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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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Neuntes Capitel.
setzgebung für die Verhältnisse der Gewerbtreibenden gilt
für nicht der Mühe werth. Sie sind, bei weitem die Mehr-
zahl freilich der Bevölkerung, dennoch der eigentliche Un-
terbau des Staats, nicht das Staatsgebäude selber
(IV, p. 425.).

212. Wie aber diese Classen sich bilden? Zuerst ge-
wissermaaßen durch ein Wunderwerk, wie es Platon selber
darstellt, dadurch nehmlich, daß Philosophen die Herrschaft
irgendwie bekommen, die Unterthanen aber sich gefallen
lassen so viele ihrer über zehn Jahre alt, auf das Land zu
wandern, womit die jüngeren zur Erziehung den Herr-
schern anheim fallen. Sowie sich deren Fähigkeiten ent-
wickeln, geschieht die Sonderung der so Erzogenen, welche
von nun an erbliche Gewalt hat, und vermöge des Prin-
cips, daß von Guten Gute geboren werden, eine Verer-
bung der höheren Fähigkeiten verspricht, insofern nur jede
Mischung der höheren Classen mit einer niedern vermieden
wird. Ausnahmsweise haben die Herrscher das Recht,
Sprößlinge der höheren Ordnung, die sich der besten
Staats-Erziehung nicht würdig beweisen, in die niedere
Ordnung herabzustoßen, und umgekehrt, wo sich unter un-
edelm Metall edles zeigt, dieses in die beiden höhern Clas-
sen zu versetzen, deren Mitglieder Ehre es ist kein Eigen-
thum zu haben, keinen Hausstand, nur gemeinsame Mahle,
damit ihnen nicht die eigene Familie, sondern der Staat
das Nächste und Alles sey.

213. Darum beruht der Staat auf der Staatsauf-
sicht über die Ehen. Und hier spricht Platon den Frauen
gleiches Wesen und Fähigkeit mit den Männern, nur im
geringeren Maaße zu, und ohne in der Gebundenheit ihrer

Neuntes Capitel.
ſetzgebung fuͤr die Verhaͤltniſſe der Gewerbtreibenden gilt
fuͤr nicht der Muͤhe werth. Sie ſind, bei weitem die Mehr-
zahl freilich der Bevoͤlkerung, dennoch der eigentliche Un-
terbau des Staats, nicht das Staatsgebaͤude ſelber
(IV, p. 425.).

212. Wie aber dieſe Claſſen ſich bilden? Zuerſt ge-
wiſſermaaßen durch ein Wunderwerk, wie es Platon ſelber
darſtellt, dadurch nehmlich, daß Philoſophen die Herrſchaft
irgendwie bekommen, die Unterthanen aber ſich gefallen
laſſen ſo viele ihrer uͤber zehn Jahre alt, auf das Land zu
wandern, womit die juͤngeren zur Erziehung den Herr-
ſchern anheim fallen. Sowie ſich deren Faͤhigkeiten ent-
wickeln, geſchieht die Sonderung der ſo Erzogenen, welche
von nun an erbliche Gewalt hat, und vermoͤge des Prin-
cips, daß von Guten Gute geboren werden, eine Verer-
bung der hoͤheren Faͤhigkeiten verſpricht, inſofern nur jede
Miſchung der hoͤheren Claſſen mit einer niedern vermieden
wird. Ausnahmsweiſe haben die Herrſcher das Recht,
Sproͤßlinge der hoͤheren Ordnung, die ſich der beſten
Staats-Erziehung nicht wuͤrdig beweiſen, in die niedere
Ordnung herabzuſtoßen, und umgekehrt, wo ſich unter un-
edelm Metall edles zeigt, dieſes in die beiden hoͤhern Claſ-
ſen zu verſetzen, deren Mitglieder Ehre es iſt kein Eigen-
thum zu haben, keinen Hausſtand, nur gemeinſame Mahle,
damit ihnen nicht die eigene Familie, ſondern der Staat
das Naͤchſte und Alles ſey.

213. Darum beruht der Staat auf der Staatsauf-
ſicht uͤber die Ehen. Und hier ſpricht Platon den Frauen
gleiches Weſen und Faͤhigkeit mit den Maͤnnern, nur im
geringeren Maaße zu, und ohne in der Gebundenheit ihrer

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[186/0198] Neuntes Capitel. ſetzgebung fuͤr die Verhaͤltniſſe der Gewerbtreibenden gilt fuͤr nicht der Muͤhe werth. Sie ſind, bei weitem die Mehr- zahl freilich der Bevoͤlkerung, dennoch der eigentliche Un- terbau des Staats, nicht das Staatsgebaͤude ſelber (IV, p. 425.). 212. Wie aber dieſe Claſſen ſich bilden? Zuerſt ge- wiſſermaaßen durch ein Wunderwerk, wie es Platon ſelber darſtellt, dadurch nehmlich, daß Philoſophen die Herrſchaft irgendwie bekommen, die Unterthanen aber ſich gefallen laſſen ſo viele ihrer uͤber zehn Jahre alt, auf das Land zu wandern, womit die juͤngeren zur Erziehung den Herr- ſchern anheim fallen. Sowie ſich deren Faͤhigkeiten ent- wickeln, geſchieht die Sonderung der ſo Erzogenen, welche von nun an erbliche Gewalt hat, und vermoͤge des Prin- cips, daß von Guten Gute geboren werden, eine Verer- bung der hoͤheren Faͤhigkeiten verſpricht, inſofern nur jede Miſchung der hoͤheren Claſſen mit einer niedern vermieden wird. Ausnahmsweiſe haben die Herrſcher das Recht, Sproͤßlinge der hoͤheren Ordnung, die ſich der beſten Staats-Erziehung nicht wuͤrdig beweiſen, in die niedere Ordnung herabzuſtoßen, und umgekehrt, wo ſich unter un- edelm Metall edles zeigt, dieſes in die beiden hoͤhern Claſ- ſen zu verſetzen, deren Mitglieder Ehre es iſt kein Eigen- thum zu haben, keinen Hausſtand, nur gemeinſame Mahle, damit ihnen nicht die eigene Familie, ſondern der Staat das Naͤchſte und Alles ſey. 213. Darum beruht der Staat auf der Staatsauf- ſicht uͤber die Ehen. Und hier ſpricht Platon den Frauen gleiches Weſen und Faͤhigkeit mit den Maͤnnern, nur im geringeren Maaße zu, und ohne in der Gebundenheit ihrer

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/198>, abgerufen am 22.11.2024.