Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Zwey und Dreissigste (Vierte) intimirt/ kräfftig gemacht/ befeelet und erleuchtet von dem Papst; Es istnur allzuwahr der Character des Antichrists/ avon St. Paulus prophe- 3. Thess. 2, 3. seqq.ceyet 2. Thess. 2. Es leuchtet 2. das Liecht daselbst der Warheit nicht rein/ sondern wird verdunckelt und anders gefärbet durch die Auß- legung der Kirchen; gleich wie den ictericis und Gelbsüchtigen alle Ding gelb scheinen/ also den Päpstlern alles päpstisch/ was ihnen in der Bibel für- kommet. Es führet 3. auch nicht zu einem heiligem Leben; die schö- nen Früchte/ so an diesem Baum wachsen/ heissen also: Du solt neben Gott auch den Papst für einen Gott ehren: Gottes Namen soltu verunheiligen durch allerhand weihen und segensprechen des Wassers/ des Brods/ Oels/ Wachs-Kertzen/ Glocken/ ungöttliche Gelübde: den Sabbath und Feyer- tag entheiligen mit der heillosen Meß/ hernach magstu thun was dir gefällt/ spielen etc. den Eltern soltu nicht gehorchen in allen dingen/ sondern ohn und wider ihren Willen ins Kloster lauffen/ hingegen aber den Praelaten ver- bunden bleiben mit blinden Gehorsam: Die Ketzer soltu tödten und umb- bringen/ dich selbst durch fasten/ geisseln/ und andere aberglaubige Vbun- gen quälen und martern: ohne scheu magstu huren in den öffentlichen Hur-Häusern/ die Wölfinnen anfallen/ damit du der Lämmer schonest; stehlen ist erlaubet durch den Müssiggang in den Klöstern/ durch Wucher auff den montibus pietatis: lügen noch mehr/ vermöge der heilsamen aequivocation. Den Kätzern ist man keinen Glauben zu halten schuldig/ vide Luth. tom. 3. Ien. fol. 236. & seqq.wie Johann Huß solches erfahren und Becanus defendirt; anders re- den/ anders gedencken ist erlaubt; böse Lust und Begierde ist erlaubt/ voll fauffen ist erlaubet/ sintemal bey dem Gegentheil keiner voll heisset/ er seye dann aller seiner Vernunfft beraubet/ daß er von sich selbst nicht weiß: die reitzende Lust-Seuche ist keine Sünde. Es leuchtet in dem Papstumb nicht II. lux solatiflua, das gewest
Die Zwey und Dreiſſigſte (Vierte) intimirt/ kraͤfftig gemacht/ befeelet und erleuchtet von dem Papſt; Es iſtnur allzuwahr der Character des Antichriſts/ avon St. Paulus prophe- 3. Theſſ. 2, 3. ſeqq.ceyet 2. Theſſ. 2. Es leuchtet 2. das Liecht daſelbſt der Warheit nicht rein/ ſondern wird verdunckelt und anders gefaͤrbet durch die Auß- legung der Kirchen; gleich wie den ictericis und Gelbſuͤchtigen alle Ding gelb ſcheinen/ alſo den Paͤpſtlern alles paͤpſtiſch/ was ihnen in der Bibel fuͤr- kom̃et. Es fuͤhret 3. auch nicht zu einem heiligem Leben; die ſchoͤ- nen Fruͤchte/ ſo an dieſem Baum wachſen/ heiſſen alſo: Du ſolt neben Gott auch den Papſt fuͤr einen Gott ehren: Gottes Namen ſoltu verunheiligen durch allerhand weihen und ſegenſprechen des Waſſers/ des Brods/ Oels/ Wachs-Kertzen/ Glocken/ ungoͤttliche Geluͤbde: den Sabbath und Feyer- tag entheiligen mit der heilloſen Meß/ hernach magſtu thun was dir gefaͤllt/ ſpielen ꝛc. den Eltern ſoltu nicht gehorchen in allen dingen/ ſondern ohn und wider ihren Willen ins Kloſter lauffen/ hingegen aber den Prælaten ver- bunden bleiben mit blinden Gehorſam: Die Ketzer ſoltu toͤdten und umb- bringen/ dich ſelbſt durch faſten/ geiſſeln/ und andere aberglaubige Vbun- gen quaͤlen und martern: ohne ſcheu magſtu huren in den oͤffentlichen Hur-Haͤuſern/ die Woͤlfinnen anfallen/ damit du der Laͤmmer ſchoneſt; ſtehlen iſt erlaubet durch den Muͤſſiggang in den Kloͤſtern/ durch Wucher auff den montibus pietatis: luͤgen noch mehr/ vermoͤge der heilſamen æquivocation. Den Kaͤtzern iſt man keinen Glauben zu halten ſchuldig/ vide Luth. tom. 3. Ien. fol. 236. & ſeqq.wie Johann Huß ſolches erfahren und Becanus defendirt; anders re- den/ anders gedencken iſt erlaubt; boͤſe Luſt und Begierde iſt erlaubt/ voll fauffen iſt erlaubet/ ſintemal bey dem Gegentheil keiner voll heiſſet/ er ſeye dann aller ſeiner Vernunfft beraubet/ daß er von ſich ſelbſt nicht weiß: die reitzende Luſt-Seuche iſt keine Suͤnde. Es leuchtet in dem Papſtumb nicht II. lux ſolatiflua, das geweſt
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intimirt/ kraͤfftig gemacht/ befeelet und erleuchtet von dem Papſt; Es iſt
nur allzuwahr der Character des Antichriſts/ avon St. Paulus prophe-
ceyet 2. Theſſ. 2. Es leuchtet 2. das Liecht daſelbſt der Warheit
nicht rein/ ſondern wird verdunckelt und anders gefaͤrbet durch die Auß-
legung der Kirchen; gleich wie den ictericis und Gelbſuͤchtigen alle Ding
gelb ſcheinen/ alſo den Paͤpſtlern alles paͤpſtiſch/ was ihnen in der Bibel fuͤr-
kom̃et. Es fuͤhret 3. auch nicht zu einem heiligem Leben; die ſchoͤ-
nen Fruͤchte/ ſo an dieſem Baum wachſen/ heiſſen alſo: Du ſolt neben Gott
auch den Papſt fuͤr einen Gott ehren: Gottes Namen ſoltu verunheiligen
durch allerhand weihen und ſegenſprechen des Waſſers/ des Brods/ Oels/
Wachs-Kertzen/ Glocken/ ungoͤttliche Geluͤbde: den Sabbath und Feyer-
tag entheiligen mit der heilloſen Meß/ hernach magſtu thun was dir gefaͤllt/
ſpielen ꝛc. den Eltern ſoltu nicht gehorchen in allen dingen/ ſondern ohn und
wider ihren Willen ins Kloſter lauffen/ hingegen aber den Prælaten ver-
bunden bleiben mit blinden Gehorſam: Die Ketzer ſoltu toͤdten und umb-
bringen/ dich ſelbſt durch faſten/ geiſſeln/ und andere aberglaubige Vbun-
gen quaͤlen und martern: ohne ſcheu magſtu huren in den oͤffentlichen
Hur-Haͤuſern/ die Woͤlfinnen anfallen/ damit du der Laͤmmer ſchoneſt;
ſtehlen iſt erlaubet durch den Muͤſſiggang in den Kloͤſtern/ durch Wucher
auff den montibus pietatis: luͤgen noch mehr/ vermoͤge der heilſamen
æquivocation. Den Kaͤtzern iſt man keinen Glauben zu halten ſchuldig/
wie Johann Huß ſolches erfahren und Becanus defendirt; anders re-
den/ anders gedencken iſt erlaubt; boͤſe Luſt und Begierde iſt erlaubt/ voll
fauffen iſt erlaubet/ ſintemal bey dem Gegentheil keiner voll heiſſet/ er ſeye
dann aller ſeiner Vernunfft beraubet/ daß er von ſich ſelbſt nicht weiß:
die reitzende Luſt-Seuche iſt keine Suͤnde.
3. Theſſ. 2,
3. ſeqq.
vide Luth.
tom. 3. Ien.
fol. 236. &
ſeqq.
Es leuchtet in dem Papſtumb nicht II. lux ſolatiflua, das
rechte Troſt-Liecht/ der beſte Troſt iſt weltlich Gluͤck bey ihnen/ deſſen
ſich auch der Tyrann Dionyſius geruͤhmet/ nach dem er den Tempel berau-
bet/ und doch gut Wetter zu ſchiffen bekom̃en. Wann das Gluͤck verſagt/
ſo weiß man nicht wo aus noch an/ Vrſach es mangelt am rechten Troſt-
Liecht/ deſſen man im Leben und Tode ſich zu erfueuen/ das iſt das unfehl-
bare Wort Gottes. Wir koͤnnen am letzten und von Hertzen ſingen: Mit
Fried und Freud ich fahr dahin/ ſie aber muͤſſen heulen mit Furcht
und Zittern/ wer weiß wo hin? Das Wort wird mit dem dicken und
ſchroͤcklichen Dampff aus dem Fegfener verfinſtert und umbnebelt/ wie
Bellarminus ſelbſt bezeuget; Des Schaͤchers Tod iſt eine Gnugthnung
geweſt
Bellarm. l.
1. de purg.
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