Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
Gunst vnd Geschänck vnterschlagen. Trost wider die falsche Wag vnd Ga-
ben-gerichte. Quisquis amat ranam, ranam putat esse Dianam, Wer sich
an einem Frosch vergafft/ denselben er zum Abgott machet. Gleich wie
man an einer verhaßten Rauppen oder Häudächs auch die schöne Farbe
hasset; Gleich wie ein Zelotypus, ein Eifferer/ Mann oder Weib/ wann
ihn der Eiffer-geist offtmal vnzeitig ankommet/ auch die schöne Gestalt
deß corrivalen hasset vmb der Person willen: So werden manchmal schö-
ne Gaben vnschuldig angefeindet/ verkleinert/ vnd müssen dieselbe der ver-
haßten Person entgelten; Trost wider die Arbeit-gerichte/ faul- vnd trägheit
wird manchmal gekrönet/ Fleiß/ Arbeit vnd Eiffer verhönet/ vnd wann esSap. 5, 1.
übel vnd vnglücklich abgehet/ hat man für den Spott nicht zu sorgen/ Da!
da! Trost wider die Tugend-grichte/ da man kat'; opsin nach dem blossen augen-
schall vnd Augen-fall richtet; da sihet man auff die äusserliche praesentation
vnd Gebärde/ keines hat dem andern in die stube gesehen/ weniger ins Hertz.
Trost wider die Belohnungs-gerichte: die sind über die massen vngleich ab-
gemessen/ vnd darff man noch wol in solchem vngleichen maß auff das exem-
pel deß himmlischen Haußvatters bochen/ da will man Gott im Himmel
imitiren/ der da saget Matth. 20, 15. Warumb sihestu so scheel? Was
folget? Hab ich nicht Macht mit dem meinen zu thun? Wer das
nachsagen kan/ mit dem meinen/ meinem Eygenthumb/ der mag sich
dieses Spruchs behelffen: Aber ein anders ist custos vineae, ein Hüter in
dem Weinberg/ ein anders Dominus vineae & vinitorum, ein Herr deß
Weinbergs vnd der Arbeiter in demselben: Diesem bleibet seine freye hand
offen/ jener aber soll nach der proportion der Gerechtigkeit verfahren; Ein
Trost alles Trosts! Es kommet der tag/ der vngerad gerad machen wird/ alles
richten vnd schlichten/ wird darauff folgen die holdselige Predigt: Jhr ge-
segneten meines Vatters! ererbet das Reich/ das euch berei-
tet ist von anbegin der Welt. Ach HErr an vnserm
letzten End/ am Jüngsten Gericht/ hilff vns
HErr Gott! Kyrieleison!
AMEN.



Ein
i i i j ij

Predigt.
Gunſt vnd Geſchaͤnck vnterſchlagen. Troſt wider die falſche Wag vnd Ga-
ben-gerichte. Quisquis amat ranam, ranam putat eſſe Dianam, Wer ſich
an einem Froſch vergafft/ denſelben er zum Abgott machet. Gleich wie
man an einer verhaßten Rauppen oder Haͤudaͤchs auch die ſchoͤne Farbe
haſſet; Gleich wie ein Zelotypus, ein Eifferer/ Mann oder Weib/ wann
ihn der Eiffer-geiſt offtmal vnzeitig ankommet/ auch die ſchoͤne Geſtalt
deß corrivalen haſſet vmb der Perſon willen: So werden manchmal ſchoͤ-
ne Gaben vnſchuldig angefeindet/ verkleinert/ vnd muͤſſen dieſelbe der ver-
haßten Perſon entgelten; Troſt wider die Arbeit-gerichte/ faul- vnd traͤgheit
wird manchmal gekroͤnet/ Fleiß/ Arbeit vnd Eiffer verhoͤnet/ vnd wann esSap. 5, 1.
uͤbel vnd vngluͤcklich abgehet/ hat man fuͤr den Spott nicht zu ſorgen/ Da!
da! Troſt wider die Tugend-grichte/ da man κατ᾽; ὄψιν nach dem bloſſen augẽ-
ſchall vnd Augen-fall richtet; da ſihet man auff die aͤuſſerliche præſentation
vnd Gebaͤrde/ keines hat dem andern in die ſtube geſehen/ weniger ins Hertz.
Troſt wider die Belohnungs-gerichte: die ſind uͤber die maſſen vngleich ab-
gemeſſen/ vnd darff man noch wol in ſolchem vngleichẽ maß auff das exem-
pel deß him̃liſchen Haußvatters bochen/ da will man Gott im Himmel
imitiren/ der da ſaget Matth. 20, 15. Warumb ſiheſtu ſo ſcheel? Was
folget? Hab ich nicht Macht mit dem meinen zu thun? Wer das
nachſagen kan/ mit dem meinen/ meinem Eygenthumb/ der mag ſich
dieſes Spruchs behelffen: Aber ein anders iſt cuſtos vineæ, ein Huͤter in
dem Weinberg/ ein anders Dominus vineæ & vinitorum, ein Herr deß
Weinbergs vnd der Arbeiter in demſelben: Dieſem bleibet ſeine freye hand
offen/ jener aber ſoll nach der proportion der Gerechtigkeit verfahren; Ein
Troſt alles Troſts! Es kom̃et der tag/ der vngerad gerad machen wird/ alles
richten vnd ſchlichten/ wird darauff folgen die holdſelige Predigt: Jhr ge-
ſegneten meines Vatters! ererbet das Reich/ das euch berei-
tet iſt von anbegin der Welt. Ach HErr an vnſerm
letzten End/ am Juͤngſten Gericht/ hilff vns
HErr Gott! Kyrieleiſon!
AMEN.



Ein
i i i j ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0839" n="1355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
Gun&#x017F;t vnd Ge&#x017F;cha&#x0364;nck vnter&#x017F;chlagen. Tro&#x017F;t wider die fal&#x017F;che Wag vnd Ga-<lb/>
ben-gerichte. <hi rendition="#aq">Quisquis amat ranam, ranam putat e&#x017F;&#x017F;e Dianam,</hi> Wer &#x017F;ich<lb/>
an einem Fro&#x017F;ch vergafft/ den&#x017F;elben er zum Abgott machet. Gleich wie<lb/>
man an einer verhaßten Rauppen oder Ha&#x0364;uda&#x0364;chs auch die &#x017F;cho&#x0364;ne Farbe<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;et; Gleich wie ein <hi rendition="#aq">Zelotypus,</hi> ein Eifferer/ Mann oder Weib/ wann<lb/>
ihn der Eiffer-gei&#x017F;t offtmal vnzeitig ankommet/ auch die &#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;talt<lb/>
deß <hi rendition="#aq">corrival</hi>en ha&#x017F;&#x017F;et vmb der Per&#x017F;on willen: So werden manchmal &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne Gaben vn&#x017F;chuldig angefeindet/ verkleinert/ vnd mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elbe der ver-<lb/>
haßten Per&#x017F;on entgelten; Tro&#x017F;t wider die Arbeit-gerichte/ faul- vnd tra&#x0364;gheit<lb/>
wird manchmal gekro&#x0364;net/ Fleiß/ Arbeit vnd Eiffer verho&#x0364;net/ vnd wann es<note place="right"><hi rendition="#aq">Sap.</hi> 5, 1.</note><lb/>
u&#x0364;bel vnd vnglu&#x0364;cklich abgehet/ hat man fu&#x0364;r den Spott nicht zu &#x017F;orgen/ Da!<lb/>
da! Tro&#x017F;t wider die Tugend-grichte/ da man &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x1FBD;; &#x1F44;&#x03C8;&#x03B9;&#x03BD; nach dem blo&#x017F;&#x017F;en auge&#x0303;-<lb/>
&#x017F;chall vnd Augen-fall richtet; da &#x017F;ihet man auff die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche <hi rendition="#aq">præ&#x017F;entation</hi><lb/>
vnd Geba&#x0364;rde/ keines hat dem andern in die &#x017F;tube ge&#x017F;ehen/ weniger ins Hertz.<lb/>
Tro&#x017F;t wider die Belohnungs-gerichte: die &#x017F;ind u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en vngleich ab-<lb/>
geme&#x017F;&#x017F;en/ vnd darff man noch wol in &#x017F;olchem vngleiche&#x0303; maß auff das exem-<lb/>
pel deß him&#x0303;li&#x017F;chen Haußvatters bochen/ da will man Gott im Himmel<lb/><hi rendition="#aq">imiti</hi>ren/ der da &#x017F;aget <hi rendition="#aq">Matth.</hi> 20, 15. <hi rendition="#fr">Warumb &#x017F;ihe&#x017F;tu &#x017F;o &#x017F;cheel?</hi> Was<lb/>
folget? <hi rendition="#fr">Hab ich nicht Macht mit dem meinen zu thun?</hi> Wer das<lb/>
nach&#x017F;agen kan/ <hi rendition="#fr">mit dem meinen/</hi> meinem Eygenthumb/ der mag &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;es Spruchs behelffen: Aber ein anders i&#x017F;t <hi rendition="#aq">cu&#x017F;tos vineæ,</hi> ein Hu&#x0364;ter in<lb/>
dem Weinberg/ ein anders <hi rendition="#aq">Dominus vineæ &amp; vinitorum,</hi> ein Herr deß<lb/>
Weinbergs vnd der Arbeiter in dem&#x017F;elben: Die&#x017F;em bleibet &#x017F;eine freye hand<lb/>
offen/ jener aber &#x017F;oll nach der <hi rendition="#aq">proportion</hi> der Gerechtigkeit verfahren; Ein<lb/>
Tro&#x017F;t alles Tro&#x017F;ts! Es kom&#x0303;et der tag/ der vngerad gerad machen wird/ alles<lb/>
richten vnd &#x017F;chlichten/ wird darauff folgen die hold&#x017F;elige Predigt: <hi rendition="#fr">Jhr ge-<lb/>
&#x017F;egneten meines Vatters! ererbet das Reich/ das euch berei-<lb/><hi rendition="#c">tet i&#x017F;t von anbegin der Welt. Ach HErr an vn&#x017F;erm<lb/>
letzten End/ am Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Gericht/ hilff vns<lb/>
HErr Gott! Kyrielei&#x017F;on!<lb/><hi rendition="#g">AMEN.</hi></hi></hi></p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">i i i j ij</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ein</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1355/0839] Predigt. Gunſt vnd Geſchaͤnck vnterſchlagen. Troſt wider die falſche Wag vnd Ga- ben-gerichte. Quisquis amat ranam, ranam putat eſſe Dianam, Wer ſich an einem Froſch vergafft/ denſelben er zum Abgott machet. Gleich wie man an einer verhaßten Rauppen oder Haͤudaͤchs auch die ſchoͤne Farbe haſſet; Gleich wie ein Zelotypus, ein Eifferer/ Mann oder Weib/ wann ihn der Eiffer-geiſt offtmal vnzeitig ankommet/ auch die ſchoͤne Geſtalt deß corrivalen haſſet vmb der Perſon willen: So werden manchmal ſchoͤ- ne Gaben vnſchuldig angefeindet/ verkleinert/ vnd muͤſſen dieſelbe der ver- haßten Perſon entgelten; Troſt wider die Arbeit-gerichte/ faul- vnd traͤgheit wird manchmal gekroͤnet/ Fleiß/ Arbeit vnd Eiffer verhoͤnet/ vnd wann es uͤbel vnd vngluͤcklich abgehet/ hat man fuͤr den Spott nicht zu ſorgen/ Da! da! Troſt wider die Tugend-grichte/ da man κατ᾽; ὄψιν nach dem bloſſen augẽ- ſchall vnd Augen-fall richtet; da ſihet man auff die aͤuſſerliche præſentation vnd Gebaͤrde/ keines hat dem andern in die ſtube geſehen/ weniger ins Hertz. Troſt wider die Belohnungs-gerichte: die ſind uͤber die maſſen vngleich ab- gemeſſen/ vnd darff man noch wol in ſolchem vngleichẽ maß auff das exem- pel deß him̃liſchen Haußvatters bochen/ da will man Gott im Himmel imitiren/ der da ſaget Matth. 20, 15. Warumb ſiheſtu ſo ſcheel? Was folget? Hab ich nicht Macht mit dem meinen zu thun? Wer das nachſagen kan/ mit dem meinen/ meinem Eygenthumb/ der mag ſich dieſes Spruchs behelffen: Aber ein anders iſt cuſtos vineæ, ein Huͤter in dem Weinberg/ ein anders Dominus vineæ & vinitorum, ein Herr deß Weinbergs vnd der Arbeiter in demſelben: Dieſem bleibet ſeine freye hand offen/ jener aber ſoll nach der proportion der Gerechtigkeit verfahren; Ein Troſt alles Troſts! Es kom̃et der tag/ der vngerad gerad machen wird/ alles richten vnd ſchlichten/ wird darauff folgen die holdſelige Predigt: Jhr ge- ſegneten meines Vatters! ererbet das Reich/ das euch berei- tet iſt von anbegin der Welt. Ach HErr an vnſerm letzten End/ am Juͤngſten Gericht/ hilff vns HErr Gott! Kyrieleiſon! AMEN. Sap. 5, 1. Ein i i i j ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/839
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 1355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/839>, abgerufen am 18.05.2024.