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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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blieben dem eifrigen Finanzmanne allein die Hülfen seines
Bodens übrig, als da sind sparen durch weniger Ausge-
ben und wohlfeiler Einnehmen, Gewinn in Geld- und
Handelsgeschäften machen, hier schuldig bleiben, dort
vorwegnehmen, öffentlich und versteckt anleihen. Necker
ließ es der Schatzkammer niemals an Mitteln fehlen, den
Krieg mit Nachdruck zu führen, und das Parlament ge-
währte den Hunderten von Millionen, die er anlieh, ohne
Widerstand die Einzeichnung in sein Protocoll, zufrieden
daß er keine neue Steuern einführte, wenn er auch die Er-
höhung einiger in der Stille durchzuführen verstand. Die
Staatsschuld war um ungefähr 300 Millionen gewachsen,
deren regelmäßige Verzinsung nichts zu wünschen übrig
ließ, als der Krieg erst recht begehrlich ward, neue Stützen
des Credits nothwendig machte. Da erhielt Necker vom
Könige die Erlaubniß seinen Finanzbericht, sein Compte
rendu au Roi
durch den Druck bekannt machen zu dürfen.1781.
Es war damit in der That für den kalten Prüfer nicht son-
derlich viel geleistet. Necker schildert uns einen Zustand
der Ruhe und weist nach daß Frankreich, Dank seiner
treuen Sorge, Kraft genug besitze, um in solchem Zustande
seine ordentlichen Verpflichtungen zu erfüllen und noch da-
zu einen ansehnlichen Überschuß zu gewinnen. Nun war
aber ein unabsehlicher Krieg entstanden, welcher durch
außerordentliche Anstrengungen bestritten werden mußte.
Wie weit diese gingen lag nicht vor; auch war allein der
gesunde Zustand der Schatzkammer, daß bei ihr Einnahme

blieben dem eifrigen Finanzmanne allein die Hülfen ſeines
Bodens übrig, als da ſind ſparen durch weniger Ausge-
ben und wohlfeiler Einnehmen, Gewinn in Geld- und
Handelsgeſchäften machen, hier ſchuldig bleiben, dort
vorwegnehmen, öffentlich und verſteckt anleihen. Necker
ließ es der Schatzkammer niemals an Mitteln fehlen, den
Krieg mit Nachdruck zu führen, und das Parlament ge-
währte den Hunderten von Millionen, die er anlieh, ohne
Widerſtand die Einzeichnung in ſein Protocoll, zufrieden
daß er keine neue Steuern einführte, wenn er auch die Er-
höhung einiger in der Stille durchzuführen verſtand. Die
Staatsſchuld war um ungefähr 300 Millionen gewachſen,
deren regelmäßige Verzinſung nichts zu wünſchen übrig
ließ, als der Krieg erſt recht begehrlich ward, neue Stützen
des Credits nothwendig machte. Da erhielt Necker vom
Könige die Erlaubniß ſeinen Finanzbericht, ſein Compte
rendu au Roi
durch den Druck bekannt machen zu dürfen.1781.
Es war damit in der That für den kalten Prüfer nicht ſon-
derlich viel geleiſtet. Necker ſchildert uns einen Zuſtand
der Ruhe und weiſt nach daß Frankreich, Dank ſeiner
treuen Sorge, Kraft genug beſitze, um in ſolchem Zuſtande
ſeine ordentlichen Verpflichtungen zu erfüllen und noch da-
zu einen anſehnlichen Überſchuß zu gewinnen. Nun war
aber ein unabſehlicher Krieg entſtanden, welcher durch
außerordentliche Anſtrengungen beſtritten werden mußte.
Wie weit dieſe gingen lag nicht vor; auch war allein der
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[85/0095] blieben dem eifrigen Finanzmanne allein die Hülfen ſeines Bodens übrig, als da ſind ſparen durch weniger Ausge- ben und wohlfeiler Einnehmen, Gewinn in Geld- und Handelsgeſchäften machen, hier ſchuldig bleiben, dort vorwegnehmen, öffentlich und verſteckt anleihen. Necker ließ es der Schatzkammer niemals an Mitteln fehlen, den Krieg mit Nachdruck zu führen, und das Parlament ge- währte den Hunderten von Millionen, die er anlieh, ohne Widerſtand die Einzeichnung in ſein Protocoll, zufrieden daß er keine neue Steuern einführte, wenn er auch die Er- höhung einiger in der Stille durchzuführen verſtand. Die Staatsſchuld war um ungefähr 300 Millionen gewachſen, deren regelmäßige Verzinſung nichts zu wünſchen übrig ließ, als der Krieg erſt recht begehrlich ward, neue Stützen des Credits nothwendig machte. Da erhielt Necker vom Könige die Erlaubniß ſeinen Finanzbericht, ſein Compte rendu au Roi durch den Druck bekannt machen zu dürfen. Es war damit in der That für den kalten Prüfer nicht ſon- derlich viel geleiſtet. Necker ſchildert uns einen Zuſtand der Ruhe und weiſt nach daß Frankreich, Dank ſeiner treuen Sorge, Kraft genug beſitze, um in ſolchem Zuſtande ſeine ordentlichen Verpflichtungen zu erfüllen und noch da- zu einen anſehnlichen Überſchuß zu gewinnen. Nun war aber ein unabſehlicher Krieg entſtanden, welcher durch außerordentliche Anſtrengungen beſtritten werden mußte. Wie weit dieſe gingen lag nicht vor; auch war allein der geſunde Zuſtand der Schatzkammer, daß bei ihr Einnahme 1781.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/95>, abgerufen am 24.11.2024.