Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

der König sie sehr wohl empfangen hät-
te, als sie ihm einen Brief von der
Jnfantin aus Flandern über-
geben hätte. Sie setzten hinzu, daß
sie vollkommen schön wäre, und daß
sie in dem besten Gasthofe von ganz
Castilien auf dem Markte von
Cocobee eingekehret. Wie unsere
Reisende von ihnen weiter nichts her-
aus bringen konnten; so beschlossen sie,
in eben dem Hause abzusteigen, um
sie desto leichter zu erkennen. Sie ver-
fügten sich nahe bey das alte Schloß,
ihre Leute warteten da auf sie, sie
stiegen in die Gutsche, und wandten
sich durch das Brücken-Thor flugs
nach dem Hause, welches man ihnen
angezeiget hatte. Die Frau mit den
Sternen kam erst des Nachts wieder:
also konnte Don Ferdinand und
seine Gesellschaft sie nicht sehen; und
die Fragen, welche sie thaten, gaben
ihnen keine weitere Nachricht.

Laßt uns nun sehen, was sich un-
terdessen zu Viso zugetragen. Don
Ferdinand
hatte seinen Mantel in

der

der Koͤnig ſie ſehr wohl empfangen haͤt-
te, als ſie ihm einen Brief von der
Jnfantin aus Flandern uͤber-
geben haͤtte. Sie ſetzten hinzu, daß
ſie vollkommen ſchoͤn waͤre, und daß
ſie in dem beſten Gaſthofe von ganz
Caſtilien auf dem Markte von
Cocobee eingekehret. Wie unſere
Reiſende von ihnen weiter nichts her-
aus bringen konnten; ſo beſchloſſen ſie,
in eben dem Hauſe abzuſteigen, um
ſie deſto leichter zu erkennen. Sie ver-
fuͤgten ſich nahe bey das alte Schloß,
ihre Leute warteten da auf ſie, ſie
ſtiegen in die Gutſche, und wandten
ſich durch das Bruͤcken-Thor flugs
nach dem Hauſe, welches man ihnen
angezeiget hatte. Die Frau mit den
Sternen kam erſt des Nachts wieder:
alſo konnte Don Ferdinand und
ſeine Geſellſchaft ſie nicht ſehen; und
die Fragen, welche ſie thaten, gaben
ihnen keine weitere Nachricht.

Laßt uns nun ſehen, was ſich un-
terdeſſen zu Viſo zugetragen. Don
Ferdinand
hatte ſeinen Mantel in

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="74"/>
der Ko&#x0364;nig &#x017F;ie &#x017F;ehr wohl empfangen ha&#x0364;t-<lb/>
te, als &#x017F;ie ihm einen Brief von der<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Jnfantin</hi></hi> aus <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Flandern</hi></hi> u&#x0364;ber-<lb/>
geben ha&#x0364;tte. Sie &#x017F;etzten hinzu, daß<lb/>
&#x017F;ie vollkommen &#x017F;cho&#x0364;n wa&#x0364;re, und daß<lb/>
&#x017F;ie in dem be&#x017F;ten Ga&#x017F;thofe von ganz<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Ca&#x017F;tilien</hi></hi> auf dem Markte von<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Cocobee</hi></hi> eingekehret. Wie un&#x017F;ere<lb/>
Rei&#x017F;ende von ihnen weiter nichts her-<lb/>
aus bringen konnten; &#x017F;o be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie,<lb/>
in eben dem Hau&#x017F;e abzu&#x017F;teigen, um<lb/>
&#x017F;ie de&#x017F;to leichter zu erkennen. Sie ver-<lb/>
fu&#x0364;gten &#x017F;ich nahe bey das alte Schloß,<lb/>
ihre Leute warteten da auf &#x017F;ie, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;tiegen in die Gut&#x017F;che, und wandten<lb/>
&#x017F;ich durch das Bru&#x0364;cken-Thor flugs<lb/>
nach dem Hau&#x017F;e, welches man ihnen<lb/>
angezeiget hatte. Die Frau mit den<lb/>
Sternen kam er&#x017F;t des Nachts wieder:<lb/>
al&#x017F;o konnte <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Don Ferdinand</hi></hi> und<lb/>
&#x017F;eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;ie nicht &#x017F;ehen; und<lb/>
die Fragen, welche &#x017F;ie thaten, gaben<lb/>
ihnen keine weitere Nachricht.</p><lb/>
        <p>Laßt uns nun &#x017F;ehen, was &#x017F;ich un-<lb/>
terde&#x017F;&#x017F;en zu <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Vi&#x017F;o</hi></hi> zugetragen. <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Don<lb/>
Ferdinand</hi></hi> hatte &#x017F;einen Mantel in<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0076] der Koͤnig ſie ſehr wohl empfangen haͤt- te, als ſie ihm einen Brief von der Jnfantin aus Flandern uͤber- geben haͤtte. Sie ſetzten hinzu, daß ſie vollkommen ſchoͤn waͤre, und daß ſie in dem beſten Gaſthofe von ganz Caſtilien auf dem Markte von Cocobee eingekehret. Wie unſere Reiſende von ihnen weiter nichts her- aus bringen konnten; ſo beſchloſſen ſie, in eben dem Hauſe abzuſteigen, um ſie deſto leichter zu erkennen. Sie ver- fuͤgten ſich nahe bey das alte Schloß, ihre Leute warteten da auf ſie, ſie ſtiegen in die Gutſche, und wandten ſich durch das Bruͤcken-Thor flugs nach dem Hauſe, welches man ihnen angezeiget hatte. Die Frau mit den Sternen kam erſt des Nachts wieder: alſo konnte Don Ferdinand und ſeine Geſellſchaft ſie nicht ſehen; und die Fragen, welche ſie thaten, gaben ihnen keine weitere Nachricht. Laßt uns nun ſehen, was ſich un- terdeſſen zu Viſo zugetragen. Don Ferdinand hatte ſeinen Mantel in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/76
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/76>, abgerufen am 22.11.2024.