Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.DEDICATIO. ta, und also Narrheit gegangen. Sondern in dem Mundeeines vernünfftigen/ rechtschaffenen/ frommen Königs/ der- gleichen erschienen in dem Munde des Königs Salomons/ aus welchem geflossen das scharffsinnige Vrtheil/ in Sachen eines streitigen lebendigen Kindes zwischen zwey Weibern/ da er aus der verwirreten Sachen anders nicht kommen kan/ be- fihlet er ein Schwert herzubringen/ damit das mütterliche Hertz zu verwunden/ zu ergründen/ zu finden und recht zu treffen. Dergleichen Exempel gemeldter Scharff sinnigkeit lesen wir mehr in den Iessenius
DEDICATIO. ta, und alſo Narrheit gegangen. Sondern in dem Mundeeines vernuͤnfftigen/ rechtſchaffenen/ frommen Königs/ der- gleichen erſchienen in dem Munde des Königs Salomons/ aus welchem gefloſſen das ſcharffſinnige Vrtheil/ in Sachen eines ſtreitigen lebendigen Kindes zwiſchen zwey Weibern/ da er aus der verwirreten Sachen anders nicht kommen kan/ be- fihlet er ein Schwert herzubringẽ/ damit das muͤtterliche Hertz zu verwunden/ zu ergruͤnden/ zu finden und recht zu treffen. Dergleichen Exempel gemeldter Scharff ſinnigkeit leſen wir mehr in den Ieſſenius
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DEDICATIO.
ta, und alſo Narrheit gegangen. Sondern in dem Munde
eines vernuͤnfftigen/ rechtſchaffenen/ frommen Königs/ der-
gleichen erſchienen in dem Munde des Königs Salomons/
aus welchem gefloſſen das ſcharffſinnige Vrtheil/ in Sachen
eines ſtreitigen lebendigen Kindes zwiſchen zwey Weibern/ da
er aus der verwirreten Sachen anders nicht kommen kan/ be-
fihlet er ein Schwert herzubringẽ/ damit das muͤtterliche Hertz
zu verwunden/ zu ergruͤnden/ zu finden und recht zu treffen.
Dergleichen Exempel gemeldter Scharff ſinnigkeit leſen wir mehr in den
Hiſtorien/ ſonderlich wird erzehlt von Claudio Druſo Cæſ. (apud Cluver. p. 268.)
daß/ als einsmahls ein Weib fuͤr ihn kommen/ welche ihren Sohn nicht
fuͤr den ihren erkennen und annehmen wolte/ hat er ſie zur Bekaͤntnuͤß der War-
heit getrieben durch einen Befehl/ ſie ſolten einander zur Ehe nehmen/ worauff
aus natuͤrlichem abſcheue auff beyden Theilen die Warheit an Tagesliecht kom-
men. Von Alphonſo dem weiſen Koͤnig in Arragoniâ; Es war ein alt Geſetz
und Ordnung in Hiſpanien/ wann ein Herr oder Hauß-Vater eine leibeigene
Magd beſchlieff/ und dieſelbe von ihm ein Kind bekaͤm/ daß die Mutter alß dann
die Freyheit haben ſolte. Ein ſolcher Fall begab ſich unter Koͤnig Alphonſo;
Aber da die Magd einen Sohn geboren/ und das Spaniſche Recht ihrer Freyheit
halben anruffte/ laͤugnete der Herr/ daß er Vater zum Kinde waͤre/ konte deſſen
auch nicht uͤberwieſen werden. Da erdachte Koͤnig Alphonſus dieſen Fund/ er
hieß das Kind/ nach dem es entwoͤhnet war/ oͤffentlich feil bieten und verkauffen.
Es war einer da/ der bote ein zimlich Geld fuͤr das Knaͤblein/ ward ihm auch dar-
umb zuerkant. Der Vater des Kindes ſtund nicht weit davon/ und als er ſahe/
daß das Kind dem Kaͤuffer geliefert ward/ giengen ihm erſtlich die Augen uͤber/
letzlich konte er den Schmertzen des Gemuͤths nicht laͤnger ertragen/ bekante/ das
Kind waͤre ſein/ moͤchte derowegen nicht verkaufft werden. Da faͤllet Koͤnig
Alphonſus ein Vrtheil/ erkante dem Vater ſeinen Sohn/ und der Mutter die
Freyheit zu/ nach Hiſpaniſchem Recht. Confer exempla Rudolphi I. apud Iuſt.
Lipſ. in monit. polit. p. 135. & Iacob. Reg. Angl. apud Thuan. l. 135. p. 1207. Von Ca-
rolo V. von dem Lutherus tom. 5. Ien. fol. 281. geſchrieben/ daß er ſoll geſagt ha-
ben/ wann die Pfaffen fromm waͤren/ ſo duͤrfften ſie keines Luthers. Was iſt das
anders geſagt/ dann wie Salomon ſagt: Des Koͤnigs Lippen weiſſagen? dann
Seine May: will damit ſo viel anzeigen/ daß der Luther ſey der Pfaffen Ruthe/
und habens auch wohl verdienet/ und ſeyen nicht recht in ihrem Weſen. Von Kaͤy-
ſer Ferdinando II. der/ als Ioh. Ieſſenius nach Wien gefaͤnglich gebracht/ und aber
durch einen Tauſch mit einem Jtaltaner widerumb loß gelaſſen worden/ an die
Wand des Kaͤrckers folgende Buchſtaben geſchrieben: I. M. M. m. M. dieſe
Buchſtaben haben unterſchiedliche nach ſeinem Abzuge geſehen/ aber niemand
konte ſie außlegen. Der einige Ferdinandus, nach dem er darzu kommen/ wie
erzehlet wird/ hat die Sache troffen/ und alſo außgeleget? Imperator Matthias
Menſe Martio Morietur. Kaͤyſer Matthias wird in dem Mertz ſterben. Vnd alſo-
bald Kreide genommen/ und darneben geſchrieben: Ieſſeni mentiris, Malâ Morte
Morieris! Jeſſeni du leugeſt/ du wirſt eines boͤſen Todes ſterben! Wann dieſes
Ieſſenius
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/10>, abgerufen am 03.03.2021. |