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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
vollkommene Glori-Schätze. Wie der Hirsch schreyet nach frischem
Wasser/ so seuffzet meine Seele nach meinem Heiland/ Jmmanuel und
Bruder Christo.

Aber das wisse/ keiner wird leben in der seligen Ewigkeit/ er lebe dann hier
in dem Gnaden Leben/ nicht im Sau Leben; Last uns derowegen diese theure
Gnade hoch achten/ lasset uns verwundern über der wundersamen/ grossen
Herrligkeit/ du wirst die Herrligkeit Gottes sehen/ spricht ChristusIoh. 11, 37.
zu der Martha des Lazari Schwester/ als Er Lazarum auffwecken wolte/
nemlich die Herrligkeit seiner Allmacht/ daß der Schaden so verzweifelt-
böß/ und ihme ohne Göttliche Allmacht nicht konte abgeholffen werden; die
Herrligkeit seiner Weißheit/ daß Er den dem gefallenen/ geistlich-toden
Menschen den Weg zum Leben wiederumb zeiget. Die Juden sprechen:
Kunte/ der dem Blinden die Augen auffgethan/ nicht schaf-
fen/ daß auch dieser nicht stürbe?
als wolten sie sagen: Was weinet
und betrübet Er sich lange/ warumb hat Er nicht den Tod verhütet? Also
spricht auch unsere tolle Vernunfft: Warumb hat Gott den Fall nicht
verhütet? Aber digito compesce labellum, hier lege den Finger auff den
Mund/ grüble nicht/ sondern vielmehr verwundere dich/ ja verwundere
dich über den Reichthumb der Barmhertzigkeit/ damit Er uns gelie-Ephes. 2, 5.
bet/ und da wir tod waren in Sünden/ Er uns lebendig
gemacht.

Diß sind die Wunderwerck vnserer Kirchen. Gehet hin undMatth. 11,
4. 5.

saget/ was ihr sehet/ die Tauben hören/ die Blinden sehen und
dergleichen;
Jm Papstumb werden durch die miracula die Blinden
verblendet/ die Tauben betäubet; hier aber sind die rechten Wunderwercke:
Die Geistlich-Blinde werden sehend/ die Geistlich-Tode wiederumb leben-
dig durch die allmächtige Krafft des lebendigmachenden Geistes. O un-
außsprechliche grosse Gnade! O edler Trost unser Seelen! WannProv. 16, 15.
des Königs Angesicht freundlich ist/ das ist Leben/ und seine
Gnade ist wie ein Abend-Regen/
spricht Salomon: Wie viel lieb-
licher Leben/ wann das Liecht des Göttlichen Angesichts einen Menschen
bescheinet/ und alle Noth/ Schrecken/ Angst und Furcht vertreibet/ wann
der Than der geistlichen Gnaden-Gaben das tode Graß erquicket? O
Danck-Pflichte!

Eine malefitz-Person/ deren das Leben geschencket/ kan seinem Retter
nimmer gnug dancken. Ein Kind kan seinen Eltern für das natürliche

Leben
Sechster Theil. L

Predigt.
vollkommene Glori-Schaͤtze. Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem
Waſſer/ ſo ſeuffzet meine Seele nach meinem Heiland/ Jmmanuel und
Bruder Chriſto.

Aber das wiſſe/ keiner wird leben in der ſeligen Ewigkeit/ er lebe dañ hier
in dem Gnaden Leben/ nicht im Sau Leben; Laſt uns derowegẽ dieſe theure
Gnade hoch achten/ laſſet uns verwundern uͤber der wunderſamen/ groſſen
Herrligkeit/ du wirſt die Herrligkeit Gottes ſehen/ ſpricht ChriſtusIoh. 11, 37.
zu der Martha des Lazari Schweſter/ als Er Lazarum auffwecken wolte/
nemlich die Herrligkeit ſeiner Allmacht/ daß der Schaden ſo verzweifelt-
boͤß/ und ihme ohne Goͤttliche Allmacht nicht konte abgeholffen werden; die
Herrligkeit ſeiner Weißheit/ daß Er den dem gefallenen/ geiſtlich-toden
Menſchen den Weg zum Leben wiederumb zeiget. Die Juden ſprechen:
Kunte/ der dem Blinden die Augen auffgethan/ nicht ſchaf-
fen/ daß auch dieſer nicht ſtuͤrbe?
als wolten ſie ſagen: Was weinet
und betruͤbet Er ſich lange/ warumb hat Er nicht den Tod verhuͤtet? Alſo
ſpricht auch unſere tolle Vernunfft: Warumb hat Gott den Fall nicht
verhuͤtet? Aber digito compeſce labellum, hier lege den Finger auff den
Mund/ gruͤble nicht/ ſondern vielmehr verwundere dich/ ja verwundere
dich uͤber den Reichthumb der Barmhertzigkeit/ damit Er uns gelie-Epheſ. 2, 5.
bet/ und da wir tod waren in Suͤnden/ Er uns lebendig
gemacht.

Diß ſind die Wunderwerck vnſerer Kirchen. Gehet hin undMatth. 11,
4. 5.

ſaget/ was ihr ſehet/ die Tauben hören/ die Blinden ſehen und
dergleichen;
Jm Papſtumb werden durch die miracula die Blinden
verblendet/ die Tauben betaͤubet; hier aber ſind die rechten Wunderwercke:
Die Geiſtlich-Blinde werden ſehend/ die Geiſtlich-Tode wiederumb leben-
dig durch die allmaͤchtige Krafft des lebendigmachenden Geiſtes. O un-
außſprechliche groſſe Gnade! O edler Troſt unſer Seelen! WannProv. 16, 15.
des Koͤnigs Angeſicht freundlich iſt/ das iſt Leben/ und ſeine
Gnade iſt wie ein Abend-Regen/
ſpricht Salomon: Wie viel lieb-
licher Leben/ wann das Liecht des Goͤttlichen Angeſichts einen Menſchen
beſcheinet/ und alle Noth/ Schrecken/ Angſt und Furcht vertreibet/ wann
der Than der geiſtlichen Gnaden-Gaben das tode Graß erquicket? O
Danck-Pflichte!

Eine malefitz-Perſon/ deren das Leben geſchencket/ kan ſeinem Retter
nimmer gnug dancken. Ein Kind kan ſeinen Eltern fuͤr das natuͤrliche

Leben
Sechſter Theil. L
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[81/0113] Predigt. vollkommene Glori-Schaͤtze. Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer/ ſo ſeuffzet meine Seele nach meinem Heiland/ Jmmanuel und Bruder Chriſto. Aber das wiſſe/ keiner wird leben in der ſeligen Ewigkeit/ er lebe dañ hier in dem Gnaden Leben/ nicht im Sau Leben; Laſt uns derowegẽ dieſe theure Gnade hoch achten/ laſſet uns verwundern uͤber der wunderſamen/ groſſen Herrligkeit/ du wirſt die Herrligkeit Gottes ſehen/ ſpricht Chriſtus zu der Martha des Lazari Schweſter/ als Er Lazarum auffwecken wolte/ nemlich die Herrligkeit ſeiner Allmacht/ daß der Schaden ſo verzweifelt- boͤß/ und ihme ohne Goͤttliche Allmacht nicht konte abgeholffen werden; die Herrligkeit ſeiner Weißheit/ daß Er den dem gefallenen/ geiſtlich-toden Menſchen den Weg zum Leben wiederumb zeiget. Die Juden ſprechen: Kunte/ der dem Blinden die Augen auffgethan/ nicht ſchaf- fen/ daß auch dieſer nicht ſtuͤrbe? als wolten ſie ſagen: Was weinet und betruͤbet Er ſich lange/ warumb hat Er nicht den Tod verhuͤtet? Alſo ſpricht auch unſere tolle Vernunfft: Warumb hat Gott den Fall nicht verhuͤtet? Aber digito compeſce labellum, hier lege den Finger auff den Mund/ gruͤble nicht/ ſondern vielmehr verwundere dich/ ja verwundere dich uͤber den Reichthumb der Barmhertzigkeit/ damit Er uns gelie- bet/ und da wir tod waren in Suͤnden/ Er uns lebendig gemacht. Ioh. 11, 37. Epheſ. 2, 5. Diß ſind die Wunderwerck vnſerer Kirchen. Gehet hin und ſaget/ was ihr ſehet/ die Tauben hören/ die Blinden ſehen und dergleichen; Jm Papſtumb werden durch die miracula die Blinden verblendet/ die Tauben betaͤubet; hier aber ſind die rechten Wunderwercke: Die Geiſtlich-Blinde werden ſehend/ die Geiſtlich-Tode wiederumb leben- dig durch die allmaͤchtige Krafft des lebendigmachenden Geiſtes. O un- außſprechliche groſſe Gnade! O edler Troſt unſer Seelen! Wann des Koͤnigs Angeſicht freundlich iſt/ das iſt Leben/ und ſeine Gnade iſt wie ein Abend-Regen/ ſpricht Salomon: Wie viel lieb- licher Leben/ wann das Liecht des Goͤttlichen Angeſichts einen Menſchen beſcheinet/ und alle Noth/ Schrecken/ Angſt und Furcht vertreibet/ wann der Than der geiſtlichen Gnaden-Gaben das tode Graß erquicket? O Danck-Pflichte! Matth. 11, 4. 5. Prov. 16, 15. Eine malefitz-Perſon/ deren das Leben geſchencket/ kan ſeinem Retter nimmer gnug dancken. Ein Kind kan ſeinen Eltern fuͤr das natuͤrliche Leben Sechſter Theil. L

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/113>, abgerufen am 24.11.2024.