Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. ohngefähr in Elisae Grab geworffen/ was geschach so wunderlich? so baldder tode Mann die Gebeine Elisae angerühret/ ward er widerumb leben- dig/ und trat auff seine Füsse/ als ein frischer/ gesunder/ tapfferer Mann/ gerad als wäre er nie kranck/ nie tod gewesen. Jst wohl ein grosses Wunder und paradoxon, welches niemand II. Widerumb meldet Syrach/ er habe nach seinem Tode ge- Jst abermahl eine warhafftige/ zwar stumme/ aber realis wider
Predigt. ohngefaͤhr in Eliſæ Grab geworffen/ was geſchach ſo wunderlich? ſo baldder tode Mann die Gebeine Eliſæ angeruͤhret/ ward er widerumb leben- dig/ und trat auff ſeine Fuͤſſe/ als ein friſcher/ geſunder/ tapfferer Mann/ gerad als waͤre er nie kranck/ nie tod geweſen. Jſt wohl ein groſſes Wunder und paradoxon, welches niemand II. Widerumb meldet Syrach/ er habe nach ſeinem Tode ge- Jſt abermahl eine warhafftige/ zwar ſtumme/ aber realis wider
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Predigt.
ohngefaͤhr in Eliſæ Grab geworffen/ was geſchach ſo wunderlich? ſo bald
der tode Mann die Gebeine Eliſæ angeruͤhret/ ward er widerumb leben-
dig/ und trat auff ſeine Fuͤſſe/ als ein friſcher/ geſunder/ tapfferer Mann/
gerad als waͤre er nie kranck/ nie tod geweſen.
Jſt wohl ein groſſes Wunder und paradoxon, welches niemand
glauben koͤnte/ wanns nicht in Gottes Wort geſchrieben waͤre/ daß ein to-
der Menſch/ und zwar nur deſſen Beine/ ſolten einen andern Toden leben-
dig machen. Ein unerhoͤrt und unvergleichlich groß Wunder/ Eliſa hat
zwar zuvor bey ſeinen Lebzeiten auch den toden Sohn der Sunamitin
lebendig gemacht. Jm Papſtumb gibt man zwar viel und dergleichen
miracula analoga, gleichfoͤrmige Wunderthaten vor/ ſo die Toden-Beine
der Heiligthuͤmber ſolten gewuͤrcket haben. Coſterus ſchreibet: Die
Beine der Heiligen haben die Krafft/ daß wer ſie anruͤhret/ wuͤrd davon ge-
heiliget/ umb der Gnade willen/ ſo daraus ſtieſſet. Aber wir bitten/ ſie wollen
uns zu gut halten/ wann wir nicht alles tragen wollen/ was ſie uns auff-
ſattlen/ ihre Lugenden ſind nicht canoniſiret/ und mangelt ihnen am cano-
ne Scripturæ; ſie ſind in der Heiligen Schrifft nicht bewaͤhret/ und
folget gar nicht/ was der fromme Gott durch Eliſæ Beine einmahl ge-
than/ daſſelbe in conſequentiam und Beweiß zu ziehen ſey/ ſonſten wuͤrde
das Jordaniſche Waſſer noch heute zu Tage auch eine ſolche Krafft zu hei-
len haben/ wie vorzeiten an Naaman dem Syriſchen Feld-Hauptmann
erwieſen worden.
2. Reg. 4,
35.
Coſter. in
enchirid.
c. 15.
2. Reg. 5, 14.
II. Widerumb meldet Syrach/ er habe nach ſeinem Tode ge-
weiſſaget/ da er tod war/ weiſſaget er. Prophetare heiſſet in ge-
nere propheticum actum exercere, ein Prophetiſches Werck
verrichten/ das iſt/ er hat mit gegenwaͤrtigem Wunderwerck ſeine Weiſ-
ſagung und Prophetiſches Ampt verſiegelt/ und damit erwieſen/ daß wie
andere ſeine Weiſſagungen/ alſo auch die naͤchſtevorhergehende/ welche er
dem Koͤnige Joas hinderlaſſen/ ſo ohnfehlbar wahr und Goͤttlich ſey/ als
gewiß dieſes miracul ein Goͤttliches miracul geweſt.
Jſt abermahl eine warhafftige/ zwar ſtumme/ aber realis
wuͤrckliche und thaͤtige Propheceyung auff den groſſen Wun-
dermann Chriſtum Jeſum/ deſſen figur Eliſa geweſt/ welcher freylich
in ſeinem Leben Zeichen/ nach ſeinem Tode/ wie andere Wunder/ ſo in der
Paſſionshiſtori aufgezeichnet/ alſo auch die Toden lebendig gemacht. Nicht
vergebens haben ſich die H. Patriarchen ſo ſehr nah zu ſeinẽ Grab gelegt zu
werdẽ geſehnet/ umb durch den toden Meſſiam/ und in Krafft ſeines Todes
wider
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