Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihrer Pflichten zurückrufen! Ihre Minister haben, indem
sie Sie zum gelehrigen Werkzeuge ihrer Betrügereien
machten, nur in ihrem gewöhnlichen Berufe gearbei-
tet; ich aber erfülle die heiligste Pflicht, indem ich diese
Betrügereien vor den unwilligen Augen des Publikums
entschleiere.

"Aber nein, die Nation will kein Urtheil fällen; sie
vertraut sich aufs Neue Ihrem Worte, sie verzeichnet
förmlich Ihre Zusicherungen, um über Ihren guten Glau-
ben, über die Aufrichtigkeit Ihrer Eide aus dem Eifer zu
entscheiden, mit welchem Sie die Züchtigung der Präla-
ten betreiben werden, welche wagen möchten sich wider-
spänstig gegen das von Ihnen genehmigte Decret zu be-
weisen, jetzt noch wagen sollten den ihnen abzuverlan-
genden Bürgereid zu verweigern oder zu verletzen. Sollte
auch nur ein Einziger durch Ihre Nachlässigkeit ihn zu
fahen und den Gerichten auszuliefern entrinnen, so gelten
Sie, Sire, für einen Feind der öffentlichen Freiheit, für
einen treubrüchigen Verschwörer, für den elendesten Mein-
eidigen, für einen Fürsten ohne Ehre, ohne Scham, für
den letzten der Menschen. Möge die Scheu, vor den Au-
gen von ganz Europa mit Schmach bedeckt zu werden, Ihr
Herz vor den Rathschlägen der Sie umgebenden Bösewich-
ter verschließen: möge sie Ihnen ein Beweggrund seyn,
diese von freien Stücken dem Schwerte der Gesetze zu
überliefern! Tragen Sie endlich Scheu, die Wahrheit,
welche sich Ihnen zu nahen wagt, zurückzustoßen. Auf

24*

Ihrer Pflichten zurückrufen! Ihre Miniſter haben, indem
ſie Sie zum gelehrigen Werkzeuge ihrer Betrügereien
machten, nur in ihrem gewöhnlichen Berufe gearbei-
tet; ich aber erfülle die heiligſte Pflicht, indem ich dieſe
Betrügereien vor den unwilligen Augen des Publikums
entſchleiere.

„Aber nein, die Nation will kein Urtheil fällen; ſie
vertraut ſich aufs Neue Ihrem Worte, ſie verzeichnet
förmlich Ihre Zuſicherungen, um über Ihren guten Glau-
ben, über die Aufrichtigkeit Ihrer Eide aus dem Eifer zu
entſcheiden, mit welchem Sie die Züchtigung der Präla-
ten betreiben werden, welche wagen möchten ſich wider-
ſpänſtig gegen das von Ihnen genehmigte Decret zu be-
weiſen, jetzt noch wagen ſollten den ihnen abzuverlan-
genden Bürgereid zu verweigern oder zu verletzen. Sollte
auch nur ein Einziger durch Ihre Nachläſſigkeit ihn zu
fahen und den Gerichten auszuliefern entrinnen, ſo gelten
Sie, Sire, für einen Feind der öffentlichen Freiheit, für
einen treubrüchigen Verſchwörer, für den elendeſten Mein-
eidigen, für einen Fürſten ohne Ehre, ohne Scham, für
den letzten der Menſchen. Möge die Scheu, vor den Au-
gen von ganz Europa mit Schmach bedeckt zu werden, Ihr
Herz vor den Rathſchlägen der Sie umgebenden Böſewich-
ter verſchließen: möge ſie Ihnen ein Beweggrund ſeyn,
dieſe von freien Stücken dem Schwerte der Geſetze zu
überliefern! Tragen Sie endlich Scheu, die Wahrheit,
welche ſich Ihnen zu nahen wagt, zurückzuſtoßen. Auf

24*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0381" n="371"/>
Ihrer Pflichten zurückrufen! Ihre Mini&#x017F;ter haben, indem<lb/>
&#x017F;ie Sie zum gelehrigen Werkzeuge ihrer Betrügereien<lb/>
machten, nur in ihrem gewöhnlichen Berufe gearbei-<lb/>
tet; ich aber erfülle die heilig&#x017F;te Pflicht, indem ich die&#x017F;e<lb/>
Betrügereien vor den unwilligen Augen des Publikums<lb/>
ent&#x017F;chleiere.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Aber nein, die Nation will kein Urtheil fällen; &#x017F;ie<lb/>
vertraut &#x017F;ich aufs Neue Ihrem Worte, &#x017F;ie verzeichnet<lb/>
förmlich Ihre Zu&#x017F;icherungen, um über Ihren guten Glau-<lb/>
ben, über die Aufrichtigkeit Ihrer Eide aus dem Eifer zu<lb/>
ent&#x017F;cheiden, mit welchem Sie die Züchtigung der Präla-<lb/>
ten betreiben werden, welche wagen möchten &#x017F;ich wider-<lb/>
&#x017F;pän&#x017F;tig gegen das von Ihnen genehmigte Decret zu be-<lb/>
wei&#x017F;en, jetzt noch wagen &#x017F;ollten den ihnen abzuverlan-<lb/>
genden Bürgereid zu verweigern oder zu verletzen. Sollte<lb/>
auch nur ein Einziger durch Ihre Nachlä&#x017F;&#x017F;igkeit ihn zu<lb/>
fahen und den Gerichten auszuliefern entrinnen, &#x017F;o gelten<lb/>
Sie, Sire, für einen Feind der öffentlichen Freiheit, für<lb/>
einen treubrüchigen Ver&#x017F;chwörer, für den elende&#x017F;ten Mein-<lb/>
eidigen, für einen Für&#x017F;ten ohne Ehre, ohne Scham, für<lb/>
den letzten der Men&#x017F;chen. Möge die Scheu, vor den Au-<lb/>
gen von ganz Europa mit Schmach bedeckt zu werden, Ihr<lb/>
Herz vor den Rath&#x017F;chlägen der Sie umgebenden Bö&#x017F;ewich-<lb/>
ter ver&#x017F;chließen: möge &#x017F;ie Ihnen ein Beweggrund &#x017F;eyn,<lb/>
die&#x017F;e von freien Stücken dem Schwerte der Ge&#x017F;etze zu<lb/>
überliefern! Tragen Sie endlich Scheu, die Wahrheit,<lb/>
welche &#x017F;ich Ihnen zu nahen wagt, zurückzu&#x017F;toßen. Auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">24*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0381] Ihrer Pflichten zurückrufen! Ihre Miniſter haben, indem ſie Sie zum gelehrigen Werkzeuge ihrer Betrügereien machten, nur in ihrem gewöhnlichen Berufe gearbei- tet; ich aber erfülle die heiligſte Pflicht, indem ich dieſe Betrügereien vor den unwilligen Augen des Publikums entſchleiere. „Aber nein, die Nation will kein Urtheil fällen; ſie vertraut ſich aufs Neue Ihrem Worte, ſie verzeichnet förmlich Ihre Zuſicherungen, um über Ihren guten Glau- ben, über die Aufrichtigkeit Ihrer Eide aus dem Eifer zu entſcheiden, mit welchem Sie die Züchtigung der Präla- ten betreiben werden, welche wagen möchten ſich wider- ſpänſtig gegen das von Ihnen genehmigte Decret zu be- weiſen, jetzt noch wagen ſollten den ihnen abzuverlan- genden Bürgereid zu verweigern oder zu verletzen. Sollte auch nur ein Einziger durch Ihre Nachläſſigkeit ihn zu fahen und den Gerichten auszuliefern entrinnen, ſo gelten Sie, Sire, für einen Feind der öffentlichen Freiheit, für einen treubrüchigen Verſchwörer, für den elendeſten Mein- eidigen, für einen Fürſten ohne Ehre, ohne Scham, für den letzten der Menſchen. Möge die Scheu, vor den Au- gen von ganz Europa mit Schmach bedeckt zu werden, Ihr Herz vor den Rathſchlägen der Sie umgebenden Böſewich- ter verſchließen: möge ſie Ihnen ein Beweggrund ſeyn, dieſe von freien Stücken dem Schwerte der Geſetze zu überliefern! Tragen Sie endlich Scheu, die Wahrheit, welche ſich Ihnen zu nahen wagt, zurückzuſtoßen. Auf 24*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/381
Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/381>, abgerufen am 14.05.2024.