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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Dreyzehende
ein Tropffen den andern geschlagen/ und zwar die bittern Zähren/ er weinet
bitterlich: Süsse Thränen sind Lieb-Freude- und Lust-Thränen/ als
Gen. 29, 11.
c.
43, 30.
nemlich Jacobs Thränen/ da er seine Bluts-Freundin Rahel zum ersten
mal gesehen/ Josephs Thränen/ da ihm sein Bruder Benjamin wieder-
1. Sam. 20,
41.
umb in die Augen kommen/ Jonathans und Davids Thränen/ dulciores
sunt lacrymae amantium, quam gaudia theatrorum,
schreibt Augustinus
in Ps.
127. Lieb-Thränen sind süsser als aller Augen-Lust bey den Comae-
dien und Spielen. Aber Buß- und Trauer-Thränen die sind bitter/ reiff
und in der innersten Hertz-Kammer/ wol außgekocht/ sie () kratzen die Au-
gen aus/ solte man sie kosten und schmecken/ so bitter und ungeschmack
würden sie einem fürkommen/ als der mit Asch und Leid-Thranen gemeng-
ter Tranck der Königin Artemisiae.

() vide de tertio Calumniatore Narcissi historiam apud Euseb. l. 6. c. 8.
2. Sam. 24,
10. confer
1. Chron.

22, 8.

Ein angsthafftiges Hertz/ welches in ihm schläget als ein
Vhrwerck/ furchtsam/ nicht aus Knechtischer Furcht bloß aus Furcht
der Straffe/ ohne Betrachtung der Sünde/ die aus freyen Willen herfür
Dan. 5, 6. 9.bricht/ wie sich gefürchtet Belsazer/ sondern es muß die Furcht mit Glau-
ben per crasin vermischet seyn. Da dann der Vnterscheid der Kindlichen
und Knechtischen Furcht sehr wol in acht zu nehmen/ * jener affect bren-
net vor Liebe/ und treibet die Knechtische Furcht aus/ macht freymuthig
reden und sagen: Abba lieber Vater; diese entstehet aus Schrecken und
Haß/ aus Furcht der Straffe/ und zielet endlich durch Beyrath des Sa-
thans auff die Verzweifelung/ wie an Judas Exempel zu sehen/ Da ich
Matt. 27, 5.Gesichte betrachtet in der Nacht/ spricht Eliphas von Theman,
Iob. 4, 13.
14, 15.
da kam mich Furcht und Zittern an/ und alle meine Gebeine
erschracken/ und da der Geist für mir fürüber gieng/ stunden

Lev. 26, 36.mir die Haar zu Berge an meinem Leibe/ ein solch knechtisch-
furchtsames Hertz jaget auch ein rauschendes Blat. Ein gedultiges
und demüthiges Hertz/
daß sich Gottes Gericht unterwirfft/ und ihm
Lev. 26, 41.Gottes Straffe gefallen lässet/ und spricht wie D. Luther am Rand Lev.
26. glossi
rt: Ach wie recht ist uns geschehen/ Danck hab unser verfluchte
Sünde/ das haben wir nun davon/ O recht lieber Gott/ O recht. Das
sind Wort einer ernsten Reu und Busse/ die sich selbst aus Hertzengrund
hassen und anspeyen lehret/ pfui dich/ was hab ich gethan? Das gefället

* Vbi plus amoris, ibi minus timoris, hinc Adulteri (impia licet flamma
flagrantes) cupiditate incensi, multa faciunt audacius, juxta Philosophum l. 3.
Eth. cap.
11.

dann

Die Dreyzehende
ein Tropffen den andern geſchlagen/ und zwar die bittern Zaͤhren/ er weinet
bitterlich: Suͤſſe Thraͤnen ſind Lieb-Freude- und Luſt-Thraͤnen/ als
Gen. 29, 11.
c.
43, 30.
nemlich Jacobs Thraͤnen/ da er ſeine Bluts-Freundin Rahel zum erſten
mal geſehen/ Joſephs Thraͤnen/ da ihm ſein Bruder Benjamin wieder-
1. Sam. 20,
41.
umb in die Augen kommen/ Jonathans und Davids Thraͤnen/ dulciores
ſunt lacrymæ amantium, quàm gaudia theatrorum,
ſchreibt Auguſtinus
in Pſ.
127. Lieb-Thraͤnen ſind ſuͤſſer als aller Augen-Luſt bey den Comæ-
dien und Spielen. Aber Buß- und Trauer-Thraͤnen die ſind bitter/ reiff
und in der innerſten Hertz-Kammer/ wol außgekocht/ ſie () kratzen die Au-
gen aus/ ſolte man ſie koſten und ſchmecken/ ſo bitter und ungeſchmack
wuͤrden ſie einem fuͤrkommen/ als der mit Aſch und Leid-Thrånen gemeng-
ter Tranck der Koͤnigin Artemiſiæ.

() vide de tertio Calumniatore Narciſſi hiſtoriam apud Euſeb. l. 6. c. 8.
2. Sam. 24,
10. confer
1. Chron.

22, 8.

Ein angſthafftiges Hertz/ welches in ihm ſchlaͤget als ein
Vhrwerck/ furchtſam/ nicht aus Knechtiſcher Furcht bloß aus Furcht
der Straffe/ ohne Betrachtung der Suͤnde/ die aus freyen Willen herfuͤr
Dan. 5, 6. 9.bricht/ wie ſich gefuͤrchtet Belſazer/ ſondern es muß die Furcht mit Glau-
ben per craſin vermiſchet ſeyn. Da dann der Vnterſcheid der Kindlichen
und Knechtiſchen Furcht ſehr wol in acht zu nehmen/ * jener affect bren-
net vor Liebe/ und treibet die Knechtiſche Furcht aus/ macht freymuthig
reden und ſagen: Abba lieber Vater; dieſe entſtehet aus Schrecken und
Haß/ aus Furcht der Straffe/ und zielet endlich durch Beyrath des Sa-
thans auff die Verzweifelung/ wie an Judas Exempel zu ſehen/ Da ich
Matt. 27, 5.Geſichte betrachtet in der Nacht/ ſpricht Eliphas von Theman,
Iob. 4, 13.
14, 15.
da kam mich Furcht und Zittern an/ und alle meine Gebeine
erſchracken/ und da der Geiſt fuͤr mir fuͤruͤber gieng/ ſtunden

Lev. 26, 36.mir die Haar zu Berge an meinem Leibe/ ein ſolch knechtiſch-
furchtſames Hertz jaget auch ein rauſchendes Blat. Ein gedultiges
und demuͤthiges Hertz/
daß ſich Gottes Gericht unterwirfft/ und ihm
Lev. 26, 41.Gottes Straffe gefallen laͤſſet/ und ſpricht wie D. Luther am Rand Lev.
26. gloſſi
rt: Ach wie recht iſt uns geſchehen/ Danck hab unſer verfluchte
Suͤnde/ das haben wir nun davon/ O recht lieber Gott/ O recht. Das
ſind Wort einer ernſten Reu und Buſſe/ die ſich ſelbſt aus Hertzengrund
haſſen und anſpeyen lehret/ pfui dich/ was hab ich gethan? Das gefaͤllet

* Vbi plus amoris, ibi minus timoris, hinc Adulteri (impiâ licet flammâ
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Eth. cap.
11.

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[164/0196] Die Dreyzehende ein Tropffen den andern geſchlagen/ und zwar die bittern Zaͤhren/ er weinet bitterlich: Suͤſſe Thraͤnen ſind Lieb-Freude- und Luſt-Thraͤnen/ als nemlich Jacobs Thraͤnen/ da er ſeine Bluts-Freundin Rahel zum erſten mal geſehen/ Joſephs Thraͤnen/ da ihm ſein Bruder Benjamin wieder- umb in die Augen kommen/ Jonathans und Davids Thraͤnen/ dulciores ſunt lacrymæ amantium, quàm gaudia theatrorum, ſchreibt Auguſtinus in Pſ. 127. Lieb-Thraͤnen ſind ſuͤſſer als aller Augen-Luſt bey den Comæ- dien und Spielen. Aber Buß- und Trauer-Thraͤnen die ſind bitter/ reiff und in der innerſten Hertz-Kammer/ wol außgekocht/ ſie () kratzen die Au- gen aus/ ſolte man ſie koſten und ſchmecken/ ſo bitter und ungeſchmack wuͤrden ſie einem fuͤrkommen/ als der mit Aſch und Leid-Thrånen gemeng- ter Tranck der Koͤnigin Artemiſiæ. Gen. 29, 11. c. 43, 30. 1. Sam. 20, 41. () vide de tertio Calumniatore Narciſſi hiſtoriam apud Euſeb. l. 6. c. 8. Ein angſthafftiges Hertz/ welches in ihm ſchlaͤget als ein Vhrwerck/ furchtſam/ nicht aus Knechtiſcher Furcht bloß aus Furcht der Straffe/ ohne Betrachtung der Suͤnde/ die aus freyen Willen herfuͤr bricht/ wie ſich gefuͤrchtet Belſazer/ ſondern es muß die Furcht mit Glau- ben per craſin vermiſchet ſeyn. Da dann der Vnterſcheid der Kindlichen und Knechtiſchen Furcht ſehr wol in acht zu nehmen/ * jener affect bren- net vor Liebe/ und treibet die Knechtiſche Furcht aus/ macht freymuthig reden und ſagen: Abba lieber Vater; dieſe entſtehet aus Schrecken und Haß/ aus Furcht der Straffe/ und zielet endlich durch Beyrath des Sa- thans auff die Verzweifelung/ wie an Judas Exempel zu ſehen/ Da ich Geſichte betrachtet in der Nacht/ ſpricht Eliphas von Theman, da kam mich Furcht und Zittern an/ und alle meine Gebeine erſchracken/ und da der Geiſt fuͤr mir fuͤruͤber gieng/ ſtunden mir die Haar zu Berge an meinem Leibe/ ein ſolch knechtiſch- furchtſames Hertz jaget auch ein rauſchendes Blat. Ein gedultiges und demuͤthiges Hertz/ daß ſich Gottes Gericht unterwirfft/ und ihm Gottes Straffe gefallen laͤſſet/ und ſpricht wie D. Luther am Rand Lev. 26. gloſſirt: Ach wie recht iſt uns geſchehen/ Danck hab unſer verfluchte Suͤnde/ das haben wir nun davon/ O recht lieber Gott/ O recht. Das ſind Wort einer ernſten Reu und Buſſe/ die ſich ſelbſt aus Hertzengrund haſſen und anſpeyen lehret/ pfui dich/ was hab ich gethan? Das gefaͤllet Dan. 5, 6. 9. Matt. 27, 5. Iob. 4, 13. 14, 15. Lev. 26, 36. Lev. 26, 41. * Vbi plus amoris, ibi minus timoris, hinc Adulteri (impiâ licet flammâ flagrantes) cupiditate incenſi, multa faciunt audacius, juxta Philoſophum l. 3. Eth. cap. 11. dann

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/196>, abgerufen am 25.11.2024.