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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Achtzehende (Vierte)
und empfangen/ hat sich gefunden auch der edle Weyrauch; als eine
Gabe die sich gar wol auff Christi Person und Ampt geschicket/

es habens die Weisen also verstanden/ oder durch sonderliche Fügung des
Heiligen Geistes/ der sie getrieben/ ist es dahin verstanden worden/ zu brin-
gen Weyrauch/ Gold und Myrrhen/ diesen zwar sein künff-
tig Leiden und Tod damit anzudeuten/
und vorzukommen seinem
Marc. 14, 8.Begräbnüß/ wie jenes Weib in Simons Hause mit dem Narden-Was-
ser/ dann (mit Myrrhen salbeten sie die Toden-Cörper) die Fäule von
demselben zu vertreiben/ wie auch Nicodemus gethan. Jenes aber das
Ioh. 19, 39.Gold als einen König zu verehren. Es war Christus ihr König/ an des-
sen verachteten Reich sie sich nicht geärgert/ darumm stellen sie sich ein mit ge-
bührendem Tribut/ dem köstlichem Golde; so dann auch dem Wey-
rauch als einem grossen und wahren GOTT/
dann Opffer
und Räuchwerck gebühret niemand als dem wahren lebendigen Gott
im Himmel.

II. Als eine bequeme und nützliche Gabe; Es kam eben
damal wol/ das Kind solte wachsen und zunehmen/ seine zarten Gliedlein
solten consolidirt werden/ darzu halff der Myrrhen: Wie zuvor der Stall
wüste und unflätig gewest/ also hat auch das Losament zu Nazareth eines
suffits und wolriechenden Räuchwercks wol bedorfft/ dazu dienete der
Weyrauch: Es solte das Kind bald darauff in Egypten geflehet werden/
dazu war Gold vonnöthen/ alles dieses schaffet die Göttliche providentz
und Vorsorge.

III. Als eine Geheimnüß-reiche Prophetische Gabe;
dadurch die Pflicht aller Christen angezeiget und propheceyet worden in
den primitiis gentium (so zu reden) in den Weisen/ als den Erstlingen
der Heyden/ welcher massen dieser König in seinem Reich biß ans Ende
würde verehret werden; gleich wie Gold ihren Glauben/ die Myrrhen ihre
patientz und Gedult bedeutet/ also der Weyrauch das Gebet. Jst kein
Eigen-Dünckel und Fund/ sondern (was sonderlich den Weyrauch
betrifft/ den man zum heiligen Räuchwerck gebraucht) in heiliger
Ps. 141, 2.Schrifft angezeiget 1. mit klaren Worten/ Psal. 141. Mein Ge-
bet musse für dir tügen wie ein Räuch-Opffer.
Das in der Jü-
dischen Kirchen gebräuchlich gewesen/ wann der Priester geräuchert auff
dem Räuch-Altar/ alßdann die gantze Menge des Volckes unter der

Stunde

Die Achtzehende (Vierte)
und empfangen/ hat ſich gefunden auch der edle Weyrauch; als eine
Gabe die ſich gar wol auff Chriſti Perſon und Ampt geſchicket/

es habens die Weiſen alſo verſtanden/ oder durch ſonderliche Fuͤgung des
Heiligen Geiſtes/ der ſie getrieben/ iſt es dahin verſtanden worden/ zu brin-
gen Weyrauch/ Gold und Myrrhen/ dieſen zwar ſein kuͤnff-
tig Leiden und Tod damit anzudeuten/
und vorzukommen ſeinem
Marc. 14, 8.Begraͤbnuͤß/ wie jenes Weib in Simons Hauſe mit dem Narden-Waſ-
ſer/ dann (mit Myrrhen ſalbeten ſie die Toden-Coͤrper) die Faͤule von
demſelben zu vertreiben/ wie auch Nicodemus gethan. Jenes aber das
Ioh. 19, 39.Gold als einen König zu verehren. Es war Chriſtus ihr Koͤnig/ an deſ-
ſen verachteten Reich ſie ſich nicht geaͤrgert/ darum̃ ſtellen ſie ſich ein mit ge-
buͤhrendem Tribut/ dem koͤſtlichem Golde; ſo dann auch dem Wey-
rauch als einem groſſen und wahren GOTT/
dann Opffer
und Raͤuchwerck gebuͤhret niemand als dem wahren lebendigen Gott
im Himmel.

II. Als eine bequeme und nuͤtzliche Gabe; Es kam eben
damal wol/ das Kind ſolte wachſen und zunehmen/ ſeine zarten Gliedlein
ſolten conſolidirt werden/ darzu halff der Myrrhen: Wie zuvor der Stall
wuͤſte und unflaͤtig geweſt/ alſo hat auch das Loſament zu Nazareth eines
ſuffits und wolriechenden Raͤuchwercks wol bedorfft/ dazu dienete der
Weyrauch: Es ſolte das Kind bald darauff in Egypten geflehet werden/
dazu war Gold vonnoͤthen/ alles dieſes ſchaffet die Goͤttliche providentz
und Vorſorge.

III. Als eine Geheimnuͤß-reiche Prophetiſche Gabe;
dadurch die Pflicht aller Chriſten angezeiget und propheceyet worden in
den primitiis gentium (ſo zu reden) in den Weiſen/ als den Erſtlingen
der Heyden/ welcher maſſen dieſer Koͤnig in ſeinem Reich biß ans Ende
wuͤrde verehret werden; gleich wie Gold ihren Glauben/ die Myrrhen ihre
patientz und Gedult bedeutet/ alſo der Weyrauch das Gebet. Jſt kein
Eigen-Duͤnckel und Fund/ ſondern (was ſonderlich den Weyrauch
betrifft/ den man zum heiligen Raͤuchwerck gebraucht) in heiliger
Pſ. 141, 2.Schrifft angezeiget 1. mit klaren Worten/ Pſal. 141. Mein Ge-
bet můſſe fuͤr dir tuͤgen wie ein Räuch-Opffer.
Das in der Juͤ-
diſchen Kirchen gebraͤuchlich geweſen/ wann der Prieſter geraͤuchert auff
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[222/0254] Die Achtzehende (Vierte) und empfangen/ hat ſich gefunden auch der edle Weyrauch; als eine Gabe die ſich gar wol auff Chriſti Perſon und Ampt geſchicket/ es habens die Weiſen alſo verſtanden/ oder durch ſonderliche Fuͤgung des Heiligen Geiſtes/ der ſie getrieben/ iſt es dahin verſtanden worden/ zu brin- gen Weyrauch/ Gold und Myrrhen/ dieſen zwar ſein kuͤnff- tig Leiden und Tod damit anzudeuten/ und vorzukommen ſeinem Begraͤbnuͤß/ wie jenes Weib in Simons Hauſe mit dem Narden-Waſ- ſer/ dann (mit Myrrhen ſalbeten ſie die Toden-Coͤrper) die Faͤule von demſelben zu vertreiben/ wie auch Nicodemus gethan. Jenes aber das Gold als einen König zu verehren. Es war Chriſtus ihr Koͤnig/ an deſ- ſen verachteten Reich ſie ſich nicht geaͤrgert/ darum̃ ſtellen ſie ſich ein mit ge- buͤhrendem Tribut/ dem koͤſtlichem Golde; ſo dann auch dem Wey- rauch als einem groſſen und wahren GOTT/ dann Opffer und Raͤuchwerck gebuͤhret niemand als dem wahren lebendigen Gott im Himmel. Marc. 14, 8. Ioh. 19, 39. II. Als eine bequeme und nuͤtzliche Gabe; Es kam eben damal wol/ das Kind ſolte wachſen und zunehmen/ ſeine zarten Gliedlein ſolten conſolidirt werden/ darzu halff der Myrrhen: Wie zuvor der Stall wuͤſte und unflaͤtig geweſt/ alſo hat auch das Loſament zu Nazareth eines ſuffits und wolriechenden Raͤuchwercks wol bedorfft/ dazu dienete der Weyrauch: Es ſolte das Kind bald darauff in Egypten geflehet werden/ dazu war Gold vonnoͤthen/ alles dieſes ſchaffet die Goͤttliche providentz und Vorſorge. III. Als eine Geheimnuͤß-reiche Prophetiſche Gabe; dadurch die Pflicht aller Chriſten angezeiget und propheceyet worden in den primitiis gentium (ſo zu reden) in den Weiſen/ als den Erſtlingen der Heyden/ welcher maſſen dieſer Koͤnig in ſeinem Reich biß ans Ende wuͤrde verehret werden; gleich wie Gold ihren Glauben/ die Myrrhen ihre patientz und Gedult bedeutet/ alſo der Weyrauch das Gebet. Jſt kein Eigen-Duͤnckel und Fund/ ſondern (was ſonderlich den Weyrauch betrifft/ den man zum heiligen Raͤuchwerck gebraucht) in heiliger Schrifft angezeiget 1. mit klaren Worten/ Pſal. 141. Mein Ge- bet můſſe fuͤr dir tuͤgen wie ein Räuch-Opffer. Das in der Juͤ- diſchen Kirchen gebraͤuchlich geweſen/ wann der Prieſter geraͤuchert auff dem Raͤuch-Altar/ alßdann die gantze Menge des Volckes unter der Stunde Pſ. 141, 2.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/254>, abgerufen am 22.11.2024.