rathen kann. Es ist vielleicht nützlich, zu verhindern daß dieses oder jenes Mitglied der Versammlung in das Mi- nisterium trete. Darum aber, um diesen besonderen Zweck zu erreichen, ist es nicht nöthig einen großen Grundsatz aufzuopfern, und ich habe den Muth es zu übernehmen, Euch die Mitglieder, welche der Antragsteller zu fürchten scheint, zu bezeichnen. Es sind offenbar nur zwei, der Antragsteller und ich. Es ist seine äußerste Bescheidenheit, die ihn fürchten läßt in das Ministerium berufen zu wer- den, und er will diese Verlegenheit durch eine allgemeine Ausschließung von sich abwenden. Daneben hat er einige Volksgerüchte mich angehend vernommen, und er weiß am besten wie unfähig ich bin Minister zu seyn, zumal wenn ich dadurch der Belehrung und des Rathes beraubt würde, welchen ich so glücklich bin in dieser Versammlung täglich zu empfangen. Darum, meine Herren, ist mein Vorschlag: die verlangte Ausschließung auf Herrn von Mirabeau, den Abgeordneten von Aix zu beschränken."
Aber Mirabeau's Witz sprühte und brannte Wunden, man lachte, man bewunderte ihn, und beschloß doch zu- letzt, mit einiger Beschränkung zwar des ersten Antrages, keines der gegenwärtigen Mitglieder der Nationalver- sammlung dürfe während dieser Legislatur eine Stelle von der Staatsregierung annehmen. So schnitt man dem Red- ner ins Herz, und zwang ihn zugleich, für immer aus- geschlossen vom Ziele seines flammenden Ehrgeizes, die Miene eines Lächelnden zu behalten. Das aber ist der
rathen kann. Es iſt vielleicht nützlich, zu verhindern daß dieſes oder jenes Mitglied der Verſammlung in das Mi- niſterium trete. Darum aber, um dieſen beſonderen Zweck zu erreichen, iſt es nicht nöthig einen großen Grundſatz aufzuopfern, und ich habe den Muth es zu übernehmen, Euch die Mitglieder, welche der Antragſteller zu fürchten ſcheint, zu bezeichnen. Es ſind offenbar nur zwei, der Antragſteller und ich. Es iſt ſeine äußerſte Beſcheidenheit, die ihn fürchten läßt in das Miniſterium berufen zu wer- den, und er will dieſe Verlegenheit durch eine allgemeine Ausſchließung von ſich abwenden. Daneben hat er einige Volksgerüchte mich angehend vernommen, und er weiß am beſten wie unfähig ich bin Miniſter zu ſeyn, zumal wenn ich dadurch der Belehrung und des Rathes beraubt würde, welchen ich ſo glücklich bin in dieſer Verſammlung täglich zu empfangen. Darum, meine Herren, iſt mein Vorſchlag: die verlangte Ausſchließung auf Herrn von Mirabeau, den Abgeordneten von Aix zu beſchränken.“
Aber Mirabeau’s Witz ſprühte und brannte Wunden, man lachte, man bewunderte ihn, und beſchloß doch zu- letzt, mit einiger Beſchränkung zwar des erſten Antrages, keines der gegenwärtigen Mitglieder der Nationalver- ſammlung dürfe während dieſer Legislatur eine Stelle von der Staatsregierung annehmen. So ſchnitt man dem Red- ner ins Herz, und zwang ihn zugleich, für immer aus- geſchloſſen vom Ziele ſeines flammenden Ehrgeizes, die Miene eines Lächelnden zu behalten. Das aber iſt der
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rathen kann. Es iſt vielleicht nützlich, zu verhindern daß
dieſes oder jenes Mitglied der Verſammlung in das Mi-
niſterium trete. Darum aber, um dieſen beſonderen Zweck
zu erreichen, iſt es nicht nöthig einen großen Grundſatz
aufzuopfern, und ich habe den Muth es zu übernehmen,
Euch die Mitglieder, welche der Antragſteller zu fürchten
ſcheint, zu bezeichnen. Es ſind offenbar nur zwei, der
Antragſteller und ich. Es iſt ſeine äußerſte Beſcheidenheit,
die ihn fürchten läßt in das Miniſterium berufen zu wer-
den, und er will dieſe Verlegenheit durch eine allgemeine
Ausſchließung von ſich abwenden. Daneben hat er einige
Volksgerüchte mich angehend vernommen, und er weiß
am beſten wie unfähig ich bin Miniſter zu ſeyn, zumal
wenn ich dadurch der Belehrung und des Rathes beraubt
würde, welchen ich ſo glücklich bin in dieſer Verſammlung
täglich zu empfangen. Darum, meine Herren, iſt mein
Vorſchlag: die verlangte Ausſchließung auf Herrn von
Mirabeau, den Abgeordneten von Aix zu beſchränken.“
Aber Mirabeau’s Witz ſprühte und brannte Wunden,
man lachte, man bewunderte ihn, und beſchloß doch zu-
letzt, mit einiger Beſchränkung zwar des erſten Antrages,
keines der gegenwärtigen Mitglieder der Nationalver-
ſammlung dürfe während dieſer Legislatur eine Stelle von
der Staatsregierung annehmen. So ſchnitt man dem Red-
ner ins Herz, und zwang ihn zugleich, für immer aus-
geſchloſſen vom Ziele ſeines flammenden Ehrgeizes, die
Miene eines Lächelnden zu behalten. Das aber iſt der
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/312>, abgerufen am 28.11.2024.
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