Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.Siebentes Capitel. eine Aristokratie zu tragen, die nicht unterdrückt; Aus-nahmen nur sind die Trauerstätten, auf denen ein Volk der Sieger drohend über dem knirschenden Besiegten steht, ohne Hoffnung auf einen Reccared; der Sclavenstand ist im Verschwinden und der Krieg der Hautfarben hat uns nie den Staat erschwert. 196. Sind hiemit so manche Vorfragen günstig für Siebentes Capitel. eine Ariſtokratie zu tragen, die nicht unterdruͤckt; Aus-nahmen nur ſind die Trauerſtaͤtten, auf denen ein Volk der Sieger drohend uͤber dem knirſchenden Beſiegten ſteht, ohne Hoffnung auf einen Reccared; der Sclavenſtand iſt im Verſchwinden und der Krieg der Hautfarben hat uns nie den Staat erſchwert. 196. Sind hiemit ſo manche Vorfragen guͤnſtig fuͤr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0174" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Siebentes Capitel</hi>.</fw><lb/> eine Ariſtokratie zu tragen, die nicht unterdruͤckt; Aus-<lb/> nahmen nur ſind die Trauerſtaͤtten, auf denen ein Volk<lb/> der Sieger drohend uͤber dem knirſchenden Beſiegten ſteht,<lb/> ohne Hoffnung auf einen Reccared; der Sclavenſtand iſt<lb/> im Verſchwinden und der Krieg der Hautfarben hat uns<lb/> nie den Staat erſchwert.</p><lb/> <p>196. Sind hiemit ſo manche Vorfragen guͤnſtig fuͤr<lb/> unſern Welttheil und gerade auch fuͤr ſeine Gegenwart ent-<lb/> ſchieden, ſo bleibt doch eine Schwierigkeit noch haͤufig un-<lb/> geloͤst, welche ſich durch die Frage ausdruͤckt: <hi rendition="#g">Ob der<lb/> Staat von einfacher oder zuſammengeſetzter<lb/> Bauart iſt</hi>. Die Zuſammengeſetztheit kann in der Ört-<lb/> lichkeit, ſie kann auch in der Staatsbevoͤlkerung ihren<lb/> Grund haben. Die oͤrtlichen Hinderniſſe zwar verlieren<lb/> taͤglich an Bedeutung. Schon im fruͤhen Mittelalter hatte<lb/> der Handelstrieb die Macht, indem er entfernte, reich aus-<lb/> geſtattete Voͤlker zu einander zog, zugleich die dazwiſchen<lb/> liegenden aͤrmer begabten, (Schweitzer, Tyroler) aus ihrer<lb/> Iſolirung in die allgemeinen Bahnen fortzureißen; den<lb/> Wall der Gebirge, welcher Schweden und Norwegen trennt,<lb/> kann neue Kunſt uͤberwinden und dem armen Bewohner<lb/> der Pyrenaͤen, der am Seile ſchwebend den Buchweitzen<lb/> ſeines Felſenabhangs aͤrndten muß, ruͤckt die Kunſtſtraße,<lb/> welche ſein Daſeyn aͤndern wird, ſchon nahe genug. Wich-<lb/> tig fuͤr Schutz und Trutz und Wohlergehn wird es immer<lb/> bleiben, wenn die Staatsglieder allgemach wohl abgerun-<lb/> det beiſammenliegen, allein bei weitem weſentlicher iſt es<lb/> dennoch, daß der Staat in voͤlkerſchaftlicher Beziehung der<lb/> Einheit faͤhig ſey. Einfach in dieſer Betrachtung nennen<lb/> wir den Staat, deſſen Bevoͤlkerung einer und derſelben<lb/> Volksart und Regierungsform angehoͤrt und der auch nach<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0174]
Siebentes Capitel.
eine Ariſtokratie zu tragen, die nicht unterdruͤckt; Aus-
nahmen nur ſind die Trauerſtaͤtten, auf denen ein Volk
der Sieger drohend uͤber dem knirſchenden Beſiegten ſteht,
ohne Hoffnung auf einen Reccared; der Sclavenſtand iſt
im Verſchwinden und der Krieg der Hautfarben hat uns
nie den Staat erſchwert.
196. Sind hiemit ſo manche Vorfragen guͤnſtig fuͤr
unſern Welttheil und gerade auch fuͤr ſeine Gegenwart ent-
ſchieden, ſo bleibt doch eine Schwierigkeit noch haͤufig un-
geloͤst, welche ſich durch die Frage ausdruͤckt: Ob der
Staat von einfacher oder zuſammengeſetzter
Bauart iſt. Die Zuſammengeſetztheit kann in der Ört-
lichkeit, ſie kann auch in der Staatsbevoͤlkerung ihren
Grund haben. Die oͤrtlichen Hinderniſſe zwar verlieren
taͤglich an Bedeutung. Schon im fruͤhen Mittelalter hatte
der Handelstrieb die Macht, indem er entfernte, reich aus-
geſtattete Voͤlker zu einander zog, zugleich die dazwiſchen
liegenden aͤrmer begabten, (Schweitzer, Tyroler) aus ihrer
Iſolirung in die allgemeinen Bahnen fortzureißen; den
Wall der Gebirge, welcher Schweden und Norwegen trennt,
kann neue Kunſt uͤberwinden und dem armen Bewohner
der Pyrenaͤen, der am Seile ſchwebend den Buchweitzen
ſeines Felſenabhangs aͤrndten muß, ruͤckt die Kunſtſtraße,
welche ſein Daſeyn aͤndern wird, ſchon nahe genug. Wich-
tig fuͤr Schutz und Trutz und Wohlergehn wird es immer
bleiben, wenn die Staatsglieder allgemach wohl abgerun-
det beiſammenliegen, allein bei weitem weſentlicher iſt es
dennoch, daß der Staat in voͤlkerſchaftlicher Beziehung der
Einheit faͤhig ſey. Einfach in dieſer Betrachtung nennen
wir den Staat, deſſen Bevoͤlkerung einer und derſelben
Volksart und Regierungsform angehoͤrt und der auch nach
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |