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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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Blick auf d. Systematik d. Staatswissensch.
gen auf: Republik, Monarchie, Despotie, ver-
wirft aber die letztere, weil sie willkührlich ist, die Furcht
zum Princip hat. Das Princip der Monarchie aber ist
die Ehre. Die Republik bietet zwei Formen, Demokra-
tie und Aristokratie, die erstere hat die Tugend, die an-
dere die Mäßigung zum Princip. Dergestalt wird der
alte Irrthum, daß die Zahl der Herrscher über den Geist
der Verfassungen entscheide, wieder hervorgesucht; die Demo-
kratie erhält natürlich im Halb-Stillen den Preis, da doch
bei der größten Tugend der Bevölkerung, kein wahrhaft
selbständiger Staat unsers Welttheils demokratisch regiert wer-
den kann. Er selber verkennt indessen nicht, daß Republiken
klein seyn müssen, daß die Völker sich ihre Rechte am
besten durch Stellvertretung sichern. Auch nimmt er sich
wohl in Acht, seine drei, den Alten abgeborgten, Staats-
gewalten, gesetzgebende, richterliche und vollziehende so zu
sondern, daß sie absolut geschieden wären. Montesquieus
Darstellung wäre reiner geblieben, wenn er vom Christen-
thum gänzlich abgesehen hätte. Jetzt muß der Katholicis-
mus monarchisch, der Protestantismus republikanisch seyn,
worin ein vielfacher Irrthum steckt. Wie viel einfacher
steht David Hume da, der sich unverstellt als Zweifler
gegen das Christenthum verhielt; darum eben nähert
er sich ohne Scheu den wichtigsten Wahrheiten der
Christlichen Zeit. Er will festgehalten wissen an der
Sitte der Gattung als der Quelle des eigentlichen
Rechts, und nicht mit der Sitte der Einzelnen zu ver-
mengen. Darum darf sich die Masse der Einzelnen
am allerwenigsten als berechtigt zur Umwälzung der Re-
gierung darstellen; besser selbst die Tyranney. Am wün-
schenswerthesten, wenn es sich machen läßt, zur Ver-
hinderung solcher äußersten Fälle, ein erblicher Fürst,

Blick auf d. Syſtematik d. Staatswiſſenſch.
gen auf: Republik, Monarchie, Despotie, ver-
wirft aber die letztere, weil ſie willkuͤhrlich iſt, die Furcht
zum Princip hat. Das Princip der Monarchie aber iſt
die Ehre. Die Republik bietet zwei Formen, Demokra-
tie und Ariſtokratie, die erſtere hat die Tugend, die an-
dere die Maͤßigung zum Princip. Dergeſtalt wird der
alte Irrthum, daß die Zahl der Herrſcher uͤber den Geiſt
der Verfaſſungen entſcheide, wieder hervorgeſucht; die Demo-
kratie erhaͤlt natuͤrlich im Halb-Stillen den Preis, da doch
bei der groͤßten Tugend der Bevoͤlkerung, kein wahrhaft
ſelbſtaͤndiger Staat unſers Welttheils demokratiſch regiert wer-
den kann. Er ſelber verkennt indeſſen nicht, daß Republiken
klein ſeyn muͤſſen, daß die Voͤlker ſich ihre Rechte am
beſten durch Stellvertretung ſichern. Auch nimmt er ſich
wohl in Acht, ſeine drei, den Alten abgeborgten, Staats-
gewalten, geſetzgebende, richterliche und vollziehende ſo zu
ſondern, daß ſie abſolut geſchieden waͤren. Montesquieus
Darſtellung waͤre reiner geblieben, wenn er vom Chriſten-
thum gaͤnzlich abgeſehen haͤtte. Jetzt muß der Katholicis-
mus monarchiſch, der Proteſtantismus republikaniſch ſeyn,
worin ein vielfacher Irrthum ſteckt. Wie viel einfacher
ſteht David Hume da, der ſich unverſtellt als Zweifler
gegen das Chriſtenthum verhielt; darum eben naͤhert
er ſich ohne Scheu den wichtigſten Wahrheiten der
Chriſtlichen Zeit. Er will feſtgehalten wiſſen an der
Sitte der Gattung als der Quelle des eigentlichen
Rechts, und nicht mit der Sitte der Einzelnen zu ver-
mengen. Darum darf ſich die Maſſe der Einzelnen
am allerwenigſten als berechtigt zur Umwaͤlzung der Re-
gierung darſtellen; beſſer ſelbſt die Tyranney. Am wuͤn-
ſchenswertheſten, wenn es ſich machen laͤßt, zur Ver-
hinderung ſolcher aͤußerſten Faͤlle, ein erblicher Fuͤrſt,

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[203/0215] Blick auf d. Syſtematik d. Staatswiſſenſch. gen auf: Republik, Monarchie, Despotie, ver- wirft aber die letztere, weil ſie willkuͤhrlich iſt, die Furcht zum Princip hat. Das Princip der Monarchie aber iſt die Ehre. Die Republik bietet zwei Formen, Demokra- tie und Ariſtokratie, die erſtere hat die Tugend, die an- dere die Maͤßigung zum Princip. Dergeſtalt wird der alte Irrthum, daß die Zahl der Herrſcher uͤber den Geiſt der Verfaſſungen entſcheide, wieder hervorgeſucht; die Demo- kratie erhaͤlt natuͤrlich im Halb-Stillen den Preis, da doch bei der groͤßten Tugend der Bevoͤlkerung, kein wahrhaft ſelbſtaͤndiger Staat unſers Welttheils demokratiſch regiert wer- den kann. Er ſelber verkennt indeſſen nicht, daß Republiken klein ſeyn muͤſſen, daß die Voͤlker ſich ihre Rechte am beſten durch Stellvertretung ſichern. Auch nimmt er ſich wohl in Acht, ſeine drei, den Alten abgeborgten, Staats- gewalten, geſetzgebende, richterliche und vollziehende ſo zu ſondern, daß ſie abſolut geſchieden waͤren. Montesquieus Darſtellung waͤre reiner geblieben, wenn er vom Chriſten- thum gaͤnzlich abgeſehen haͤtte. Jetzt muß der Katholicis- mus monarchiſch, der Proteſtantismus republikaniſch ſeyn, worin ein vielfacher Irrthum ſteckt. Wie viel einfacher ſteht David Hume da, der ſich unverſtellt als Zweifler gegen das Chriſtenthum verhielt; darum eben naͤhert er ſich ohne Scheu den wichtigſten Wahrheiten der Chriſtlichen Zeit. Er will feſtgehalten wiſſen an der Sitte der Gattung als der Quelle des eigentlichen Rechts, und nicht mit der Sitte der Einzelnen zu ver- mengen. Darum darf ſich die Maſſe der Einzelnen am allerwenigſten als berechtigt zur Umwaͤlzung der Re- gierung darſtellen; beſſer ſelbſt die Tyranney. Am wuͤn- ſchenswertheſten, wenn es ſich machen laͤßt, zur Ver- hinderung ſolcher aͤußerſten Faͤlle, ein erblicher Fuͤrſt,

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/215>, abgerufen am 22.11.2024.