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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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Staatsverfassung der Alten. Rom.
sein Misbrauch erleichtert durch die Verbreitung der neuen
Bürger durch alle Tribus, bald nach dem Bundesge-
nossen-Kriege. Dazu die Bewaffnung des städtischen
Pöbels durch C. Marius; Verderb der niedern Classe
durch Austheilung von wohlfeilem Getreide, das bald
umsonst gegeben werden muß, zur großen Belastung
der Finanzen zu einer Zeit, da in Folge des Systems
der Verpachtung der Provinzial-Einkünfte die Steuer-
kräfte bereits im Sinken sind.

60. Die Entscheidung über den Freistaat gab Sulla,
als er durch die bewaffnete Macht die Staatsverfassung
änderte, wenn auch für das Mahl zu Gunsten der alten
Ordnung, und diese Änderung durch Militär-Colonieen
bewachen ließ. Seit die Heere über die Verfassung gebo-
ten, durfte Pompejus eigenmächtig das Morgenland bis
zum Euphrat erobern, in Provinzen und abhängige Fürsten-
thümer zerfällen und sich der Verdoppelung der Staats-
Einkünfte rühmen, Cäsar das Gallische Abendland bezwin-
gen, einrichten, den Staat, der nie auswachsen sollte,
noch auf Britannien und Deutschland anweisen; die Ver-
mehrung der Staats-Einkünfte um ein Drittheil war seine
Rechenschaft. Neben Männern mit königlichen Einkünften,
denen jeder ihrer Kriegsleute ein Vermögen dankte, dazu
oft Italischen Grundbesitz auf Kosten der rechtmäßigen
Innhaber, galt Bürgerfreiheit nichts, die hauptstädtische
Volksversammlung, schmachtend nach Brod und Lustbar-
keiten, lediglich als Werkzeug. Ein Cicero ließ es sich
gefallen, den Zweck des Römischen Staats in der Erhal-
tung der großen Familien zu erkennen.

61. Aus Julius Cäsar's lichtem Haupte entsprang
der Gedanke, durch Wiederherstellung eines rechtmäßigen

Staatsverfaſſung der Alten. Rom.
ſein Misbrauch erleichtert durch die Verbreitung der neuen
Buͤrger durch alle Tribus, bald nach dem Bundesge-
noſſen-Kriege. Dazu die Bewaffnung des ſtaͤdtiſchen
Poͤbels durch C. Marius; Verderb der niedern Claſſe
durch Austheilung von wohlfeilem Getreide, das bald
umſonſt gegeben werden muß, zur großen Belaſtung
der Finanzen zu einer Zeit, da in Folge des Syſtems
der Verpachtung der Provinzial-Einkuͤnfte die Steuer-
kraͤfte bereits im Sinken ſind.

60. Die Entſcheidung uͤber den Freiſtaat gab Sulla,
als er durch die bewaffnete Macht die Staatsverfaſſung
aͤnderte, wenn auch fuͤr das Mahl zu Gunſten der alten
Ordnung, und dieſe Änderung durch Militaͤr-Colonieen
bewachen ließ. Seit die Heere uͤber die Verfaſſung gebo-
ten, durfte Pompejus eigenmaͤchtig das Morgenland bis
zum Euphrat erobern, in Provinzen und abhaͤngige Fuͤrſten-
thuͤmer zerfaͤllen und ſich der Verdoppelung der Staats-
Einkuͤnfte ruͤhmen, Caͤſar das Galliſche Abendland bezwin-
gen, einrichten, den Staat, der nie auswachſen ſollte,
noch auf Britannien und Deutſchland anweiſen; die Ver-
mehrung der Staats-Einkuͤnfte um ein Drittheil war ſeine
Rechenſchaft. Neben Maͤnnern mit koͤniglichen Einkuͤnften,
denen jeder ihrer Kriegsleute ein Vermoͤgen dankte, dazu
oft Italiſchen Grundbeſitz auf Koſten der rechtmaͤßigen
Innhaber, galt Buͤrgerfreiheit nichts, die hauptſtaͤdtiſche
Volksverſammlung, ſchmachtend nach Brod und Luſtbar-
keiten, lediglich als Werkzeug. Ein Cicero ließ es ſich
gefallen, den Zweck des Roͤmiſchen Staats in der Erhal-
tung der großen Familien zu erkennen.

61. Aus Julius Caͤſar’s lichtem Haupte entſprang
der Gedanke, durch Wiederherſtellung eines rechtmaͤßigen

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[45/0057] Staatsverfaſſung der Alten. Rom. ſein Misbrauch erleichtert durch die Verbreitung der neuen Buͤrger durch alle Tribus, bald nach dem Bundesge- noſſen-Kriege. Dazu die Bewaffnung des ſtaͤdtiſchen Poͤbels durch C. Marius; Verderb der niedern Claſſe durch Austheilung von wohlfeilem Getreide, das bald umſonſt gegeben werden muß, zur großen Belaſtung der Finanzen zu einer Zeit, da in Folge des Syſtems der Verpachtung der Provinzial-Einkuͤnfte die Steuer- kraͤfte bereits im Sinken ſind. 60. Die Entſcheidung uͤber den Freiſtaat gab Sulla, als er durch die bewaffnete Macht die Staatsverfaſſung aͤnderte, wenn auch fuͤr das Mahl zu Gunſten der alten Ordnung, und dieſe Änderung durch Militaͤr-Colonieen bewachen ließ. Seit die Heere uͤber die Verfaſſung gebo- ten, durfte Pompejus eigenmaͤchtig das Morgenland bis zum Euphrat erobern, in Provinzen und abhaͤngige Fuͤrſten- thuͤmer zerfaͤllen und ſich der Verdoppelung der Staats- Einkuͤnfte ruͤhmen, Caͤſar das Galliſche Abendland bezwin- gen, einrichten, den Staat, der nie auswachſen ſollte, noch auf Britannien und Deutſchland anweiſen; die Ver- mehrung der Staats-Einkuͤnfte um ein Drittheil war ſeine Rechenſchaft. Neben Maͤnnern mit koͤniglichen Einkuͤnften, denen jeder ihrer Kriegsleute ein Vermoͤgen dankte, dazu oft Italiſchen Grundbeſitz auf Koſten der rechtmaͤßigen Innhaber, galt Buͤrgerfreiheit nichts, die hauptſtaͤdtiſche Volksverſammlung, ſchmachtend nach Brod und Luſtbar- keiten, lediglich als Werkzeug. Ein Cicero ließ es ſich gefallen, den Zweck des Roͤmiſchen Staats in der Erhal- tung der großen Familien zu erkennen. 61. Aus Julius Caͤſar’s lichtem Haupte entſprang der Gedanke, durch Wiederherſtellung eines rechtmaͤßigen

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/57>, abgerufen am 22.11.2024.