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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Drey und Dreissigste (Fünffte)
der Kirchen hat zwey gefährliche extrema, disseit Syncretismum, den
Mischmasch der religionen/ deren die im fundament unterschieden/ davon
die Friedens-Pfeiffer viel Jahr ihr Sirenen-Lied gesungen: Jenseit Puri-
tanismum,
die eusserste Reinigkeit/ und unmögliche Vollkommenheit/ da
man alles auffs höchste treibt/ und wie man pflegt zu reden/ alles zu Boltzen
drehen will/ wann zum Exempel/ vorzeiten die Meister von hohen Sinnen
in Engelland/ der Königin Elisabethen liturgiam und Kirchen-Ordnung
nach der Genvischen formiren und richten/ alle alte Mittelding und Cere-
monien abschaffen/ Chor-Hembder/ Creutz/ Knie-beugen/ Bilder/ Weiber-
Tauffe in dem Nothfall/ von welchen zu anderer Gelegenheit weitläufftiger
gehandelt wird abschaffen wollen. Das Schiff Christi seglet hie mitten durch/
gibt zu und von/ scheidet Mittelding von dem Noth-Werck/ und bequemet
sich nach der menschlichen Schwachheit/ rüttelt nicht leichtlich die krancke
Gliedmassen/ und wirfft nicht alles auff einmal über einen Hauffen/ durch
unzeitige reformation- Sucht und gefährliche Enderung/ wohin dann
auch gehöret die moderation, daß man gefallene Sünder nicht alsobald
hinaus stosse und dem Teufel übergebe/ gleichwol auch nicht halßstarrige
Sünder verzärtle; Die Außlegung des Catechismi gibt einen feinen Auß-
schlag/ Die Schwachglaubigen/ sagt sie: so etwan von einem
Fehl übereilet werden/ denen ihr Fehl leid ist/ und in Traurig-
keit kommen/ soll man auffnehmen/ mit sanfftmüthigem
Geist
unterweisen/ und mit der Verheissung dapffer trösten; Aber
die Hartnäckigen/ so die Kirch zur Besserung nicht hören
wollen/ soll man offentlich straffen/ auff daß sie schamroth
werden/ sich bekehren und bessern;
Gleich wie kein Element gantz
lauter und rein/ die Welt bestehet aus contrariis: Dieses ist die
Symphonia und Gemeinschafft der Heiligen/ nemlich die ver-
einigte/ ordentliche/ abgesonderte/
proportionirte Music/
Einigkeit und Vbereinstimmung aller
Gliedmassen in dem
geistlichen Leibe Christi.

Luth. tom.
1. Ien. p.
315.

So glaube ich demnach mit Luthero eine Gemeine der Hei-
ligen;
Jch glaube/ daß in dieser Gemeine alle Ding gemein sind/ und
eines ieglichen Güter des andern eigen/ und niemand nichts eigen seye;
darumb mir und einem ieglichen Glaubigen alle Gebet und gute Werck
der gantzen Gemeine zu Hülffe kommen/ beystehen und stärcken müssen
zu aller Zeit im Leben und Sterben/ daß also ein ieglicher des andern

Bürde

Die Drey und Dreiſſigſte (Fuͤnffte)
der Kirchen hat zwey gefaͤhrliche extrema, diſſeit Syncretiſmum, den
Miſchmaſch der religionen/ deren die im fundament unterſchieden/ davon
die Friedens-Pfeiffer viel Jahr ihr Sirenen-Lied geſungen: Jenſeit Puri-
taniſmum,
die euſſerſte Reinigkeit/ und unmoͤgliche Vollkommenheit/ da
man alles auffs hoͤchſte treibt/ und wie man pflegt zu reden/ alles zu Boltzen
drehen will/ wann zum Exempel/ vorzeiten die Meiſter von hohen Sinnen
in Engelland/ der Koͤnigin Eliſabethen liturgiam und Kirchen-Ordnung
nach der Genviſchen formiren und richten/ alle alte Mittelding und Cere-
monien abſchaffen/ Chor-Hembder/ Creutz/ Knie-beugen/ Bilder/ Weiber-
Tauffe in dem Nothfall/ von welchen zu anderer Gelegenheit weitlaͤufftiger
gehandelt wird abſchaffen wollẽ. Das Schiff Chriſti ſeglet hie mittẽ durch/
gibt zu und von/ ſcheidet Mittelding von dem Noth-Werck/ und bequemet
ſich nach der menſchlichen Schwachheit/ ruͤttelt nicht leichtlich die krancke
Gliedmaſſen/ und wirfft nicht alles auff einmal uͤber einen Hauffen/ durch
unzeitige reformation- Sucht und gefaͤhrliche Enderung/ wohin dann
auch gehoͤret die moderation, daß man gefallene Suͤnder nicht alſobald
hinaus ſtoſſe und dem Teufel uͤbergebe/ gleichwol auch nicht halßſtarrige
Suͤnder verzaͤrtle; Die Außlegung des Catechiſmi gibt einen feinen Auß-
ſchlag/ Die Schwachglaubigen/ ſagt ſie: ſo etwan von einem
Fehl uͤbereilet werden/ denen ihr Fehl leid iſt/ und in Traurig-
keit kommen/ ſoll man auffnehmen/ mit ſanfftmuͤthigem
Geiſt
unterweiſen/ und mit der Verheiſſung dapffer troͤſten; Aber
die Hartnaͤckigen/ ſo die Kirch zur Beſſerung nicht hoͤren
wollen/ ſoll man offentlich ſtraffen/ auff daß ſie ſchamroth
werden/ ſich bekehren und beſſern;
Gleich wie kein Element gantz
lauter und rein/ die Welt beſtehet aus contrariis: Dieſes iſt die
Symphonia und Gemeinſchafft der Heiligen/ nemlich die ver-
einigte/ ordentliche/ abgeſonderte/
proportionirte Muſic/
Einigkeit und Vbereinſtimmung aller
Gliedmaſſen in dem
geiſtlichen Leibe Chriſti.

Luth. tom.
1. Ien. p.
315.

So glaube ich demnach mit Luthero eine Gemeine der Hei-
ligen;
Jch glaube/ daß in dieſer Gemeine alle Ding gemein ſind/ und
eines ieglichen Guͤter des andern eigen/ und niemand nichts eigen ſeye;
darumb mir und einem ieglichen Glaubigen alle Gebet und gute Werck
der gantzen Gemeine zu Huͤlffe kommen/ beyſtehen und ſtaͤrcken muͤſſen
zu aller Zeit im Leben und Sterben/ daß alſo ein ieglicher des andern

Buͤrde
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[414/0446] Die Drey und Dreiſſigſte (Fuͤnffte) der Kirchen hat zwey gefaͤhrliche extrema, diſſeit Syncretiſmum, den Miſchmaſch der religionen/ deren die im fundament unterſchieden/ davon die Friedens-Pfeiffer viel Jahr ihr Sirenen-Lied geſungen: Jenſeit Puri- taniſmum, die euſſerſte Reinigkeit/ und unmoͤgliche Vollkommenheit/ da man alles auffs hoͤchſte treibt/ und wie man pflegt zu reden/ alles zu Boltzen drehen will/ wann zum Exempel/ vorzeiten die Meiſter von hohen Sinnen in Engelland/ der Koͤnigin Eliſabethen liturgiam und Kirchen-Ordnung nach der Genviſchen formiren und richten/ alle alte Mittelding und Cere- monien abſchaffen/ Chor-Hembder/ Creutz/ Knie-beugen/ Bilder/ Weiber- Tauffe in dem Nothfall/ von welchen zu anderer Gelegenheit weitlaͤufftiger gehandelt wird abſchaffen wollẽ. Das Schiff Chriſti ſeglet hie mittẽ durch/ gibt zu und von/ ſcheidet Mittelding von dem Noth-Werck/ und bequemet ſich nach der menſchlichen Schwachheit/ ruͤttelt nicht leichtlich die krancke Gliedmaſſen/ und wirfft nicht alles auff einmal uͤber einen Hauffen/ durch unzeitige reformation- Sucht und gefaͤhrliche Enderung/ wohin dann auch gehoͤret die moderation, daß man gefallene Suͤnder nicht alſobald hinaus ſtoſſe und dem Teufel uͤbergebe/ gleichwol auch nicht halßſtarrige Suͤnder verzaͤrtle; Die Außlegung des Catechiſmi gibt einen feinen Auß- ſchlag/ Die Schwachglaubigen/ ſagt ſie: ſo etwan von einem Fehl uͤbereilet werden/ denen ihr Fehl leid iſt/ und in Traurig- keit kommen/ ſoll man auffnehmen/ mit ſanfftmuͤthigem Geiſt unterweiſen/ und mit der Verheiſſung dapffer troͤſten; Aber die Hartnaͤckigen/ ſo die Kirch zur Beſſerung nicht hoͤren wollen/ ſoll man offentlich ſtraffen/ auff daß ſie ſchamroth werden/ ſich bekehren und beſſern; Gleich wie kein Element gantz lauter und rein/ die Welt beſtehet aus contrariis: Dieſes iſt die Symphonia und Gemeinſchafft der Heiligen/ nemlich die ver- einigte/ ordentliche/ abgeſonderte/ proportionirte Muſic/ Einigkeit und Vbereinſtimmung aller Gliedmaſſen in dem geiſtlichen Leibe Chriſti. So glaube ich demnach mit Luthero eine Gemeine der Hei- ligen; Jch glaube/ daß in dieſer Gemeine alle Ding gemein ſind/ und eines ieglichen Guͤter des andern eigen/ und niemand nichts eigen ſeye; darumb mir und einem ieglichen Glaubigen alle Gebet und gute Werck der gantzen Gemeine zu Huͤlffe kommen/ beyſtehen und ſtaͤrcken muͤſſen zu aller Zeit im Leben und Sterben/ daß alſo ein ieglicher des andern Buͤrde

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/446>, abgerufen am 22.11.2024.