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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Predigt.
Exempel/ daß wann man mit heilsamen Artzneyquellen hat wollen Marcken-
tanterey treiben/ sind sie versigen. Quid prohibetis aquas, usus communis
aquarum est,
sagt der Poet: deß Wassers kan niemand entbehren/ drumb
soll mans auch niemand wehren; Zwar grosse Potentaten haben jrgends
jhre eigene versigelte Quellen gehabt/ wie in Salomons Lustgarten Hettanapud Io-
seph. l. 8.
antiq. c. 2.
Athenae. l.
12. dipnos.
c.
2.

dergleichen verschlossener Brunn gewest seyn solle: vnd Athenaeus bezeu-
get/ daß bey den Persianern solche versigelte Quellen gewest/ darauß nie-
mand als der König vnd sein erstgebohrner Sohn bey Leibs-vnd Lebens-
straff trincken dörffen: aber Gottes Natur/ Wefen vnd Güte ist solche
parteiliche Kargheit zu wider: seine Güte wäret jmmer vnd ewiglich/ der
Reichthumb seiner Gnad ist nicht zu erschöpffen. ob er gleich wohnet in ei-
nem Liecht/ da niemand zukommen kan/ so hat er sich doch auß seinem vn-
sichtbaren Liecht herfür gethan/ leuchtet vnd steüsset jederman/ niemand der
jhn sucht vnd zu jhm komt/ stost er von sich/ er ist viel geneigter zu geben/ als
wir zu nemen. Domitianus der Römische Kaiser war ein solcher TyrannPlin. in pa-
negyr. Tra
iani.

für den niemand getrost tretten/ den niemand mit freyem Mut vnd Mund
ansprechen dörffen/ der nie auß seiner Einöd herfür gekrochen/ als wann er
ein solitudinem oder Einöd machen wolte: Vnser GOtt im Himmel ist
kein solcher Tyrann/ sondern ein frey-vnd frewdig-gebende Natur/ ein jm-
merfliessende Quell/ von welcher dieses gantze universum, diese grosse Welt
vnd was darin begriffen/ sichtbare vnd vnsichtbare Creaturen anfangs ge-
flossen vnd noch erhalten wird. wie er der himmlische Vatter/ an den wir
im ersten Artickel glauben/ in H. Schrifft heisset ein Vatter des Regens/Iob 38, 28.
also ist vnd heisset er auch ein Vatter der gantzen Welt/ dieweil er alles ge-
macht vnd geschaffen/ was gemacht vnd erschaffen ist.

Seine vätterliche Affecten haben wir newlich betrachtet/ folget der
erste vätterliche Effect/ der da heist die Schöpffung von dem auch der
erste Articul seinen Name bekommen. Davon dißmal nützlich zu re-
den gebe die ewige Quell alles Gute/ Crafft vnd Gnade/ Amen!

WAnn wir demnach die Quell aller Ding/ den Schöpffer Him-
mels vnd der Erden/ suchen vnd erkennen lernen ex fonte Mo-
saico,
auß dem ersten Buch Mosis vnd desselben Commentario
der übrigen heiligen Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften/ so wer-
den wir antreffen/ Erstlich einen dreyeinigen Schöpffer/ den ewigen
Vatter der im Anfang durch das Wort/ Himmel vnd Erden erschaffen/
der sich in diesem Werck sonderlich geoffenbaret vnd zu erkennen geben/
wie droben E. L. vernommen/ derselbe ist nicht nur der Regen sondern auch

der

Predigt.
Exempel/ daß wañ man mit heilſamen Artzneyquellen hat wollen Marcken-
tanterey treiben/ ſind ſie verſigen. Quid prohibetis aquas, uſus communis
aquarum eſt,
ſagt der Poet: deß Waſſers kan niemand entbehren/ drumb
ſoll mans auch niemand wehren; Zwar groſſe Potentaten haben jrgends
jhre eigene verſigelte Quellen gehabt/ wie in Salomons Luſtgarten Hettanapud Io-
ſeph. l. 8.
antiq. c. 2.
Athenæ. l.
12. dipnoſ.
c.
2.

dergleichen verſchloſſener Brunn geweſt ſeyn ſolle: vnd Athenæus bezeu-
get/ daß bey den Perſianern ſolche verſigelte Quellen geweſt/ darauß nie-
mand als der Koͤnig vnd ſein erſtgebohrner Sohn bey Leibs-vnd Lebens-
ſtraff trincken doͤrffen: aber Gottes Natur/ Wefen vnd Guͤte iſt ſolche
parteiliche Kargheit zu wider: ſeine Guͤte waͤret jmmer vnd ewiglich/ der
Reichthumb ſeiner Gnad iſt nicht zu erſchoͤpffen. ob er gleich wohnet in ei-
nem Liecht/ da niemand zukommen kan/ ſo hat er ſich doch auß ſeinem vn-
ſichtbaren Liecht herfuͤr gethan/ leuchtet vnd ſteuͤſſet jederman/ niemand der
jhn ſucht vnd zu jhm komt/ ſtoſt er von ſich/ er iſt viel geneigter zu geben/ als
wir zu nemen. Domitianus der Roͤmiſche Kaiſer war ein ſolcher TyrannPlin. in pa-
negyr. Tra
iani.

fuͤr den niemand getroſt tretten/ den niemand mit freyem Mut vnd Mund
anſprechen doͤrffen/ der nie auß ſeiner Einoͤd herfuͤr gekrochen/ als wann er
ein ſolitudinem oder Einoͤd machen wolte: Vnſer GOtt im Himmel iſt
kein ſolcher Tyrann/ ſondern ein frey-vnd frewdig-gebende Natur/ ein jm-
merflieſſende Quell/ von welcher dieſes gantze univerſum, dieſe groſſe Welt
vnd was darin begriffen/ ſichtbare vnd vnſichtbare Creaturen anfangs ge-
floſſen vnd noch erhalten wird. wie er der himmliſche Vatter/ an den wir
im erſten Artickel glauben/ in H. Schrifft heiſſet ein Vatter des Regens/Iob 38, 28.
alſo iſt vnd heiſſet er auch ein Vatter der gantzen Welt/ dieweil er alles ge-
macht vnd geſchaffen/ was gemacht vnd erſchaffen iſt.

Seine vaͤtterliche Affecten haben wir newlich betrachtet/ folget der
erſte vaͤtterliche Effect/ der da heiſt die Schoͤpffung von dem auch der
erſte Articul ſeinen Name bekommen. Davon dißmal nuͤtzlich zu re-
den gebe die ewige Quell alles Gute/ Crafft vnd Gnade/ Amen!

WAnn wir demnach die Quell aller Ding/ den Schoͤpffer Him-
mels vnd der Erden/ ſuchen vnd erkennen lernen ex fonte Mo-
ſaico,
auß dem erſten Buch Moſis vnd deſſelben Commentario
der uͤbrigen heiligen Prophetiſchen vnd Apoſtoliſchen Schrifften/ ſo wer-
den wir antreffen/ Erſtlich einen dreyeinigen Schoͤpffer/ den ewigen
Vatter der im Anfang durch das Wort/ Himmel vnd Erden erſchaffen/
der ſich in dieſem Werck ſonderlich geoffenbaret vnd zu erkennen geben/
wie droben E. L. vernommen/ derſelbe iſt nicht nur der Regen ſondern auch

der
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[303/0321] Predigt. Exempel/ daß wañ man mit heilſamen Artzneyquellen hat wollen Marcken- tanterey treiben/ ſind ſie verſigen. Quid prohibetis aquas, uſus communis aquarum eſt, ſagt der Poet: deß Waſſers kan niemand entbehren/ drumb ſoll mans auch niemand wehren; Zwar groſſe Potentaten haben jrgends jhre eigene verſigelte Quellen gehabt/ wie in Salomons Luſtgarten Hettan dergleichen verſchloſſener Brunn geweſt ſeyn ſolle: vnd Athenæus bezeu- get/ daß bey den Perſianern ſolche verſigelte Quellen geweſt/ darauß nie- mand als der Koͤnig vnd ſein erſtgebohrner Sohn bey Leibs-vnd Lebens- ſtraff trincken doͤrffen: aber Gottes Natur/ Wefen vnd Guͤte iſt ſolche parteiliche Kargheit zu wider: ſeine Guͤte waͤret jmmer vnd ewiglich/ der Reichthumb ſeiner Gnad iſt nicht zu erſchoͤpffen. ob er gleich wohnet in ei- nem Liecht/ da niemand zukommen kan/ ſo hat er ſich doch auß ſeinem vn- ſichtbaren Liecht herfuͤr gethan/ leuchtet vnd ſteuͤſſet jederman/ niemand der jhn ſucht vnd zu jhm komt/ ſtoſt er von ſich/ er iſt viel geneigter zu geben/ als wir zu nemen. Domitianus der Roͤmiſche Kaiſer war ein ſolcher Tyrann fuͤr den niemand getroſt tretten/ den niemand mit freyem Mut vnd Mund anſprechen doͤrffen/ der nie auß ſeiner Einoͤd herfuͤr gekrochen/ als wann er ein ſolitudinem oder Einoͤd machen wolte: Vnſer GOtt im Himmel iſt kein ſolcher Tyrann/ ſondern ein frey-vnd frewdig-gebende Natur/ ein jm- merflieſſende Quell/ von welcher dieſes gantze univerſum, dieſe groſſe Welt vnd was darin begriffen/ ſichtbare vnd vnſichtbare Creaturen anfangs ge- floſſen vnd noch erhalten wird. wie er der himmliſche Vatter/ an den wir im erſten Artickel glauben/ in H. Schrifft heiſſet ein Vatter des Regens/ alſo iſt vnd heiſſet er auch ein Vatter der gantzen Welt/ dieweil er alles ge- macht vnd geſchaffen/ was gemacht vnd erſchaffen iſt. apud Io- ſeph. l. 8. antiq. c. 2. Athenæ. l. 12. dipnoſ. c. 2. Plin. in pa- negyr. Tra iani. Iob 38, 28. Seine vaͤtterliche Affecten haben wir newlich betrachtet/ folget der erſte vaͤtterliche Effect/ der da heiſt die Schoͤpffung von dem auch der erſte Articul ſeinen Name bekommen. Davon dißmal nuͤtzlich zu re- den gebe die ewige Quell alles Gute/ Crafft vnd Gnade/ Amen! WAnn wir demnach die Quell aller Ding/ den Schoͤpffer Him- mels vnd der Erden/ ſuchen vnd erkennen lernen ex fonte Mo- ſaico, auß dem erſten Buch Moſis vnd deſſelben Commentario der uͤbrigen heiligen Prophetiſchen vnd Apoſtoliſchen Schrifften/ ſo wer- den wir antreffen/ Erſtlich einen dreyeinigen Schoͤpffer/ den ewigen Vatter der im Anfang durch das Wort/ Himmel vnd Erden erſchaffen/ der ſich in dieſem Werck ſonderlich geoffenbaret vnd zu erkennen geben/ wie droben E. L. vernommen/ derſelbe iſt nicht nur der Regen ſondern auch der

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/321>, abgerufen am 24.11.2024.