Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Sechszehende (Ander) laub gibet/ und so viel an ihm desselben Salbung und Vnterrichtung vonsich stosset. Jst das erste Ampt und Geschäfft/ so dieser edle Gast in dem Tempel unserer Hertzen/ gleichsam als auff einer cathedra oder Cantzel verrichtet/ darinnen lehret/ prediget/ zeuget/ weissaget/ urtheilet/ aller- massen wie wir hiervon in der Außlegung des dritten Articuls glauben und bekennen: Jch glaub/ daß ich nicht aus eigener Vernunfft an Jesum Christm meinen HERRN glauben/ oder zu ihm kommen kan/ sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evan- gelium beruffen/ mit seinen Gaben ERLEVCHTET etc. Wovon dißmal nützlich und aufferbaulich zu handeln/ wolle Gott der Heilige Geist als der Lehrer der Einfältigen uns mit seiner Gnade beywoh- nen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. DO sind nun Tempel und Lehrer correlata, sie können nicht Jst nun unser Hertz ein Tempel worden des Heiligen Gei- er den
Die Sechszehende (Ander) laub gibet/ und ſo viel an ihm deſſelben Salbung und Vnterrichtung vonſich ſtoſſet. Jſt das erſte Ampt und Geſchaͤfft/ ſo dieſer edle Gaſt in dem Tempel unſerer Hertzen/ gleichſam als auff einer cathedrâ oder Cantzel verrichtet/ darinnen lehret/ prediget/ zeuget/ weiſſaget/ urtheilet/ aller- maſſen wie wir hiervon in der Außlegung des dritten Articuls glauben und bekennen: Jch glaub/ daß ich nicht aus eigener Vernunfft an Jeſum Chriſtm meinen HERRN glauben/ oder zu ihm kommen kan/ ſondern der Heilige Geiſt hat mich durchs Evan- gelium beruffen/ mit ſeinen Gaben ERLEVCHTET ꝛc. Wovon dißmal nuͤtzlich und aufferbaulich zu handeln/ wolle Gott der Heilige Geiſt als der Lehrer der Einfaͤltigen uns mit ſeiner Gnade beywoh- nen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen. DO ſind nun Tempel und Lehrer correlata, ſie koͤnnen nicht Jſt nun unſer Hertz ein Tempel worden des Heiligen Gei- er den
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Die Sechszehende (Ander)
laub gibet/ und ſo viel an ihm deſſelben Salbung und Vnterrichtung von
ſich ſtoſſet. Jſt das erſte Ampt und Geſchaͤfft/ ſo dieſer edle Gaſt
in dem Tempel unſerer Hertzen/ gleichſam als auff einer cathedrâ oder
Cantzel verrichtet/ darinnen lehret/ prediget/ zeuget/ weiſſaget/ urtheilet/ aller-
maſſen wie wir hiervon in der Außlegung des dritten Articuls glauben
und bekennen: Jch glaub/ daß ich nicht aus eigener Vernunfft
an Jeſum Chriſtm meinen HERRN glauben/ oder zu ihm
kommen kan/ ſondern der Heilige Geiſt hat mich durchs Evan-
gelium beruffen/ mit ſeinen Gaben ERLEVCHTET ꝛc.
Wovon dißmal nuͤtzlich und aufferbaulich zu handeln/ wolle Gott der
Heilige Geiſt als der Lehrer der Einfaͤltigen uns mit ſeiner Gnade beywoh-
nen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen.
DO ſind nun Tempel und Lehrer correlata, ſie koͤnnen nicht
getrennet werden; Wo ein Tempel iſt/ da muß man lehren und
predigen/ wie dann der Tempel zu Jeruſalem niemal ſtumm ge-
weſt/ da iſt man zuſammen kommen Gott zu loben/ da iſt das Goͤttliche
oraculum erſchollen/ die Prieſter haben die Opffer-Bilder/ worauff ſie ge-
deutet und gezielet/ erklaͤren und außlegen muͤſſen/ da haben die Propheten
gemeinlich ihre Propheceyungen abgeleget/ da hat Chriſtus und die Apo-
ſtel geprediget.
Num. 7,
89.
Jſt nun unſer Hertz ein Tempel worden des Heiligen Gei-
ſtes/ ſo iſt der Heilige Geiſt der Doctor und Lehrer in dieſem
Tempel und zwar I. præfiguratus, holdſelig vorgebildet durch
das brennende und leuchtende Tempel-Liecht/ welches muſte fo-
viret werden auff dem guͤldenen Leuchter; Daſſelbe Liecht iſt der Hei-
lige Geiſt/ als der Erleuchter/ der durch das hell-leuchtende Wort
Gottes nicht nur das Liecht der Welt Chriſtum den Herrn ins Hertz
hinein ſetzet/ ſeine Perſon/ Ampt und Gutthaten verklaͤret/ den Weg der
Seligkeit/ und das himmliſche Vaterland zeiget/ erleuchtet/ Leben und un-
vergaͤngliches Weſen ans Liecht bringet; ſondern er machet auch ſehend/
er thut die Augen der Blinden auff: Das gemeine natuͤrliche Liecht thut
das nicht/ ſondern es ſupponiret die Augen/ wer das natuͤrliche Tage-Liecht
ſehen will/ der muß die Augen zuvor haben und mitbringen; aber dieſer un-
ſer heiligſte Gnaden-Glantz gibt zugleich leuchtende Augen/ das Liecht der
Goͤttlichen Erkaͤntnuͤß zu faſſen und anzunehmen/ von welchem Wercke
des Heiligen Geiſtes St. Paulus gar bedencklich redet 2. Cor. 3. nach dem
er den
Exod. 25,
31.
Ioh. 16, 14.
2. Tim. 1,
10.
Pſal. 146, 8.
2. Cor. 3, 18.
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