da man bereits von mehreren Tausend Föderirten wußte, die sich auf den Weg nach Paris zum Bastillefeste gemacht hatten, so kam es wenig darauf an, ob der König sein Veto festhielt oder zurücknahm.
Aber niemanden verwundete die Kunde von dieser be- ginnenden Tyrannei der Ausgelassenheit schmerzlicher als Lafayette. Schon einmal hatte er aus dem Lager ein Schrei- Juni 16.ben an die Nationalversammlung gerichtet, die Jacobiner verklagend, die Versammlung ermahnend an die Stelle der Herrschaft der Clubs die Herrschaft des Gesetzes zu setzen; Juni 28.jetzt aber erschien er selbst in der Versammlung, sprach seine und seines Heeres Entrüstung aus, verlangte die strengste Untersuchung; allein er ward mit Unwillen gehört, kaum mit der Anklage verschont, und schied mit dem bittern Ge- fühle seiner völligen Machtlosigkeit. Nun bildete er einen Plan aus, den König nach Compiegne zu bringen, nicht heimlich, sondern wie es damals Mirabeau meinte, auf dem Wege einer öffentlichen Abreise, welche Lafayette und Luckner, die das Constitutionsfest nächstens (14. Juli) nach Paris bringen wird, den Tag darauf persönlich decken werden. Allein der König war zu tief gebeugt, um noch etwas zu wagen, und die Königin betheuerte, lieber um- kommen zu wollen, als diesem Manne ihr Leben zu ver- danken. Sie zählte recht eigentlich die Tage bis zur Ankunft ihrer Befreier.
Juni 26.Und sie versprachen zu kommen. Denn endlich erschien die Kriegserklärung des Berliner Hofes, und 45,000 Preu-
da man bereits von mehreren Tauſend Föderirten wußte, die ſich auf den Weg nach Paris zum Baſtillefeſte gemacht hatten, ſo kam es wenig darauf an, ob der König ſein Veto feſthielt oder zurücknahm.
Aber niemanden verwundete die Kunde von dieſer be- ginnenden Tyrannei der Ausgelaſſenheit ſchmerzlicher als Lafayette. Schon einmal hatte er aus dem Lager ein Schrei- Juni 16.ben an die Nationalverſammlung gerichtet, die Jacobiner verklagend, die Verſammlung ermahnend an die Stelle der Herrſchaft der Clubs die Herrſchaft des Geſetzes zu ſetzen; Juni 28.jetzt aber erſchien er ſelbſt in der Verſammlung, ſprach ſeine und ſeines Heeres Entrüſtung aus, verlangte die ſtrengſte Unterſuchung; allein er ward mit Unwillen gehört, kaum mit der Anklage verſchont, und ſchied mit dem bittern Ge- fühle ſeiner völligen Machtloſigkeit. Nun bildete er einen Plan aus, den König nach Compiegne zu bringen, nicht heimlich, ſondern wie es damals Mirabeau meinte, auf dem Wege einer öffentlichen Abreiſe, welche Lafayette und Luckner, die das Conſtitutionsfeſt nächſtens (14. Juli) nach Paris bringen wird, den Tag darauf perſönlich decken werden. Allein der König war zu tief gebeugt, um noch etwas zu wagen, und die Königin betheuerte, lieber um- kommen zu wollen, als dieſem Manne ihr Leben zu ver- danken. Sie zählte recht eigentlich die Tage bis zur Ankunft ihrer Befreier.
Juni 26.Und ſie verſprachen zu kommen. Denn endlich erſchien die Kriegserklärung des Berliner Hofes, und 45,000 Preu-
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da man bereits von mehreren Tauſend Föderirten wußte,
die ſich auf den Weg nach Paris zum Baſtillefeſte gemacht
hatten, ſo kam es wenig darauf an, ob der König ſein
Veto feſthielt oder zurücknahm.
Aber niemanden verwundete die Kunde von dieſer be-
ginnenden Tyrannei der Ausgelaſſenheit ſchmerzlicher als
Lafayette. Schon einmal hatte er aus dem Lager ein Schrei-
ben an die Nationalverſammlung gerichtet, die Jacobiner
verklagend, die Verſammlung ermahnend an die Stelle der
Herrſchaft der Clubs die Herrſchaft des Geſetzes zu ſetzen;
jetzt aber erſchien er ſelbſt in der Verſammlung, ſprach ſeine
und ſeines Heeres Entrüſtung aus, verlangte die ſtrengſte
Unterſuchung; allein er ward mit Unwillen gehört, kaum
mit der Anklage verſchont, und ſchied mit dem bittern Ge-
fühle ſeiner völligen Machtloſigkeit. Nun bildete er einen
Plan aus, den König nach Compiegne zu bringen, nicht
heimlich, ſondern wie es damals Mirabeau meinte, auf
dem Wege einer öffentlichen Abreiſe, welche Lafayette und
Luckner, die das Conſtitutionsfeſt nächſtens (14. Juli) nach
Paris bringen wird, den Tag darauf perſönlich decken
werden. Allein der König war zu tief gebeugt, um noch
etwas zu wagen, und die Königin betheuerte, lieber um-
kommen zu wollen, als dieſem Manne ihr Leben zu ver-
danken. Sie zählte recht eigentlich die Tage bis zur Ankunft
ihrer Befreier.
Juni 16.
Juni 28.
Und ſie verſprachen zu kommen. Denn endlich erſchien
die Kriegserklärung des Berliner Hofes, und 45,000 Preu-
Juni 26.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/450>, abgerufen am 05.12.2024.
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