde/<lb/>
und dannenhero herrliche und kra&#x0364;fftige Betrachtung der Auffer&#x017F;tehung<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pffen.</p><lb/>
          <p>So weit &#x017F;ind wir nun auch kommen in un&#x017F;erm <hi rendition="#aq">my&#x017F;terio,</hi> nem-<lb/>
lich nach dem wir vernommen/ <hi rendition="#fr">daß eine Auffer&#x017F;tehung der Toden<lb/>
warhafftig und was die&#x017F;elbige &#x017F;ey/ auff den</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;tatum</hi> <hi rendition="#fr">und Zu-<lb/>
&#x017F;tand des auffer&#x017F;te henden Flei&#x017F;ches/</hi> von welchem <hi rendition="#fr">un&#x017F;er</hi> <hi rendition="#aq">Sym-<lb/>
bolum</hi> &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Jch wart auff eine Auffer&#x017F;tehung; Wie? Auff die<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;e Auffer&#x017F;tehung des Flei&#x017F;ches?</hi> Dabey i&#x017F;t &#x017F;chlechter Tro&#x017F;t; &#x017F;on-<lb/>
dern <hi rendition="#fr">auff die</hi> <hi rendition="#aq">immutation,</hi> <hi rendition="#fr">Vera&#x0364;nderung und Verkla&#x0364;rung<lb/>
des Leibes.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> gebe verkla&#x0364;rete Hertzen/ Sinne und<lb/>
Reden zur Verkla&#x0364;rung &#x017F;eines gro&#x017F;&#x017F;en Namens/ Amen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">E</hi>S mo&#x0364;chte</hi> anfangs <hi rendition="#fr">iemand &#x017F;agen: Wie werden die<lb/>
Toden auffer&#x017F;tehen? und mit welcherley Leib wer-<lb/>
den &#x017F;ie kommen?</hi> &#x017F;ind Frags-Wort St. Pauli und Ra&#x0364;tzel-<lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 15, 35.</note>Wort/ 1. Cor. 15. die damahl irgend zu Corintho er&#x017F;chollen/ oder doch in<lb/>
Gedancken beygewohnet: Wort/ die noch heutigs Tages fu&#x0364;rkommen<lb/>
no&#x0364;chten: Wort/ die die fu&#x0364;rwitzige Vernunfft dem Geheimnu&#x0364;ß entgegen<lb/>
ge&#x017F;etzet/ und demnach den Namen einer Na&#x0364;rrin verdient/ Paulus &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#fr">Du Narr!</hi> Was darffe&#x017F;tu das fragen und dem Gehiimnu&#x0364;ß wider-<lb/>
&#x017F;prechen? Wort/ die St. Paulus <hi rendition="#aq">&#x017F;obriis di&#x017F;cipulis,</hi> &#x017F;einen nu&#x0364;chtern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schu&#x0364;lern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0574] Die Vier und Viertzigſte (Dritte) Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er ſich ermuͤdet und außgearbeitet/ ſo leget er ſich ſchlaffen/ wird in die Erde verſcharret/ aber am Juͤngſten Tage wird er verwandelt/ und Chriſto ſeinem Herren als ein holdſeeliger Sommer-Vogel im verklaͤrten Leibe entgegen gezuckt werden. Baſilius in Betrachtung der ſechs Tagwerck verſtarret uͤber dieſem Wunderwerck der Natur; Was ſaget ihr darzu/ ſchreibet er: die ihr St. Paulo nicht Glauben zuſtellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ ſo dermahl eins aufferſtehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in der Lufft ihre Geſtalt aͤndern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani- ſchen gehoͤrnichten Seiden-Wurm/ derſelbige wird zu erſt verwandelt in eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/ ſondern es wachſen an ihm auch weiche und breite Fluͤgelein herfuͤr/ daß er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der- ſelben Werck/ in dem ihr die Seiden ſpinnet/ welche die Seiden-Kraͤmer euch zufuͤhren weiche Kleider zu machen/ ſo ſollet ihr eingedenck ſeyn deſſel- ben Thierleins/ wie es in ſo mancherley Art und Geſtalt verwandelt werde/ und dannenhero herrliche und kraͤfftige Betrachtung der Aufferſtehung ſchoͤpffen. So weit ſind wir nun auch kommen in unſerm myſterio, nem- lich nach dem wir vernommen/ daß eine Aufferſtehung der Toden warhafftig und was dieſelbige ſey/ auff den ſtatum und Zu- ſtand des aufferſte henden Fleiſches/ von welchem unſer Sym- bolum ſagt: Jch wart auff eine Aufferſtehung; Wie? Auff die bloſſe Aufferſtehung des Fleiſches? Dabey iſt ſchlechter Troſt; ſon- dern auff die immutation, Veraͤnderung und Verklaͤrung des Leibes. Gott der Herr gebe verklaͤrete Hertzen/ Sinne und Reden zur Verklaͤrung ſeines groſſen Namens/ Amen. ES moͤchte anfangs iemand ſagen: Wie werden die Toden aufferſtehen? und mit welcherley Leib wer- den ſie kommen? ſind Frags-Wort St. Pauli und Raͤtzel- Wort/ 1. Cor. 15. die damahl irgend zu Corintho erſchollen/ oder doch in Gedancken beygewohnet: Wort/ die noch heutigs Tages fuͤrkommen noͤchten: Wort/ die die fuͤrwitzige Vernunfft dem Geheimnuͤß entgegen geſetzet/ und demnach den Namen einer Naͤrrin verdient/ Paulus ſagt: Du Narr! Was darffeſtu das fragen und dem Gehiimnuͤß wider- ſprechen? Wort/ die St. Paulus ſobriis diſcipulis, ſeinen nuͤchtern Schuͤlern 1. Cor. 15, 35.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/574
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/574>, abgerufen am 11.05.2024.