Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zwey und Dreissigste (Vierte)
mit viel Segen geschmücket/ und erhalten einen Sieg nach
dem andern/ daß man sehen muß/ der rechte GOTT seye in
unserm teutschen Zion.

Welcher gestalt nun Philippus den auffrichtigen Jsraeliten Na-
Ioh. 1. 46.thanael angewiesen Joh. 1. da derselbe gezweifelt/ ob von Nazareth etwas
gutes und sonderliches kommen könne/ und gesagt: erkhou eai ide, veni &
vide!
komm und sihe es! dasselbe sagen wir auch anietzo billich/ und
sollens sagen auch denen/ die von frembden Orten und religionen irgend
herkommen/ die/ wann sie von ihrer Meisterschafft zur Kirche angehalten
werden/ gedencken auch/ was kan in der Lutherischen Kirche gutes gepre-
diget werden? veni & vide! ey komm und sihe es! gehe auff den
Augenschein: Sihe es I. visione necessaria necessitate periculi,
aus Noth wegen der grossen/ besorglichen Gefahr: Es ligt dir
alles dran/ daß du wissest/ wo du daheim seyest/ in der Statt Gottes oder
des Sathans? in Cains oder Abels Hauß? in Christi Schaf-Stall oder
unter den Wölfen? in dem edlen Frauenzimmer Christi oder im Hurhauß?
in der Arch Noae oder in der Sündfluth? Jst mehr geschehen/ daß eines
gemeynet/ es sey in einem Wirthshause/ und ist in einer Mörder-Grube
gewest; oder in einem Schaf-Stall/ so wars eine Wolfsgrube; oder in
einem adelichen Frauen-Zimmer/ so wars im Hur-Hause/ etc. Sihe es
necessitate mandati, laß dich Gottes Befehl herzu treiben!
Matth. 7,
15. c. 24, 23.
25.
1. Ioh.
4, 1.
Gott will haben/ daß wir uns fürsehen für den falschen Propheten. Sihe
ich habe es euch gesagt/ wann sie werden sagen: Hie ist Christus! daß ihr
nicht allen Geistern glaubet/ Prüfet die Geister. Jst allen gesagt.
Sihe es necessitate poenae, aus Vermeidung der Straffe/
so auff die Verachtung folget/ nemlich die Verdamnüß; Es ist denen zu
Bethlehem übel bekommen/ daß sie den Stern nicht geachtet/ es hat sie ihre
Matt. 2, 16.Kinder gekostet/ sie machten eine Decke vor die Augen/ giengen ihrer Schä-
ferey nach/ liessen Stern Stern seyn/ ihr arme/ zarte/ junge Blütlein
musteus entgelten; Jst nicht die geringste Vrsach/ warumb die teutsche
Rahel das Blut-Bad ihrer Kinder beweinen muß.

Sihe es an II. visione possibili, mit einer wolmöglichen
Schau.
Jm Papstumb machet mon eine blosse impossibilität hier-
aus; Quid enim? an in Ecclesia omnes oculi? si ipsis Doctoribus acci-
dit heic hallucinari, quis tam demens est, ut omnibus omnium homi-
num ordinibus h.e. rudibus, illiteratis, agricolis, opificibus tantum in-

telli-

Die Zwey und Dreiſſigſte (Vierte)
mit viel Segen geſchmuͤcket/ und erhalten einen Sieg nach
dem andern/ daß man ſehen muß/ der rechte GOTT ſeye in
unſerm teutſchen Zion.

Welcher geſtalt nun Philippus den auffrichtigen Jſraeliten Na-
Ioh. 1. 46.thanael angewieſen Joh. 1. da derſelbe gezweifelt/ ob von Nazareth etwas
gutes und ſonderliches kommen koͤnne/ und geſagt: ἔρχου ηαὶ ἴδε, veni &
vide!
komm und ſihe es! daſſelbe ſagen wir auch anietzo billich/ und
ſollens ſagen auch denen/ die von frembden Orten und religionen irgend
herkommen/ die/ wann ſie von ihrer Meiſterſchafft zur Kirche angehalten
werden/ gedencken auch/ was kan in der Lutheriſchen Kirche gutes gepre-
diget werden? veni & vide! ey komm und ſihe es! gehe auff den
Augenſchein: Sihe es I. viſione neceſſariâ neceſſitate periculi,
aus Noth wegen der groſſen/ beſorglichen Gefahr: Es ligt dir
alles dran/ daß du wiſſeſt/ wo du daheim ſeyeſt/ in der Statt Gottes oder
des Sathans? in Cains oder Abels Hauß? in Chriſti Schaf-Stall oder
unter den Woͤlfen? in dem edlen Frauenzim̃er Chriſti oder im Hurhauß?
in der Arch Noæ oder in der Suͤndfluth? Jſt mehr geſchehen/ daß eines
gemeynet/ es ſey in einem Wirthshauſe/ und iſt in einer Moͤrder-Grube
geweſt; oder in einem Schaf-Stall/ ſo wars eine Wolfsgrube; oder in
einem adelichen Frauen-Zimmer/ ſo wars im Hur-Hauſe/ ꝛc. Sihe es
neceſſitate mandati, laß dich Gottes Befehl herzu treiben!
Matth. 7,
15. c. 24, 23.
25.
1. Ioh.
4, 1.
Gott will haben/ daß wir uns fuͤrſehen fuͤr den falſchen Propheten. Sihe
ich habe es euch geſagt/ wann ſie werden ſagen: Hie iſt Chriſtus! daß ihr
nicht allen Geiſtern glaubet/ Pruͤfet die Geiſter. Jſt allen geſagt.
Sihe es neceſſitate pœnæ, aus Vermeidung der Straffe/
ſo auff die Verachtung folget/ nemlich die Verdamnuͤß; Es iſt denen zu
Bethlehem uͤbel bekommen/ daß ſie den Stern nicht geachtet/ es hat ſie ihre
Matt. 2, 16.Kinder gekoſtet/ ſie machten eine Decke vor die Augen/ giengen ihrer Schaͤ-
ferey nach/ lieſſen Stern Stern ſeyn/ ihr arme/ zarte/ junge Bluͤtlein
muſteus entgelten; Jſt nicht die geringſte Vrſach/ warumb die teutſche
Rahel das Blut-Bad ihrer Kinder beweinen muß.

Sihe es an II. viſione poſſibili, mit einer wolmoͤglichen
Schau.
Jm Papſtumb machet mon eine bloſſe impoſſibilitaͤt hier-
aus; Quid enim? an in Eccleſiâ omnes oculi? ſi ipſis Doctoribus acci-
dit hîc hallucinari, quis tàm demens eſt, ut omnibus omnium homi-
num ordinibus h.e. rudibus, illiteratis, agricolis, opificibus tantum in-

telli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0430" n="398"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Zwey und Drei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;te (Vierte)</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">mit viel Segen ge&#x017F;chmu&#x0364;cket/ und erhalten einen Sieg nach<lb/>
dem andern/ daß man &#x017F;ehen muß/ der rechte <hi rendition="#g">GOTT</hi> &#x017F;eye in<lb/>
un&#x017F;erm teut&#x017F;chen Zion.</hi> </p><lb/>
          <p>Welcher ge&#x017F;talt nun Philippus den auffrichtigen J&#x017F;raeliten Na-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ioh.</hi> 1. 46.</note>thanael angewie&#x017F;en Joh. 1. da der&#x017F;elbe gezweifelt/ ob von Nazareth etwas<lb/>
gutes und &#x017F;onderliches kommen ko&#x0364;nne/ und ge&#x017F;agt: &#x1F14;&#x03C1;&#x03C7;&#x03BF;&#x03C5; &#x03B7;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F34;&#x03B4;&#x03B5;, <hi rendition="#aq">veni &amp;<lb/>
vide!</hi> <hi rendition="#fr">komm und &#x017F;ihe es!</hi> da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;agen wir auch anietzo billich/ und<lb/>
&#x017F;ollens &#x017F;agen auch denen/ die von frembden Orten und <hi rendition="#aq">religion</hi>en irgend<lb/>
herkommen/ die/ wann &#x017F;ie von ihrer Mei&#x017F;ter&#x017F;chafft zur Kirche angehalten<lb/>
werden/ gedencken auch/ was kan in der Lutheri&#x017F;chen Kirche gutes gepre-<lb/>
diget werden? <hi rendition="#aq">veni &amp; vide!</hi> <hi rendition="#fr">ey komm und &#x017F;ihe es!</hi> gehe auff den<lb/>
Augen&#x017F;chein: Sihe es <hi rendition="#aq">I. vi&#x017F;ione nece&#x017F;&#x017F;ariâ nece&#x017F;&#x017F;itate periculi,</hi><lb/><hi rendition="#fr">aus Noth wegen der gro&#x017F;&#x017F;en/ be&#x017F;orglichen Gefahr:</hi> Es ligt dir<lb/>
alles dran/ daß du wi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/ wo du daheim &#x017F;eye&#x017F;t/ in der Statt Gottes oder<lb/>
des Sathans? in Cains oder Abels Hauß? in Chri&#x017F;ti Schaf-Stall oder<lb/>
unter den Wo&#x0364;lfen? in dem edlen Frauenzim&#x0303;er Chri&#x017F;ti oder im Hurhauß?<lb/>
in der Arch No<hi rendition="#aq">æ</hi> oder in der Su&#x0364;ndfluth? J&#x017F;t mehr ge&#x017F;chehen/ daß eines<lb/>
gemeynet/ es &#x017F;ey in einem Wirthshau&#x017F;e/ und i&#x017F;t in einer Mo&#x0364;rder-Grube<lb/>
gewe&#x017F;t; oder in einem Schaf-Stall/ &#x017F;o wars eine Wolfsgrube; oder in<lb/>
einem adelichen Frauen-Zimmer/ &#x017F;o wars im Hur-Hau&#x017F;e/ &#xA75B;c. Sihe es<lb/><hi rendition="#aq">nece&#x017F;&#x017F;itate mandati,</hi> <hi rendition="#fr">laß dich Gottes Befehl herzu treiben!</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth. 7,<lb/>
15. c. 24, 23.<lb/>
25.<lb/>
1. Ioh.</hi> 4, 1.</note><hi rendition="#k">Gott</hi> will haben/ daß wir uns fu&#x0364;r&#x017F;ehen fu&#x0364;r den fal&#x017F;chen Propheten. Sihe<lb/>
ich habe es euch ge&#x017F;agt/ wann &#x017F;ie werden &#x017F;agen: Hie i&#x017F;t Chri&#x017F;tus! daß ihr<lb/>
nicht allen Gei&#x017F;tern glaubet/ <hi rendition="#fr">Pru&#x0364;fet die Gei&#x017F;ter.</hi> J&#x017F;t allen ge&#x017F;agt.<lb/>
Sihe es <hi rendition="#aq">nece&#x017F;&#x017F;itate p&#x0153;næ,</hi> <hi rendition="#fr">aus Vermeidung der Straffe/</hi><lb/>
&#x017F;o auff die Verachtung folget/ nemlich die Verdamnu&#x0364;ß; Es i&#x017F;t denen zu<lb/>
Bethlehem u&#x0364;bel bekommen/ daß &#x017F;ie den Stern nicht geachtet/ es hat &#x017F;ie ihre<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matt.</hi> 2, 16.</note>Kinder geko&#x017F;tet/ &#x017F;ie machten eine Decke vor die Augen/ giengen ihrer Scha&#x0364;-<lb/>
ferey nach/ lie&#x017F;&#x017F;en Stern Stern &#x017F;eyn/ ihr arme/ zarte/ junge Blu&#x0364;tlein<lb/>
mu&#x017F;teus entgelten; J&#x017F;t nicht die gering&#x017F;te Vr&#x017F;ach/ warumb die teut&#x017F;che<lb/>
Rahel das Blut-Bad ihrer Kinder beweinen muß.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Sihe es an</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi> vi&#x017F;ione po&#x017F;&#x017F;ibili,</hi><hi rendition="#fr">mit einer wolmo&#x0364;glichen<lb/>
Schau.</hi> Jm Pap&#x017F;tumb machet mon eine blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">impo&#x017F;&#x017F;ibilit</hi>a&#x0364;t hier-<lb/>
aus; <hi rendition="#aq">Quid enim? an in Eccle&#x017F;iâ omnes oculi? &#x017F;i ip&#x017F;is Doctoribus acci-<lb/>
dit hîc hallucinari, quis tàm demens e&#x017F;t, ut omnibus omnium homi-<lb/>
num ordinibus h.e. rudibus, illiteratis, agricolis, opificibus tantum in-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">telli-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0430] Die Zwey und Dreiſſigſte (Vierte) mit viel Segen geſchmuͤcket/ und erhalten einen Sieg nach dem andern/ daß man ſehen muß/ der rechte GOTT ſeye in unſerm teutſchen Zion. Welcher geſtalt nun Philippus den auffrichtigen Jſraeliten Na- thanael angewieſen Joh. 1. da derſelbe gezweifelt/ ob von Nazareth etwas gutes und ſonderliches kommen koͤnne/ und geſagt: ἔρχου ηαὶ ἴδε, veni & vide! komm und ſihe es! daſſelbe ſagen wir auch anietzo billich/ und ſollens ſagen auch denen/ die von frembden Orten und religionen irgend herkommen/ die/ wann ſie von ihrer Meiſterſchafft zur Kirche angehalten werden/ gedencken auch/ was kan in der Lutheriſchen Kirche gutes gepre- diget werden? veni & vide! ey komm und ſihe es! gehe auff den Augenſchein: Sihe es I. viſione neceſſariâ neceſſitate periculi, aus Noth wegen der groſſen/ beſorglichen Gefahr: Es ligt dir alles dran/ daß du wiſſeſt/ wo du daheim ſeyeſt/ in der Statt Gottes oder des Sathans? in Cains oder Abels Hauß? in Chriſti Schaf-Stall oder unter den Woͤlfen? in dem edlen Frauenzim̃er Chriſti oder im Hurhauß? in der Arch Noæ oder in der Suͤndfluth? Jſt mehr geſchehen/ daß eines gemeynet/ es ſey in einem Wirthshauſe/ und iſt in einer Moͤrder-Grube geweſt; oder in einem Schaf-Stall/ ſo wars eine Wolfsgrube; oder in einem adelichen Frauen-Zimmer/ ſo wars im Hur-Hauſe/ ꝛc. Sihe es neceſſitate mandati, laß dich Gottes Befehl herzu treiben! Gott will haben/ daß wir uns fuͤrſehen fuͤr den falſchen Propheten. Sihe ich habe es euch geſagt/ wann ſie werden ſagen: Hie iſt Chriſtus! daß ihr nicht allen Geiſtern glaubet/ Pruͤfet die Geiſter. Jſt allen geſagt. Sihe es neceſſitate pœnæ, aus Vermeidung der Straffe/ ſo auff die Verachtung folget/ nemlich die Verdamnuͤß; Es iſt denen zu Bethlehem uͤbel bekommen/ daß ſie den Stern nicht geachtet/ es hat ſie ihre Kinder gekoſtet/ ſie machten eine Decke vor die Augen/ giengen ihrer Schaͤ- ferey nach/ lieſſen Stern Stern ſeyn/ ihr arme/ zarte/ junge Bluͤtlein muſteus entgelten; Jſt nicht die geringſte Vrſach/ warumb die teutſche Rahel das Blut-Bad ihrer Kinder beweinen muß. Ioh. 1. 46. Matth. 7, 15. c. 24, 23. 25. 1. Ioh. 4, 1. Matt. 2, 16. Sihe es an II. viſione poſſibili, mit einer wolmoͤglichen Schau. Jm Papſtumb machet mon eine bloſſe impoſſibilitaͤt hier- aus; Quid enim? an in Eccleſiâ omnes oculi? ſi ipſis Doctoribus acci- dit hîc hallucinari, quis tàm demens eſt, ut omnibus omnium homi- num ordinibus h.e. rudibus, illiteratis, agricolis, opificibus tantum in- telli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/430
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/430>, abgerufen am 06.05.2024.