Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. den der Pelagianische Jrr-Geist allzuhoch erhoben? Wir sind von Naturallesamt zwar etwas/ haben ein natürliches Wesen und Leben/ natürlichen freyen Willen zu thun und zu lassen in eusserlichen Sitten und burgerli- chen/ häußlichen Sachen/ was recht ist und dem Göttlichen Wort ge- mäß/ da haben wir wiewol ein sehr geschwächten freyen Willen/ und dem- nach die Wahl des guten und bösen: Da David gesündiget hatte/ hieß der Herr durch den Propheten Gad ihn erwehlen entweder drey Jahr Theurung/ oder drey Monden flucht für seinen Widersachern und für1. Chron. 22, 12. & 13. dem Schwert seiner Feinde/ oder drey Tage das Schwert des Herren/ und Pestilentz im Lande; da erwehlete ihm David/ und sprach: Jch will in die Hand des HErren fallen/ denn seine Barmhertzigkeit ist groß; Also sprach auch Petrus zu Anania/ da er etwas vom Gelde des Ackers entwendet hatte: Hättestu ihn doch wol mögen behal-Act. 5, 4. ten/ da du ihn hattest/ und da er verkaufft war/ war es auch in deiner Gewalt. Also sagt auch Paulus: So iemand sich läst1. Cor. 7, 36. 37. 38. düncken/ es wolle sich nicht schicken mit seiner Jungfrauen/ weil sie eben wol mannbar ist/ und es will nicht anders seyn/ so thue er was er will/ er sundiget nicht/ er lasse sie freyen. Wenn einer aber ihm fest fürnimbt/ weil er ungezwungen ist/ und seinen freyen Willen hat/ und beschleust solches im Her- tzen/ seine Jungfrau also bleiben zu lassen/ der thut wol. End- lich/ welcher verheyrathet/ der thut wol/ welcher aber nicht verheyrathet/ der thut besser. Belangend auch die eusserliche paedagogi oder Zucht und Hand- ben Sechster Theil. B
Predigt. den der Pelagianiſche Jrr-Geiſt allzuhoch erhoben? Wir ſind von Naturalleſamt zwar etwas/ haben ein natuͤrliches Weſen und Leben/ natuͤrlichen freyen Willen zu thun und zu laſſen in euſſerlichen Sitten und burgerli- chen/ haͤußlichen Sachen/ was recht iſt und dem Goͤttlichen Wort ge- maͤß/ da haben wir wiewol ein ſehr geſchwaͤchten freyen Willen/ und dem- nach die Wahl des guten und boͤſen: Da David geſuͤndiget hatte/ hieß der Herr durch den Propheten Gad ihn erwehlen entweder drey Jahr Theurung/ oder drey Monden flucht fuͤr ſeinen Widerſachern und fuͤr1. Chron. 22, 12. & 13. dem Schwert ſeiner Feinde/ oder drey Tage das Schwert des Herren/ und Peſtilentz im Lande; da erwehlete ihm David/ und ſprach: Jch will in die Hand des HErren fallen/ denn ſeine Barmhertzigkeit iſt groß; Alſo ſprach auch Petrus zu Anania/ da er etwas vom Gelde des Ackers entwendet hatte: Haͤtteſtu ihn doch wol mögen behal-Act. 5, 4. ten/ da du ihn hatteſt/ und da er verkaufft war/ war es auch in deiner Gewalt. Alſo ſagt auch Paulus: So iemand ſich laͤſt1. Cor. 7, 36. 37. 38. duͤncken/ es wolle ſich nicht ſchicken mit ſeiner Jungfrauen/ weil ſie eben wol mannbar iſt/ und es will nicht anders ſeyn/ ſo thue er was er will/ er ſůndiget nicht/ er laſſe ſie freyen. Wenn einer aber ihm feſt fuͤrnimbt/ weil er ungezwungen iſt/ und ſeinen freyen Willen hat/ und beſchleuſt ſolches im Her- tzen/ ſeine Jungfrau alſo bleiben zu laſſen/ der thut wol. End- lich/ welcher verheyrathet/ der thut wol/ welcher aber nicht verheyrathet/ der thut beſſer. Belangend auch die euſſerliche pædagogi oder Zucht und Hand- ben Sechſter Theil. B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/> den der Pelagianiſche Jrr-Geiſt allzuhoch erhoben? Wir ſind von Natur<lb/> alleſamt zwar etwas/ haben ein natuͤrliches Weſen und Leben/ natuͤrlichen<lb/> freyen Willen zu thun und zu laſſen in euſſerlichen Sitten und burgerli-<lb/> chen/ haͤußlichen Sachen/ was recht iſt und dem Goͤttlichen Wort ge-<lb/> maͤß/ da haben wir wiewol ein ſehr geſchwaͤchten freyen Willen/ und dem-<lb/> nach die Wahl des guten und boͤſen: Da David geſuͤndiget hatte/ hieß<lb/> der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> durch den Propheten Gad ihn erwehlen entweder drey Jahr<lb/> Theurung/ oder drey Monden flucht fuͤr ſeinen Widerſachern und fuͤr<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Chron.<lb/> 22, 12. &</hi> 13.</note><lb/> dem Schwert ſeiner Feinde/ oder drey Tage das Schwert des <hi rendition="#k">Herren/</hi><lb/> und Peſtilentz im Lande; da erwehlete ihm David/ und ſprach: <hi rendition="#fr">Jch will<lb/> in die Hand des HErren fallen/ denn ſeine Barmhertzigkeit<lb/> iſt groß;</hi> Alſo ſprach auch Petrus zu Anania/ da er etwas vom Gelde<lb/> des Ackers entwendet hatte: <hi rendition="#fr">Haͤtteſtu ihn doch wol mögen behal-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Act.</hi> 5, 4.</note><lb/><hi rendition="#fr">ten/ da du ihn hatteſt/ und da er verkaufft war/ war es auch<lb/> in deiner Gewalt.</hi> Alſo ſagt auch Paulus: <hi rendition="#fr">So iemand ſich laͤſt</hi><note place="right">1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 7, 36.<lb/> 37. 38.</note><lb/><hi rendition="#fr">duͤncken/ es wolle ſich nicht ſchicken mit ſeiner Jungfrauen/<lb/> weil ſie eben wol mannbar iſt/ und es will nicht anders ſeyn/<lb/> ſo thue er was er will/ er ſůndiget nicht/ er laſſe ſie freyen.<lb/> Wenn einer aber ihm feſt fuͤrnimbt/ weil er ungezwungen iſt/<lb/> und ſeinen freyen Willen hat/ und beſchleuſt ſolches im Her-<lb/> tzen/ ſeine Jungfrau alſo bleiben zu laſſen/ der thut wol. End-<lb/> lich/ welcher verheyrathet/ der thut wol/ welcher aber nicht<lb/> verheyrathet/ der thut beſſer.</hi></p><lb/> <p>Belangend auch die euſſerliche <hi rendition="#aq">pædagogi</hi> oder Zucht und Hand-<lb/> Leitung zum guten/ kan der Menſch Gottes Wort ſuchen oder begehren:<lb/><hi rendition="#fr">Sihe/ es kommet die Zeit/ ſpricht der <hi rendition="#g">HERR HERR/</hi></hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Amos,</hi> 8,<lb/> 11, 12.</note><lb/><hi rendition="#fr">daß ich einen Hunger ins Land ſchicken werde/ nicht einen<lb/> Hunger nach Brod/ oder Durſt nach Waſſer/ ſondern nach<lb/> dem Wort des HErren zu hoͤren/ daß ſie hin und her/ von<lb/> einem Meer zum andern/ von Mitternacht gegen Morgen<lb/> umblauffen/ und des HErren Wort ſuchen/ und doch nicht<lb/> finden werden.</hi> Von der Koͤnigin aus Arabien leſen wir/ da das<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Reg. 10, 1.<lb/> 2. &</hi> 3.</note><lb/> Gerichte Salomo von dem Namen des <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren</hi></hi> fuͤr ſie kommen/ daß<lb/> ſie kommen gen Jeruſalem mit einem ſehr groſſen Zeug ihn zu verſuchen<lb/> mit Raͤtzeln; und da ſie zum Koͤnige Salomo hinein kam/ ſtehet geſchrie-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Sechſter Theil. B</fw><fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0041]
Predigt.
den der Pelagianiſche Jrr-Geiſt allzuhoch erhoben? Wir ſind von Natur
alleſamt zwar etwas/ haben ein natuͤrliches Weſen und Leben/ natuͤrlichen
freyen Willen zu thun und zu laſſen in euſſerlichen Sitten und burgerli-
chen/ haͤußlichen Sachen/ was recht iſt und dem Goͤttlichen Wort ge-
maͤß/ da haben wir wiewol ein ſehr geſchwaͤchten freyen Willen/ und dem-
nach die Wahl des guten und boͤſen: Da David geſuͤndiget hatte/ hieß
der Herr durch den Propheten Gad ihn erwehlen entweder drey Jahr
Theurung/ oder drey Monden flucht fuͤr ſeinen Widerſachern und fuͤr
dem Schwert ſeiner Feinde/ oder drey Tage das Schwert des Herren/
und Peſtilentz im Lande; da erwehlete ihm David/ und ſprach: Jch will
in die Hand des HErren fallen/ denn ſeine Barmhertzigkeit
iſt groß; Alſo ſprach auch Petrus zu Anania/ da er etwas vom Gelde
des Ackers entwendet hatte: Haͤtteſtu ihn doch wol mögen behal-
ten/ da du ihn hatteſt/ und da er verkaufft war/ war es auch
in deiner Gewalt. Alſo ſagt auch Paulus: So iemand ſich laͤſt
duͤncken/ es wolle ſich nicht ſchicken mit ſeiner Jungfrauen/
weil ſie eben wol mannbar iſt/ und es will nicht anders ſeyn/
ſo thue er was er will/ er ſůndiget nicht/ er laſſe ſie freyen.
Wenn einer aber ihm feſt fuͤrnimbt/ weil er ungezwungen iſt/
und ſeinen freyen Willen hat/ und beſchleuſt ſolches im Her-
tzen/ ſeine Jungfrau alſo bleiben zu laſſen/ der thut wol. End-
lich/ welcher verheyrathet/ der thut wol/ welcher aber nicht
verheyrathet/ der thut beſſer.
1. Chron.
22, 12. & 13.
Act. 5, 4.
1. Cor. 7, 36.
37. 38.
Belangend auch die euſſerliche pædagogi oder Zucht und Hand-
Leitung zum guten/ kan der Menſch Gottes Wort ſuchen oder begehren:
Sihe/ es kommet die Zeit/ ſpricht der HERR HERR/
daß ich einen Hunger ins Land ſchicken werde/ nicht einen
Hunger nach Brod/ oder Durſt nach Waſſer/ ſondern nach
dem Wort des HErren zu hoͤren/ daß ſie hin und her/ von
einem Meer zum andern/ von Mitternacht gegen Morgen
umblauffen/ und des HErren Wort ſuchen/ und doch nicht
finden werden. Von der Koͤnigin aus Arabien leſen wir/ da das
Gerichte Salomo von dem Namen des Herren fuͤr ſie kommen/ daß
ſie kommen gen Jeruſalem mit einem ſehr groſſen Zeug ihn zu verſuchen
mit Raͤtzeln; und da ſie zum Koͤnige Salomo hinein kam/ ſtehet geſchrie-
ben
Amos, 8,
11, 12.
1. Reg. 10, 1.
2. & 3.
Sechſter Theil. B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/41 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/41>, abgerufen am 16.07.2024. |