Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

mehr aber durch einen Raths-Die-
ner angefrischt wurden, welcher wie
ein Galeeren-Bube schrie: Nehmet
ihn gefangen, haltet ihn feste, sehet
euch vor, daß er euch nicht entwische;
nach dem Zeichen, das man mir gege-
ben hat, ist es der Räuber, den wir
suchen. Wie sich Roderige gefan-
gen, und mit einem Nahmen benen-
net sah, den erh sehr wohl verdien-
te; so wurde er so bestürzt, daß er,
an statt zu antworten, auf alle Fra-
gen, welche der Raths-Diener an
ihn that, nichts als stammlete und
stotterte. Seine Unruhe und Bestür-
zung dienten nur zur Bekräftigung,
daß er der wäre, nach dem sie lie-
fen. Man ließ ihn in die Kammer
treten, welche der Wirth ihm bey sei-
ner Ankunft gegeben, wohin alle
Gerichts-Knechte aus der Stadt ka-
men, um gerichtliche Hülfe zu lei-
sten, und heimlich mitzunehmen, was
sie abseiten und schlecht verwahrt an-
treffen würden. Sie fiengen an Ro-
derigen
bis aufs Hemd auszuziehen,
und ihm alle Ficken durchzusuchen.

Da

mehr aber durch einen Raths-Die-
ner angefriſcht wurden, welcher wie
ein Galeeren-Bube ſchrie: Nehmet
ihn gefangen, haltet ihn feſte, ſehet
euch vor, daß er euch nicht entwiſche;
nach dem Zeichen, das man mir gege-
ben hat, iſt es der Raͤuber, den wir
ſuchen. Wie ſich Roderige gefan-
gen, und mit einem Nahmen benen-
net ſah, den erh ſehr wohl verdien-
te; ſo wurde er ſo beſtuͤrzt, daß er,
an ſtatt zu antworten, auf alle Fra-
gen, welche der Raths-Diener an
ihn that, nichts als ſtammlete und
ſtotterte. Seine Unruhe und Beſtuͤr-
zung dienten nur zur Bekraͤftigung,
daß er der waͤre, nach dem ſie lie-
fen. Man ließ ihn in die Kammer
treten, welche der Wirth ihm bey ſei-
ner Ankunft gegeben, wohin alle
Gerichts-Knechte aus der Stadt ka-
men, um gerichtliche Huͤlfe zu lei-
ſten, und heimlich mitzunehmen, was
ſie abſeiten und ſchlecht verwahrt an-
treffen wuͤrden. Sie fiengen an Ro-
derigen
bis aufs Hemd auszuziehen,
und ihm alle Ficken durchzuſuchen.

Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="76"/>
mehr aber durch einen Raths-Die-<lb/>
ner angefri&#x017F;cht wurden, welcher wie<lb/>
ein Galeeren-Bube &#x017F;chrie: Nehmet<lb/>
ihn gefangen, haltet ihn fe&#x017F;te, &#x017F;ehet<lb/>
euch vor, daß er euch nicht entwi&#x017F;che;<lb/>
nach dem Zeichen, das man mir gege-<lb/>
ben hat, i&#x017F;t es der Ra&#x0364;uber, den wir<lb/>
&#x017F;uchen. Wie &#x017F;ich <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Roderige</hi></hi> gefan-<lb/>
gen, und mit einem Nahmen benen-<lb/>
net &#x017F;ah, den erh &#x017F;ehr wohl verdien-<lb/>
te; &#x017F;o wurde er &#x017F;o be&#x017F;tu&#x0364;rzt, daß er,<lb/>
an &#x017F;tatt zu antworten, auf alle Fra-<lb/>
gen, welche der Raths-Diener an<lb/>
ihn that, nichts als &#x017F;tammlete und<lb/>
&#x017F;totterte. Seine Unruhe und Be&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
zung dienten nur zur <choice><sic>Vekra&#x0364;ftigung</sic><corr>Bekra&#x0364;ftigung</corr></choice>,<lb/>
daß er der wa&#x0364;re, nach dem &#x017F;ie lie-<lb/>
fen. Man ließ ihn in die Kammer<lb/>
treten, welche der Wirth ihm bey &#x017F;ei-<lb/>
ner Ankunft gegeben, wohin alle<lb/>
Gerichts-Knechte aus der Stadt ka-<lb/>
men, um gerichtliche Hu&#x0364;lfe zu lei-<lb/>
&#x017F;ten, und heimlich mitzunehmen, was<lb/>
&#x017F;ie ab&#x017F;eiten und &#x017F;chlecht verwahrt an-<lb/>
treffen wu&#x0364;rden. Sie fiengen an <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Ro-<lb/>
derigen</hi></hi> bis aufs Hemd auszuziehen,<lb/>
und ihm alle Ficken durchzu&#x017F;uchen.<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Da</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0078] mehr aber durch einen Raths-Die- ner angefriſcht wurden, welcher wie ein Galeeren-Bube ſchrie: Nehmet ihn gefangen, haltet ihn feſte, ſehet euch vor, daß er euch nicht entwiſche; nach dem Zeichen, das man mir gege- ben hat, iſt es der Raͤuber, den wir ſuchen. Wie ſich Roderige gefan- gen, und mit einem Nahmen benen- net ſah, den erh ſehr wohl verdien- te; ſo wurde er ſo beſtuͤrzt, daß er, an ſtatt zu antworten, auf alle Fra- gen, welche der Raths-Diener an ihn that, nichts als ſtammlete und ſtotterte. Seine Unruhe und Beſtuͤr- zung dienten nur zur Bekraͤftigung, daß er der waͤre, nach dem ſie lie- fen. Man ließ ihn in die Kammer treten, welche der Wirth ihm bey ſei- ner Ankunft gegeben, wohin alle Gerichts-Knechte aus der Stadt ka- men, um gerichtliche Huͤlfe zu lei- ſten, und heimlich mitzunehmen, was ſie abſeiten und ſchlecht verwahrt an- treffen wuͤrden. Sie fiengen an Ro- derigen bis aufs Hemd auszuziehen, und ihm alle Ficken durchzuſuchen. Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/78
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/78>, abgerufen am 22.11.2024.