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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
nicht helffen kan? HERR! stehe auff/ laß deine Feinde zer-Num. 10,
34.
Esa.
59, 17.

streuet/ und die dich hassen/ fluchtig werden für dir! Zeuch
Gerechtigkeit an/ wie einen Pantzer/ setz den Helm des Heils
auff dein Haupt/ kleide dich mit Eifer/ wie mit einem Rock/
zeuch dich an zur Rach.
Dictum atque factum! Wie getröstet so
gethan! Diesen Englischen Trost hat Christus angenommen und em-
pfangen/ daß Er hernach gesagt: Soll ich den Kelch nicht trincken/Ioh. 18, 11.
den mir mein Vater gegeben hat? Soll ich nicht umb meiner lie-
ben Rachel willen Frost und Hitze leiden? Zwey Feuer haben in ihm ge-
stritten/ das peinliche und schmertzliche Höllen-Feuer/ und das brünstige/
holdselige Liebs-Feuer; Liebs-Feuer hat gewonnen und jenes außge-
löschet.

Nun/ meine Liebste/ dieser Englische Trost ist nun abermal
unser Trost/ ja die lebendige Quell/ Stock-Wurtzel und
fundament unsers Trosts/ ein Muster alles Trosts; Diß istPs. 133, 2.
der Balsam/ der vom Haupt Aaron herab fleusset/ nicht nur auff seinen
Bart oder ehrwürdigen Mund/ das ist/ Lehrer und Prediger/ sondern auch
auff den gantzen Leib und gantzes Kleid/ die geistlichen Gliedmassen des
HErren Jesu/ wer ihm gleichförmig ist im Creutz/ der soll ihm auch gleich-
förmig werden hier im Trost/ dort in der Glori und Herrligkeit; Christi
Englischer Trost ist die lebendige Quell unsers Trosts; dieser Englische
Trost ist das exemplar unsers Trosts/ der soll gleich seyn dem Troste des
Herren Christi/ und von dem Ampt-Freund- und Noth-Engeln recht
angebracht werden/ das ist/ es soll kein stummer und thummer Anblick/ und
Hart-Anschnarcher/ sondern holdseliger/ vernünfftiger verbal. Trost seyn;
Worte sind Trost! meines Herren des Königs Wort soll mir ein2. Sam. 14,
17.

Trost seyn/ sprach das Weib von Thekoah zu David. Durch Wort ist
anfangs der Mensch erschröckt und geängstiget worden im Paradieß/
durch Worte muß er wider geheilet werden/ Wann dein Wort/Ps. 119, 92.
spricht David: nicht wäre mein Trost gewest/ so wäre ich ver-
gangen in meinem Elende!
Das Wort Gottes ist eine heilsame
Artzney/ Es heilet weder Kraut noch Pflaster (nemlich die blödenSap. 16, 12.
und erschrockenen Hertzen) aber dein Wort/ HERR/ welches
alles heilet/ das heilet sie.

Es muß ein himmlisch Wort seyn/ das ist/ der himmlischen Weiß-

heit
T t 3

Predigt.
nicht helffen kan? HERR! ſtehe auff/ laß deine Feinde zer-Num. 10,
34.
Eſa.
59, 17.

ſtreuet/ und die dich haſſen/ flůchtig werden fuͤr dir! Zeuch
Gerechtigkeit an/ wie einen Pantzer/ ſetz den Helm des Heils
auff dein Haupt/ kleide dich mit Eifer/ wie mit einem Rock/
zeuch dich an zur Rach.
Dictum atque factum! Wie getroͤſtet ſo
gethan! Dieſen Engliſchen Troſt hat Chriſtus angenommen und em-
pfangen/ daß Er hernach geſagt: Soll ich den Kelch nicht trincken/Ioh. 18, 11.
den mir mein Vater gegeben hat? Soll ich nicht umb meiner lie-
ben Rachel willen Froſt und Hitze leiden? Zwey Feuer haben in ihm ge-
ſtritten/ das peinliche und ſchmertzliche Hoͤllen-Feuer/ und das bruͤnſtige/
holdſelige Liebs-Feuer; Liebs-Feuer hat gewonnen und jenes außge-
loͤſchet.

Nun/ meine Liebſte/ dieſer Engliſche Troſt iſt nun abermal
unſer Troſt/ ja die lebendige Quell/ Stock-Wurtzel und
fundament unſers Troſts/ ein Muſter alles Troſts; Diß iſtPſ. 133, 2.
der Balſam/ der vom Haupt Aaron herab fleuſſet/ nicht nur auff ſeinen
Bart oder ehrwuͤrdigen Mund/ das iſt/ Lehrer und Prediger/ ſondern auch
auff den gantzen Leib und gantzes Kleid/ die geiſtlichen Gliedmaſſen des
HErren Jeſu/ wer ihm gleichfoͤrmig iſt im Creutz/ der ſoll ihm auch gleich-
foͤrmig werden hier im Troſt/ dort in der Glori und Herrligkeit; Chriſti
Engliſcher Troſt iſt die lebendige Quell unſers Troſts; dieſer Engliſche
Troſt iſt das exemplar unſers Troſts/ der ſoll gleich ſeyn dem Troſte des
Herren Chriſti/ und von dem Ampt-Freund- und Noth-Engeln recht
angebracht werden/ das iſt/ es ſoll kein ſtummer und thummer Anblick/ und
Hart-Anſchnarcher/ ſondern holdſeliger/ vernuͤnfftiger verbal. Troſt ſeyn;
Worte ſind Troſt! meines Herren des Koͤnigs Wort ſoll mir ein2. Sam. 14,
17.

Troſt ſeyn/ ſprach das Weib von Thekoah zu David. Durch Wort iſt
anfangs der Menſch erſchroͤckt und geaͤngſtiget worden im Paradieß/
durch Worte muß er wider geheilet werden/ Wann dein Wort/Pſ. 119, 92.
ſpricht David: nicht waͤre mein Troſt geweſt/ ſo waͤre ich ver-
gangen in meinem Elende!
Das Wort Gottes iſt eine heilſame
Artzney/ Es heilet weder Kraut noch Pflaſter (nemlich die bloͤdenSap. 16, 12.
und erſchrockenen Hertzen) aber dein Wort/ HERR/ welches
alles heilet/ das heilet ſie.

Es muß ein himmliſch Wort ſeyn/ das iſt/ der himmliſchen Weiß-

heit
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/365>, abgerufen am 26.11.2024.