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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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Die Menschheit und der Staat.
gute Gelingen, und weil nichts vollkommen ist was besteht,
so ist das höchste Darstellbare der Fortschritt.

1) Delos, wo keine Frau gebären, die Jomsburg, wo keine hau-
sen durfte.

14. In einem Staate dieser Art ist die Freiheit seiner
bürgerlichen Gesellschaft ohne weiteres enthalten, und es
ist dieselbe an keine bestimmte äußere Form gebunden, ob-
wohl es freiheitstützende Einrichtungen giebt. In Hinsicht
auf die Form aber nennen wir denjenigen Staat frei, dessen
Grund-Einrichtungen nur nach einer bestimmten allgemei-
nen Regel und nur unter Zuthun aller Stände oder
Gliedmaßen des Volks verändert werden können.

15. Weil die Menschheit in jedem Zeitalter neue Zu-
stände gebiert, so läßt sich kein Staat grundfest darstellen,
außer mit den Mitteln und unter den Bedingungen irgend
eines Zeitalters, außer gebunden an die Verhältnisse irgend
einer unmittelbaren Gegenwart. Daher drängt alle Be-
handlung von Staatssachen im Leben und in der Lehre zur
Historie hin, und durch sie auf eine Gegenwart, und wei-
ter, weil keine neue Form des Lebens sich vernachlässigen
läßt, auf unsere Gegenwart, unsern Welttheil, unser Volk.

16. Der Staat ist aber nicht allein ein In Sich,
er hat auch ein Neben Sich, die andern Staaten. Die
Ausbildung auch dieses geselligen Verhältnisses ist unab-
weisbar Aufgabe der Politik und steht mit der Stufe der
innern Ausbildung in nothwendiger Wechselwirkung. Wer
einen Welt- oder Menschheits-Staat begehrt und in Uni-
versal-Monarchieen vorverkündigt sieht, der verschließt der
zu Staaten versammelten Menschheit die Aussicht auf ihre

Die Menſchheit und der Staat.
gute Gelingen, und weil nichts vollkommen iſt was beſteht,
ſo iſt das hoͤchſte Darſtellbare der Fortſchritt.

1) Delos, wo keine Frau gebaͤren, die Jomsburg, wo keine hau-
ſen durfte.

14. In einem Staate dieſer Art iſt die Freiheit ſeiner
buͤrgerlichen Geſellſchaft ohne weiteres enthalten, und es
iſt dieſelbe an keine beſtimmte aͤußere Form gebunden, ob-
wohl es freiheitſtuͤtzende Einrichtungen giebt. In Hinſicht
auf die Form aber nennen wir denjenigen Staat frei, deſſen
Grund-Einrichtungen nur nach einer beſtimmten allgemei-
nen Regel und nur unter Zuthun aller Staͤnde oder
Gliedmaßen des Volks veraͤndert werden koͤnnen.

15. Weil die Menſchheit in jedem Zeitalter neue Zu-
ſtaͤnde gebiert, ſo laͤßt ſich kein Staat grundfeſt darſtellen,
außer mit den Mitteln und unter den Bedingungen irgend
eines Zeitalters, außer gebunden an die Verhaͤltniſſe irgend
einer unmittelbaren Gegenwart. Daher draͤngt alle Be-
handlung von Staatsſachen im Leben und in der Lehre zur
Hiſtorie hin, und durch ſie auf eine Gegenwart, und wei-
ter, weil keine neue Form des Lebens ſich vernachlaͤſſigen
laͤßt, auf unſere Gegenwart, unſern Welttheil, unſer Volk.

16. Der Staat iſt aber nicht allein ein In Sich,
er hat auch ein Neben Sich, die andern Staaten. Die
Ausbildung auch dieſes geſelligen Verhaͤltniſſes iſt unab-
weisbar Aufgabe der Politik und ſteht mit der Stufe der
innern Ausbildung in nothwendiger Wechſelwirkung. Wer
einen Welt- oder Menſchheits-Staat begehrt und in Uni-
verſal-Monarchieen vorverkuͤndigt ſieht, der verſchließt der
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[9/0021] Die Menſchheit und der Staat. gute Gelingen, und weil nichts vollkommen iſt was beſteht, ſo iſt das hoͤchſte Darſtellbare der Fortſchritt. ¹⁾ Delos, wo keine Frau gebaͤren, die Jomsburg, wo keine hau- ſen durfte. 14. In einem Staate dieſer Art iſt die Freiheit ſeiner buͤrgerlichen Geſellſchaft ohne weiteres enthalten, und es iſt dieſelbe an keine beſtimmte aͤußere Form gebunden, ob- wohl es freiheitſtuͤtzende Einrichtungen giebt. In Hinſicht auf die Form aber nennen wir denjenigen Staat frei, deſſen Grund-Einrichtungen nur nach einer beſtimmten allgemei- nen Regel und nur unter Zuthun aller Staͤnde oder Gliedmaßen des Volks veraͤndert werden koͤnnen. 15. Weil die Menſchheit in jedem Zeitalter neue Zu- ſtaͤnde gebiert, ſo laͤßt ſich kein Staat grundfeſt darſtellen, außer mit den Mitteln und unter den Bedingungen irgend eines Zeitalters, außer gebunden an die Verhaͤltniſſe irgend einer unmittelbaren Gegenwart. Daher draͤngt alle Be- handlung von Staatsſachen im Leben und in der Lehre zur Hiſtorie hin, und durch ſie auf eine Gegenwart, und wei- ter, weil keine neue Form des Lebens ſich vernachlaͤſſigen laͤßt, auf unſere Gegenwart, unſern Welttheil, unſer Volk. 16. Der Staat iſt aber nicht allein ein In Sich, er hat auch ein Neben Sich, die andern Staaten. Die Ausbildung auch dieſes geſelligen Verhaͤltniſſes iſt unab- weisbar Aufgabe der Politik und ſteht mit der Stufe der innern Ausbildung in nothwendiger Wechſelwirkung. Wer einen Welt- oder Menſchheits-Staat begehrt und in Uni- verſal-Monarchieen vorverkuͤndigt ſieht, der verſchließt der zu Staaten verſammelten Menſchheit die Ausſicht auf ihre

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/21>, abgerufen am 28.11.2024.