Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Paar Hundert seyn, für sich und ihren Club, den
der Feuillants, zu gewinnen. Auch gelang es ihnen zu-
nächst damit, ihren Clubsaal belebten in den nächsten
Monaten wohl drittehalb Hundert Deputirte. Hier ward
es aufrichtig beklagt, als der verdienstvolle, durch Er-
fahrung gemäßigte Bailly von der Mairie der Haupt-
stadt jetzt zurücktrat und der laxe unzuverlässige Petion
an dessen Stelle gewählt ward, welcher einen der hef-
tigsten Jacobiner, den Manuel, zum Procureur-Syndic
erhielt, dessen Substitut dann Danton ward. Wie gern
wäre Lafayette Maire geworden, da er laut der neuen
Oct. 8.Ordnung den Oberbefehl der Nationalgarde niederlegen
mußte, welcher jetzt unter den Chefs ihrer sechs Legio-
nen von Monat zu Monat wechselt. Aber Lafayette's
Bewerbung scheiterte an der momentanen Eintracht der-
jenigen, welchen er zu wenig königlich, und derer, wel-
chen er es viel zu viel war. Die Freunde der Ruhe
weissagten wenig Gutes aus diesen beiden Verände-
rungen.

Mittlerweile vollendete die Nationalversammlung bin-
nen drei Tagen die Prüfung der Vollmachten unter ihrem
Alterspräsidenten; als die Hälfte der Deputirten und einer
darüber beisammen, war Präsidentenwahl, und so glimpf-
lich ließen sich die Sachen an, daß Pastoret gewählt ward.
Eine Deputation ging auf das Schloß, um den König
zu benachrichtigen daß die Versammlung constituirt sey,
und die Bestimmung des Tages zu erhalten, an welchem

ein Paar Hundert ſeyn, für ſich und ihren Club, den
der Feuillants, zu gewinnen. Auch gelang es ihnen zu-
nächſt damit, ihren Clubſaal belebten in den nächſten
Monaten wohl drittehalb Hundert Deputirte. Hier ward
es aufrichtig beklagt, als der verdienſtvolle, durch Er-
fahrung gemäßigte Bailly von der Mairie der Haupt-
ſtadt jetzt zurücktrat und der laxe unzuverläſſige Pétion
an deſſen Stelle gewählt ward, welcher einen der hef-
tigſten Jacobiner, den Manuel, zum Procureur-Syndic
erhielt, deſſen Subſtitut dann Danton ward. Wie gern
wäre Lafayette Maire geworden, da er laut der neuen
Oct. 8.Ordnung den Oberbefehl der Nationalgarde niederlegen
mußte, welcher jetzt unter den Chefs ihrer ſechs Legio-
nen von Monat zu Monat wechſelt. Aber Lafayette’s
Bewerbung ſcheiterte an der momentanen Eintracht der-
jenigen, welchen er zu wenig königlich, und derer, wel-
chen er es viel zu viel war. Die Freunde der Ruhe
weiſſagten wenig Gutes aus dieſen beiden Verände-
rungen.

Mittlerweile vollendete die Nationalverſammlung bin-
nen drei Tagen die Prüfung der Vollmachten unter ihrem
Alterspräſidenten; als die Hälfte der Deputirten und einer
darüber beiſammen, war Präſidentenwahl, und ſo glimpf-
lich ließen ſich die Sachen an, daß Paſtoret gewählt ward.
Eine Deputation ging auf das Schloß, um den König
zu benachrichtigen daß die Verſammlung conſtituirt ſey,
und die Beſtimmung des Tages zu erhalten, an welchem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0412" n="402"/>
ein Paar Hundert &#x017F;eyn, für &#x017F;ich und ihren Club, den<lb/>
der Feuillants, zu gewinnen. Auch gelang es ihnen zu-<lb/>
näch&#x017F;t damit, ihren Club&#x017F;aal belebten in den näch&#x017F;ten<lb/>
Monaten wohl drittehalb Hundert Deputirte. Hier ward<lb/>
es aufrichtig beklagt, als der verdien&#x017F;tvolle, durch Er-<lb/>
fahrung gemäßigte Bailly von der Mairie der Haupt-<lb/>
&#x017F;tadt jetzt zurücktrat und der laxe unzuverlä&#x017F;&#x017F;ige Pétion<lb/>
an de&#x017F;&#x017F;en Stelle gewählt ward, welcher einen der hef-<lb/>
tig&#x017F;ten Jacobiner, den Manuel, zum Procureur-Syndic<lb/>
erhielt, de&#x017F;&#x017F;en Sub&#x017F;titut dann Danton ward. Wie gern<lb/>
wäre Lafayette Maire geworden, da er laut der neuen<lb/><note place="left">Oct. 8.</note>Ordnung den Oberbefehl der Nationalgarde niederlegen<lb/>
mußte, welcher jetzt unter den Chefs ihrer &#x017F;echs Legio-<lb/>
nen von Monat zu Monat wech&#x017F;elt. Aber Lafayette&#x2019;s<lb/>
Bewerbung &#x017F;cheiterte an der momentanen Eintracht der-<lb/>
jenigen, welchen er zu wenig königlich, und derer, wel-<lb/>
chen er es viel zu viel war. Die Freunde der Ruhe<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;agten wenig Gutes aus die&#x017F;en beiden Verände-<lb/>
rungen.</p><lb/>
          <p>Mittlerweile vollendete die Nationalver&#x017F;ammlung bin-<lb/>
nen drei Tagen die Prüfung der Vollmachten unter ihrem<lb/>
Altersprä&#x017F;identen; als die Hälfte der Deputirten und einer<lb/>
darüber bei&#x017F;ammen, war Prä&#x017F;identenwahl, und &#x017F;o glimpf-<lb/>
lich ließen &#x017F;ich die Sachen an, daß Pa&#x017F;toret gewählt ward.<lb/>
Eine Deputation ging auf das Schloß, um den König<lb/>
zu benachrichtigen daß die Ver&#x017F;ammlung con&#x017F;tituirt &#x017F;ey,<lb/>
und die Be&#x017F;timmung des Tages zu erhalten, an welchem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0412] ein Paar Hundert ſeyn, für ſich und ihren Club, den der Feuillants, zu gewinnen. Auch gelang es ihnen zu- nächſt damit, ihren Clubſaal belebten in den nächſten Monaten wohl drittehalb Hundert Deputirte. Hier ward es aufrichtig beklagt, als der verdienſtvolle, durch Er- fahrung gemäßigte Bailly von der Mairie der Haupt- ſtadt jetzt zurücktrat und der laxe unzuverläſſige Pétion an deſſen Stelle gewählt ward, welcher einen der hef- tigſten Jacobiner, den Manuel, zum Procureur-Syndic erhielt, deſſen Subſtitut dann Danton ward. Wie gern wäre Lafayette Maire geworden, da er laut der neuen Ordnung den Oberbefehl der Nationalgarde niederlegen mußte, welcher jetzt unter den Chefs ihrer ſechs Legio- nen von Monat zu Monat wechſelt. Aber Lafayette’s Bewerbung ſcheiterte an der momentanen Eintracht der- jenigen, welchen er zu wenig königlich, und derer, wel- chen er es viel zu viel war. Die Freunde der Ruhe weiſſagten wenig Gutes aus dieſen beiden Verände- rungen. Oct. 8. Mittlerweile vollendete die Nationalverſammlung bin- nen drei Tagen die Prüfung der Vollmachten unter ihrem Alterspräſidenten; als die Hälfte der Deputirten und einer darüber beiſammen, war Präſidentenwahl, und ſo glimpf- lich ließen ſich die Sachen an, daß Paſtoret gewählt ward. Eine Deputation ging auf das Schloß, um den König zu benachrichtigen daß die Verſammlung conſtituirt ſey, und die Beſtimmung des Tages zu erhalten, an welchem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/412
Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/412>, abgerufen am 13.05.2024.