Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zehende
wo bistu? wo steckestu? in was Stande bistu begriffen? herfür! heraus!
laß dich hie richten/ auff daß du nicht dort gerichtet werdest mit deinem un-
wiederbringlichen Schaden.

Daß nun/ wie das gantze Werck der Rechtfertigung eines ar-
men Sünders für GOTT/
so fern dieselbe dem Menschen soll
durch das Ampt des Geistes appliciret und zugeeignet werden/ als auch
die citation und Einladung für Gottes Gerichte ein Werck und
Gnaden-Geschäffte des Heiligen Geistes seye/ hat Christus unser
Ioh. 16, 8. 9.
10. 11.
Heiland selbst gelehrt und verkündiget/ es werde derselbe die Welt
straffen umb die Sunde/ daß sie nicht glauben an mich/

das ist/ er werde kräfftiglich (elegxei) überweisen/ daß sie in der Sünde
unter dem Reat und Straff-Pflicht Gottes lige/ so lang sie nicht glauben;
umb die Gerechtigkeit/ daß ich zum Vater gehe/ daß kein anderer
Weg der für Gott allein gültigen Gerechtigkeit und Seligkeit seye/ als
der blutige Creutz-Gang/ dadurch ich zum Vater gegangen: umb das
Gerichte/ daß der Fürst dieser Welt gerichtet/
überwunden/ disar-
m
irt und außgezogen/ und also alle recht an uns durch Christi Blut theuer
erkaufftes Eigenthumb/ verlohren/ deme wir allein zu dienen schuldig/ und
uns nicht mehr in vorige Tyrannische Dienstbarkeit des Sathans einzu-
flechten haben. Gott der H. Geist/ der die Welt straffet umb die
Sünde/ aber auch gerecht und heilig machet/ wolle außforschen und straf-
fen/ daß wir durch ihn zum rechten Gnaden-Thron Christo gelangen/ da
Heil/ Leben und Seligkeit erlangen mögen/ Amen.

WAnn wir demnach fragen: Adam wo bistu? was bistu?
in was Stande bistu begriffen von Natur/ durch
den Fall/ ausser der
Gnade Gottes? so kan das Gewissen
Rom. 4, 5.aus Gottes Wort anders nicht antworten/ als: Jch bin ein armer
Sünder/ ungerecht und gottloß/
Gott machet aber den Sünder
gerecht; Vngerecht ist er für und wider seinen Gott/ dem er seine Ehr
geraubet durch eigen-Ehrsucht/ ein rechter Ehren-Dieb worden/ in
dem er ihn nicht über alle Ding gefürchtet/ sondern sicher manche Sünde
vor seinen Augen begangen: nicht über alle Ding geliebet/ sondern Eigen-
und Fleisches-Lust dem höchsten Gute fürgezogen; nicht über alle Ding
vertrauet/ sondern offt menschlichen Arm zu einem Gott auffgeworffen/
auff sein Netz/ Gold und Gaben getrutzet/ Gottes Namen und Sabbath

enthei-

Die Zehende
wo biſtu? wo ſteckeſtu? in was Stande biſtu begriffen? herfuͤr! heraus!
laß dich hie richten/ auff daß du nicht dort gerichtet werdeſt mit deinem un-
wiederbringlichen Schaden.

Daß nun/ wie das gantze Werck der Rechtfertigung eines ar-
men Suͤnders fuͤr GOTT/
ſo fern dieſelbe dem Menſchen ſoll
durch das Ampt des Geiſtes appliciret und zugeeignet werden/ als auch
die citation und Einladung fuͤr Gottes Gerichte ein Werck und
Gnaden-Geſchaͤffte des Heiligen Geiſtes ſeye/ hat Chriſtus unſer
Ioh. 16, 8. 9.
10. 11.
Heiland ſelbſt gelehrt und verkuͤndiget/ es werde derſelbe die Welt
ſtraffen umb die Sůnde/ daß ſie nicht glauben an mich/

das iſt/ er werde kraͤfftiglich (ἐλεγξει) uͤberweiſen/ daß ſie in der Suͤnde
unter dem Reat und Straff-Pflicht Gottes lige/ ſo lang ſie nicht glauben;
umb die Gerechtigkeit/ daß ich zum Vater gehe/ daß kein anderer
Weg der fuͤr Gott allein guͤltigen Gerechtigkeit und Seligkeit ſeye/ als
der blutige Creutz-Gang/ dadurch ich zum Vater gegangen: umb das
Gerichte/ daß der Fuͤrſt dieſer Welt gerichtet/
uͤberwunden/ diſar-
m
irt und außgezogen/ und alſo alle recht an uns durch Chriſti Blut theuer
erkaufftes Eigenthumb/ verlohren/ deme wir allein zu dienen ſchuldig/ und
uns nicht mehr in vorige Tyranniſche Dienſtbarkeit des Sathans einzu-
flechten haben. Gott der H. Geiſt/ der die Welt ſtraffet umb die
Suͤnde/ aber auch gerecht und heilig machet/ wolle außforſchen und ſtraf-
fen/ daß wir durch ihn zum rechten Gnaden-Thron Chriſto gelangen/ da
Heil/ Leben und Seligkeit erlangen moͤgen/ Amen.

WAnn wir demnach fragen: Adam wo biſtu? was biſtu?
in was Stande biſtu begriffen von Natur/ durch
den Fall/ auſſer der
Gnade Gottes? ſo kan das Gewiſſen
Rom. 4, 5.aus Gottes Wort anders nicht antworten/ als: Jch bin ein armer
Suͤnder/ ungerecht und gottloß/
Gott machet aber den Suͤnder
gerecht; Vngerecht iſt er fuͤr und wider ſeinen Gott/ dem er ſeine Ehr
geraubet durch eigen-Ehrſucht/ ein rechter Ehren-Dieb worden/ in
dem er ihn nicht uͤber alle Ding gefuͤrchtet/ ſondern ſicher manche Suͤnde
vor ſeinen Augen begangen: nicht uͤber alle Ding geliebet/ ſondern Eigen-
und Fleiſches-Luſt dem hoͤchſten Gute fuͤrgezogen; nicht uͤber alle Ding
vertrauet/ ſondern offt menſchlichen Arm zu einem Gott auffgeworffen/
auff ſein Netz/ Gold und Gaben getrutzet/ Gottes Namen und Sabbath

enthei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0156" n="24[124]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Zehende</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">wo bi&#x017F;tu?</hi> wo &#x017F;tecke&#x017F;tu? in was Stande bi&#x017F;tu begriffen? herfu&#x0364;r! heraus!<lb/>
laß dich hie richten/ auff daß du nicht dort gerichtet werde&#x017F;t mit deinem un-<lb/>
wiederbringlichen Schaden.</p><lb/>
        <p>Daß nun/ wie das gantze Werck <hi rendition="#fr">der Rechtfertigung eines ar-<lb/>
men Su&#x0364;nders fu&#x0364;r <hi rendition="#g">GOTT/</hi></hi> &#x017F;o fern die&#x017F;elbe dem Men&#x017F;chen &#x017F;oll<lb/>
durch das Ampt des Gei&#x017F;tes <hi rendition="#aq">applic</hi>iret und zugeeignet werden/ als auch<lb/><hi rendition="#fr">die</hi> <hi rendition="#aq">citation</hi> <hi rendition="#fr">und Einladung fu&#x0364;r Gottes Gerichte</hi> ein Werck und<lb/>
Gnaden-Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte <hi rendition="#fr">des Heiligen Gei&#x017F;tes</hi> &#x017F;eye/ hat Chri&#x017F;tus un&#x017F;er<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ioh.</hi> 16, 8. 9.<lb/>
10. 11.</note>Heiland &#x017F;elb&#x017F;t gelehrt und verku&#x0364;ndiget/ <hi rendition="#fr">es werde der&#x017F;elbe die Welt<lb/>
&#x017F;traffen umb die S&#x016F;nde/ daß &#x017F;ie nicht glauben an mich/</hi><lb/>
das i&#x017F;t/ er werde kra&#x0364;fftiglich (&#x1F10;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B3;&#x03BE;&#x03B5;&#x03B9;) u&#x0364;berwei&#x017F;en/ daß &#x017F;ie in der Su&#x0364;nde<lb/>
unter dem <hi rendition="#aq">Reat</hi> und Straff-Pflicht Gottes lige/ &#x017F;o lang &#x017F;ie nicht glauben;<lb/><hi rendition="#fr">umb die Gerechtigkeit/ daß ich zum Vater gehe/</hi> daß kein anderer<lb/>
Weg der fu&#x0364;r <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> allein gu&#x0364;ltigen Gerechtigkeit und Seligkeit &#x017F;eye/ als<lb/>
der blutige Creutz-Gang/ dadurch ich zum Vater gegangen: <hi rendition="#fr">umb das<lb/>
Gerichte/ daß der Fu&#x0364;r&#x017F;t die&#x017F;er Welt gerichtet/</hi> u&#x0364;berwunden/ <hi rendition="#aq">di&#x017F;ar-<lb/>
m</hi>irt und außgezogen/ und al&#x017F;o alle recht an uns durch Chri&#x017F;ti Blut theuer<lb/>
erkaufftes Eigenthumb/ verlohren/ deme wir allein zu dienen &#x017F;chuldig/ und<lb/>
uns nicht mehr in vorige Tyranni&#x017F;che Dien&#x017F;tbarkeit des Sathans einzu-<lb/>
flechten haben. <hi rendition="#fr">Gott der H. Gei&#x017F;t/</hi> der die Welt &#x017F;traffet umb die<lb/>
Su&#x0364;nde/ aber auch gerecht und heilig machet/ wolle außfor&#x017F;chen und &#x017F;traf-<lb/>
fen/ daß wir durch ihn zum rechten Gnaden-Thron Chri&#x017F;to gelangen/ da<lb/>
Heil/ Leben und Seligkeit erlangen mo&#x0364;gen/ Amen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Ann wir demnach fragen: <hi rendition="#fr">Adam wo bi&#x017F;tu? was bi&#x017F;tu?<lb/>
in was Stande bi&#x017F;tu begriffen von Natur/ durch<lb/>
den Fall/ au&#x017F;&#x017F;er der</hi> G<hi rendition="#fr">nade</hi> G<hi rendition="#fr">ottes?</hi> &#x017F;o kan das Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 4, 5.</note>aus Gottes Wort anders nicht antworten/ als: Jch bin <hi rendition="#fr">ein armer<lb/>
Su&#x0364;nder/ ungerecht und gottloß/</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> machet aber den Su&#x0364;nder<lb/>
gerecht; Vngerecht i&#x017F;t er fu&#x0364;r und wider &#x017F;einen <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott/</hi></hi> dem er &#x017F;eine Ehr<lb/>
geraubet durch eigen-Ehr&#x017F;ucht/ ein rechter Ehren-Dieb worden/ in<lb/>
dem er ihn nicht u&#x0364;ber alle Ding gefu&#x0364;rchtet/ &#x017F;ondern &#x017F;icher manche Su&#x0364;nde<lb/>
vor &#x017F;einen Augen begangen: nicht u&#x0364;ber alle Ding geliebet/ &#x017F;ondern Eigen-<lb/>
und Flei&#x017F;ches-Lu&#x017F;t dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gute fu&#x0364;rgezogen; nicht u&#x0364;ber alle Ding<lb/>
vertrauet/ &#x017F;ondern offt men&#x017F;chlichen Arm zu einem Gott auffgeworffen/<lb/>
auff &#x017F;ein Netz/ Gold und Gaben getrutzet/ Gottes Namen und Sabbath<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">enthei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24[124]/0156] Die Zehende wo biſtu? wo ſteckeſtu? in was Stande biſtu begriffen? herfuͤr! heraus! laß dich hie richten/ auff daß du nicht dort gerichtet werdeſt mit deinem un- wiederbringlichen Schaden. Daß nun/ wie das gantze Werck der Rechtfertigung eines ar- men Suͤnders fuͤr GOTT/ ſo fern dieſelbe dem Menſchen ſoll durch das Ampt des Geiſtes appliciret und zugeeignet werden/ als auch die citation und Einladung fuͤr Gottes Gerichte ein Werck und Gnaden-Geſchaͤffte des Heiligen Geiſtes ſeye/ hat Chriſtus unſer Heiland ſelbſt gelehrt und verkuͤndiget/ es werde derſelbe die Welt ſtraffen umb die Sůnde/ daß ſie nicht glauben an mich/ das iſt/ er werde kraͤfftiglich (ἐλεγξει) uͤberweiſen/ daß ſie in der Suͤnde unter dem Reat und Straff-Pflicht Gottes lige/ ſo lang ſie nicht glauben; umb die Gerechtigkeit/ daß ich zum Vater gehe/ daß kein anderer Weg der fuͤr Gott allein guͤltigen Gerechtigkeit und Seligkeit ſeye/ als der blutige Creutz-Gang/ dadurch ich zum Vater gegangen: umb das Gerichte/ daß der Fuͤrſt dieſer Welt gerichtet/ uͤberwunden/ diſar- mirt und außgezogen/ und alſo alle recht an uns durch Chriſti Blut theuer erkaufftes Eigenthumb/ verlohren/ deme wir allein zu dienen ſchuldig/ und uns nicht mehr in vorige Tyranniſche Dienſtbarkeit des Sathans einzu- flechten haben. Gott der H. Geiſt/ der die Welt ſtraffet umb die Suͤnde/ aber auch gerecht und heilig machet/ wolle außforſchen und ſtraf- fen/ daß wir durch ihn zum rechten Gnaden-Thron Chriſto gelangen/ da Heil/ Leben und Seligkeit erlangen moͤgen/ Amen. Ioh. 16, 8. 9. 10. 11. WAnn wir demnach fragen: Adam wo biſtu? was biſtu? in was Stande biſtu begriffen von Natur/ durch den Fall/ auſſer der Gnade Gottes? ſo kan das Gewiſſen aus Gottes Wort anders nicht antworten/ als: Jch bin ein armer Suͤnder/ ungerecht und gottloß/ Gott machet aber den Suͤnder gerecht; Vngerecht iſt er fuͤr und wider ſeinen Gott/ dem er ſeine Ehr geraubet durch eigen-Ehrſucht/ ein rechter Ehren-Dieb worden/ in dem er ihn nicht uͤber alle Ding gefuͤrchtet/ ſondern ſicher manche Suͤnde vor ſeinen Augen begangen: nicht uͤber alle Ding geliebet/ ſondern Eigen- und Fleiſches-Luſt dem hoͤchſten Gute fuͤrgezogen; nicht uͤber alle Ding vertrauet/ ſondern offt menſchlichen Arm zu einem Gott auffgeworffen/ auff ſein Netz/ Gold und Gaben getrutzet/ Gottes Namen und Sabbath enthei- Rom. 4, 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/156
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 24[124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/156>, abgerufen am 30.04.2024.