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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Predigt.
in jhrem gantz eygenem Eygenthumb/ vnd macht durch solche einwohnung
die Menschheit Christi deß anbetens würdig vnd werth.

Ei ou`'tos en kai monon en anthropo phaneis en, ou'den paradoxon. ita
Athanas. Orat. 4. contra Arian. pag. 273. & in orat. de incarn. verbi pag. 162.
alioquin nihil discriminis internos (Sanctos) & Christum esset. Quapropter si
adoras hominem Christum. eo quod inhabitat Dei verbum: una opera adora
quoque sanctos, ob Deum qui in illis habet domicilium.

Heisset demnach allhie somatikos oder leibhafftig so viel/ als eine
solche weiß/ wie die Seel in jhrem Leib wohnet; wie dann? auff die spur
deutet der H. Geist selbs/ vns gebühret nun ferner zuforschen vnd auß zu-
spüren. Die lieben Alten sind mit vnderschiedlichen kräfftigen phrasibus vnd
Worten auff diese Heylige spur kommen vnd dieselbe deutlich außgesprochen
vnd gesagt Es solte diese vereinigung der Naturen in Christo geschehen
perikhorestikos I. durchgehender oder durchwehender weiß; dann
gleich wie die gantze Seele gantz vnd gäntzlich ist/ vnd wohnet in jhrem eyge-
nem Leib/ vnd in allen desselben Gliedmassen/ denselben durchtringet/ durch-
wähet/ durchgehet/ demselben sich gantz mit allen kräfften vnd tugenden ey-
gen schencket/ vnd mittheilet/ auch mit seinem nahmen adelt/ daß der Leib
deß Menschen heisset ein lebendiger/ ein seelhaffter Leib; gar anders als ir-
gend ein Engel: wann er eine zeitlang einen frembden von jhm selbs zuge-
rechneten Cörper annimpt/ darinnen zu erscheinen/ dem ergibt er sich nicht
selbs eygen/ er wohnet nicht darinn beständig/ sondern wann er seine Bott-
schafft gantz verrichtet/ legt er jhn wider von sich vnd verschwindet/ ein sol-
cher Cörper heisset eygentlich nicht ein Englischer oder himmlischer Leib:
Also wohnet auch der Sohn Gottes mit aller fülle vnd gäntze seiner Gott-
heit in seinem allerheyligsten gantz eygenem fleisch/ er durchtringet dasselbe
kräfftiglich/ er gibt sich demselben gantz zueygen/ macht ein göttliches fleisch
darauß/ daß man mit Warheit sagen kan: dieser Mensch der JEsus von
Nazareth ist ein göttlicher Mensch/ sein fleisch heisset theotheinsa, das ist/ mit
göttlicher Mayestät vnd würdigkeit begabet. Sie ist upostasa en to logo,
mit der Person deß Ewigen Sohnes Gottes durch die persönliche vereini-
gung begnadiget: Christus als Mensch/ ist in consortio S. Triadis in der
gemeinschafft der H. Dreyeinigkeit/ so fern seine Menschheit mit jhm/ dem
Sohne Gottes/ eine vnzertrennte Person machet: Christus/ als Mensch/
ist vnd sitzet in dem Thron der Krafft vnd Mayestät GOttes/Apocal. 5,
12. 13.

vnd wird von den Heyligen Gottes religiose, göttlich geehret.
Darumb diß kündlich grosse Geheimnüß der Gottseligkeit: GOTT ist

Mensch/
R r r r iij

Predigt.
in jhrem gantz eygenem Eygenthumb/ vnd macht durch ſolche einwohnung
die Menſchheit Chriſti deß anbetens wuͤrdig vnd werth.

Ἔι ου῞τως ἦν κὰι μόνον ἐν ἀνϑϱώπω φανεὶς ἦν, ου᾽δὲν παϱάδοξον. ita
Athanaſ. Orat. 4. contra Arian. pag. 273. & in orat. de incarn. verbi pag. 162.
alioquin nihil diſcriminis internos (Sanctos) & Chriſtum eſſet. Quapropter ſi
adoras hominem Chriſtum. eò quòd inhabitat Dei verbum: unâ operâ adora
quoque ſanctos, ob Deum qui in illis habet domicilium.

Heiſſet demnach allhie σωματικῶς oder leibhafftig ſo viel/ als eine
ſolche weiß/ wie die Seel in jhrem Leib wohnet; wie dann? auff die ſpur
deutet der H. Geiſt ſelbs/ vns gebuͤhret nun ferner zuforſchen vnd auß zu-
ſpuͤren. Die lieben Alten ſind mit vnderſchiedlichen kraͤfftigen phraſibus vnd
Worten auff dieſe Heylige ſpur kom̃en vnd dieſelbe deutlich außgeſprochen
vnd geſagt Es ſolte dieſe vereinigung der Naturen in Chriſto geſchehen
πεϱιχωϱηϛικῶς I. durchgehender oder durchwehender weiß; dann
gleich wie die gantze Seele gantz vnd gaͤntzlich iſt/ vnd wohnet in jhrem eyge-
nem Leib/ vnd in allen deſſelben Gliedmaſſen/ denſelben durchtringet/ durch-
waͤhet/ durchgehet/ demſelben ſich gantz mit allen kraͤfften vnd tugenden ey-
gen ſchencket/ vnd mittheilet/ auch mit ſeinem nahmen adelt/ daß der Leib
deß Menſchen heiſſet ein lebendiger/ ein ſeelhaffter Leib; gar anders als ir-
gend ein Engel: wann er eine zeitlang einen frembden von jhm ſelbs zuge-
rechneten Coͤrper annimpt/ darinnen zu erſcheinen/ dem ergibt er ſich nicht
ſelbs eygen/ er wohnet nicht darinn beſtaͤndig/ ſondern wann er ſeine Bott-
ſchafft gantz verrichtet/ legt er jhn wider von ſich vnd verſchwindet/ ein ſol-
cher Coͤrper heiſſet eygentlich nicht ein Engliſcher oder himmliſcher Leib:
Alſo wohnet auch der Sohn Gottes mit aller fuͤlle vnd gaͤntze ſeiner Gott-
heit in ſeinem allerheyligſten gantz eygenem fleiſch/ er durchtringet daſſelbe
kraͤfftiglich/ er gibt ſich demſelben gantz zueygen/ macht ein goͤttliches fleiſch
darauß/ daß man mit Warheit ſagen kan: dieſer Menſch der JEſus von
Nazareth iſt ein goͤttlicher Menſch/ ſein fleiſch heiſſet ϑεωϑει̃σα, das iſt/ mit
goͤttlicher Mayeſtaͤt vnd wuͤrdigkeit begabet. Sie iſt ὑποϛᾶσα ἐν τῷ λόγῳ,
mit der Perſon deß Ewigen Sohnes Gottes durch die perſoͤnliche vereini-
gung begnadiget: Chriſtus als Menſch/ iſt in conſortio S. Triadis in der
gemeinſchafft der H. Dreyeinigkeit/ ſo fern ſeine Menſchheit mit jhm/ dem
Sohne Gottes/ eine vnzertrennte Perſon machet: Chriſtus/ als Menſch/
iſt vnd ſitzet in dem Thron der Krafft vnd Mayeſtät GOttes/Apocal. 5,
12. 13.

vnd wird von den Heyligen Gottes religioſè, goͤttlich geehret.
Darumb diß kuͤndlich groſſe Geheimnuͤß der Gottſeligkeit: GOTT iſt

Menſch/
R r r r iij
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[685/0169] Predigt. in jhrem gantz eygenem Eygenthumb/ vnd macht durch ſolche einwohnung die Menſchheit Chriſti deß anbetens wuͤrdig vnd werth. Ἔι ου῞τως ἦν κὰι μόνον ἐν ἀνϑϱώπω φανεὶς ἦν, ου᾽δὲν παϱάδοξον. ita Athanaſ. Orat. 4. contra Arian. pag. 273. & in orat. de incarn. verbi pag. 162. alioquin nihil diſcriminis internos (Sanctos) & Chriſtum eſſet. Quapropter ſi adoras hominem Chriſtum. eò quòd inhabitat Dei verbum: unâ operâ adora quoque ſanctos, ob Deum qui in illis habet domicilium. Heiſſet demnach allhie σωματικῶς oder leibhafftig ſo viel/ als eine ſolche weiß/ wie die Seel in jhrem Leib wohnet; wie dann? auff die ſpur deutet der H. Geiſt ſelbs/ vns gebuͤhret nun ferner zuforſchen vnd auß zu- ſpuͤren. Die lieben Alten ſind mit vnderſchiedlichen kraͤfftigen phraſibus vnd Worten auff dieſe Heylige ſpur kom̃en vnd dieſelbe deutlich außgeſprochen vnd geſagt Es ſolte dieſe vereinigung der Naturen in Chriſto geſchehen πεϱιχωϱηϛικῶς I. durchgehender oder durchwehender weiß; dann gleich wie die gantze Seele gantz vnd gaͤntzlich iſt/ vnd wohnet in jhrem eyge- nem Leib/ vnd in allen deſſelben Gliedmaſſen/ denſelben durchtringet/ durch- waͤhet/ durchgehet/ demſelben ſich gantz mit allen kraͤfften vnd tugenden ey- gen ſchencket/ vnd mittheilet/ auch mit ſeinem nahmen adelt/ daß der Leib deß Menſchen heiſſet ein lebendiger/ ein ſeelhaffter Leib; gar anders als ir- gend ein Engel: wann er eine zeitlang einen frembden von jhm ſelbs zuge- rechneten Coͤrper annimpt/ darinnen zu erſcheinen/ dem ergibt er ſich nicht ſelbs eygen/ er wohnet nicht darinn beſtaͤndig/ ſondern wann er ſeine Bott- ſchafft gantz verrichtet/ legt er jhn wider von ſich vnd verſchwindet/ ein ſol- cher Coͤrper heiſſet eygentlich nicht ein Engliſcher oder himmliſcher Leib: Alſo wohnet auch der Sohn Gottes mit aller fuͤlle vnd gaͤntze ſeiner Gott- heit in ſeinem allerheyligſten gantz eygenem fleiſch/ er durchtringet daſſelbe kraͤfftiglich/ er gibt ſich demſelben gantz zueygen/ macht ein goͤttliches fleiſch darauß/ daß man mit Warheit ſagen kan: dieſer Menſch der JEſus von Nazareth iſt ein goͤttlicher Menſch/ ſein fleiſch heiſſet ϑεωϑει̃σα, das iſt/ mit goͤttlicher Mayeſtaͤt vnd wuͤrdigkeit begabet. Sie iſt ὑποϛᾶσα ἐν τῷ λόγῳ, mit der Perſon deß Ewigen Sohnes Gottes durch die perſoͤnliche vereini- gung begnadiget: Chriſtus als Menſch/ iſt in conſortio S. Triadis in der gemeinſchafft der H. Dreyeinigkeit/ ſo fern ſeine Menſchheit mit jhm/ dem Sohne Gottes/ eine vnzertrennte Perſon machet: Chriſtus/ als Menſch/ iſt vnd ſitzet in dem Thron der Krafft vnd Mayeſtät GOttes/ vnd wird von den Heyligen Gottes religioſè, goͤttlich geehret. Darumb diß kuͤndlich groſſe Geheimnuͤß der Gottſeligkeit: GOTT iſt Menſch/ Apocal. 5, 12. 13. R r r r iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/169>, abgerufen am 09.10.2024.