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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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gesetzliches Vorhaben, aber Tausende von Rothmützen
mit Piken, Spießen, Äxten hinterdrein. Der Anführung
unterzieht sich der Brauer Santerre, Befehlshaber eines
Bataillons Nationalgarden aus St. Antoine; unter den
Wegweisern erkennt man den nervigen Fleischer Legendre,
und auch jenen Maillard vom 5ten October. Die Natio-
nalversammlung war gewarnt, sie berathschlagte noch
über die Mittel die Tuilerien zu schützen, als Santerre
für sich und seine Mitdeputirten, die Vertreter von 8000
Bittstellern, Gehör erbat. Vergniauds beredte Stimme
unterstützte den Antrag, und die Versammlung willfahrte
dem Eintritte bewaffneter Männer. Ihre Rede enthielt
Klagen über die Unthätigkeit der Heere nach angefangenem
Kriege; sie schildert den König, der seine patriotischen
Minister fortgeschickt hat, als Verräther an der Volkssache.
"Wir verlangen die Vollziehung der Menschenrechte! Darf
ein Mensch, den man aus Rücksicht (par un souvenir) an
seinem Posten gelassen hat, sich gegen den Willen von 25
Millionen auflehnen? Hat die ausübende Macht Schuld,
so werde sie vernichtet." Nicht lange darauf drang die
ganze Masse in den Sitzungssaal ein und durchzog densel-
ben unter kriegerischer Musik. Dieser schimpfliche Auftritt
dauerte viele Stunden lang, denn wer nur wollte, auch
Weiber und Kinder schlossen sich an, und noch wälzte sich
das Gewühl hier fort, als der Vortrab dieser Hor-
den bereits in den Tuilerien schaltete. Denn hier hatte
man sich freilich in Vertheidigungszustand gesetzt, die Na-

geſetzliches Vorhaben, aber Tauſende von Rothmützen
mit Piken, Spießen, Äxten hinterdrein. Der Anführung
unterzieht ſich der Brauer Santerre, Befehlshaber eines
Bataillons Nationalgarden aus St. Antoine; unter den
Wegweiſern erkennt man den nervigen Fleiſcher Legendre,
und auch jenen Maillard vom 5ten October. Die Natio-
nalverſammlung war gewarnt, ſie berathſchlagte noch
über die Mittel die Tuilerien zu ſchützen, als Santerre
für ſich und ſeine Mitdeputirten, die Vertreter von 8000
Bittſtellern, Gehör erbat. Vergniauds beredte Stimme
unterſtützte den Antrag, und die Verſammlung willfahrte
dem Eintritte bewaffneter Männer. Ihre Rede enthielt
Klagen über die Unthätigkeit der Heere nach angefangenem
Kriege; ſie ſchildert den König, der ſeine patriotiſchen
Miniſter fortgeſchickt hat, als Verräther an der Volksſache.
„Wir verlangen die Vollziehung der Menſchenrechte! Darf
ein Menſch, den man aus Rückſicht (par un souvenir) an
ſeinem Poſten gelaſſen hat, ſich gegen den Willen von 25
Millionen auflehnen? Hat die ausübende Macht Schuld,
ſo werde ſie vernichtet.“ Nicht lange darauf drang die
ganze Maſſe in den Sitzungsſaal ein und durchzog denſel-
ben unter kriegeriſcher Muſik. Dieſer ſchimpfliche Auftritt
dauerte viele Stunden lang, denn wer nur wollte, auch
Weiber und Kinder ſchloſſen ſich an, und noch wälzte ſich
das Gewühl hier fort, als der Vortrab dieſer Hor-
den bereits in den Tuilerien ſchaltete. Denn hier hatte
man ſich freilich in Vertheidigungszuſtand geſetzt, die Na-

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[438/0448] geſetzliches Vorhaben, aber Tauſende von Rothmützen mit Piken, Spießen, Äxten hinterdrein. Der Anführung unterzieht ſich der Brauer Santerre, Befehlshaber eines Bataillons Nationalgarden aus St. Antoine; unter den Wegweiſern erkennt man den nervigen Fleiſcher Legendre, und auch jenen Maillard vom 5ten October. Die Natio- nalverſammlung war gewarnt, ſie berathſchlagte noch über die Mittel die Tuilerien zu ſchützen, als Santerre für ſich und ſeine Mitdeputirten, die Vertreter von 8000 Bittſtellern, Gehör erbat. Vergniauds beredte Stimme unterſtützte den Antrag, und die Verſammlung willfahrte dem Eintritte bewaffneter Männer. Ihre Rede enthielt Klagen über die Unthätigkeit der Heere nach angefangenem Kriege; ſie ſchildert den König, der ſeine patriotiſchen Miniſter fortgeſchickt hat, als Verräther an der Volksſache. „Wir verlangen die Vollziehung der Menſchenrechte! Darf ein Menſch, den man aus Rückſicht (par un souvenir) an ſeinem Poſten gelaſſen hat, ſich gegen den Willen von 25 Millionen auflehnen? Hat die ausübende Macht Schuld, ſo werde ſie vernichtet.“ Nicht lange darauf drang die ganze Maſſe in den Sitzungsſaal ein und durchzog denſel- ben unter kriegeriſcher Muſik. Dieſer ſchimpfliche Auftritt dauerte viele Stunden lang, denn wer nur wollte, auch Weiber und Kinder ſchloſſen ſich an, und noch wälzte ſich das Gewühl hier fort, als der Vortrab dieſer Hor- den bereits in den Tuilerien ſchaltete. Denn hier hatte man ſich freilich in Vertheidigungszuſtand geſetzt, die Na-

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/448>, abgerufen am 22.12.2024.